Dunkle Wolken ?ber britischer Wirtschaft

  • Dunkle Wolken ?ber britischer Wirtschaft

    06. Mai 2005 Mit dem dritten Wahlsieg in Folge hat Premierminister Tony Blair Geschichte geschrieben. Das hat noch kein Labour-Regierungschef vor ihm geschafft. Die gute Wirtschaftslage in Gro?britannien mit der niedrigsten Arbeitslosigkeit seit 30 Jahren hat Blair dabei auch ?ber die Kritik am Irak-Einsatz hinweggeholfen. Volkswirte sind der Meinung, da? er keinen besseren Zeitpunkt f?r den Urnengang h?tte w?hlen k?nnen. Denn die wirtschaftliche Lage des K?nigreichs d?rfte sich in einigen Monaten deutlich d?sterer darstellen.

    Labour - traditionell wegen einer ausgabenorientierten Politik in der Wirtschaft unter Verdacht - hat von den Unternehmensbossen in den vergangenen Jahren viel Beifall bekommen. Im Prinzip hat Blair im Gespann mit seinem Finanzminister Gordon Brown vieles von dem fortgef?hrt, was die Tories unter Margaret Thatcher an konjunkturst?tzender Politik eingeleitet haben. Seit 1998 konnte Gro?britannien damit ein durchschnittliches Wachstum von 2,75 Prozent aufweisen. Und w?hrend sich Deutschland und andere EU-Partner 2004 mit einem Mini-Wachstum begn?gen mu?ten, kam das britische K?nigreich im Jahr vor der Wahl auf satte 3,1 Prozent.

    Zinsen und Inflation niedrig

    Geholfen haben Blair dabei niedrige Zinsen und eine Inflationsrate, die nahe am Stabilit?tsziel der Bank von England von zwei Prozent lag. Mitte 2003 waren die Kosten f?r Kredite mit 3,5 Prozent auf den niedrigsten Stand seit fast 50 Jahren gefallen. Dann vollzog die Notenbank die Wende. Seitdem sind die Zinsen wieder auf das aktuelle Niveau von 4,75 Prozent geklettert.

    Dies hat bei den Konsumausgaben bereits Wirkung gezeigt. ?Den Verbrauchern, die seit 1997 ?ber 80 Prozent des britischen Wirtschaftswachstums erzeugt haben, scheint der Schwung auszugehen?, sagt John Butler, Volkswirt beim Bankhaus HSBC. Die Zahl der Einzelh?ndler, die ?ber sinkende Ums?tze klagen, hat nach einer Umfrage des britischen Industrieverbandes inzwischen den h?chsten Stand seit Mitte 1992 erreicht. Und die Industrieproduktion fiel vor dem Hintergrund der Pleite des britischen Autobauers MG Rover zum ersten Mal seit zwei Jahren.

    "Der Ausblick ist besorgniserregend?

    "Der Ausblick ist besorgniserregend?, sagt Jonathan Loynes vom Finanzinstitut Capital Economics. ?Die Verbraucher sind von einer Welle steigender Immobilienpreise, niedrigen Zinsen und billigen Krediten getragen worden. Jetzt schnallen sie ihre G?rtel enger.?

    Vor diesem Hintergrund wird die Aufgabe f?r Finanzminister Brown, der Blair wohl noch in der laufenden Legislaturperiode abl?sen wird, nicht leichter. Denn nachdem er zu Beginn seiner Amtszeit die Staatsfinanzen erfolgreich im Griff hatte, verschlechtert sich die Lage seit einigen Jahren. Seit 2001, also kurz vor der letzten Wahl, wich er Schritt f?r Schritt vom eisernen Sparkurs ab.

    Vom ?berschu? zum Fehlbetrag

    Verbunden mit niedrigen Steuereinnahmen f?hrte dies von einem Haushalts?berschu? Anfang des Jahrzehnts zu einem Fehlbetrag von 2,9 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) im Finanzjahr 2004/2005. Der Internationale W?hrungsfonds (IWF) warnte Brown im vergangenen Monat davor, da? er ?den Schritt der Haushaltskonsolidierung beschleunigen? oder die Kreditaufnahme zur?ckfahren m?sse. Ansonsten werde er seine Ein- und Ausgabenziele verfehlen.

    Mit dringend notwendigen Aufwendungen f?r die Modernisierung des maroden Gesundheitssystems hat Brown nun zwei M?glichkeiten: entweder an anderer Stelle kr?tfig zu sparen oder die Steuern zu erh?hen. Die meisten Experten gehen von der zweiten Variante aus. In Zeiten eines ohnehin erwarteten Konjunkturabschwungs keine berauschende Aussicht, sagt Roger Bootle von der Beraterfirma Deloitte and Touche. ?Obgleich 2005 nicht das Jahr sein d?rfte, in dem die Dinge komplett schief laufen, wird es wahrscheinlich doch der Beginn einer schwierigeren Phase f?r die britische Wirtschaft sein.?



    -Inwiefern wird diese Prognose Auswirkungen auf die deutsche und die europ?ische Wirtschaft haben?
    -Was w?re passiert, wenn sich England am Euro beteiligt h?tte?
    -Habt ihr vielleicht sogar etwas Schadenfreude?