ernst genommen hat und wer der Meinung ist, daß alles gut ist was uns die
Presse, Bankwelt und Politik vorgaugelt, sollte sich mit dem nachfolgenden
Referat von Herrn Ole Ohlenbostel nochmals beschäftigen. (Empfehlung Ihrer
Redaktion) Und bedenken Sie, daß durch unser Schweigen und Nichthandeln all
dies geschehen konnte. Von Menschen gegen Menschen geschaffen.
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Der moderne Kapitalismus als höchstes Stadium der organisierten Kriminalität.
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Meine Damen und Herren,
was ist der Unterschied zwischen Kapitalismus und Kommunismus?
Nun, Kapitalismus bedeutet, daßMenschen andere Menschen ausbeuten. Und beim
Kommunismus? Da ist es genau umgekehrt.
Je nach Betrachtungsweise könnte man dies als witzig bezeichnen, aber das
heutige Thema ist ernster Natur. Wir befinden uns im Krieg, in einem
Wirtschafts- und Finanzkrieg, der mit brutalsten Mitteln ausgetragen wird.
Etwas Passendes dazu aus dem Jahre 1925:
Ich bin stärker als sämtliche Armeen der Welt.
Ich habe mehr Menschenleben zerstört als alle Kriege der Welt.
Ich bin tödlicher als Bomben und ich habe mehr Heime verwüstet als die
mächtigste Belagerungskanone.
Ich vernichte jedes Jahr Tausende von Lohnarbeitern.
Ich erscheine an ungesehenen Stellen und tue dort am meisten Arbeit, wo ich
am wenigsten vermutet werde.
Ich bin unstet und überall - in der Fabrik, im Hause, auf der Straße und auf
der See.
Ich bringe Krankheit, Hilflosigkeit und Tod, und dennoch suchen nur wenige
mich zu meiden.
Ich bin euer ärgster Feind.
Ich bin der Kapitalismus.
Ich füge etwas hinzu:
Der moderne Kapitalismus ist das höchste Stadium der organisierten
Kriminalität.
Die Ausbeutung unseres Landes war immer und fand auf vielen Ebenen statt. Im
Rahmen
dieses Vortrages kann ich nur wenige Punkte herausgreifen. Konzentrieren wir
uns auf die
Machenschaften der US-Amerikaner.
Die erste große Welle schwappte kurz nach dem Zusammenbruch des Reiches über
Deutschland. Zahlreiche US-Konzerne - unmöglich alle aufzuführen - machten
sich breit, um den Honig des beginnenden Wiederaufbaus abzusaugen. Die
schnellsten waren wohl Coca-Cola, die sich schon 1945 hier etablierten.
Über diese Entwicklung schrieb der damalige Spiegel-Redakteur Kurt Blauhorn
das
aufsehenerregende Buch Ausverkauf in Germany, welches 1967
erschien.
Trotz der Übermacht der US-Konzerne gelang es in einem unglaublichen
Kraftakt, die
deutsche Wirtschaft wieder aufzubauen und an die Weltspitze zu führen. Das
haben wir nicht den Heinzelmännchen zu verdanken, meine Damen und Herren,
sondern den deutschen Männern und Frauen, die sich auf ihre Tugenden
besannen. Nämlich Tüchtigkeit, bestehend auf Fleiß, Erfindungsgabe und
Organisationstalent getragen von dem unerschütterlichen Glauben an die
Zukunft unseres Volkes. Begleitet wurde die Aufbauleistung von weitsichtigen
Politikern, die gabs damals noch.
Folgende Bereiche der Ausbeutung möchte ich heute ansprechen:
Kapitel 1 - Plünderung der Unternehmen
Fallbeispiele: Grohe, Telekom, DSD
2 - Plünderung der Kommunen (Cross-Border-Leasing)
3 - Plünderung der Wohnungsbestände
4 - Plünderung durch Kreditverkauf
Weitere Bereiche wie z.B. die Landwirtschaft konnte ich nicht behandeln, das
würde den
Vortrag zeitmäßig sprengen.
Die Dimension des Ausverkaufes ist gewaltig. Mittlerweile befinden sich ca.
5.800 deutsche
Unternehmen in der Hand von Heuschrecken. Und die sind mit rd. 600.000
Mitarbeitern der
größte Arbeitgeber. Und der Ausverkauf geht weiter. Rücksichtslos und ohne
moralische
Hemmungen.
Aber nun zur zweiten Welle, die heute zu einem gewaltigen Tsunami angewachsen
ist.
1986 beginnend hat sich in den USA eine Kaste gebildet, die sich vornehm als
Privatinvestoren bezeichneten. Klingt irgendwie seriös und wir werden noch
erfahren, wer
sich dahinter verbirgt.
Weitgehend unbemerkt, setzten die Herren zum Angriff an, nämlich die
Ausplünderung
unseres Landes. Wie der Spiegel später treffsicher vermerkte Schluß-
und Ausverkauf der
Deutschland AG.
Der 19.11.04 war ein denkwürdiger Tag. Denn da hielt Franz Müntefering eine
Rede vor der
Friedrich-Ebert-Stiftung in Berlin. Er geißelte die
verantwortungslosen Heuschreckenschwärme, die im Vierteljahrestakt den
Erfolg messen, Substanz absaugen und Unternehmen kaputtgehen lassen, wenn sie
sie abgefressen haben.
Im April 2005 wiederholte er seine Anschuldigungen gegenüber der Bild am
Sonntag. Damit stieß er die sog. Heuschrecken-Debatte an, was übrigens zum
Unwort des Jahres erklärt wurde.
Und dann gings los. Stern, Spiegel und das IG-Metall-Magazin brachten
ausführliche
Berichte, garniert mit Heuschrecken-Titelbildern. Schon meldete sich Michael
Wolffsohn und beschimpfte Münte. Der Hinweis Heuschrecke stamme aus dem
Wörterbuch von Unmenschen. Er sei Nachahmer der NS-Hetzpropaganda.
Eine wahrlich abenteuerliche Kombination, finden Sie nicht auch?
Münte sei Dank, daß die geheimnisvollen Herren, die so gern im Dunkeln
agieren, ans
Tageslicht der Öffentlichkeit gezerrt wurden.
Also ich meine, die Bezeichnung Heuschrecken ist viel zu niedlich. Machen wir
mal einen
Ausflug in die Tierwelt. Gefährliche Tiere zuhauf, Haie, Krokodile, Piranhas,
Geier, Kraken
und Würgeschlangen.
