Neuer potentieller Mechanismus bezüglich Gefährdung durch Handy-Strahlung

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    • Neuer potentieller Mechanismus bezüglich Gefährdung durch Handy-Strahlung

      technologyreview.com/blog/arxiv/26708/#comments

      Kurzzusammenfassung:

      Bislang war es das kanonische Argument, dass Handy-Strahlung deswegen keine Gefahr ist, weil die Photonen nicht genug Energie haben, um chemische Bindungen zu brechen. Nun hat ein theoretischer Biologe namens Bill Bruno einen neuen Mechanismus vorgestellt, wie Handy-Strahlen Gewebe dennoch schädigen könnten. Er argumentiert, dass die bisherige Erklärung nur bei geringen Strahlungsmengen zutrifft (< 1 Photon pro Wellenlängenwürfel) - eine Menge, die in der Praxis bei weitem überschritten wird, so dass seiner Meinung nach das klassische Sicherheitsargument nicht mehr zutrifft.

      Bei höheren kann es zu konstruktiven Interferenzen zwischen den Photonen kommen, die zu Kräften führen, die technisch beispielsweise für optische Pinzetten genutzt werden.

      Somit ist nach seiner Meinung das klassische Sicherheitsargument bezüglich Handy-Strahlung nicht mehr gültig.

      Wichtig: dies bedeutet nicht, dass deswegen Handy-Strahlung gefährlich ist. Nun liegt es aber an der Gegenseite ein Argument zu präsentieren, warum dieser Mechanismus in der Praxis keine Gefahr bedeutet.
      Erst wenn der letzte Programmierer eingesperrt und die letzte Idee patentiert ist, werdet ihr merken, dass Anwälte nicht programmieren können.
    • Nubok schrieb:

      das kanonische Argument
      hmmm .... das kanoische Argument?

      hmmm .... das ist doch das, was grundlage für ein dogma ist, oder?


      klasse hinweis auf den Beitrag, nubok

      futter für die verfechter der "theorie" der "gefährlichkeit" von funkwellen im gigahertz-bereich, und gleichzeitig ein triumph für die theoretische biologie, welche den nachweis erbracht hat, dass .....
      "In der Natur sind Schwarze Löcher kaum zu finden. Nur in unseren Köpfen wimmelt es davon"
      Zitat: George Greenstein
    • @Ich-bin's

      "Kanonisch" ist im Sinne dessen zu verstehen, was der wissenschaftlich anerkannte Stand ist.

      ---
      Das Problem ist, dass Verfechter der These einer Gefährlichkeit von Handy-Strahlung zwar mit irgendwelchen Erkrankungen etc. argumentieren. Das Problem ist: es gibt zahllose dokumentierte Fälle, in denen ein Handymast aufgebaut wurde und die Anwohner bereits über Kopfschmerzen etc. klagten, bevor er in Betrieb genommen wurde. Dies ist ein klares Zeichen dafür, dass diese Symptome nicht durch den neuen Mobilfunkmast verursacht wurden.

      Exakt diese Strategie fahren übrigens mittlerweile Mobilfunkbetreiber: Mast aufstellen und "Erkrankungen" abwarten, die angeblich durch den Mobilfunkmast entstanden. Dadurch hat man sehr gute Argumente vor dem Richter, dass die Beschwerden sicher nichts mit dem neuen Mobilfunkmast zu tun haben - er war gar nicht an.

      Eine derartig selektive Wahrnehmung ist übrigens in der Wissenschaft wohlbekannt. Das Lehrbuchbeispiel hierfür ist das einer Hebamme, die von der nächtlichen Arbeit gestresst ist, zum Fenster hinausschaut und den Vollmond sieht. Wenn dies öfters passiert, wird sie zur These kommen, dass der Mond einen Einfluss auf ihr Wohlbefinden hätte (einfach, weil wenn sie gestresst ist und kein Vollmond scheint, war "nichts besonderes" draußen zu sehen und sie vergisst es daher deutlich öfter).

      Offensichtlich kann man auf Basis einer solchen Datenlage keine Wissenschaft betreiben.

      Durch die Postulierung eines tatsächlichen Wirkmechanismus (den man im Labor auf konkret auf Gültigkeit überprüfen kann) kann man dagegen Experimente durchführen, mittels derer man das Gefahrenpotential konkret messen und neue konkrete Grenzwerte ausrechnen kann.
      Erst wenn der letzte Programmierer eingesperrt und die letzte Idee patentiert ist, werdet ihr merken, dass Anwälte nicht programmieren können.
    • Ein Mechanismus ist die Kür, aber brauchen tut man ihn nicht. Die Problematik hast Du ja schon angesprochen, aber das ließe sich mit Kontrollgruppen umgehen. Dann braucht man nur noch eine prüfbare Wirkung, mehr nicht. Verblindete Gruppen, in hinreichender Zahl. Die einen um aktiverte Handymasten und die anderen um deaktivierte. Etwas problematisch wäre nur das verblinden. Als Bonus könnte man noch Gruppen um X-beliebige Punkte machen, um zu überprüfen, wie schädlich sich die mediale Panikmache ausgewirkt hat.

      Wäre aber recht teuer, schließlich müßte man Mobilfunkmasten bauen und eine hinreichend lange Zeit nicht funktionsfähig betreiben. Das kostet.

      Gruß
      "Wir sind alle Sternenstaub, daher teilen wir alle dieselben Vorfahren, wir sind die Sterne. Und wir sind die Brüder der wilden Tiere und die Lilien auf dem Felde sind unsere Vettern." Trinh Xuan Thuan
    • @Phasenverschobener

      Unter dem Aspekt wissenschaftlicher Forschungsmethodik ist dein Argument sicherlich korrekt.

