Schlüssellektion aus der Island-Krise: "Lasst die Banken scheitern"

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    • Schlüssellektion aus der Island-Krise: "Lasst die Banken scheitern"

      news.yahoo.com/key-lesson-icel…banks-fail-003849604.html
      Key lesson from Iceland crisis is 'let banks fail'

      Three years after Iceland's banks collapsed and the country teetered on the brink, its economy is recovering, proof that governments should let failing lenders go bust and protect taxpayers, analysts say.
      The North Atlantic island saw its three biggest banks go belly-up in the October 2008 as its overstretched financial sector collapsed under the weight of the global crisis sparked by the crash of US investment giant Lehman Brothers.
      The banks became insolvent within a matter of weeks and Reykjavik was forced to let them fail and seek a $2.25 billion bailout from the International Monetary Fund.
      After three years of harsh austerity measures, the country's economy is now showing signs of health despite the current global financial and economic crisis that has Greece verging on default and other eurozone states under pressure.
      "The lesson that could be learned from Iceland's way of handling its crisis is that it is important to shield taxpayers and government finances from bearing the cost of a financial crisis to the extent possible," Islandsbanki analyst Jon Bjarki Bentsson told AFP.
      "Even if our way of dealing with the crisis was not by choice but due to the inability of the government to support the banks back in 2008 due to their size relative to the economy, this has turned out relatively well for us," Bentsson said.
      Iceland's banking sector had assets worth 11 times the country's total gross domestic product (GDP) at their peak.
      Nobel Prize-winning US economist Paul Krugman echoed Bentsson.
      "Where everyone else bailed out the bankers and made the public pay the price, Iceland let the banks go bust and actually expanded its social safety net," he wrote in a recent commentary in the New York Times.
      "Where everyone else was fixated on trying to placate international investors, Iceland imposed temporary controls on the movement of capital to give itself room to maneuver," he said.
      During a visit to Reykjavik last week, Krugman also said Iceland has the krona to thank for its recovery, warning against the notion that adopting the euro can protect against economic imbalances.
      "Iceland's economic rebound shows the advantages of being outside the euro. This notion that by joining the euro you would be safe would come as news to the Spaniards," he said, referring to one of the key eurozone states struggling to put its public finances in order.
      Iceland's example cannot be directly compared to the dramatic problems currently seen in Greece or Italy, however.
      "The big difference between Greece, Italy, etc at the moment and Iceland back in 2008 is that the latter was a banking crisis caused by the collapse of an oversized banking sector while the former is the result of a sovereign debt crisis that has spilled over into the European banking sector," Bentsson said.
      "In Iceland, the government was actually in a sound position debt-wise before the crisis."
      Iceland's former prime minister Geir Haarde, in power during the 2008 meltdown and currently facing trial over his handling of the crisis, has insisted his government did the right thing early on by letting the banks fail and making creditors carry the losses.
      "We saved the country from going bankrupt," Haarde, 68, told AFP in an interview in July.
      "That is evident if you look at our situation now and you compare it to Ireland or not to mention Greece," he said, adding that the two debt-wracked EU countries "made mistakes that we did not make ... We did not guarantee the external debts of the banking system."
      Like Ireland and Latvia, also rescued by international bailout packages and now in recovery, Iceland implemented strict austerity measures and is now reaping the fruits of its efforts.
      So much so that its central bank on Wednesday raised its key interest rate by a quarter point to 4.75 percent, in sharp contrast to most other developed countries which have slashed their borrowing costs amid the current crises.
      It said economic growth in the first half of 2011 was 2.5 percent and was forecast to be just over 3.0 percent for the year as a whole.
      David Stefansson, a research analyst at Arion Bank, told AFP Iceland hiked its rates because it "is in a different place in the economic (cycle) than other countries.
      "The central bank thinks that other central banks in similar circumstances can afford to keep interest rates low, and even lower them, because expected inflation abroad is in general quite (a bit) lower," he said.
      Erst wenn der letzte Programmierer eingesperrt und die letzte Idee patentiert ist, werdet ihr merken, dass Anwälte nicht programmieren können.
    • Weshalb Island in den Nachrichten nicht mehr vorkommt

      von Deena Stryker

      translated by sophyama

      Die Radioreportage eines italienischen Senders über die auf leisen Sohlen voranschreitende Revolution in Island lässt aufhorchen und ist gleichzeitig ein herausragrendes Beispiel dafür, wie uns unsere Medien (US) nur unzureichend über die Vorgänge im Rest der Welt informieren.

      Man erinnere sich, dass zu Beginn der Finanzkrise im Jahre 2008, Island ganz schnell zum Bankrottfall erklärt wurde. Die Gründe hierfür fanden nur beiläufige Erwähnung, und seitdem ist dieser kleine Staat wieder in Vergessenheit geraten.

