Die Zahl der aktiven Rosenkreuzer sinkt. In Amerika scheint das Leben dieser Geheimgesellschaft noch am vitalsten zu sein.
Rosenkreuzer in Amerika
1907 wurde in den Vereinigten Staaten der erste Rosenkreuzerorden jenseits des Ozeans gegr?ndet: die "Roscrucian Fellowship". Ihr Oberhaupt war der deutsche Einwanderer Carl von Grasshof, der von sich behauptete, bei Reisen durch verschiedene L?nder Osteuropas die Weihen empfangen zu haben. Als Oberhaupt des Ordens nannte er sich Max Heindel. In seinem Werk "Die Weltanschauung der Rosenkreuzer" enth?llte er alle Geheimnisse, die er angeblich empfangen hatte. Er verstie? damit gegen den altehrw?rdigen Grundsatz der alten Orden, strikte Geheimhaltung zu wahren. Im Zentrum seiner Regeln standen gesundheitliche Vorschriften. Auf den Genuss von Alkohol, Tabak und Fleisch musste verzichtet werden. Magische Praktiken wurden ausge?bt, bei denen unsichtbare Geisthelfer herbeizitiert wurden.
1909 trat im kalifornischen San Jos? an die ?ffentlichkeit. Angeblich sei 1693 eine Gruppe "wahrer Rosenkreuzer" nach Amerika ausgewandert, weil man irgendwo in der Neuen Welt, speziell in Philadelphia das "Lebenselexier" zu finden hoffte. Bis 1801 soll es einen Orden gegeben haben, der 1801 offenbar aufgel?st wurde. 1909 sei es zu einer Neugr?ndung gekommen. Als Oberhaupt wurde H. Spencer Lewis gew?hlt. 1915 wurde ein "Manifest" publiziert und angeblich von 300 namhaften Anh?ngern des Ordens begeistert aufgenommen. Am 22. Juni 1916 demonstrierte Lewis, von Beruf Werbefachmann, vor 27 Mitgliedern seines Ordens ein alchimistisches Experiment. Dabei soll sich Zink in reines Gold verwandelt haben. Lewis? "Ancient and Mystical Order Rosae Crucis" (AMORC) beanspruchte f?r sich, der einzig wahre Rosenkreuzerorden Amerikas zu sein. Seine Kritiker warfen ihm vor, zu wahllos neue Mitglieder aufzunehmen, die durch Inserate in den auflagenst?rksten Zeitungen angeworben wurden. Mitglied konnte jeder werden, der eine Aufnahmegeb?hr von f?nf Dollar entrichtete und monatlich einen Beitrag von 3,50 Dollar leistete. Daf?r bekam man einen Mitgliederausweis und ein "pers?nliches, geheimes" Kennwort. Alle zwei Wochen flatterte dann schriftliches Unterrichtsmaterial ins Haus. Die Sch?ler sollten ihr Leben dank der Anweisungen des Meisters einfacher und erfolgreicher gestalten k?nnen.
Die Versprechungen waren alles andere als zur?ckhaltend: Da sollte die pers?nliche Willenskraft so gest?rkt werden, dass man auch scheinbar unm?gliche Pl?ne verwirklichen konnte. Da sollte das Ged?chtnis zu wahren Wunderleistungen bef?higt werden. Da sollte der Organismus gest?rkt werden bis er gegen jegliche Ansteckungsgefahr und Krankheit immun sei. Da sollten die tiefsten Geheimnisse von Leben, Sterben und Wiedergeburt offenbart werden. Ja jedem Teilnehmer w?rden die verborgensten Geheimnisse des Lebens enth?llt.
Es gab auch Rituale, etwa wenn ein Sch?ler endg?ltig in den Orden aufgenommen werden sollte. Viele Lernende konnten wegen der oft gro?en Entfernungen nicht in einen der Ordenstempel kommen. Sie erhielten postalisch Anweisungen, wie der Ritus zuhause selbst vorgenommen werden k?nne. Auf einen Spiegel musste ein Kreuz gemalt werden. Dann musste der Adept vor dem Spiegel drei Minuten lang in meditativer Ruhe versinken und wiederholt "Heil Rosenkranz" ausrufen. Schlie?lich sollte er den Zeigefinger - welcher Hand blieb freigestellt - zur Stirn f?hren und dabei immer wieder das Wort "Frieden" singen.
1939 verstarb H. Spencer Lewis. Sein Sohn Ralph Spender trat seine Nachfolge an. Er beanspruchte f?r sich, der F?hrer der Rosenkreuzer Nord-, Zentral- und S?damerikas, des Britischen Commonwealth, Frankreichs, der Schweiz, Schwedens und Afrikas zu sein.. Nach seinem Tod ging das Regiment an Gary Stewart ?ber.
AMORC besteht noch heute. Es d?rfte sich um die bedeutendste Rosenkreuzer-Gruppe der Welt handeln. Die Zentrale in San Jos? wirkt selbst auf Skeptiker mehr als imposant. Sie besteht aus zahlreichen Geb?uden, beherbergt eine riesige Sammlung ?gyptischer und babylonischer Fundst?cke. Ein eigenes Planetarium steht den lernbegierigen Studenten zur Verf?gung, ebenso ein Wissenschaftsmuseum und moderne Laboratorien. Kurse von Fotografie bis zur Parapsychologie k?nnen belegt werden. So gro? und pr?chtig freilich die AMORC-Zentrale ist, so dr?ngt sich doch eine entscheidende Frage auf: Hat das, was da geschieht, noch viel mit dem legend?ren "Orden vom Rosenkreuz" zu tun? Vielleicht haben in unserer Zeit echte Geheimgesellschaften wie der urspr?ngliche Rosenkreuzerorden keine Chance. Oder gibt es noch Bruderschaften, die im Verborgenen arbeiten, ohne in Inseraten Mitglieder zu werben?
Historische Recherchen?