Und die Gene dieser gefährlichen Spezies scheinen sich in der Gestalt der
Investoren
gemeinsam versammelt zu haben. Aus dieser brisanten Mischung entstand ein
neuer Begriff:
der Raubtier-Kapitalist (stammt nicht von mir, sondern von Heiner Geißler).
Es. gibt auch Stimmen, die behaupten, dass Hannibal Lector dagegen ein
Waisenknabe sei.
Die Gruppierungen der Plünderer:
1. Private Equity (privates Beteiligungs-Kapital)
2. Hedge-Fonds
3. Sonstige wie Banken.
Befassen wir uns mit Punkt 1, die aggressivsten Ausbeuter:
1. KKR Kohlberg, Kravis & Roberts
Gründung 1987 durch Henry Kravis, Jerome Kohlberg, Georg Roberts. Übernahme
von 150
Groß-unternehmen. Verwaltung von rd. 100 Mia. Beteiligungskapital.
Erstprojekt war die Übernahme von Nabisco (National Bisquit Comp.), USA. So
ziemlich der
größte Lebensmittel- und Tabakkonzern der Welt, 1987. Mit einer rigorosen
Kampfstrategie
sondergleichen, wurde der Konzern zerschlagen und ausgeplündert.
Hierüber erschien 1991 das preisgekrönte 600-Seiten-Buch Die
Nabisco-Story.
2. Blackstone-Group
Gründung 1986 durch Stephen Schwarzman. Hält Kapitalbeteiligungen über 88
Mia..
Jahreseinkommen 250 Mio.$. Kürzlich in eine AG umgewandelt. Gewinn 400 Mio.$.
3. Texas Pacific Group
Gründung 1993 durch David Bonderman. Berater: Theo Waigel.
4. Carlyle-Group
Gründung 1989 durch David Rubinstein. Berater: Ex-Premier John Major Ex-US
Außenminister James Baker.
5. Cerberus-Group
Gründung durch Stephen Feinberg.
Bekanntlich der Name des vielköpfigen Höllenhundes, der die Unterwelt
bewacht. Wenn man die bisherige Vorgehensweise betrachtet, dann passt der
Name perfekt.
Eins haben sie alle gemeinsam: sie halten sich für die Herren des Universums.
Ihr Motto: wir handeln global, wir handeln brutal, aber niemals sozial.
Und noch eine Gemeinsamkeit: allerbeste Beziehungen weltweit in Politik und
Wirtschaft.
Angela Merkel und Peer Steinbrück schauen schon mal bei Mr. Schwarzman in New
York
vorbei, wenn sie jenseits des Atlantik weilen.
Man zeigt seine Macht. Kürzlich feierte Schwarzman seinen 60. Geburtstag in
New York.
Und alle kamen. 1500 Größen aus Politik, Wirtschaft und Kultur. Rockstar Rod
Stewart
kassierte 1 Mio.$ für 1 Stunde Auftritt.
Aber das wurde von David Bonderman noch getoppt. Auf seiner Geburtstagsparty
gaben die
eingeflogenen Rolling Stones ein Privatkonzert für 10 Mio.$.
Wie gehen die Geier vor?
Maxime ist Buy it, strip it, flip it = kaufen - ausschlachten -
abstoßen.
Überflüssig zu sagen, daß damit eine unglaubliche Skrupellosigkeit ohne
jegliche
gesellschaftliche Verantwortung einhergeht. Die Wertschöpfung und
Zukunftsinvestition der
Unternehmen wird vernichtet und damit die Lebensgrundlagen. Die Menschen
werden auf
dem Altar des Mammon geopfert.
Meine Damen und Herren, Menschen sind keine Handelsware, sondern Geschöpfe
Gottes. Aber Moral und Ethik hat bei dieser Spezies noch nie eine Rolle
gespielt. Fragen Sie doch mal einen Mitarbeiter und seine Familie, der seine
Lebensexistenz durch
Entlassung verloren hat, was er an Ängsten auszuhalten hat.
Übernahmen werden erreicht durch:
1. Verkauf des Unternehmens durch die Eigentümerfamilie
2. Erwerb der Aktienmehrheit
3. Verkauf von Unternehmensteilen/Tochterfirmen Konzentration auf unsere
Kern-
Aktivitäten
4. Kreditgewährung für Expansionszwecke.
Die Ausplünderung - Kapitel 1
Planung des Angriffskrieges:
Im Visier Topunternehmen des gehobenen Mittelstandes.
Das anvisierte Unternehmen wird gründlich durchleuchtet. Schwachstellen wie
Stärken
werden analysiert. Dann folgen die ersten Direktgespräche mit den
Anteilseignern.
Umfangreiche Analysen und Bewertungen werden gefertigt. Eingebunden sind
ganze Heerscharen von Beratern, Spezial-Anwälten, Wirtschaftsprüfern,
Steuerexperten, Banker, die Millionenhonorare im Auge haben.
Der Sieg:
Die Verträge - bis 10.000 Seiten - sind abgeschlossen bzw. die Aktienmehrheit
vorhanden.
Die Führungskräfte sind versorgt, werden z.T. am Unternehmen mit daran
beteiligt. Man
braucht sie ja noch. Später sollen sie die Grausamkeit begehen,
Massenentlassungen
vorzunehmen.
Das Schlachtfest beginnt:
Die Maske fällt. Aus vermeintlichen Partnern werden gnadenlose Filettierer.
Wieder rücken
scharenweise Berater an, die nur eine Zielvorgabe haben: Profitmaximierung.
Nun passiert es:
1. Personalentlassungen bei Lohnkürzungen und Mehrarbeit
2. Verkauf von lukrativen Unternehmensteilen
3. Verkauf von Immobilien
4. Auflösung von Reserven
5. Stop von Investitionen und Forschung
6. Herausziehung maximaler Liquidität
7. Belastung mit der Kreditfinanzierung.
Die Ausplünderunq - Kapital 1 a
Friedrich Grohe AG in Hemer
Eine Perle in der deutschen Industrielandschaft. Weltmarktführer mit
Badarmaturen. 1 Mia.
Umsatz pro Jahr. 10 % Umsatzrendite. Eigenkapitalquote 50 %, also
grundsolide.
Im Dezember 1998 verkaufte Familie Grohe das Unternehmen und zog sich in die
Schweiz
zurück. Käufer war die Heuschrecke BC-Partner. Kaufpreis 1 Mia..
Das Ausschlachten beginnt:
wie üblich wurde die Übernahme fremdfinanziert. Dann wurde die AG von der
Börse
genommen, es erfolgte ein Kapitalschnitt über 250 Mio.. Dazu kam eine
Dividendenausschüttung, die Gesamtentnahme belief sich auf 350 Mio..