      Nachdem nun ein EU-Land nach dem anderen auf die Zahlungsunfähigkeit zusteuert, und damit seine Bonität riskiert, wodurch der Euro mit immer stärkeren Trudelbewegungen auch die Weltwirtschaft erschüttern lässt, wird klar, das die führenden Köpfe dieser chaotischen Lage kein Interesse daran haben, die Entwicklungem in Island als gutes Beispiel an die große Glocke zu hängen.

      Innerhalb von nur fünf Jahren der Anwendung reiner neoliberaler Wirtschaftsprinzipien wurde aus Island ein vermeintlich reiches Land. (320 000 Einwohner, keine Armee). Im Jahre 2003 wurden alle isländischen Banken privatisiert und Aufgrund ihrer ‘low cost online banking services‘ konnten sie ihrem international schnell wachsenden Klientel gute Renditen versprechen. Die unter dem Namen Icesave bekannt gewordenen Finanzprodukte zogen viele englische und holländische Anleger an. Mit dem zügigen Anwachsen der Anlagen stiegen auch die internationalen Schulden des privatisierten Bankensektors. Im Jahre 2003 betrug die Schuldenlast von Island das doppelte seines jährlichen Bruttosozialproduktes. Bis zum Jahr 2007 war es dann auf das 9-fache (900%) gestiegen. Die Finanzkrise des Jahres 2008 brachte dann den Todesstoß. Die drei größten isländischen Banken Landbanki, Kaupthing und Glitnir wurden als insolvent erklärt und wieder verstaatlicht, während die isländische Krone 85% ihres Wertes gegenüber dem Euro verlor. Am Ende des Jahres erklärte Island seinen Staatsbankrott.

      Trotz gegensätzlicher Erwartungen, führte die Krise dazu , daß die Isländer durch einen inzwischen etablierten Prozess direkter Demokratie fähig waren, ihre nationalen Rechte und ihre Unabhängigkeit wieder herzustellen, die zur Entwicklung einer neuen Verfassung führte.

      Geir Haarde, der sozialdemokratische Premierminister, handelte einen Dollarkredit in Millionenhöhe aus, den die skandinavischen Länder nochmals verdoppelten (angeblich insgesamt 5 Millionen Dollar, was mir als Zahl aber viel zu gering erscheint, d. Übers)

      Die ausländischen Geldgeber verlangten dagegen drakonische Maßnahmen für ihren Service. Der IWF und die Europäische Union wollten die Schulden ‘übernehmen’, da sie nur so die Rückzahlungen an die englischen und holländischen Anleger gewährleistet sahen, deren Regierungen die Rückzahlungen verbürgt hatten. Im Lichte anhaltender Proteste und Straßenschlachten trat die Koalitionsregierung Haarde dann zurück. Vorgezogene Neuwahlen wurden für April 2009 anberaumt, die zu einer linksorientierten Regierung führte, welche die neoliberale Wirtschaftsweise offiziell verurteilte, aber sich nichtsdestoweniger dazu bereit erklärte, dreieinhalb Millionen Euro unmittelbar zurückzuzahlen. (Auch wieder eine zu kleine Summe, damit spielt jede Provinzbank locker im Laufe einer Woche, siehe Andreas Popp….D. Übers.) Diese Rückzahlung sollte jeden Isländer dazu verdonnern, einen Obulus von 100 Euro monatlich für volle 15 Jahre bei 5.5% Zinsen an die ausländischen Geldgeber abzugeben, für einen finanziellen Schaden, der von Privatbankiers verursacht wurde. Das war dann der berühmte ‘Strohhalm, der dem ‘Rentier’ dann schlussendlich ‘den Rücken brach’ oder auf deutsch, ‘das Fass zum überlaufen brachte’!

      Was darauf frolgte war unglaublich. Die Annahme, dass private Haushalte für die Verluste der Finanzmonopole aufzukomnmen hatten, so daß eine ganze Nation über drastische Steuererhöhungen die Privatschulden einiger Weniger abtragen sollte, erzeugte genug Zündstoff, diese Illusion der Finanzjongleure zu zerstören. Es begann ein Prozess während dem die Beziehung zwischen den Einzelpersonen und den Funktionsträgern des öffentlichen Lebens überdacht wurden, and an dessen Ende die politischen Führungsfiguren ganz bewusst auf die Seite ihres Wahlvolkes einschwenkten.

      Das Staatsoberhaupt Olafur Ragnar Grimsson verweigerte sich, das Gesetz zu ratifizieren, das die isländische Bevölkerung zur Kasse gebeten hätte, und gab den Rufen für ein Referendum nach.

      Natürlich war daraufhin das Geschrei in der internationalen Gemeinschaft groß, während England und Holland Vergeltungsmaßnahmen androhten, die zur Isolation des Landes führen würden.