Will man dem Geheimnis der Rosenkreuer n?her kommen, so empfiehlt es sich, historische Recherchen zu versuchen. Wie lange gibt es den Orden schon? Wann wurde er gegr?ndet? Von wem? Eine intensive Auseinandersetzung mit dem interessanten Thema zeigt - dies vorweg: So manche Frage entzieht sich der M?glichkeit einer klaren Beantwortung.
Als Gr?nder des Geheimbundes der Rosenkreuzer wird Christian Rosencreuz angesehen, der 1378-1484 gelebt haben soll. Gelebt haben soll, denn heute ist seine historische Existenz umstrittener denn je. Dabei verf?gen wir ?ber umfangreiche Daten aus seiner Biografie. Sie wurde angeblich von Johann Valentin Andreae (1586-1654) zusammen mit weiteren, ungenannten Autoren verfasst. Enthalten ist sie in der mysteri?sen Schrift "Fama Fraternitatis" ("Geschichte der Bruderschaft"). In gedruckter Form erschien sie 1614 in Kassel, nachdem das Werk bereits mehrere Jahre als Handschrift zirkulierte.
Aber kann man das Werk als glaubw?rdig bezeichnen? Beschreibt es einen realen Lebenslauf oder nur einen fiktiven?
Versuch einer Biografie
Christian Rosencreuzs Eltern, verarmte deutsche Adelige, sahen sich - so "Fama Fraternitatis" - nicht dazu in der Lage, f?r ihren geliebten Buben ausreichend zu sorgen. Vor allem sollte ihm auch eine gute Ausbildung zugute kommen. So wurde er mit f?nf Jahren in die Obhut eines Klosters gegeben. Dort erwies er sich als eifriger und gelehriger Sch?ler. Bald schon beherrschte er sowohl Griechisch als auch Lateinisch. In Pflanzen- und Naturheilkunde wusste er bald mehr als so mancher Mitbruder und die meisten der ?rzte seiner Zeit.
Bald wurde er unruhig. Er hielt es in den engen Klostermauern nicht mehr aus. Hinaus in die Welt wollte er - und noch viel mehr lernen. Bald stand sein Entschluss fest. Er w?rde das Heilige Land besuchen. Zusammen mit einem ?lteren M?nch trat er also in jungen Jahren eine Pilgerfahrt an. Sein Wegbegleiter starb freilich unterwegs, so dass Christian auf sich allein gestellt war. Er setzte seine Reise fort, schlug sich nach Damaskus durch. Hier erregte er mit seinem medizinischen Wissen aufsehen. Die kl?gsten K?pfe der Stadt scharten sich um ihn. Sie unterrichteten ihn in Mathematik, weihten ihn in "Geheimnisse" ein und lernten von ihm Naturheilkunde.
Auf Anraten seiner Lehrer setzte er seine Reise fort. In Damcar, einer Stadt die es auf keiner Landkarte gibt, wurde er von den Weisesten der Weisen in die geheimsten Geheimnisse der Natur eingeweiht. Ihm wurde gar ein "Buch M." vorgelegt: das "Liber Mundi" oder "Buch der Welt", das "s?mtliche Geheimnisse des Universums" enthielt. Christian war begeistert. Er ?bersetzte das Werk ins Lateinische, wollte es so bald wie m?glich so vielen Menschen, die des geheimen Wissens w?rdig waren, zug?nglich machen. Doch zuvor wollte er seine Reise fortsetzen. So kam er nach ?gypten,. wo er sich das Wissen der alten Geheimgesellschaften aneignete. Im marokkanischen Fez schlie?lich studierte er Magie und Kabbala.
Begeistert war er von seinen Lehrmeistern der arabischen-afrikanischen Welt. Weil sie erkannten, dass er nach Wissen lechzte, unterrichteten sie ihn. Es st?rte sie dabei ?berhaupt nicht, dass er ein Fremder mit fremdem Glauben war. Herb entt?uscht wurde Rosencreuz freilich, als er auf dem R?ckweg nach Deutschland in Spanien Station machte Er hatte erwartet, dass die Welt europ?ischer Gelehrsamkeit sehr darauf erpicht sein w?rde, an seinen vielseitigen Erkenntnissen teilhaben zu d?rfen. Sie begegneten ihm statt dessen mit Hohn und Ablehnung.
In Deutschland zur?ck, gr?belte er dar?ber nach, was er mit seinem erlernten Wissen anfangen solle. Auf keinen Fall wollte er es der Vergessenheit anheim fallen lassen. Andererseits aber war seiner ?berzeugung nach die breite ?ffentlichkeit ebenso wenig reif f?r sein neues Weltbild wie die Studierten an den Universit?ten. Pessimist war er nicht. Ohne Zweifel werde eines Tages eine reifere, aufgekl?rtere Zeit anbrechen, die Verst?ndnis genug f?r sein Wissen habe. So setzte er sich mit drei M?nnern zusammen, die einst mit ihm das gleiche Kloster besucht hatten. Sie waren bereit ihm zu helfen, die Fr?chte seiner Reisen schriftlich festzuhalten. Irgendwann w?rde man, so waren die Br?der ?berzeugt, diese Aufzeichnungen lesen, danach neu orientiert leben.
Unendlich schien das Wissen, das schriftlich festgehalten werden musste. Allein schon die medizinischen Erkenntnisse f?llten B?nde. Bald wurde im ganzen Land bekannt, dass Christian Rosencreuz ein Heiler mit wundersamen F?higkeiten sei. Aus nah und fern str?mten die Kranken herbei, baten ihn um Hilfe. Sie wurde niemandem versagt.
Sp?ter kamen vier weitere M?nner hinzu, ebenfalls M?nche. Sie lebten alle gemeinsam im neuen Orden vom Rosenkreuz. Mit vereinten Kr?ften arbeiteten sie weiter. Sie schufen eine umfassende Geheimbibliothek aller K?nste und Wissenschaften.
