- Man hört eine bestimmte Musikgruppe oder einen Musiker gerne und nimmt sie resp. ihn sich zum Vorbild. (intrinsisch)
- Man wird durch äußere Umstände wie Armut oder Eltern dazu gezwungen. (extrinsisch)
Nun gibt es kulturelle Unterschiede in der Erziehung. Das Abendland, Europa und die Vereinigten Staaten sind überwiegend von Individualismus geprägt. Das spiegelt sich auf allen Ebenen der Kultur wieder, was auch in die Gesetzgebung und vieles mehr eingeflossen ist. Im Mittelpunkt steht fast immer der Einzelne und sein Wille. Er ist nicht Teil einer Masse, die Massen bestehen aus unterschiedlichen Persönlichkeiten. Das Individuum passt sich nicht dem Kollektiv an, sondern formt das Kollektiv aus sich selbst heraus, eigenständig. So ist es auch zu verstehen, dass Eigenmotivation einen so hohen Stellenwert einnimmt. Das gilt natürlich auch für die Erziehung. Interesse und Begeisterung bei Schülern zu erwecken wird als Optimum verstanden. Nicht das stumpfe mechanische Lernen durch Zwang.
Es wird angenommen, dass in östlicheren Gebieten wie im fernen Osten gegenteilige Tendenzen zu erkennen sind. Dort herrscht eher Kollektivismus, der einzelne leidet und opfert sich für die Masse auf (vergleichbar mit Märtyrertum). Wo im Westen der einzelne Superheld im Mittelpunkt der Filme steht und das Böse und die Ungerechtigkeit überall bekämpft, sind es im Osten oft ganze Einsatztruppen. Solche kulturellen Tendenzen lassen sich auch nicht durch noch so viele McDonalds-Filialen und Import von westlicher Technik übertünchen. In der Erziehung und beim Lernen verlangen Eltern in manchen asiatischen Ländern oft sehr viel Disziplin. Allgemein bekannt ist es, dass viele Kinder dort täglich zu stundenlangem Lernen gezwungen werden, wobei körperliche und psychische Gewalt an der Tagesordnung sind. Wer einmal chinesische Sportkaderschulen besucht hat, weiß das sehr genau. In vielen Privathaushalten sieht es sicher ähnlich aus. Dort werden die Kinder erzogen, wie Pokemons.
Jetzt gibt es eine Frage: Welche Auswirkungen hat das auf die Entwicklung der Kinder? Einerseits weiß man, dass Lernen mit Gewalt zwar funktioniert, aber nicht so gut wie Lernen mit Spaß. Wer unter Angst lernt, kann das Wissen auch nur am besten abrufen, wenn er Angst hat. Wie ist das mit der Musik? Sehr viele Asiaten kommen mit gutem Grund nach Europa, um Musik oder etwas anderes zu studieren. Vorher haben manche viele Stunden damit verbracht, daheim unter Aufsicht des Rohrstocks die Stücke von meist europäischen Musikern nachzuspielen.
Tatsache ist, dass der Hauptunterschied zwischen Profimusikern und mittelmäßigen Musikern die Anzahl der Stunden ist, die sie mit dem Üben ihres Instruments verbracht haben. Wer viel übt, wird einfach besser, technisch gesehen. Aber die interessanteste Frage dabei ist, ob es vielleicht einen Unterschied geben könnte zwischen Musikern, die viele Stunden mit Spaß und Freude geübt haben und Musikern, die von ihren Eltern in der Kindheit genau so lange dazu gezwungen wurden. Musik ist mit Mathematik vergleichbar. Es gibt klare Tonfrequenzen und man trifft sie oder man trifft sie nicht. Entweder sie werden schnell oder langsam gespielt, in bestimmten Verhältnissen zueinander und mit einer bestimmten Dynamik. Für diese Faktoren spielt es keine große Rolle, auf welche Weise man dazu gekommen ist, sie zu beherrschen. Dennoch gibt es die Wahrscheinlichkeit, dass stures, mechanisches repetitives Üben unter Zwang mehr zu einer rein technischen Spielweise führt, ohne Kreativität, ohne Improvisation, seelenlos wie ein Computer, der nur das ausführt, was ihm eingetrichtert wird. Ganz ohne Eintrichtern kann zwar niemand kreativ sein, denn Kreativität bedingt unter anderem das Vorhandensein von Informationen, die man verknüpfen kann. Aber wenn das kollektive Eintrichtern zum Fundament der gesamten Erziehung und des Lernens wird, wird das Gehirn genau darauf geeicht und es werden selbstbestimmte kreative Fähigkeiten im Keim erstickt. Die bedauernswerte Person wird mehr und mehr zum Abspielgerät, kommt vielleicht in einem Orchester unter und bekommt Geld dafür, aber könnte ansonsten auch durch ein Tonband ersetzt werden.
Vokabeln kann man durch ständiges Wiederholen lernen. Man wird sie dann auch auf Abruf wieder genau so in der Reihenfolge aufsagen können, nur lernt man dadurch nicht, sie im Gespräch richtig zu verwenden, geschweige denn ein neues Buch daraus zu schreiben. Genau so ist es auch mit der Musik.
„Was nützt all das perfekte Beherrschen einer Partitur, wenn man sie nicht interpretieren kann?“
faz.net/aktuell/feuilleton/bue…iegen-drillt-1581560.html
niniane.blogspot.de/2008/03/ch…need-to-stop-forcing.html
Wo wir sind, da ist immer auch Ägypten.
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