Robert Krembsler meist schon morgens hinter dem Steuer seines uralten
Transporters. Zur Zeit ist die erste halbe Stunde kaum auszuhalten; es
dauert ewig, bis die launische Heizung das Führerhaus von Raureif und
Eiskristallen befreit hat. Wochenende, das bedeutet für den 51-Jährigen
aus Heidelberg, sich für seinen zweiten Job fertig zu machen. Er fährt
dann Wäsche aus einer Großwäscherei zurück in verschiedene Hotels, ins
pfälzische Bad Dürkheim zum Beispiel oder in die hessische
Landeshauptsstadt Wiesbaden.
Krembsler ist Doppeljobber. Er hat zwei Arbeitsplätze, wie
inzwischen mehr als zwei Millionen Deutsche bundesweit. Er braucht zwei
Jobs zum Überleben, sagt er. Das Geld aus der Tätigkeit als
kaufmännischer Angestellter in einem kleinen Familienbetrieb, den er
die Woche über ausübt, reicht einfach nicht aus. Das war nicht immer
so: «Es gab Zeiten, da hätte ich nie für möglich gehalten, dass mir so
etwas passieren könnte», sagt Krembsler.
Bis vor drei Jahren war er Organisationsleiter bei einem der größten
deutschen Sanitär-Unternehmen und hatte Verantwortung für sechs
Mitarbeiter. Seine Aufgaben: Prozessoptimierung, Aufbau der IT- und
Telekommunikationsstruktur, Netzwerkbetreuung, IT-Support, Schulung von
Mitarbeitern und vieles mehr. Er half, Vertretungen im Ausland
aufzubauen, galt als unverzichtbar. Ein echter Tausendsassa. Vor drei
Jahren war dann trotzdem Schluss - aus betriebswirtschaftlichen
Gründen, wie es hieß.
Seither ist Krembsler auf Standardformulierungen schlecht zu
sprechen. Was das Organisationstalent auszeichnet: Er ist ein Kämpfer.
Aufgeben ist für ihn keine Option. Obwohl er manchmal allen Grund
gehabt hätte, den Kopf hängenzulassen. 18 lange Monate war er
arbeitslos. Während er, wie er selbst sagt, um die 250 Bewerbungen
verschickt hat, hat er von der Bundesagentur für Arbeit (BA) kaum etwas
gehört. Einmal schickte man ihm eine Einladung zu einem Seminar: Wie
man die Internetseite der BA benutzt. Mittlerweile kann Krembsler
darüber lachen. «Die hatten null Ahnung von meinem Profil. Ich habe den
Internetauftritt eines Großunternehmens selbst aufgebaut und gestaltet.»
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Mehr als 60 Stunden die Woche</hl2>
Nun also hat er zwei Jobs, arbeitet mehr als 60 Stunden die Woche
und kommt dabei auf etwa 55 Prozent des Lohns vergangener Tage. Er ist
nicht der Einzige, dem das so geht. Über 750.000 Männer und Frauen mehr
als noch vor vier Jahren haben mittlerweile einen zweiten Job, meldet
die BA. Ob aus reiner Not, oder weil sie sich schlicht noch etwas dazu
verdienen möchten, will man in Nürnberg nicht beurteilen. «Es ist
schließlich sehr subjektiv: Was dem einen ausreicht, reicht dem anderen
nicht unbedingt», erklärt eine Sprecherin.
Beim Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) wird man hingegen deutlicher:
«Für einen großen Teil der Doppeljobber ist es schlichtweg notwendig,
einen zusätzlichen Nebenjob zu haben, weil das Geld aus der
Haupttätigkeit nicht ausreicht», sagt Annelie Buntenbach, Mitglied des
DGB-Bundesvorstands und zuständig für Arbeitsmarktpolitik und
Alterssicherung. Buntenbach ist zudem unzufrieden mit den Regelungen
für den Nebenverdienst, den sogenannten Minijobs. Denn eine weitere
Gruppe von Doppeljobbern benutze den Nebenverdienst als steuerfreies
Extra-Taschengeld und gefährde damit zusätzlich reguläre Jobs: «Wir als
DGB lehnen dieses Modell ab, weil es Arbeitsplätze für gering
Qualifizierte vernichtet», stellt sie klar.
Für Krembsler ist das alles nur Gerede. Er merkt nur eins: Tag für
Tag melden die Medien steigende Gewinne der Unternehmen. Tag für Tag
hört er von neuen Rekordgehältern im Top-Management. Und seit drei
Jahren hört er die Geschichte von einem angeblichen Aufschwung, von dem
er selbst allerdings bisher noch nichts mitbekommen hat, im Gegenteil:
«Ich arbeite mehr, ich verdiene weniger. Ein toller Aufschwung ist
das.» Seine bange Frage: «Wie sieht denn dann der Abschwung aus?»
Quelle: net-tribune.de
Wie dieser Text es so schön beschreibt ist es mittlerweile Realität, dass immer mehr Menschen in Deutschland mind. zwei Jobs brauchen, um sicher über die Runden zu kommen.
Ich finde das ist eine sehr traurige Entwicklung für einen Sozialstaat. Klar die Kassen sind leer, der internationale Wettbewerb härter und die kapitalisierte Globalisierung hat nicht nur Sonnenseiten. Doch wo führt die Entwicklung hin?
Die Vollkommenheit ist unerreichbar. Gewiß ist die Vollkommenheit unerreichbar. Sie hat nur den Sinn, deinen Weg wie ein Stern zu leiten. Sie ist Richtung und Streben auf etwas hin.
- Antoine de Saint-Exupéry, Die Stadt in der Wüste
- Antoine de Saint-Exupéry, Die Stadt in der Wüste
											
 Aber anstatt eine Pause zu machen um der Belegschaft Zeit zu geben alles mal sacken zu lassen wird die Versammlung in möglichst kurzer Zeit durchgezogen weil das kostet ja und Zeit ist Geld !