Schlie?lich war die Arbeit getan. Sollte man weiter im Orden zusammenleben? Man entschied sich dagegen. Man wolle sich trennen, in die Welt hinausgehen und die Menschen in medizinischen Fragen beraten. So weit man auch r?umlich voneinander getrennt sein w?rde, so sollten doch stets die Ordensgrunds?tze eingehalten werden. Es waren sechs.
Erste Ordensregeln
Regel Nummer 1: Keiner der Ordensbr?der durfte einen anderen Beruf ergreifen als den eines Arztes. Patienten waren kostenlos zu behandeln.
Regel Nummer 2: Wo man sich auch aufhielt, nirgendwo durfte das M?nchsgewand getragen werden. Jeder Ordensbruder musste sich so unauff?llig wie nur m?glich benehmen, sich nach den ?rtlichen Sitten und Gebr?uchen richten.
Regel Nummer 3: An einem bestimmten Tag im Jahr w?rde man sich wieder im Ordenstempel versammeln. Dieser Tag wird als "Tag C" bezeichnet, nicht n?her umschrieben. Sollte Fronleichnam gemeint sein, das in der Kirchensprache Latein als das Fest "Corpus Christi" bezeichnet wird?
Regel Nummer 4: Unbedingt musste gew?hrleistet werden, dass jeder Bruder sein Wissen weitergab. Ein jeder Bruder musste einen Nachfolger bestimmen, der nach seinem Tode sein schweres Amt ?bernehmen und ausschlie?lich f?r den Orden arbeiten w?rde.
Regel Nummer 5: Der Name der Bruderschaft war in Ehren zu halten. Die Initialen RC (Rosae Crucis) waren das Siegel ihrer Bruderschaft. Regel
Nummer 6: Nicht nur das gesamte Wissen des Ordens, sondern auch die Existenz der Br?derschaft mussten geheim gehalten werden. Irgendwann einmal w?rde die Zeit reif sein, dann w?rden die Br?der Orden und Wissen offenbaren.
Geheimnisvolle Zeichen
Selbst die Grabinschrift auf der letzten irdischen Ruhest?tte ist ?berliefert. Sie soll auf Lateinisch ausgesagt haben: "Obwohl er mehr als 100 Jahre alt geworden war, hatte er weder Krankheit an seinem Leibe erfahren noch an anderen geduldet." Wo sich das Grab befindet, dar?ber schweigt die Biografie. Zwei seiner treuen Diener haben ihn beerdigt. Sie durften niemandem verraten, wo sich das Grab Christian Rosencreuzs befand.
Anno 1604, so hei?t es in der "Fama Fraternitatis" weiter, stie?en einige Br?der vom Orden der Rosenkreuzer, als irgendwo in Deutschland eine Grube f?r das Fundament eines Geb?udes ausgehoben wurde, auf ein verstecktes Mausoleum Auf der T?r stand in Lateinisch: "Nach 120 Jahren werde ich wieder erscheinen." Bei diesem Satz soll es sich um eine Prophezeiung Christian Rosencreuzs gehandelt haben, die sich als ?u?erst genau erwiesen habe.
Das Mausoleum war wahrlich imposant: Es war siebeneckig, in zahlreiche Kammern unterteilt. Im Zentrum stand ein Altar. Kein Fenster lie? Sonnenlicht in das Innere der Gruft einfallen und doch sei ihr Inneres von einem geheimnisvollen Licht erf?llt gewesen.
Das Grab war zugleich auch eine gewaltige Bibliothek. Es enthielt von jedem einzelnen Buch der Geheimbibliothek des Ordens eine gut erhaltene Kopie. Darunter befand sich eine Aufzeichnung der Lebensgeschichte Christina Rosencreuzs.
Der Leichnam des Ordensgr?nders aber wurde erst gefunden, als man den Altar entfernte. Sein K?rper sei "sch?n und ruhmw?rdig" gewesen, habe keinerlei Spuren des Verfalls oder gar der Verwesung gezeigt. In den H?nden hielt der Tote sein kostbarstes Gut: ein Exemplar des Buches "T", das noch wertvoller als das legend?re "Liber Mundi" gewesen sei.
Die Br?der vom Rosenkreuz waren ?berzeugt, dass das Auffinden der geheimen Gruft jenes Zeichen sei, auf das sie alle so sehns?chtig gewartet hatten.
1604 entdeckte der Astronom Johannes Kepler "neue" Sterne in den Sternbildern Schwan und Schlange. Auch das wurde von den Br?dern als "himmlisches Zeichen" gewertet, das eine entscheidende Wende in der Geschichte des Ordens kennzeichnete. Ihrer festen ?berzeugung nach war nun
endlich jene Zeit gekommen, von der Bruder Christian immer so begeistert gesprochen habe. Sie mussten, ja sie durften nun nicht mehr nur im Geheimen wirken. Die Botschaft vom Orden des Rosenkreuz war zu verk?nden. Viele Menschen w?rden in die Geheimnisse des Ordens eingeweiht werden.
So ausf?hrlich seine Biografie auch ausgestaltet wurde: Christian Rosencreuz l?sst sich historisch nicht nachweisen. Es k?nnte sich bei seiner "Biografie" um eine Fiktion handeln. Wie auch immer: Sie legt anschaulich dar, worauf es dem Begr?nder des Ordens, wer auch immer das gewesen sein mag, ankam.
Skeptiker wenden ein: Weil es keine echten Beweise f?r die Existenz des Christian Rosencreuz gebe, habe es vor Jahrhunderten auch keinen alten "Orden von Rosenkreuz" gegeben. Diese Argumentation ist unlogisch und mit gro?er Wahrscheinlichkeit nach falsch. Vermutlich gehen die Anf?nge des Ordens in Zeiten lange vor dem legend?ren Gr?nder zur?ck. Tats?chlich d?rfte es bereits lange vor seinem angeblichen Geburtsjahr anno 1378 in verschiedenen L?ndern Europas Gruppierungen gegeben haben, aus denen sich sp?ter der weltber?hmte Orden formierte.
Dahingestellt bleiben muss, ob es Christian Rosencreuz war, der diesen Einigungsprozess herbeif?hrte oder ob andere "Wissende" die H?nde im Spiel hatten.
