Ritterliche Tugend

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    • Ritterliche Tugend

      Wo sind all die Indianer hin, wann verlor das große Ziel den... halt, falscher Kontinent! Es geht hier um Ritterlichkeit und welche Bedeutung sie in der heutigen Zeit noch haben könnte. Sind diese jahrhunderte alten Ideale noch zeitgemäß, oder kann man sie tatsächlich auch im Jahre 2011 (MMXI AD) noch gebrauchen?

      Persönliche
      (Mittelhochdeutsch: Neuhochdeutsch)
      hôher muot: seelische Hochstimmung
      mâze: maßvolles Leben, Zurückhaltung, Mäßigung der Leidenschaften
      zuht: (Selbst-)Erziehung nach festen Regeln, Anstand, Wohlerzogenheit
      êre: ritterliches Ansehen, Würde, Geltung
      werdekeit: Würde
      staete: Beständigkeit, Festigkeit, Verlässlichkeit

      Soziale
      triuwe: Treue, Aufrichtigkeit
      höveschkeit: Höfischkeit, Höflichkeit
      diemüete: Demut
      milte: Freigiebigkeit, Großzügigkeit
      güete: Freundlichkeit
      manheit: Tapferkeit

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      Welchem Orden mag der edle Recke wohl angehören?
      Er trägt das weiße Jerusalemkreuz auf schwarzem Grunde.
      Seinen Harnisch ziert ein Tatzenkreuz.


      hoher muot
      "Der hôhe muot, der vom vorbildlichen höfischen Ritter gefordert wird, meint seine Hochgestimmtheit im Bewußtsein der eigenen êre. Im Sinne von 'Stolz' kann er auch negativ konnotiert sein. hôher muot ergibt sich zwangsläufig aus vorbildlichem, regelhaften Verhalten und dem Zustand des Friedens. Dies bedeutet im Umkehrschluß, daß alle Anzeichen von Zorn, Trauer und anderen negativen Emotionen als Ausdruck des bedrohten oder geschwächten Status' gedeutet werden. Ziel höfischer Feste oder der Unterhaltung durch Literatur oder Musik am Hof ist es daher, den eigenen hôhen muot zu zeigen und auf die Anwesenden zu übertragen."

      maze
      "Ein zentraler Wert der höfischen Ideologie, der auch für die Ritterideologie gilt, ist die mâze. Gemeint ist damit die Verpflichtung, in allem Tun das 'rechte Maß' zu halten, das heißt einen ausgeglichenen Mittelweg zu finden.
      Primär leitet sich die große Wertschätzung der mâze wohl aus der Tatsache her, daß ja alle Regeln des höfischen Lebens zur Kontrolle, das heißt zur Eingrenzung des sanktionierten Verhaltens, dienen. Hierbei muß eine Tugend, die die Übertreibungen und Exzesse verurteilt, besondere Bedeutung gewinnen.
      Die mâze soll dann aber in der Folge auch die Passivität verhindern, da sie sich auch als Ausgleich gegenüber dem Nicht-Handeln bemerkbar macht. Sie wird zur Urteilsinstanz hochstilisiert, mit deren Hilfe richtiges Verhalten in jeder Situation möglich ist, maßvolles Handeln ist richtiges und gutes Handeln."

      zuht
      "Die zuht, die Selbstbeherrschung und Zügelung des eigenen Verhaltens, ist wie die mâze Ausweis der guten Erziehung und der Kontrolle über das eigene Handeln. Sie wird im höfischen Bereich besonders wichtig, da hier die Interaktions- und damit die Konfliktmöglichkeiten zwischen den Menschen besonders groß sind.
      Nur die Selbstkontrolle schützt einigermaßen vor der völligen Arbitrarität, auch wenn das Handeln insgesamt noch sehr von Spontanentscheidungen geprägt ist.
      Die zuht erweist sich vor allem am höfischen Verhalten."

      ere
      "Der zentrale Begriff, um den sich die Wertvorstellungen und Erziehungsgrundsätze ritterlichen Lebens drehen, ist die êre. Er darf auf keinen Fall mit dem Ehrbegriff des 19. und angehenden 20. Jahrhunderts verwechselt werden, sondern meint gesellschaftliches Ansehen, das auf einem Ensemble aus körperlichen und geistigen Eigenschaften sowie wirtschaftlicher Potenz fußt. Alle 'Werte' des Rittertums, die in der höfischen Erziehung beigebracht werden, tragen zur Steigerung der êre bei, gegensätzliches Verhalten schmälert die êre und damit das Sozialprestige.
      Der persönliche (Über-)Lebensstatus des Einzelnen ist von seinem Ansehen in der Gemeinschaft abhängig, es bestimmt, inwieweit er sich auf Hilfeleistungen der anderen verlassen kann. Ehrschädigungen, sei es durch Ereignisse von außen oder durch Fehlverhalten des Ritters, müssen daher sofort ausgeglichen, am besten überkompensiert, werden, um Schaden von der eigenen Person abzuwenden."

      manheit
      "Die Tugenden des Ritters, die sein Verhalten im Kampf betreffen, sind älter als das Konzept des Rittertums, haben sich aber in ihrer ganzen Vehemenz erhalten. Hierzu gehört auch der Zwang zum mutigen Herangehen an die Herausforderung, sei es nun ein ritterlicher Gegner, ein Riese oder ein Drache. Im Kampfesfall ist der einzelne Ritter darauf angewiesen, daß ihm die anderen gegebenenfalls unter Einsatz ihres Lebens zu Hilfe eilen, daher ist der Mut eine Eigenschaft, die ihren Sinn im Herrschaftsverband hat. In der 'höfischen Weiterentwicklung' dieser Tugend kommen jedoch noch einige Aspekte hinzu, bei denen auch die christliche Ideologie eine Rolle spielt. Die Angst, sich zu verletzen oder seine Ausrüstung zu beschädigen, wäre ein Zeichen mangelnden Reichtums und des Verhaftetseins in der Welt, was aus christlicher Sicht verurteilenswert ist.
      Die Hilfspflicht des Ritters zwingt ihn, immer für bedrohte Menschen (die sog. armen) einzustehen, vor allem sie aus einer konkreten Gefahr zu befreien und dabei seinen Besitz und sein Leben aufs Spiel zu setzen."


      Quellen:
      ubka.uni-karlsruhe.de/volltext…z/3/Werte/fr_hmut_ueb.htm
      de.wikipedia.org/wiki/Ritterlichkeit#Chronologischer_Abriss
      pohlw.de/literatur/epochen/ma.htm#HochMA
      Wo wir sind, da ist immer auch Ägypten.
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