Die Schulden
wurden natürlich dem Unternehmen aufgebürdet und damit die Zins- und
Gebührenlasten.
Aber jetzt gehts richtig los:
Denn im Sommer 2004 wurde das
Unternehmen schon wieder verkauft. An die Texas Pacific-Group David
Bonderman. Kaufpreis 1,5 Mia.. Zusätzlicher Gewinn für BC 500
Mio. und das in 5 Jahren.
Und die neuen Herren greifen durch, aber wie:
Mc-Kinsey erstellt ein 100-seitiges-Gutachten. Abbau von 3000 Mitarbeitern,
Produktionsverlagerung nach China, Logistiksteuerung nach Polen. Hier nur
noch Verwaltung und Designabteilung. Produktionsstätte Herzberg wird
geschlossen. Bürgermeister Michael Oecknigk: Grohe ist für unsere
10.000-Einwohner-Stadt der größte Arbeitgeber und Steuerzahler. Das ist für
uns der Todesstoß.
Produktionsstätte Porta Westfalica. BM Stephan Böhme: wir sind empört und
stehen mit
geballten Fäusten hilflos daneben. Was passiert nach dem Personalabbau mit
den hunderten Familien?
Grohe will jährlich 150 Mio. Einsparungen beim Einkauf erreichen. Das
führte bei den
Zulieferfirmen zu Auftragsrückgängen und Arbeitsplatzverlusten. Die Folgewirkungen
sind
unübersehbar.
Und heute? Die Produktion ging nicht nach China. Dafür wurde 1/3 des
Personals entsorgt
und gleichzeitige Lohnkürzungen. Auf Biegen und Brechen soll eine Rendite von
28 % per
Jahr erreicht werden. Fragen der Mitarbeiter nach der sozialen Verantwortung
der Investoren wurden nicht beantwortet. Vorstandschef Körfer-Schün, als die
Seele von Grohe bezeichnet, muss sein Lebenswerk verlassen und geht.
Seitdem führt der Engländer David Haines die Geschäfte.
Grohe lebt noch und macht gute Umsätze. Das einst stolze Weltunternehmen ist
mit 1 Mia.
Kreditschulden belastet. Die Aufwendungen dafür führen zu roten Zahlen, der
Fiskus geht
leer aus.
Die Ausplünderunq - Kapitel 1 b
Vorhang auf, Trommelwirbel, Tusch:
es erscheint auf der Bühne Aaron Lebowitsch.
Nie gehört? Doch, Sie kennen doch alle Ron Sommer .
Es ist derselbige.
Am 15.05.95 wurde er zum Vorstandsvorsitzenden gekürt. Wo? Bei der Dt.
Telekom. Und
damit wären wir beim Thema.
1996 der Börsengang mit einem Riesen-Werbeaufwand, um die sog. Volksaktien
beim
Kleinanleger populär zu machen. Jeden Tag musste man Manfred Krug ertragen.
Und was sagte Ron Sommer ?
Die Telekom-Aktie ist so sicher wie Ihre Rente. Und alle
glaubten es, kauften wie verrückt, Rentner lösten ihre sauer ersparten
Rücklagen auf, zumal der Aktienkurs ausge-hend von 14 immer weiter
stieg. Es war eine Mischung aus Gier und Wahnsinn. Woran ich mich nicht
beteiligte, ich sah das Desaster kommen.
Ja und als der Kurs irgendwo in Baumwipfelhöhe von 100 lag, platzte
die Blase und der
Kurs ging auf 9 zurück. Die Kleinaktionäre verloren 2 Mia..
Auch eine Variante der
Ausplünderung.
Ron Sommer war nicht mehr zu
halten und gab am 16.07.02 seinen Rücktritt bekannt.
Angeblich belief sich seine Abfindung im hohen 2-stelligen Millionenbereich.
14.000 Kleinaktionäre verklagten daraufhin die Telekom. Auch amerikanische
Kläger
reichten eine Sammelklage ein. Unter Berücksichtigung des hohen
Prozessrisikos in den USA zahlte die Telekom 95 Mio. + 17 Mio.
Anwaltskosten.
Grund der Klagen waren die geschönten Angaben im Verkaufsprospekt. Es ging ja
um die
erhöht angesetzten Immobilien, was sich bilanzmäßig sehr wohltuend auswirkte
und den
Aktienkurs beflügelte.
Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft wurden eingestellt.
Und wenn Sie glauben, Ron Sommer
ist in der Versenkung verschwunden, irren Sie sich. Er bleibt uns erhalten,
denn Blackstone hat ihn als Berater angeheuert. Es wird spannend, denn Sie
fragen, wofür?
Die Antwort ist einfach: Angriff auf die Telekom.
Man sitzt zusammen, man einigt sich schnell. Im April 2006 verkauft Herr
Steinbrück an
Herrn Schwarzman 4,6% der Telekom, wobei dies mit einem Sitz im Aufsichtsrat
verbunden
ist.
Und wie schwärmte doch gleich Finanzminister Steinbrück:
Blackstone kann und wird einen erheblichen Beitrag dazu leisten, die
Chancen und
Potentiale der Telekom zu mobilisieren und auszuschöpfen.
Ich zitiere aus dem Buch Der Heuschrecken-Faktor:
Der Bund als Haupteigner mit 32% hat sich mit der Heuschrecke verbündet und
ihr
Unterstützung zugesagt. Damit reicht der Einfluß von Blackstone viel weiter,
als der kleine
Anteil oder Sitz im Aufsichtsrat vermuten läßt.
Blackstone demonstrierte Stärke, Kai-Uwe Ricke als Vorstandschef wird für den
schlechten
Aktienkurs verantwortlich gemacht, wird abserviert. Mr. Schwarzman äußert
mehrfach seine
Unzufriedenheit über die nach seiner Ansicht unterbewertete Telekom. Und was
sehen wir
jetzt? Massenentlassungen und Gehaltskürzungen. Immerhin, die Mitarbeiter
wehren sich, Sie erinnern den 4-wöchigen-Streik.
Unter Ron Sommer wird die
technologische Zusammenarbeit mit Israel forciert. Und
fortgesetzt, denn im vergangenen Jahr eröffnete die Telekom zusammen mit der
Ben-Gurion-Universität ein Forschungs- und Entwicklungsinstitut dort.
Schwerpunkt ist die
Informationstechnologie.
Es geht weiter voran. Am 07.10.07 unterzeichnete Rene Obermann, jetziger
Vorstandschef
der Telekom, in Jerusalem eine Vereinbarung mit dem Ministerium für
Industrie, Handel und Arbeit. Es geht um die Zusammenarbeit auf dem Gebiet
der Informations- und
Kommunikationstechnologie.