Fr?he Wurzeln des Rosenkreuzerordens
Der Ursprung der Geheimgesellschaft l?sst sich bis ins 13. Jahrhundert zur?ckverfolgen. Kirchliche und weltliche F?rsten waren damals st?rker denn je. Kritik an der Obrigkeit wurde nicht geduldet. Strikte Vorschriften regelten weltliches wie religi?ses Leben. Wer forschend nach Wissen suchte, das ?ber die offiziellen Lehrb?cher hinausging, der musste bereits bef?rchten als Ketzer angeklagt zu werden. So mancher Wissende wirkte im Geheimen. Zu frisch waren die Erinnerungen an das Ende der Templer auf dem Scheiterhaufen. Bekannt war auch, wie die Ordensf?hrer gefoltert und gequ?lt worden waren. Alchimistische Studien waren erst einmal Tabu - und wurden doch betrieben.
In jener Atmosph?re der Angst erschien eine ganze Reihe von "Rosenromanen". Sie enthielten satirisch-sarkastische Kritik an der Obrigkeit und - mehr oder minder versteckt - Hinweise auf Geheimgesellschaften, die alchimistische Studien betrieben. Besonders konkret wurde Raimundus Lullus (1235-1315). Er vermeldet, dass es in jenen Jahren im Untergrund etablierte Geheimgesellschaften, etwa in Italien, gegeben habe, in denen alchimistische Studien betrieben wurden. Alchimie galt als magische Praxis, bei der nur vordergr?ndig versucht wurde, etwa Blei in Gold zu verwandeln. Wichtigeres Ziel war es, im Menschen selbst eine Wandlung zu vollziehen. Er sollte zu h?heren Erkenntnissen gelangen.
Zu den wichtigsten Stoffen, die in keiner Alchimistenk?che fehlen durften, geh?rte frischer Tau. Angeblich wurde er bei Mixturen verwandt, mit denen Gold hergestellt werden sollte. Licht spielte ebenso eine gro?e Rolle bei den Ritualen. Manche Substanzen durften nur bei Sonnenlicht angefertigt werden. Das Kreuz war das Symbol des alchimistischen Lichts. Nun hei?t Tau auf Lateinisch "ros" und Kreuz "crux". Entstand aus einer Verbindung dieser Worte das roscrux, sp?ter der Rosenkreuzer?
Waren die ersten Rosenkreuzer Alchimisten des fr?hen Mittelalters, die unter Lebensgefahr ihren Studien nachgingen? Oder entstand das "Rosenkreuz" erst viel sp?ter, zu Luthers Zeiten? Wollten die Rosenkreuzer ihren Protest gegen die katholische Kirche symbolhaft ausdr?cken, indem sie Martin Luthers Hauswappen verwandten? Es wurde um 1524 entworfen und zeigte eine von zwei Ringen umgebene Rose, in deren Mittelpunkt das Kreuz stand.
Rose und Kreuz standen auch im Zentrum des symbolischen Schmucks er Rosenkreuzer. Er bestand aus einer Rose mit einem Kreuz, in das dreizehn Juwelen eingelassen sind. Wie diese Edelsteine einzubringen war, wurde genau vorgeschrieben: "In der Mitte des Kreuzes war ein Diamant als Zeichen der Weisheit anzubringen. Oben auf dem oberen, senkrechten Balken sollten der gr?ne Jaspis das Licht, der gelbe Hyazinth die Liebe und der wei?e Chyrsolith die Reinheit symbolisieren. Auf dem rechten Balken waren ein Saphir als Zeichen der Wahrheit, ein gr?ner Smaragd als Stein des Lebens und ein goldener Topas als Sinnbild f?r Harmonie anzubringen. Auf dem linken Balken standen ein hellgr?ner Chrysopas f?r die Kraft des Gesetzes, ein gestreifter Sardonyx das Gl?ck und ein gestreifter Chalzedon den Sieg dar.
Auf dem unteren Balken schlie?lich waren weitere Steine anzubringen: ein violetter Amethyst f?r die Gerechtigkeit, einer farbiger Beryll f?r die Demut und ein hellroter Sarder f?r den Glauben.
1615 erschienen ein Werk von grundlegender Bedeutung in zwei Sprachen: Das lateinische "Confessio Fraternitatis R. C. Ad Eruditos Europae" und das deutsche "Confession oder Bekandnuss der Societet und Br?derschaft R. C. An die Gelehrten Europae". Den Eingeweihten, die bereits die "Fama Fraternitatis" studiert hatten, bot es nicht viel Neues.
Besonders betont wurde, dass der Orden der Rosenkreuzer allen w?rdigen Menschen offen stehen m?sse, ungeachtet ihres Standes oder ihrer Klasse. Vehementen Angriffen sahen sich die "falschen Alchymisten" ausgesetzt. Dabei handelt es sich nach rosenkreuzerischer Auffassung um solche Menschen, die mit Hilfe von Geheimwissenschaften schn?de Gewinne erzielen wollen, indem sie beispielsweise minderwertiges Metall wie Blei in edles wie Gold verwandelten.
Der Geheimorden und christlicher Glaube
In beredeten Worten wurde dargelegt, dass der Orden ein christlicher sei, der nie und nimmer von Jesu Lehren abr?cken werde. Mohammeds Glaube wurde strikt abgelehnt.
Die christliche Orientierung wurde stark betont. Sie wurde 1621 in den "Statuten der Gesellschaft zum Studium der g?ttlichen Weisheit" besonders hervorgehoben. Da hei?t es;
"Jesus hat gesagt, wenn zwei in seinem Namen versammelt sind, um zum Vater zu beten, dann wird ihr Gebet erh?rt werden, da er unter ihnen weilt.
