Vor etwa 8 Jahren sah ich im Fernsehen zufällig (?) eine Dokumentation über den Kriegsfotografen James Nachtwey.
Die Dokumentation handelte vom Krieg in Tschetschenien, von Grosny und von Menschen die dort lebten und die ganzen Gräuel jeden Tag am eigenen Leib miterlebten.
Diese Dokumentation hat bei mir unheimlich viel bewegt, ich habe am selben Abend weinend einen Wunsch ins Universum geschickt.
Ich sagte: "Bitte, wenn es Kinder gibt, die so etwas erleben mussten, dann schickt sie zu mir, ich will diesen Kindern helfen. Ich möchte sie umarmen, an meinen bauch drücken, ihnen Geborgenheit und Wärme geben und ihnen zeigen, dass alles gut ist."
Damals sagte ich keine Zeit dazu, ich wusste noch nicht, dass man das sehr genau formulieren sollte, damit es auch sofort passiert, und so musste ich zwei Jahre warten. Ich zog in ein anderes Bundesland, trennte mich von meinem damaligen Lebensgefährten, bekam eine Wohnung in meiner alten Heimat und dort stand eines Tages im Dorfblatt zu lesen: " Gesucht wird eine ehrenamtliche Helferin, die 19 Flüchtlingskinder betreut während die Eltern Deutschkurs machen".
Ich habe mich beworben und habe die Aufgabe auch zugeteilt bekommen.
Drei Monate lang betreute ich 19 Kinder von 2 Monaten bis 19 Jahren, jeden Vormittag.
Zwei Monate lang hatte ich danach noch ein mongolisches 8-Jähriges Kind bei mir, ich habe Frauen nach der Geburt im Krankenhaus betreut, habe Kleidersammlungen gemacht, Weihnachtsfeste organisiert, bin mit Asylwerbern die abgeschoben werden sollten nach St. Pölten zur Diözese gefahren um Einspruch zu erheben, habe Geld gesammelt, Kleider egsammelt, Stofftiere, Spielzeug und Süßigkeiten gesammelt, hatte Tschetschenen, Weissrussen, Georgier, Mongolen, Palästinenser, Israelis, Pakistanis, Kurden und Kosovo-Albaner im Haus.
Und ich ahbe AUSNAHMSLOS gute Erfahrungen mit diesen Menschen gemacht, niemals wurde etwas gestohlen, niemals gab es böses Blut, niemals gab es Ärger mit diesen Menschen. (Nur so nebenher erwähnt, weil die Politiker tun ja grade so, als ob jeder Ausländer ein Verbrecher wäre)
Danach hatte ich noch drei Monate lang ein Mädchen aus Belarus zur Erholung bei mir.
Ich bekam Ehrungen, einmal vom Bürgermeister und einmal von Amnesty International- für meinen Einsatz in der Flüchtlingshilfe.
Natürlich war das alles schön und gut, aber ich hätte immer gerne auch in diesem Bereich GEARBEITET- und das zu meinem Beruf (meiner Berufung) gemacht.
Lange Zeit habe ich, während ich zu Hause bei meinen Kindern geblieben war, nachgedacht, was ich beruflich einmal machen sollte.
Ich war gelernte Kellnerin, am Arbeitsamt wurden mir immer nur Putzstellen, Zimmermädchen-Arbeiten oder Kellner-Stellen zugeteilt.
Für einen sozialen Beruf fehlten mir Ausbildungen, Geld, Zeit und auch Mut, weil ich jahrelang zu hause war.
Gestern habe ich dann für mich ganz klar formuliert, was ich will.
Ich will weg von der Kellner-Schiene und ich will etwas soziales arbeiten. PUNKT.
Mit dieser Einstellung ging ich heute zum Arbeitsamt.
Ich ging rein, sagte, was ich will und bekam einen von fünf freien Plätzen zu einer Ausbildung als Heimhelferin.
Das Arbeitsamt bezahlt mir die Umschulung komplett, die Schulungen finden Vormittags statt, wenn mein Kleinster im Kindergarten ist, die Oma meines Mannes leiht mir dafür ihr Auto für 5 Monate, meine Eltern, die Schwiegereltern und mein Mann unterstützen mich und stehen hinter mir.
Ich bin heute sowas von überglücklich, ich kanns kaum ausdrücken.
Endlich ZUKUNFT in Sicht.
Im Februar beginnt meine Umschulung und wird bis August dauern, danach könnte ich weiter machen und mich zur Pflegehelferin ausbilden lassen.
Ich freue mich nach 16 Jahren Hausfrauen- und Kinder- Dasein nun meine Berufung gefunden zu haben und einen klaren Weg vor mir zu haben.
DANKE ANS UNIVERSUM!
Sonja