Und was sagt Herr Obermann dazu?
Die Vertragsunterzeichnung bedeutet eine weitere Vertiefung der
erfolgreichen und
langjährigen Zusammenarbeit mit israelischen Unternehmen und Institutionen.
Der extrem
anwendungsorientierte Ansatz israelischer IT-Firmen ermöglicht es der Dt.
Telekom,
zukunftsweisende Lösungen für innovative neue Dienstleistungen schnell in
kommerzielle
nutzbare Produkte umzusetzen.
Den letzten Satz habe ich immer noch nicht verstanden. Aber wahrscheinlich
liegt das an
meiner bescheidenen Intelligenz. Sie können sich seine Aussagen auf der
Webseite der Telekom gern ansehen und zu Gemüte führen.
Die Frage sei erlaubt: haben wir in unserem Land nicht genügend
hochqualifizierte ITUnternehmen?
Vielleicht ist Herr Obermann ja so gütig und weiht mich in die verschlungenen
Pfade der Hochtechnologie ein, damit meine Gedanken wieder in richtige Bahnen
gelenkt
werden.
Die Ausplünderunq - Kapitel 1 c
Und nun ein Stück aus dem Tollhaus:
DSD Duales System Deutschland AG Der grüne Punkt.
Kennen Sie bestens, denn Sie sind dabei. Jeden Tag. Ob Joghurtbecher oder
Milchtüte,
Glasbehälter oder Plastiktüte, Sie zahlen über Ihren Einkaufspreis die
Entsorgung, und zwar reichlich.
1990 erfolgte die Gründung durch einen Verbund der Lebensmittel- und
Verpackungsbranche. Ein Gewinn wurde nicht angestrebt, es ging ja nur um
Verwertungspflichten. Wers glaubt, setzt sich den Hut mit der
Kneifzange auf und rennt
verkehrt durch eine Einbahnstraße.
Satte Gewinne wurden gemacht bei einem Jahresumsatz von 1,7 Mia.,
natürlich zu Lasten
des Konsumenten. Hunderte von Millionen wurden durch diese überhöhten
Preise angehäuft. Ende 2003 belief sich der Kassenbestand auf sage und
schreibe rd. 900 Mio. Auf Druck des Europäischen Gerichtshofes verpflichtete
das Bundeskartellamt das DSD, sich von den Anteilseignern zu trennen,
außerdem 75% der Aktien zu veräußern. Sinn war, das Monopol zu brechen und
mehr Wettbewerb zuzulassen. Wörtlich Das Bundeskartellamt erwartet,
daß sich die DSD AG bis Ende 2004 dem Kapitalmarkt öffnet. Klar, daß
die Finanzhaie sofort ihr Maul bis zum Anschlag aufrissen.
Wie von Zauberhand geführt, stand sofort KKR auf der Matte, das DSD zu
übernehmen. Der
Kauf wurde vom Aufsichtsrat des DSD in Windeseile genehmigt, angeblich
innerhalb von 53 Minuten. Was bei diesem Geschacher ablief, ist bis heute von
Nebelwolken umhüllt.
Kaufpreis war 260 Mio.. Dazu gründet KKR die Fa. DUI Deutsche Umwelt
Investment. Die
kauft das DSD und fremdfinanziert 160 Mio.. Sodann erfolgt die
Verschmelzung der Firmen
miteinander. Und damit liegen die Kreditschulden beim DSD. Also zahlte KKR
ganze 100
Mio.. Übrigens haben unabhängige Fachleute den Wert des DSD auf 1,4 - 1,6
Mia.
geschätzt.
In Jahre 2005 wird die zweite Raketenstufe gezündet. Umwandlung der AG in
eine GmbH.
Die liquiden Mittel von rd. 500 Mio. werden herausgezogen und an die
Gesellschafter
ausgezahlt. Der GmbH Gesellschafter ist die Blacksmith Holding im
Steuerparadies Luxemburg. Ein Unternehmen - Sie ahnen es - von KKR.
Kritik wird laut. NRW-Verbraucherministerin Bärbel Höhn fordert, daß die
Zwangsabgabe
aus den Rücklagen an die Verbraucher zurückgezahlt wird. Berechtigt, bleibt
aber trotzdem
ein frommer Wunsch. Wörtlich sagt sie das Duale System ist nichts
weiter als eine
Gelddruckmaschine. Klar, was denn sonst.
Die Kritik wird lauter. Das DSD gerät unter Druck. Gelbe Tonnen und Säcke
haben
ausgedient. Moderne Sortieranlagen trennen selbstständig den Müll. Aber das
DSD verteidigt die lukrative Sortierung mit Zähnen und Klauen.
Es wird interessant. Verschiedene Strafanzeigen führen dazu, daß die
Staatsanwaltschaft
Köln gegen DSD- und KKR-Manager wegen Untreue ermittelt. Im Kern geht es
darum, daß
das DSD viel zu billig verscherbelt wurde.
Dieser Vorgang - zu Lasten der Verbraucher - ist ein Meisterstück des
Raubtier-Kapitalismus. Warten wir ab, ob es den Staatsanwälten gelingt, den
Nebel ein wenig zu lichten. Zweifel sind angebracht.
Die Ausplünderung - Kapitel 2
Cross-Border-Leasing =
Grenzüberschreitende Vermietung bzw. Verkauf unter Ausnutzung
steuerrechtlicher
Möglichkeiten.
Die Gewerbesteuer-Einnahmen brechen ein. Die Kassen der Kommunen sind leer.
Der
Pleitegeier sieht sich schon mal näher den Stadtkämmerer an. Man sucht
verzweifelt nach
neuen Einnahmequellen. Flugs stehen unsere beliebten Heuschrecken parat, um
Hilfe anzubieten, natürlich völlig uneigennützig, versteht sich.
Das Finanzierungsmodell klingt einfach und ist doch in der Praxis sehr
kompliziert.
Die Kommune verkauft Eigentum, z.B. Kanalnetz, Kraftwerk, MVA, Messehallen,
Straßenbahn, Wasserversorgung usw. an einen US-Investor. Und mietet sofort
wieder zurück.
Vertragslaufzeit 100 Jahre mit Option zum Rückkauf nach 25 Jahren.
Nach dem US-Steuerrecht kann der Investor seine Auslandsinvestition mit bis
zu 35%
abschreiben. Die Kommune erhält aber lediglich den sog. Barwertvorteil mit
wenigen
Prozenten. Der Gewinn entsteht also nicht durch Wertschöpfung, sondern durch
Verluste des US-Fiskus.