1. Jeder J?nger soll seine Mitgesellsen sehr lieben,
2. soll seinen Mitgesellen sich afterreden noch ihn verachten,
3. soll seinen Mitgesellen treu sein,
4. soll gegen seinen Mitgesellen wahrhaftig sein,
5. soll sich gegen seinen Mitgesellen dem?tig und sittsam erzeigen,
6. soll nicht sp?ttisch auf dieses hohe Studium sein,
7. soll verschwiegen halten, was er in diesem hohen Studium gelernt,
8. soll von seinem Verm?gen seinen Mitgesellen mildiglich und williglich mitteilen.
Das h?chste Mitglied dieser Gesellschaft ist der Herr, Jesus Christus, Gottes Sohn. Die Gesellschaft steht unter seinem Schutz, durch sein Wort ist er gegenw?rtig. Daher unterliegen alle Mitglieder der strengen Pflicht, f?r ihn die Regeln der Gesellschaft zu achten."
Das Verhalten des Sch?lers wurde in weiteren Vorschriften reglementiert:
"1. Der Sch?ler soll Gott f?rchten, denn Gottesfurcht ist der Anfang, die Wurzel und die Krone der Weisheit.
2. Er soll sich der Ordnung unterwerfen.
3. Er darf nur wenig Umgang mit der Welt pflegen, denn nach dem Wort des Apostels Jakobus bedeutet Liebe zur Welt Abneigung gegen Gott.
4. Er soll fromm, rein, frei von S?nden sein.
5. Er soll vorsichtig und ?berlegt handeln.
6. Er soll keusch sein.
7. Er soll dem?tig sein.
8. Er soll das Geld verachten.
9. Er soll Weisheit und ?ngstliche Vorsorge der Menschen gering achten.
10. Er soll von dem brennenden Wunsch nach g?ttlicher Weisheit beseelt sein.
11. Er soll gehorsam sein.
12. Er soll arbeitsam sein.
13. Er soll nicht von Anfang an nach den gro?en Geheimnisse suchen.
14. Er soll die hohen Studien verehren.
15. Er soll seinem Lehrer gegen?ber dankbar, zuvorkommend und edelm?tig sein.
16. Er soll bereitwillig Almosen geben."
Auf keinen Fall wollte man Mitglieder aufnehmen, die auf magischem Wege zu pers?nlichem Reichtum gelangen wollten. Offensichtlich war den Verfassern der Ordensregeln bekannt, dass wilde Ger?chte um die Ordensgemeinschaft kursierten, wonach die Rosenkreuzer Alchimisten waren, die mit Hilfe von Zauberspr?chen Gold herstellen konnten. Von primitivem, materiellen Alchimismus distanzierte man sich:
"1. Flieht die alchimistischen B?cher und ihre Spr?che sowie die Schmeichler, die nach euerem Geld trachten.
2. Die Rosenkreuzer wollen ihren Reichtum teilen, aber jene, die ihn rauben wollen, werden dem L?wen vorgeworfen.
3. Sie f?hren in einfacher Weise und ohne mysteri?se S?tze zur Kenntnis aller Geheimnisse."
Die "chymische Hochzeit"
Ger?chten, wonach die Rosenkreuzer ?ber geheime Mittelchen verf?gen, die ein ewiges Leben ohne Alter kennen, wurde entgegengetreten. Menschen, die dem Orden in der Hoffnung beitreten wollten, den Tod mittels Magie zu besiegen, wollte man nicht in den Kreis der Sch?ler aufnehmen:
"Sie (die Rosenkreuzer) erfassen alles, was dem menschlichen Verst?ndnis unklar ist. Sie erkl?ren, dass ihre Allheilmittel nicht vor dem Tode bewahren. Und obwohl sie jeden gl?cklich machen und das Leid auf der Welt mindern k?nnen, tun sie es nicht, da man sie nur nach harter Arbeit und wenn man von Gott geschickt ist, finden kann."
1616 erschien in Stra?burg "Die Chymische Hochzeit: Christiani Rosenkreutz: Anno 1459". Das Buch erschien anonym, Verfasser soll aber Johann Valentin Andreae gewesen sein. Andreae hatte zu Beginn des 17. Jahrhunderts in T?bingen studiert. Er war ein vielseitiger Wissenschaftler, bewandert in Mathematik, Philosophie und Astronomie. Die geheimen Werke arabischer und hebr?ischer okkulten Schriften waren ihm vertraut. Besonders gut kannte er das Schrifttum John Dees (1527-1608). Dee soll von Engel Uriel einen "Kristall" erhalten haben, das er dazu ben?tzte um gezielt Zukunftsvisionen herbeizuf?hren.
Der Inhalt der "chymischen Hochzeit" mutet mysteri?s und geheimnisvoll an. Da wird der greise Christian Rosenkreutz, zu einer Hochzeit eingeladen. Um an den Feierlichkeiten teilnehmen zu k?nnen, muss er sich vorbereiten, sich verschiedenen Pr?fungen unterziehen und merkw?rdige Rituale zelebrieren. Nachdem alle Bedingungen erf?llt sind, wird er bei den Hochzeitsfeierlichkeiten als Ehrengast huldvollst empfangen. Ihm wird ein hoher Orden, der "Goldene Stein" verliehen. Historisches Vorbild f?r die Hochzeit soll die Eheschlie?ung zwischen Friedrich V., der sp?ter K?nig von B?hmen wurde und Elisabeth von England gewesen sein. 1620 wurde Friedrich V. gest?rzt.
Dr. Walter R. Drake, ein englischer Forscher, der sich intensiv mit den verschiedenen Geheimb?nden der Welt auseinander gesetzt hat, interpretiert den "esoterischen Roman" so: "Die alten Alchimisten sahen das irdische Geschehen zwei Einfl?ssen ausgesetzt. Da war einmal die Materie, aus der der Mensch mit seinen irdischen Bed?rfnissen entstanden war. Auf der anderen Seite war da das Himmlische, das G?ttliche. Der Mensch sollte nun zu H?herem streben, sich von der Gier nach Besitz l?sen. Indem er das himmlische Wissen in sich aufnahm, machte er den entscheidenden Sprung in der Entwicklung nach vor - zum perfekten Menschen. Um diesen entscheidenden Schritt tun zu k?nnen, musste er spirituell wachsen, auf spiritueller Ebene vorankommen. In der ?chymischen Hochzeit? muss sich Rosenkreutz erst vorbereiten. Er erf?llt erst Bedingungen, damit er spirituell vorankommen kann. Die Hochzeit schlie?lich ist das Symbol f?r die Vereinigung von Irdischem mit G?ttlichem. Der Orden vom ?Goldenen Stein? schlie?lich erinnert an den Stein der Weisen, den Alchimisten niederer Rangordnung zum Goldmachen benutzten. F?r die Rosenkreuzer freilich war Alchimie Umwandlung, Veredelung des Geistes, nicht plumper Materie."
