Falsche oder irrefuehrende Nachrichten oder Geruechte gab es schon immer auf der Welt. Ebenso gab es Personen, die diese Informationen gezielt streuen, um Menschen fuer ihre Zwecke zu manipulieren. Das koennen Politiker sein, Regierungen, oder einfach Leute, die ein Produkt verkaufen wollen.
Menschen interessieren sich besonders fuer Informationen, die sie in ihren Ueberzeugungen bestaerken, weil jeder gerne in dem bestaetigt wird, was er schon wusste oder zu wissen glaubte. Das fuehrt zu der sogenannten Filterblase, die es im Prinzip auch schon immer gab.
Der Unterschied zwischen frueheren Kommunikationsformen und dem Internet ist gradueller Natur. Im Internet kommuniziert man eben nicht nur mit den Leuten vom Dorf in der Taverne, sondern mit einem internationalen Publikum. Und man erreicht hautpsaechlich diejenigen, die sich fuer die ausgesendeten Informationen interessieren. So entstehen Meinungsgruppen, die groessere Ausmasse annehmen als man es aus der Taverne gewohnt ist. Diese grossen Gruppen von Menschen mit gleichen Ansichten sind ein ernstzunehmender politischer Faktor.
Problematisch wird eine solche Gruppe, wenn ihre politischen und gesellschaftlichen Handlungen auf Ueberzeugungen basieren, die durch falsche Informationen (Fake-News) entstanden sind. In einer solchen Filterblasengruppe wird alles ausgeblendet, was Zweifel an der eigenen Meinung aufkommen lassen und zur Wahrheit fuehren koennte. Das ist nicht wuenschenswert, weil man eben auf Basis von falschen Ueberzeugungen keine richtigen Entscheidungen treffen kann.
Wie loest man das Problem?
Besagte Politiker moechten praktisch Zensur in Facebook ausueben konnen, sie wollen Falschmeldungen loeschen. Wenn das passiert, haben wir sofort die Gefahr und sogar die Wahrscheinlichkeit von Machtmissbrauch, naemlich poltische Zensur, Gesinnungsdiktatur und Ende der Meinungsfreiheit. Denn die Definition von Falschmeldungen wird je nach politischer Richtung unterschiedlich ausgelegt.
Fake-News ist, wenn ich auf Facebook schreibe: 2 mal 3 macht 4.
Zumindest ist das mathematisch falsch. In der Praxis geht es aber nicht um einfache Mathematik, sondern oftmals um hochkomplexe Sachverhalte, ueber die sogar Experten uneinig sein koennen. Ein Politiker wird sich gewiss nicht auf den Experten berufen, der seiner politischen Gesinnung widerspricht, wenn er eine Nachricht auf Facebook loeschen laesst. Es gibt auch keine hundertprozentig wahre oder objektive Berichterstattung, bei jeder Formulierung wird eine bestimmte Perspektive eingenommen. Es laesst sich also in vielen Faellen gar nicht richtig entscheiden, ob es jetzt falsch ist, tendenzioes oder ob doch etwas dran ist. Das koennen Politiker genau so wenig wie das geplante Selbstzensur-Team von Facebook.
Wie koennte eine Loesung aussehen?
Individuell: Selbstkritisch sein und die eigenen Ueberzeugungen nicht fuer das Mass aller Dinge halten. ("Pruefe kritisch, hinterfrage staendig, lebe vor") Das sollte auch vermehrt durch die Erziehung vermittelt werden. Man sollte seinen Standpunkt nicht vorschnell aufgeben, aber immer daran denken, dass vielleicht doch etwas dran sein koennte, was der andere sagt. Es gibt natuerlich auch die Moeglichkeit, falsche Meldungen richtigzustellen und eigene Artikel zu veroeffentlichen.
Auf technischer Ebene koennte es in Zukunft neue Ansaetze geben, die bei der Nachrichtenweitergabe bewusst Filterblasen durchbrechen und die Empfaenger auch mit Informationen versorgen, welche die andere Seite der Medaille beleuchten. Die Herausforderung dabei wird es sein, die Leute dafuer zu interessieren, ueber den Tellerrand hinauszublicken. Allerdings kann es eine Gesellschaft auch verunsichern, wenn sie zu vielen widerspruechlichen Informationen ausgesetzt ist.
Klar ist, dass bestimmte Inhalte nicht veroeffentlicht werden sollten, wenn sie zum Beispiel verleumderischer Natur sind oder jemanden gefaehrden. Darueber herrscht wohl weitgehend Konsens. Bei vielen Nachrichten ist die Frage jedoch nicht so einfach zu beantworten und da sollte man nicht unbedingt darauf vertrauen muessen, dass ein Politiker oder ein bezahltes Team immer die richtigen Loesch-Entscheidungen trifft. Facebook ist dabei gerade im Fokus, weil es das groesste Kontaktnetz im Internet ist. Und wenn es das bleiben moechte, sollte es seine Benutzer nicht durch willkuerliche Zensur vergraemen, sonst weichen sie auf Alternativen wie das russische VK.com aus, oder suchen sich andere Nischen.
Wo wir sind, da ist immer auch Ägypten.
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