      Während die Isländer ubeeindruckt ihre Stimme im Referendum abgaben, drohten die ausländischen Banker jede Geldzuwendung durch den IWF zu stoppen. Das britische Außenamt drohte, alle englischen Bankkonten, die von isländischen Sparern gehalten wurden, einzufrieren. Grimsson sagte, er habe die Drohung erhalten, ”wenn Island nicht den Forderungen entspräche, würde es zum Kuba des Nordens gemacht werden. Wenn wir diese Bedíngungen aber akzeptiert hätten, wären wir schnell zum Haiti des Nordens geworden”.

      Im Verlaufe des Referendums stimmten dann im April 2010 93% der Isländer gegen die Zurückzahlung der Schulden aus Privathaushalten ab. Der IWF fror daraufhin unmittelbar alle finanziellen Hilfen ein. Aber diese – in den Medien der Vereinigten Staaten nicht berichtete – Entwicklung, war nicht mehr in der Lage, auf diese revolutionäre Bewegung Druck auszuüben. Mit Unterstützung der empörten Bevölkerung brachte die Regierung eine Untersuchung der kriminellen Machenschaften und Praktiken der verantwortlichen Bankmanager zuwege. (Achtung Herr A…mann, erinnern Sie sich noch an die Abwicklung der 9/11 Geldgeschäfte ihrer DB??!! Cui bono?, d. Übers.)

      Interpol fahndete von nun an nach dem vormaligen Präsidenten von Kaupthing, Sigurdur Einarsson, während auch die anderen implizierten Banker fluchtartig das Land verliessen.

      Die Isländer liessen es damit aber nicht auf sich beruhen. Sie machten sich nun daran, eine neue Verfassung auszuarbeiten, die es dem Land ermöglichte, sich von der übermächtigen Macht der internationalen Finanzbranche mit ihrem Kunstgeld abzunabeln. (Ihre bis dato gültige Konstitution stammte von 1918, und war übernommen vom dänischen Königreich, mit nur einem kleinen Unterschied, in dem das Wort ‘König’ immer durch das Wort ‘Präsident’ ersetzt wurde).

      Für das Projekt der ‘Neue Verfassung’ worden 25 Menschen aus einer Gruppe von 522 ausgewählt, die in keiner Weise mit irgendeiner politsichen Partei oder sonst irgendeiner Interessengruppe verbandelt waren, die aber aufgrund der Unterstützung von 30 weiteren Isländern in die engere Auswahl gekommen sind. Das garantierte, das die Architektur des daraus resultiereden Dokumentes nicht auf das Werk einer Handvoll von Politikern zurückging. Das Internet wurde zum wichtigen Werkzeug der Entwicklung der neuen Verfassung. . Die öffentlichen Treffen der Mitglieder des Konstitutionsrates wurden über das Internet einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Landsleute konnten so mögliche konstruktive Kommentare per Mausklick mit einbringen, und so dem Wachstum einer vom Volk selber gemachten Konstitution aktiv beiwohnen. Der Pozess ist immer noch in Gange und wird am Schluß des Projektes dem Parlament nach der kommenden Wahl zur Abstimmung vorgelegt.

      Mancher geschichtsbeflissene Leser mag sich, angesichts der jetzigen Lage, an Jared Diamonds gleichnamiges Buch erinnert fühlen, daß den Zusammenbruch der agrarischen isländischen Gesellschaft im 9.Jahrhundert beschreibt.

      Heute erholt sich das Land vom finanziellen Bankrott in einer Weise, die gemeinhin nicht als die typische Genesungsgschichte verstanden wird, wie aus den Bemerkungen von Chrsitine Lagarde, der Chefin des IWF zu Fareed Zakaria deutlich wurde.

      Sie machte es den Menschen in Griechenland zur unverhandelbaren Bedingung, ihren öffentlichen Sektor weitgehend dem Privatsektor zu überantworten. Das Gleiche steht wohl auch den Menschen in Italien, Spanien und Portugal ins europäische Haus.

      Sie wären gut beraten sich Islands Beispiel zu Herzen zu nehmen, und nicht unter dem Druck der ausländischen Interessen zu buckeln. Dieses kleine Land hat es geschafft deutlich zu machen, daß seine Landsleute Souverän sind. (Ach ja, Deutschland hat ja auch ein kleines Problem damit…, d. Übers)

      Darin liegt wohl der Grund, warum Island nicht mehr in den Nachrichten auftaucht.

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      Deena Stryker ist eine amerikanische Autorin, die in sechs Ländern gelebt und gearbeitet hat, und vier Sprachen fliessend beherrscht. Sie hat in drei Sprachen publiziert. Sie betrachtet die größeren Zusammenhänge aus einer systemischen und spirituellen Perspektive..

      Zugang zum Original und weitere Info: Hier
      "Nehmt Eure Sprache ernst! Wer es hier nicht zu dem Gefühl einer heiligen Pflicht bringt, in dem ist nicht einmal der Keim für eine höhere Bildung vorhanden."
      "Es wurde bisher grundsätzlich immer nur die Wahrheit verboten."

      Friedrich Nietzsche