Ganz ?hnlich urteilten Jacques Bergier und Louis Paulwes (Aufbruch ins dritte Jahrtausend, Bern und M?nchen 1979, S.73/74): "Die Rosenkreuzer betonen immer wieder, das Ziel der Wissenschaften der Transmutation (der Umwandlung, der Autor) sei die Transmutation des Geistes selber. Dabei handelt es sich nicht um Magie oder um eine g?ttliche Belohnung der M?hen, sondern um eine Entdeckung realer Tatsachen, die den Geist des Forschers zwingen, sich anders zu verhalten." Nach Bergier ist das Symbol von "Mann und Frau", etwa in der "chymischen Hochzeit", Sinnbild f?r Vereinigung von scheinbaren Gegens?tzen, von Logik und Intuition, von Nehmen und Geben.
Im 17. Jahrhundert ?ffnete sich der Orden der Rosenkreuzer, nahm zahlreiche Mitglieder auf. Ger?chte kursierten, wonach man nur der Gemeinschaft beitreten m?sse, um an das Geheimnis zu kommen, das auf leichtem Wege Reichtum verschaffte. Tats?chlich traten eine Reihe von Betr?gern auf, die von sich behaupteten, Rosenkreuzer zu sein. Sie seien im Besitz geheimer L?sungsmittel oder P?lverchen, mit deren Mittel etwa Blei in Gold verwandelt werden k?nne. Derlei Mittel wurden f?r oft horrende Summen an Leichtgl?ubige verkauft.
Plumpe Tricks wurden angewandt, um die angebliche Wirksamkeit der "alchimistischen Methoden" zu demonstrieren. Die Tricks waren einfach, verliefen stets nach dem gleichen Prinzip: Man nahm beispielsweise Blei, gab ein "Zaubermittel" zu, verfl?ssigte alles unter Hitze - und siehe da: Ein Teil des unedlen Bleis hatte sich scheinbar in Gold verwandelt. In Wirklichkeit hatte es nat?rlich keinen Verwandlungsprozess gegeben. Das Blei war Blei geblieben. Aber im "Zaubermittel" hatten sich Goldk?rner befunden.
Schwindler mussten also f?r ihre Darbietungen etwas Gold investieren. Ihre leichtgl?ubigen Opfer waren von der dargebotenen Magie ?berzeugt und bezahlten enorme Summen f?r die Wunderpulver und Tinkturen, die freilich kein Gold enthielten und wertlos waren.
So kam es, dass die Br?der vom Orden vom Rosenkreuz mit Aufnahmeantr?gen ?berh?uft wurden. Die meisten wurden abgelehnt, was in der ?ffentlichkeit als Zeichen von Hochmut angesehen wurde. Michael Maier (1568-1622), Leibarzt von Kaiser Rudolf II., Mitglied bei den Rosenkreuzern, sah sich gen?tigt, ?ffentlich den Orden zu verteidigen. Es sei kein Zeichen von Arroganz, wenn viele Aufnahmeantr?ge abgelehnt w?rden. Vielmehr w?rden nur die strengen Ma?st?be deutlich, die der Orden anlege, wenn es um neue Mitbr?der ging. Wolle man Rosenkreuzer werden, so m?sse man sich in Geduld fassen. Es sei damit zu rechnen, dass man als Bewerber f?nf Jahre lang beobachtet und gepr?ft werde, ohne dass das auffalle, bevor entschieden werden k?nne, ob der Bewerber w?rdig genug sei oder nicht.
In England setzte sich Robertus de Fluctibus , b?rgerlich Robert Fludd (1574-1637) f?r die Belange der Rosenkreuzer ein. Ob er selbst Mitglied des Ordens war, ist umstritten. Fludd war im K?nigreich als Arzt und Naturforscher bekannt. Wegen seiner Neigung zu okkult-magischen Praktiken wurde er vehement von Johannes Kepler angegriffen. Dabei war der ber?hmte deutsche Astronom und Mathematiker der Astrologie keineswegs abgeneigt. Er erstelle Prominenten wie Rudolf II. und Wallenstein Horoskope aus. 1602 publizierte er ein umfangreiches Werk "?ber die sicheren Grundlagen der Astrologie".
Robert Fludd sah eine ?bereinstimmung zwischen Makrokosmos und Mikrokosmos. Die Welt sei wie ein gro?er Mensch, der Mensch wie eine kleine Welt. Nach Fludds "Geschichte des Makrokosmos und des Mikrokosmos" war der Anfang allen Seins ein dunkler, formloser Abgrund. Es sei dann ein spirituelles Licht erschienen, in welchem sich die Intelligenz der Engel offenbarte. Aus dieser Energie wurde die rationale Seele des Menschen, aus ihr sch?pften aber auch "die unteren Reiche" Kraft. Schlie?lich tauchte das g?ttliche Licht als eine weitere Kraft. Sie brachte Ordnung in die Sch?pfung .
Durch Ver?nderung des Menschen auf spiritueller Ebene k?nne, so Fludd, auch die Welt ver?ndert werden. Er ver?ffentlichte "Eine umfangreiche Verteidigung der Bruderschaft vom Rosenkreuz, einst in den Sumpf des Misstrauens und der Sch?ndlichkeit gezogen, nun aber vom Wasser der Wahrheit wieder rein gewaschen."