Beispiel:
Kommune verkauft ein Objekt für 1 Mia. an den Investor. Der erhält
35%_ 350 Mio. vom
US-Fiskus. Die Kommune bekommt 20 Mio. . Und die Differenz von 980
Mio. ? Die erhält
die kredit-gebende Bank als Sicherheit. Sie ahnen es, schon wieder sind
Hunderte von Beratern für Millionenhonorare unterwegs, um die
Vertragsgestaltung vorzunehmen.
Die Verträge sind grundsätzlich in englischer Juristensprache abgefaßt. Haben
bis zu 2.000 Seiten, die sich in zahlreiche Zusatzverträge aufspalten.
Gerichtsstand ist immer USA, vornehmlich New York.
Raffinierte Verträge, die Kommunen tragen das ganze Risiko, nämlich
Objektuntergang,
Stilllegung, mangelhafte Nutzung, ungenügende Investitionen und Pflege. Wird
dagegen
verstoßen, ist die Kommune vertragsbrüchig geworden. Haftet also für Beträge,
die ein
Vielfaches des Barwertvorteils übersteigen. Außerdem das Risiko, falls sich
die USSteuergesetzgebung nachteilig ändert.
Weiter verpflichtet sich der Vertragspartner, den Investor unter allen
Umständen geheim zu
halten.
Die Verantwortlichen auf unserer Seite sind völlig überfordert, die Brisanz
dieser
komplizierten Verträge zu übersehen, zumal in Englisch. Parlamentarier
erhalten praktisch nie die Verträge zur Einsicht, man hatte ja
Vertraulichkeit zugesichert.
Zwischenzeitlich sind rd. 200 Großobjekte von den Stadtverwaltungen und Bahn
für ca. 100
Mia. verkauft worden. Oder anders gesagt, für ein Linsengericht
verscherbelt worden.
Einige Beispiele:
Kabelnetz/ Wasserversorung:
Düsseldorf - Wert 600 Mio.
Stuttgart Wert 1 Mia.
Köln Wert 1,8 Mia.
Kraftwerke Dresden - Wert 415 Mio.
Düsseldorf - Wert 600 Mio.
MVA Berlin - Wert 300 Mio.
Aachen - Wert 325 Mio.
Wuppertal - Wert 380 Mio.
Hamburg
Kläranlagen, MVA, Hochbahn - Wert 2 Mia.
DB, IC-Züge, Lokomotiven - Wert 1 Mia.
Die Liste lässt sich seitenlang fortsetzen.
Weitere Objekte wurden verkauft. Immobilien wie Krankenhäuser und
Messehallen,
Schienennetze.
Bedenken Sie bitte, daß die Investoren von diesen gewaltigen Summen nur
wenige Prozente den deutschen Institutionen großzügig überlassen haben, also
einen kleinen Wurstzipfel.
Aber es gibt auch Positives zu berichten.
Der weitere Verkauf von 27 Schulzentren wurde 2003 durch die Stuttgarter
Bürgerinitiative
verhindert. Erreichbar wurde dies durch Aufklärungsveranstaltungen,
Menschenketten,
80.000 Flugblätter, 12.000 Unterschriften empörter Bürger.
Massive Bürgerproteste und 40.000 Unterschriften, stoppten in Frankfurt den
Verkauf des UBahn-Schienennetzes.
Und noch etwas Positives. Die US-Finanzbehörden lassen die Abschreibung nicht
mehr zu, da es sich um ein reines Steuersparmodell handelt, welches
hauptsächlich vom Steuerparadies Cayman-Inseln erfolgte.
Ungeklärt ist aber, ob die deutschen Kommunen für den Ausfall aufkommen
müssen. Die
Verträge sehen es ja vor.
Die Ausplünderung - Kapitel 3
Ausverkauf dt. Wohnungsbestände
Still und wenig bemerkt kaufen die US-Geldhaie seit 1999 Hunderttausende von
Sozialwohnungen auf.
Lt. einer Studie des Bundesamtes für Bauwesen wurden in den letzten Jahren
1,5 Mio.
Wohnungen für 50 Mia. an Investoren verkauft. Bis 2 Mio. sollen die
nächsten Jahre
dazukommen.
Wer sind die Käufer?
Fortress, Terra Firma vertreten durch Annington, der Höllenhund Cerberus,
Blackstone.
Daneben tummeln sich noch weitere Heuschrecken.
Wer sind die Verkäufer?
Ein buntes Konglomerat, Kommunen, Versicherungen, Konzerne, Eisenbahn,
Gewerkschaft.
Einige Zahlen:
152.000 Wg. für 7 Mia. von Viterra (Tochter von EON)
100.000 Wg. (Deutsche Bahn AG)
66.000 Wg. GSW Berlin (Gemeinnützige Siedlungs- und Wohnungsbauges.)
Werkswohnungen von RWE, ThysssenKrupp usw.
Ein besonderer Fall die BFA.
2004 war es soweit, man konnte kaum noch die Renten auszahlen. Also beschloß
die
Bundesregierung am 05.07.04 alle 81.000 Wohnungen an 147 Standorten durch
deren Tochter GAGFAH (Gemeinnützige AG für Angestellten-Heimstätten, Gründung
1918) zu verkaufen, d.h. zu verschleudern. Erlös 3,5 Mia. = pro
Wohnung 43.000 .
Raten Sie mal an wen? An den US-Heuschreck Fortress.
Was sagte Michael Sommer vom DGB?
Kollegen und Kolleginnen, wir dürfen nicht nur über die Heuschrecken
lamentieren, wir
müssen auch etwas gegen sie tun. Und was passierte daraufhin im
November 2005? Die Gewerkschaftsholding BGAG verkauft deren Bau-Becon-Gruppe
(vormals Neue Heimat) in Hannover mit 23.000 Wohnungen für ca. 1 Mia.
an Cerbe-rus. 1 Jahr später dann noch alle 37 Gewerkschaftshäuser.
Inzwischen hat Cerberus alles weiterverkauft für 1,7 Mia. . Gewinn
schlappe 700 Mio. .
Im Visier: 300.000 Wohnungen der LEG (Landesentwicklungsgesellschaft NRW
GmbH).
Das Kabinett hat den Beschluß zum Verkauf bereits gefaßt. Es wird mit
Fortress und
Annington verhandelt.
Am 02.07. konnten wir einen TV-Bericht vom WDR ansehen. Titel:
Heuschrecken im
Wohnzimmer. In dieser Sendung standen die Ängste, gerade der älteren
Bewohner, im
Mittelpunkt.
Eine aktive Volksinitiative versucht den Verkauf zu stoppen. Hoffentlich
gelingt es.