      Allerdings liegt in einem "ähnlichen" Frequenzbereich wie Handystrahlung auch Strahlung von DECT-Telefonen (laut de.wikipedia.org/wiki/Digital_…rdless_Telecommunications 1880-1900 MHz) - zum Vergleich:

      UMTS (Deutschland): 1920-2170 MHz (Quelle: de.wikipedia.org/wiki/Universa…Telecommunications_System)
      GSM (Deutschland - inklusive DB-Netz): 876-959 MHz und 1710-ca. 1876 MHz (Bild unter de.wikipedia.org/wiki/Global_S…#Situation_in_Deutschland)

      Nach Informationen der Bundesanstalt für Strahlenschutz stellen DECT-Telefone die stärkste Quelle hochfrequenter elektromagnetischer Strahlung in Haushalten da (Quelle: golem.de/0601/43036.html) - deutlich stärker als die Belastung durch Handys oder Mobilfunkmasten.

      Wenn wir in einem zu kleinen Bereich Mobilfunkmasten abschalten, dann versucht das Handy durch höhere Sendeleistung zu adaptieren. Nun behalte man noch im Kopf behält, dass "meistens" die Strahlenbelastung durch Handys deutlich höher ist als durch Mobilfunkmasten (etwas, das leider bei vielen Mobilfunkgegnern noch nicht angekommen ist). Dann wird klar, dass sich die Strahlenbelastung sogar erhöhen kann, wenn wir Masten abschalten (das ist auch der wissenschaftliche Hintergrund des Arguments der Handy-Netzbetreiber: mehr Masten aufstellen, um die Belastung zu reduzieren - ob in der Praxis die Strahlenbelastung tatsächlich von den Betreibern gesenkt wird - darüber habe ich keine Informationen (und ich halte es für eher zweifelhaft)).

      Unter diesen Umständen reicht es nicht aus, Mobilfunkmasten abzuschalten. Vielmehr müsste man auch DECT-Telefone im selben Bereich verbieten (sie führen - wie oben mit Sekundärquelle belegt - zu einer viel höhere Strahlenbelastung als Handys). Außerdem muss der Bereich groß genug gewählt sein, dass wirklich kein Handy-Empfang möglich ist (sonst Erhöhung der Strahlenbelastung wegen der Erhöhung der Sendeleistung der Handys möglich) - was die Doppelblind-Eigenschaft ad absurdum führt. Da einiges darauf hindeutet, dass die postulierten Schäden eher langfristiger Natur sind, müsste man dies über Jahre aufrecht erhalten.

      Wie man sieht: die Methode der Doppelblindstudien mag aus wissenschaftlicher Sicht durchaus korrekt sein. Aber in der Praxis funktioniert dies sicherlich nicht. Somit bleibe ich bei meiner These, dass die einzige Möglichkeit die ist, den Mechanismus einer potentiellen Schädigung herauszufinden.
      Erst wenn der letzte Programmierer eingesperrt und die letzte Idee patentiert ist, werdet ihr merken, dass Anwälte nicht programmieren können.
    • Nubok schrieb:

      Allerdings liegt in einem "ähnlichen" Frequenzbereich wie Handystrahlung auch Strahlung von DECT-Telefonen[...]

      Wo ist das Problem? ?(

      Die Behauptung die oft im Raum steht ist ja, das es die Masten sind die 'Auslöser' sind. Zumindest die Behauptung, an Masten gekoppelt, lässt sich so prüfen.

      Aber auch Handystrahlung an und für sich, kann man ähnlich herangehen. Dann führt man die Studien mit Handys/DECT-Telefonen durch und manipuliert sie so, das manche signifikant stärker/schwächer strahlen oder man setzt Gruppen aktiv in Laborumgebung regelmäßig aktiv mehr Strahlung aus (und manchen nicht). Letzteres wäre gleich eine narrensichere Verblindungsstrategie, weil wir nicht wahrnehmen ob wir gerade bestrahlt werden oder nicht...

      Das Vorgehen hat im Grundsatz einen unschlagbaren Vorteil: Es funktioniert unabhängig von einem bestimmten Mechanismus.

      Gruß
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    • Nubok schrieb:

      Somit bleibe ich bei meiner These, dass die einzige Möglichkeit die ist, den Mechanismus einer potentiellen Schädigung herauszufinden.

      Wenn es keinen gibt? Wenn es einen gibt, der lediglich sehr komplex ist, so das er in nähere Zukunft nicht auffindbar sein wird? Die biochemie des Menschen ist hochkomplex, so das dies nicht unwahrscheinlich wäre. Ich meine, es geht doch um eine vermeindliche gesundheitliche Bedrohung. Selbst wenn es einen gibt, kann es wiederum sein das er so hochspezifisch ist, das er sich in der Praxis nicht auswirkt. Bis da handfeste Fakten vorliegen, gehen wahrscheinlich noch jahrzehnte ins Land. Und selbst wenn Du einen Mechanismus postuliert und widerlegt hast, kann es ja noch andere Mechanismen geben.

      Ein Beispiel für einem Mechanismus fällt mir unmittelbar ein: Für elektromagnetische Wellen gilt das Superpositionsprinzip. Das heißt, mit einer hochgenauen Positionierung und Ausrichtung vieler, vieler Handys in einem Raum, könnte man erreichen, das sich die Strahlung vieler Handys in einem bestimmten Punkt im Raum so überlappt (Von allen Handys muss sich genau in diesem Punkt der Wellenberg ihrer Strahlung überlappen), das die Strahlungsbelastung von der Energie her, für den Menschen kritische Werte erreicht. Nur in diesem Punkt. Wäre allerdings denkbar unwahrscheinlich, deswegen kaum praxisrelevant.

      Gruß
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