Einer der prominentesten Rosenkreuzer Englands d?rfte Francis Bacon gewesen sein (1561-1626). Bacon, Politiker und Philosoph, erforschte bereits ?bersinnliche Ph?nomene, als es den Terminus "Parapsychologie" noch gar nicht gab. Er ging von geistiger Beeinflussbarkeit von "unbelebten Gegenst?nden" aus und regte Versuche zur mentalen Ver?nderung von Pflanzenwachstum an. Gedanken?bertragung war f?r ihn eine Tatsache. Wenn zum Beispiel mehrere Teilnehmer an einer Kriegsschlacht mentale Bilder aussenden w?rden, so w?rde sich ihre Kraft verst?rken. Sie k?nnten dann ?ber gro?e Entfernung von anderen, sensitiv veranlagten Menschen wahrgenommen werden. Er schrieb: "Die Berichte ?ber die Kraft der Imagination und die geheimen Vorg?nge der Natur sind so ungewiss, dass sie ein gro?es Ma? von Pr?fung erfordern, bevor wir Schl?sse aus ihnen ziehen k?nnen."
Bei Bacons romanhaftem "Nova Atlantis", 1624 erschienen, handelte es sich um eine teilweise verschl?sselte Geschichte der Rosenkreuzer. Auf einer imagin?ren Insel Bensalem siedelte er das "Haus der Gelehrten" an. Dabei handelte es sich um nach Wissen und geistige Weiterentwicklung strebende Ordensgemeinschaft, deren Mitglieder deutlich als Rosenkreuzer zu erkennen sind: Sie tragen rote M?ntel, ihr Zeichen ist ein rotes Kreuz, das ihre Kopfbedeckung ziert.
Das Interesse am Rosenkreuzertum wuchs sprunghaft an. Hauptgrund war vermutlich, dass viele Menschen, unzufrieden mit der hehren Wissenschaft, wie sie an den Universit?ten gelehrt wurden, Zugang zu okkultem Wissen suchten. Fludd sah sich gen?tigt 1617 ein weiter Werk zu ver?ffentlichen. Er unterschied darin zwischen guter und schlechter Magie. Die Rosenkreuzer, so beteuerte er, ?bten nur die gute aus. Der Orden sei eine Gemeinschaft von gleichgesinnten Menschen, die "geistige und philosophische Ziele" verfolgten. Nach seinem Tode sank das Interesse am Rosenkreuzertum stark. ?hnliches geschah in Deutschland. Schuld daran mag Ren? Descartes (1596-1650) gehabt haben, der sich intensiv mit der Welt des ?bersinnlichen auseinandersetzte. Seine Vorstellungen waren zum Teil magischer Natur. So war Descartes davon ?berzeugt, dass ein intensiver Gedanke im Menschen eine "Erhitzung" hervorrufe, welche die "tierischen Geister" zum Verlassen des K?rpers n?tige, die dann auf andere Menschen ?bergingen und so zu Gedanken?bertragung f?hren k?nnten. Descartes besch?ftigte sich mit den Rosenkreuzern. Er schrieb: "Wenn die Rosenkreuzer Betr?ger sind, so ist es nicht recht, dass sie zulasten des guten Glaubens des Volkes einen zu Unrecht erworbenen Ruf genie?en. Wenn sie der Welt etwas Neues gebracht haben, das es wert ist, gewusst zu werden, dann w?re es unredlich, alle Wissenschaften verachten zu wollen, unter denen es eine geben k?nnte, deren Grundlagen unbekannt sein k?nnten."
Descartes bem?hte sich um Kontakte mit Rosenkreuzern. In wieweit er damit Erfolg hatte, ist umstritten. Gelegentlich wurde sogar behauptet, der franz?sische Philosoph sei dem Orden beigetreten. Tats?chlich beschrieb er eines seiner wichtigsten Werke ?ber die grundlegende Bedeutung der Mathematik in Rosenkreuzer-Terminologie als Opus, "in welchem die wahren Mittel aufgezeigt werden, um alle Schwierigkeiten dieser Wissenschaft zu l?sen und in welchem bewiesen wird, dass der menschliche Geist in diesem Bereich nicht weiter vordringen kann. Den Wissenschaftlern der ganzen Welt und insbesondere den hochl?blichen Br?dern Rosenkreuzer in Deutschland gewidmet."
Von einem Deutschlandaufenthalt nach Frankreich zur?ckgekehrt, konstatierte Descartes, dass in seinem Heimatland eine wahre Rosenkreuzermanie ausgebrochen war. Als man ihm selbst vorhielt, er sei doch den Rosenkreuzern beigetreten, verwahrte er sich dagegen. Dabei war er zweifelsfrei von dem Ansinnen des Geheimbundes, eine neue Art der Wissenschaft zu kreieren, mehr als angetan. Er stellte sie sich als harmonische Verbindung aus Theologie, Physik und Mathematik vor.
Descartes bangte um seinen guten Ruf als Wissenschaftler - und um seine pers?nliche Sicherheit. Auf alle F?lle wollte er es vermeiden, von seinen Kollegen an den Universit?ten als unseri?s angesehen zu werden. Ausschlaggebend f?r seine deutliche Distanzierung vom Geheimorden mag die Haltung der franz?sischen Kirche gegen?ber den Rosenkreuzern gewesen sein, die von einer abzulehnenden, b?sen Sekte sprach. Descartes machte deshalb, wie in einer zeitgen?ssischen Biografie zu lesen war, "aller Welt sichtbar, insbesondere seinen Freunden", dass er mit dem geheimnisvollen Orden gar nichts zu tun haben wolle. Diese ablehnende Haltung, die in Frankreich wie in Deutschland publik gemacht wurde, f?hrte dazu, dass auch in Deutschland - wie in England - das Interesse am Rosenkreuzertum rapide abnahm.