Lutz Freitag, Präsident
Gesamtverband dt. Wohnungsunternehmen: mit 50 Jahren
erfolgreichen sozialen Wohnungsbau wurden Goldadern gelegt, die jetzt gehoben
werden.
Verstehen kann ich das Handeln der Kommunen nicht, das ist glatter
Selbstmord. Durch den beschlossenen Verkauf verliert die Wohnungspolitik das
Instrument der sozialen Gestaltung.
Sie wissen sicher, dass die SPD am 28.10. das neue Grundsatzprogramm in
Hamburg
beschlossen hat. Was lese ich auf Seite 34 unter Vorsorgende Sozialpolitik in
den
Kommunen?
Wir unterstützen das Bemühen der Kommunen, bezahlbaren Wohnraum
bereitzuhalten.
Und warum verkaufen SPD-geführte Kommunen riesige Wohnungsbestände? Eine
seltsame Logik liegt darin.
Die Vorgehensweise:
Die Kaufpreise bewegen sich zwischen 500 + 800 per qm.
Die Kaufpreise werden bis zu 80/90% bankfinanziert. Rest erfolgt aus einem
Fond. Die
Banken verbriefen die Darlehen und verkaufen sie über die internationalen
Kapitalmärkte an die Hedgefonds.
Beliebt ist auch der Steuertrick. Für den Kauf eines Immobilienunternehmens
gründen die
sog. Investoren eine eigenständige Finanzierungsgesellschaft. Die wird dann
mit der eben
erworbenen Firma verschmolzen und mit den Krediten belastet. Also sofort rote
Zahlen, der
Fiskus sieht keinen Cent.
Wir kennen es. Auch hier wieder Hunderte von Beratern, Gutachtern, Anwälte,
Banker. Wie
werden die Renditesteigerungen erreicht?
1. Mieterhöhungen von 20%.
2. Optimierung der Bewirtschaftung = heißt Personalabbau
3. Verbriefung der Kredite
4. teilweiser Weiterverkauf an Mieter
5. mangelhafte Instandhaltung, Einsparung von Reparaturkosten.
Widerstand zwecklos? Keineswegs!
Beispiel Freiburg:
Was sagte 2002 der erste grüne Oberbürgermeister?
Mit mir gibt es keinen Ausverkauf der städtischen
Wohnungsbaugesellschaft. Es geht um
rund 8.000 Wohnungen. Und 2006? Da mußte er sein Wahlversprechen brechen, die
Schuldenlast hatte ihn eingeholt. Im Stadtrat fand sich schnell eine Mehrheit
für den Verkauf.
Aber dann das Wunder: Freiburg erhebt sich. Bürgerinitiativen bilden sich,
schließen sich
zusammen zur Einheit mit Sozis & Grüne, Gewerkschaften &
Sozialmieter, Konservative und
der Alt-Oberbürgermeister. Alle stemmten sich gegen den Ausverkauf. 40.000
Bürger
protestieren, überall Heuschrecken Plakate, Diskussionsabende.
Der Protest gewinnt Eigendynamik, der angestrebte Verkauf wird eliminiert.
Die Schlacht
wurde siegreich geschlagen.
Einigkeit macht stark. Bravo Freiburg!
Siege gab es auch in anderen Städten wie Köln und Rostock.
Die Ausplünderung - Kapitel 4 Kreditverkauf der dt. Banken:
Seit 2003 gehen immer mehr Banken dazu über, gewährte Kredite an unsere
geliebten USHeuschrecken zu verkaufen. Hauptsächlich handelt es sich um
Kredite für Immobilien,
Konsumenten, Unternehmern. Der Kaufpreis beläuft sich zwischen 40-60%.
Ziel der Banken ist es, wenig ertragreiche Kreditkunden loszuwerden. Man
nennt das
Bilanzbereinigung oder Neuausrichtung unser
Bankaktivitäten.
Der Verkauf erfolgt paketweise. Um die Attraktivität dieser Pakete zu
erhöhen, werden
unrentable aber auch regelmäßig bediente Kredite gemischt.
Die neuen Forderungsinhaber haben dabei nur ein Ziel, die schnelle
Rückzahlung der
Darlehen zu erreichen oder die zügige Verwertung der Sicherheiten.
Überflüssig zu erwähnen, daß dies mit Brutalmethoden erfolgt.
Kreditverkäufe 2003 = 3 Mia.
2004 = 12 Mia.
2005 = 20 Mia.
2006 = 30 Mia.
Eine wahrhaftig traurige Entwicklung.
Hauptverkäufer ist die Hypo Real Estate mit 5 Mia. , die Dresdner Bank
mit 6 Mia. .
Man nennt das Restrukturierungskultur, ich nenne das Aasgeierkultur, wobei
Kultur sicher
das falsche Wort ist. Gefährlich, wenn Unternehmenskredite verkauft werden.
Typische Beispiele:
Strumpfhersteller Kunert. Commerzbank verkauft die Darlehen an die Dt. Bank,
die
wiederum an einen Hedgefond. Die neuen Investoren wandelten die Schulden in
Firmenanteile um und hatten plötzlich die Mehrheit. Dann wurden 500
Mitarbeiter entlassen
usw.
KarstadtQuelle stand 2004 vor der Pleite. Dann wurden 300 Mio. als
Darlehen gewährt.
Dafür mußten 60 Mio. an Zinsen und Gebühren/Beratungen gezahlt
werden.
Und jetzt wird das Unternehmen gezwungen, zwecks Ablösung seine Immobilien zu
verkaufen. An die Goldmänner, nämlich Goldman Sachs.
Und jetzt kommen wir zur Rolle der öffentlich-rechtlichen Sparkassen, die
immer mehr bzgl.
der Kredit-verkäufe in Kritik geraten. Die Kunden haben viel Vertrauen in
ihre Sparkasse,
auch weil sich diese gern menschenfreundlich geben. Und nun fühlen sich immer
mehr
Kunden verraten und verkauft.
Greifen wir einen Fall heraus. Die StSpK Wedel verkaufte 636 Kredite. Ein
Handwerker aus
Wedel mußte plötzlich feststellen, daß sein Kredit über 30.000
verkauft wurde - ohne seine Zustimmung. Sein Anwalt bezeichnet das als
modernen Menschenhandel.
Und nun zu einer menschlichen Tragödie. Brigitte Alexander bewohnte mit ihrer
84-jährigen
Mutter in Wedel eine 3-Zi-Wohnung, die vor 12 Jahren gekauft und von der
Sparkasse
finanziert wurde. Ende 2005 geriet die Tochter in Arbeitslosigkeit, die
Tilgung nahm die
Mutter vor. Aufgrund des obigen Kreditverkaufes meldete sich die
Verwertungsgesellschaft
Crown Westfalen i. A. einer Heuschrecke. Sie forderte die Wohnung zu
verkaufen und das
Darlehen zu tilgen. Sonst Zwangsversteigerungsverfahren. Daraufhin wählte die
Mutter den
Freitod. Ermittlungen der Kieler Staatsanwaltschaft führten zu nichts.
Vorletzte Woche entschied das OLG Schleswig, dass auch Sparkassen - genau wie
Banken - berechtigt sind, Kredite zu verkaufen.
Als Folge der Kreditverramschung ist die Zahl der Zwangsversteigerungen,
Bankrotte und
Eintreibungs-methoden, nicht zu übersehen. Die Verbraucherzentralen geißeln
das Verhalten der Banken als höchst unmoralisch und nennen es Verrat am
Kunden.
Am 18.09.07 fand eine Anhörung im Finanzausschuß des Bundestages statt.
Anwesend
waren Vertreter der Geschädigten und Heuschrecken. Hauptsächlich bezog sich
die Anhörung darauf, daß die Vertrauensbasis für beide Seiten durch den
Kreditverkauf zerstört wird. Damit auch die Verletzung der Eigentums- und
Persönlichkeitsrechte. Selbstredend, dass die Banken jegliche Änderungen
ablehnen.
Vergangene Woche ist der Entwurf zum sog. Risikobegrenzungsgesetz
verabschiedet worden. Jetzt meldet sich die EU-Kommission und möchte den
Hypothekenmarkt in Deutschland liberaler gestalten. Was heißt, dass
nicht-bankliche Finanzierungsunternehmen neue flexible Produkte anbieten
können. Auch solle durch die Erhöhung von Beleihungswerten bis 120% größeres
Wachstum geschaffen werden. Der Vorteil für den Verbraucher: er hätte dann
mehr Geld für den Konsum zur Verfügung.
Also genau die Übertragung von US-Praktiken, die ja gerade total gescheitert
sind. Ein Stück aus dem Tollhaus, offenbar wünscht man sich noch mehr
Schuldner, die dann als abhängige Sklaven ihr Dasein fristen.
Deutsche Kaufmannstugenden sind a fond perdu. Es gilt nur noch das Gesetz des
Dschungels.
Und was tun unsere Politiker? Nichts! Im Gegenteil, ob Herr Eichel, Herr Glos
oder Herr
Steinbrück: alle heißen die sog. Investoren herzlich willkommen.
Aus einem Interview Peer Steinbrück glaubt, daß Hedgefonds geradezu
ein Segen für die
Volkswirtschaft des Landes sind, da sie für Liquidität sorgen. Er will die
Finanzinvestoren
nicht vertreiben.
Sicher hat er recht, was die Liquidität betrifft, damit sind natürlich die
Einnahmetaschen der
Investoren gemeint. Diverse Politiker arbeiten Hand in Hand mit den
Heuschrecken, z.B. Rudolf Scharping, Volker Rühe, Theo Waigel.
Schon 1998 hielt Ex-Bundeskanzler Schröder die Futtertöpfe für unsere
Heuschrecken bereit.
Da gabs die Stelle eines Bundesbeauftragten für Auslandsinvestitionen,
das war Hilmar
Kopper, damals Aufsichtsratsvorsitzender der Dt. Bank. Später erfolgte die
Umwandlung in Invest in Germany GmbH mit einem Jahresunterhalt
von 5 Mio. . Sitz in New York mit Außenstellen in Chicago und Los
Angeles.
Im November 2003 war Schröder in New York zu einem Treffen mit Vertretern
führender
US-Banken. Dabei hielt er eine Laudatio auf Sanford Weill, damaliger Chef der
Citi-Group.
Wobei er verkündete, ich bin stolz diesen Mann als meinen Freund
nennen zu dürfen, einen Mann mit Mut, Prinzipien und Visionen.
Und wie äußert sich Hans-Jürgen Papier, immerhin Präsident des
Bundesverfassungsgerichtes in einem Stern-Interview Mai 2005?
Herr Papier, sehen Sie auch Heuschreckenschwärme, die das Land kahlfressen?
A: Das ist nicht meine Sprache. Sie müssen mit mir über Recht reden.
Im GG Art. 14 heißt es: Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich
dem Wohle der
Allgemeinheit dienen.
Art. 74: Verhütung des Mißbrauchs wirtschaftlicher Machtstellung.
A: Das Eigentum wird durch die Verfassung geschützt, man darf es zum eigenen
Nutzen
verwenden. Daß manche Unternehmen durch Ausnutzung steuerlicher
Gestaltungsmöglichkeiten ihre Steuerpflicht auf Null drücken, ist eine andere
Frage. Das ist
Sache des Gesetzgebers, so etwas auszuschließen.
F: Verstoßen Renditeziele von 25% pro Jahr nicht gegen das Grundgesetz?
A: Was nicht gesetzlich verboten ist, das ist erlaubt.
Eines muß ich dem Herrn Präsidenten lassen: er hat eine Menge erzählt, aber
nichts gesagt. Offenbar sind die Heuschrecken tabu.
Ich möchte Mathias Richling, dem beliebten Kabarettisten ein wenig Konkurrenz
machen. Es folgt eine satirische Betrachtung mit dem Titel:
Offener Brief an unsere Bundeskanzlerin:
Verehrte Angela,
Retterin des Weltklimas, entschlossene Führerin der Bundesregierung,
strahlende Repräsentantin des Staates, mächtigste Frau der Welt,
Du besuchtest gerade Indien und wurdest mit Lob überschüttet. Premier Singh
überschlug
sich vor Anerkennung: In Kanzlerin Merkel haben wir einen großen
Staatsmann, einen Welt- Staatsmann und einen großen Freund unseres Landes.
Eine große Staatenlenkerin, eine große Anführerin der Welt. Große Aufgaben
kommen auf sie zu. Indien erwartet, daß sie eine
führende Rolle in der globalisierten Welt spiele.
Vor paar Wochen hat Dich der ehrenwerte Rabbi Schneier in New York zum Welt-
Staatsmann ernannt, wegen Deiner Verdienste. Welche Ehre, ich habe vor Glück
fast geweint.
Aber was Deine Verdienste betrifft, mir wollen einfach keine einfallen, aber
das ist sicher
altersbedingt. Ach ja und Henry Kissinger war auch dabei. Toll Deine
Dankesrede, die hat
dem Rabbi sicher gut gefallen.
Und am kommenden Dienstag wirst Du schon wieder geehrt. In Berlin mit dem
Leo-Baeck-
Preis. Oh Angela, jetzt bist Du bald die Herrin des Universums und machst
Gott Konkurrenz.
Welt-Staatsmann. Verstehe ich Dich richtig, daß Du nun für die Interessen der
ganzen Welt
verantwortlich bist? Hast Du überhaupt noch Zeit, dich um das Wohlergehen
Deines eigenen Volkes zu kümmern? Ich glaube kaum, denn Du bist ja pausenlos
auf Reisen. Du forderst die Einhaltung der Menschenrechte in China und
Russland. Bist Du noch bei Trost?
Wladimir gab Dir die richtige Antwort. Sorge erst einmal für die Einhaltung
in Deinem Land, denn da hapert es mächtig. Ich finde es bedrückend, daß
unsere Rechte immer weiter in unserem Überwachungsstaat eingeschränkt werden.
Der Schritt zum Orwellschen
Wahrheitsministerium ist schon in Sichtweite. Aber es kann ja sein, daß Du
nichts realisiert, weil Du nun in höheren Regionen zuhause bist.
Wladimir hat Dir großartige Angebote für eine engere Zusammenarbeit
offeriert. Du weißt
doch, welche gemeinsame Vergangenheit uns verbindet. Wir brauchen uns
gegenseitig, um die Zukunft zu bewältigen. Warum läßt Du ihn eiskalt
abblitzen? Oder bist Du noch immer davon überzeugt, daß die wahre
Volksbeglückung aus Amerika kommt?
Ich darf Dich an Deine Worte erinnern Deutschland ist ein
Sanierungsfall. Wieso läßt Du
zu, daß die Heuschrecken unsere Blumenwiesen immer mehr abgrasen? Soll unser
Land
eines Tages nur noch aus abgenagten Knochen bestehen? Du jammerst über die
bösen
Staatsfonds aus China und Russland, die sich hier einkaufen wollen. Und was
ist mit den USHeuschreckenfonds?
Dazu hast Du Dich noch niegeäußert. Du bestimmst doch die Richtlinien
der Politik. Also greif zur Schere und stutze denen die Flügel.
Was ist plötzlich mit Deinen amerikanischen Freunden los? Erscheint doch
diese Woche eine 6-seitige Kritik in der Newsweek. Und Dein
Konterfei als Titelblatt mit dem Untertitel
Lost Leader.
Und was schreiben diese journalistischen Schmutzfinken alles: Du bist in
Lethargie verfallen. Du huldigst dem deutschen Zeitgeist. Du verkaufst den
kleinsten gemeinsamen Nenner als größtmöglichen Erfolg. Du seiest eine
brillante Taktikerin, aber wieder dort gelandet, wo Du vor 7 Jahren warst.
Und als Gipfel nennt man Dich Mrs. Feelgood.
Und Christian Günther von Die Zeit setzt noch einen drauf mit
dem Titel
Göttinnendämmerung.
Also mit Wolke 7 ist bald nichts mehr. Er rät dazu, die eigene
Selbstwahrnehmung entlang
der Wirklichkeit zu korrigieren. Zumal die Fremdwahrnehmung oft eine andere
ist. Er sieht
eine Trendwende des heimischen Meinungsklimas voraus.
Frech schreibt er weiter, dass der Erfolg Deiner, Kanzlerschaft ein
Medienprodukt war und
sonst nichts. Dass Dein Markenzeichen verschleiern, lavieren und im
Unkonkreten liegt. Und früher oder später wird die Luftblase platzen. Beginn
der Kanzlerdämmerung.
Liebe Angela, ich bin in tiefer Sorge. Mit Riesenschritten nähert sich eine
wirtschaftliche und
soziale Krise größten Ausmaßes. Am Horizont tauchen bereits die
apokalyptischen Reiter auf, ich höre das Trommeln ihrer Hufe.
Also ich bitte Dich, mach unser Land wetterfest.
Ich erinnere Dich daran, daß Du nur unserem Volk verpflichtet bist und sonst
niemanden auf der Weit.
Oder willst Du eines Tages als Marionettenfigur in der Augsburger Puppenkiste
landen?
Liebste Angela, ich bitte um Deine freundliche Nachsicht, wenn ich die
falschen Fragen
gestellt habe. Aber wundern darf ich mich noch?
Oder wird das auch schon in Bälde verboten?
Trotzdem in Treue fest Dein sorgenvoller Untertan.
Sind wir wehrlos? Nein wir sind es nicht! Widerstand ist überall vorhanden.
Schon sind mehrere Bücher über die Untaten der Heuschrecken erschienen.
Daniel Schäfer wurde kürzlich mit
einem wichtigen Wirtschaftspreis ausgezeichnet. Für sein Buch Die
Wahrheit über die Heuschrecken. Trägt alles zur Aufklärung der Bürger
bei, muß aber intensiv fortgesetzt werden.
Abwehrerfolge häufen sich. An Continental und Cewe Color haben sich die
Finanzhaie die
Zähne ausgebissen.
Deutsche Familienunternehmen wehren sich gegen den Ausverkauf. Unter Führung
der
finanzstarken Konzerne Voith und Freudenberg wurde ein Beteiligungsfond
installiert. Es
kann sich an mittelständischen Unternehmen bis 250 Mio. Jahresumsatz
beteiligen.
Wie bereits besprochen, sind kommunale Ausverkäufe durch massive Proteste
gestoppt
worden.
Bedingt durch die sich ständig ausbreitende Wirtschaftskrise in den USA, ist
die Finanzierung für Übernahmen schwierig geworden. Die Heuschrecken sind
flügellahm geworden und haben Arthose in den Beinen. Was uns nur recht sein
kann.
Hassen wir sie, verfluchen wir sie? Ich meine, wir sollten sie bedauern. Denn
wer die
Profitmaximierung als höchstes Ziel ansieht, der verachtet die Menschen und
hat den Sinn
des Lebens nicht begriffen.
Was ich Ihnen heute vortragen durfte, ist nur ein kleiner Einblick in die
traurige Welt des
Raubtier-Kapitalismus.
Ich hoffe nur, daß ich Sie mit der Fülle der Fakten nicht überfordert habe.
Ich freue mich, wenn ich Sie zum Nachdenken anregen würde.
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.
von Ole Ohlenbostel[/size]
Die Vollkommenheit ist unerreichbar. Gewiß ist die Vollkommenheit unerreichbar. Sie hat nur den Sinn, deinen Weg wie ein Stern zu leiten. Sie ist Richtung und Streben auf etwas hin.
- Antoine de Saint-Exupéry, Die Stadt in der Wüste
- Antoine de Saint-Exupéry, Die Stadt in der Wüste