Nach hundert Jahren des Schweigens tauchten in der ersten H?lfte des 18. Jahrhunderts gleich eine Reihe von Gruppen auf, die alle von sich behaupteten der einzig wahre Orden vom Rosenkreuz zu sein. Jede dieser Gruppen verk?ndete, sie k?nne die eigene Geschichte bis auf den Ordensgr?nder selbst zur?ckverfolgen. Freilich unterschieden sie sich alle in einem Punkt sehr deutlichen von den Ordensbr?dern fr?herer Zeiten. Sie waren alle mehr oder minder materialistisch eingestellt, konzentrierten sich auf geheime Praktiken, die zur Herstellung von geheimnisvollen Arzneien gegen alle Krankheiten, aber auch von Gold und Diamanten f?hren sollten.
Gro?e Bedeutung wurde geheimen Ritualen beigemessen, die in den verschiedenen Ordensh?usern zelebriert wurden. Man kann von einer wahren Inflation von Vorschriften sprechen. So wurde in besonderen Regeln festgehalten, wie den bei der Herstellung k?nstlicher Edelsteine zu verfahren sei. Sie d?rften auf gar keinen Fall unnat?rlich gro? gemacht werden. Auf keinen Fall d?rften die geheimen Riten und Zauberpraktiken enth?llt werden. Glaubhafte Berichte, dass tats?chlich magische Umwandlungen vollzogen, edle Substanzen produziert werden konnten, liegen freilich nicht vor.
In einem Punkt hielt man sich an einen Brauch, der bereits in den ersten Tagen des Rosenkreuzerordens vorgeschrieben war. Die Ordensbr?der benannten selbst ihre Nachfolger, die im Todesfalle ihre Stelle einnehmen sollten. Wie genau ein neues Mitglied in den Orden aufgenommen wurde, das war in den ersten Jahren des Ordens nicht genau festgelegt. Das war jetzt anders. Pr?zise Vorschriften legten den Ablauf des Rituals fest. Das neue Mitglied wurde in eines der Ordensh?user gebeten. Man ?berreichte ihm ein Zeichen des Friedens, meist einen Palmzweig und begr??e den Neuen durch drei K?sse. Kniend musste das Neumitglied einen Eid leisten und schw?ren, ?ber die insk?nftig anvertrauten Geheimnisse nichts an Uneingeweihte zu verraten. Geheimgehalten werden musste auch, wo sich die verschiedenen Ordensh?user befanden und wer alles der Gemeinschaft angeh?rte. Besonderer Geheimhaltung unterlagen die Namen der leitenden Br?der.
Sieben Locken wurden dem neue Eingeweihten abgeschnitten. Sie wurden jede einzeln verpackt sowie mit dem Geburtsnamen und neuen Ordensnamen versehen. Die Locken wurden dann in die Hand des leitenden Ordensbruders ?bergeben, der sie verwahren musste. Hatte man Ordensbr?der in den ersten Jahren der Geschichte des Geheimbundes auf strikte Keuschheit festgelegt, so wurde diese wichtige Mussbestimmung nun aufgelockert. Intimverkehr mit Frauen war nicht verboten. Es wurde den Jungmitgliedern aber nahegelegt, Kontakte mit dem anderen Geschlecht so weit wie m?glich einzuschr?nken.
Spezielle Losungsworte dienten dazu, dass sich Ordensbr?der gegenseitig zu erkennen geben konnten, ohne dass das Au?enstehenden aufgefallen w?re.
Gro?e war die Sorge um die Geheimhaltung. Logenmitglieder trugen daher stets einen schwarzen Bindfaden bei sich, der sie stets daran erinnern sollte, dass man sich durch heiligen Eid zum Stillschweigen verpflichtet hatte.
Fast alle Rosenkreuzergeheimb?nde, die im 18. Jahrhundert entstanden waren, sind heute vergessen. Sie haben sich meist schon im 18. oder in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts aufgel?st. Nachfolger wurden nicht benannt. 1780 legte in Amsterdam Baron Hans Heinrich von Ecker den Grundstein f?r die "Asiatischen Br?der vom Rosenkreuz". Er verstand sich als Sammelbecken f?r nach Wissen strebende Menschen m?glichst vieler Glaubensrichtungen und Nationen. Haupts?chlich waren Christen und Juden, wohl auch Moslems aus der T?rkei, Persien und Armenien vertreten. Sie durchliefen zun?chst einmal neun Vorstufen, bevor sie endlich in den erlauchten Kreis der wirklich Wissenden aufgenommen wurden. Die Bezeichnungen f?r diese untergeordneten Grade sind noch ?berliefert. Sie lauteten: Junior, Theoreticus, Practicus, Philosophus, Minor, Major, Adeptus exemptus, Magister und Majus.
Kritiker wandten ein, es gehe dem Orden weniger darum, Neuzug?nge so gr?ndlich wie m?glich vorzubereiten. Im Vordergrund stehe vielmehr plumpes finanzielles Interesse der Vorst?nde der geheimen Gesellschaft. Anscheinend wurden n?mlich bei jeder "Bef?rderung" in eine h?here Stufe nicht gerade niedrige Geb?hren f?llig, die einkassiert wurden. Au?erdem waren Mitgliedsbeitr?ge zu bezahlen, von denen der Orden lebte. Im Zentrum des Ordens der "Asiatischen Br?der vom Rosenkreuz" scheint das finanzielle Interesse der Gr?nder gestanden zu haben.
Quelle: langbein.alien.de/geheim4.html
Habt ihr noch mehr Informationen zu den Rosenkreuzern?
Die Vollkommenheit ist unerreichbar. Gewiß ist die Vollkommenheit unerreichbar. Sie hat nur den Sinn, deinen Weg wie ein Stern zu leiten. Sie ist Richtung und Streben auf etwas hin.
- Antoine de Saint-Exupéry, Die Stadt in der Wüste
- Antoine de Saint-Exupéry, Die Stadt in der Wüste
:x :roll: :idea:
Ja, finde auch, dass dort die Leute verf?hrt werden, verf?hrt und gebunden!
Freut mich, dass du hinter Luzifer stehen kannst - da geh?rt schon was dazu.
:oops: