[Person] Freiherr vom Stein

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • [Person] Freiherr vom Stein

      Stein, Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum (1757-1831), preu?. Staatsminister und deutscher Staatsmann, liberaler Erneuerer. 1806 Entlassung durch Friedrich Wilhelm III.wegen grunds?tzlicher Meinungsverschiedenheiten. 1807 zur?ckgeholt auf Vorschlag Napoleons und Hardenbergs. Musste fliehen, als seine Erhebungspl?ne gegen Napoleon bekannt wurden.


      Der Freiherr vom Stein musste nicht erst zum deutschen Patrioten reifen - er war es bereits. Inmitten eines Gemenges deutscher Kleinstaaterei waren die Steins keinem Herrn Untertan als dem Kaiser. ?Ich habe nur ein Vaterland, das hei?t Deutschland.? Seine ?berzeugung war, das deutsche Volk sei t?chtig, nur die Erb?rmlichkeit ihrer F?rsten verschulde Deutschlands Verderben. Er hasste die Fremdherrschaft.





      Fr?her und entschiedener als jeder andere deutsche Staatsmann hat der Freiherr vom Stein die Einheit Deutschlands als das h?chste Ziel deutscher Politik gefordert. Wer ihm des einseitigen Preussentums bezichtigte, bekam dies zur Antwort.


      Stein hatte seine Laufbahn 1780 als Beamter des Bergwerk- und H?ttendepartements begonnen, wurde 1795 als Oberpr?sident f?r die gesamte westf?lische Wirtschaftsverwaltung zust?ndig und eignete sich im Laufe der Zeit hervorragende wirtschaftliche und organisatorische F?higkeiten an. Die modernen englischen Vorbilder waren ihm bekannt.


      1806 war der neunundvierzigj?hrige Reichsfreiherr seit anderthalb Jahren preussischer Handels- und Finanzminister, ohne jedoch seine F?higkeiten und Ideen wirksam anwenden zu k?nnen. Er vereinfachte das System der indirekten Steuern, grundlegende Reformen scheiterten an der B?rokratie und R?ckst?ndigkeit des preussischen Staates und ihrer wichtigsten Repr?sentanten.


      Der recht eigensinnige Charakter des Freiherrn war allgemein bekannt. Wo sein politischer Freund Hardenberg mit dem Florett focht, griff Stein zum Dreschflegel. Mit seinem Auftreten schaffte er sich am preussischen Hof keine Freunde; die meisten f?rchteten ihn. So strotzte seine ber?hmte Denkschrift vom 27. April 1806 ?Darstellung der fehlerhaften Organisation des Kabinetts und der Notwendigkeit der Bildung einer Ministerkonferenz? vor Grobheiten, war aber inhaltlich korrekt. Stein ?bte schonungslose Kritik an dem traurigen Zustand der verkommenen preussischen Staatsverwaltung, insbesondere an dem unsinnigen System der geheimen Kabinettsr?te, - und machte zugleich Verbesserungsvorschl?ge. Er entwickelte das Prinzip der Fachministerien mit Ministern, die durch Gesetz und ?ffentlichkeit in ihr Amt berufen werden. Das monarchische Prinzip war damit teilweise unterh?hlt.


      Stein ver?ffentlichte seine Denkschrift nicht, sondern gab sie Freunden zu lesen, auch Luise. Diese billigte seine Vorstellungen, konnte sich jedoch nicht mit Steins Werturteilen ?ber Friedrich Wilhelms Kabinettsr?te anfreunden. Haugwitz ein r?nkevoller Verr?ter, schamloser L?gner, abgestumpfter Woll?stling; K?ckritz - h?chst sch?dliche und unverst?ndige Geschw?tzigkeit; Lombard physisch und moralisch gel?hmt; die gesamte Kabinettsregierung eine ununterbrochene Folge von Verschrobenheit oder von Verworfenheit. Luise lie? Stein auf eine Reaktion warten.


      Hardenberg erkannte sogleich, dass dieser Schuss nach hinten losgehen w?rde und man in dieser Form nur das Gegenteil einer Verbesserung erreichen w?rde. Er wandte sich an Luise, die sich zur Kur in Bad Pyrmont aufhielt und bat sie um eine Stellungnahme. Diese kam auch sogleich. Luise spendete der Steinschen Denkschrift ?den h?chsten Beifall?, fand aber die Ausdr?cke zu heftig. Diese m?ssten getilgt werden, um nicht das Gegenteil zu erreichen. Luise schlug vor, die Denkschrift von mehreren Pers?nlichkeiten, auch des Milit?rs, unterschreiben zu lassen. Sie kannte die Denkweise ihres Mannes nur zu gut. Schlie?lich forderte Luise noch, den Au?enminister Haugwitz zu Rate zu ziehen, ausgerechnet Haugwitz!


      Hardenberg, der mit Haugwitz auf Kriegsfu? stand, fand diesen Vorschlag abstrus. So verschwand Steins Papier erst einmal in der Versenkung. Eines war aber gekl?rt: Stein, Hardenberg und Luise waren sich einig, dass etwas geschehen m?sse.


      Im Laufe des Sommers 1806 ver?nderte sich die politische Lage in Europa zu Ungunsten von Preussen. Napoleon, der die F?rsten von Bayern und W?rttemberg zu K?nigen gemacht und Preussen vor kurzem erst Hannover verschafft hatte, verhandelte mit England ?ber eine R?ckgabe. Preussen, bis dahin konsequent neutralistisch, bereitete sich auf kriegerische Ver?nderungen vor. Ein Verlust Hannovers h?tte Preussen in ganz Europa der L?cherlichkeit preisgegeben.


      In dieser Situation entschloss sich General Prinz Louis Ferdinand von Preussen, dem K?nig reinen Wein ?ber die Lage Preussens einzuschenken. Louis Ferdinand verf?gte ?ber gute Beziehungen zu Stein und stand auf vertrautem Fu?e zu Luise. Nun wurde die Aprildenkschrift hervorgeholt, ?berarbeitet und am 2. September 1806 dem K?nig ?bergeben - nicht ohne sie zuvor von den wichtigsten Generalen des Heeres und neben Louis Ferdinand auch von etlichen Prinzen, darunter zwei Br?der des K?nigs, unterschreiben zu lassen. Der K?nig reagierte w?tend, verbat sich jedwede Einmischung. Er kommandierte die Prinzen umgehend zur Armee. Louis Ferdinand, der wenige Wochen darauf in Saalfeld fiel, konnte sich nicht einmal von Luise verabschieden. Stein musste fortan den Unwillen des K?nigs ertragen. Luise jedoch unternahm nichts.


      Nach der Entlassung Hardenbergs und nach dem Tilsiter Frieden wurde der Freiherr vom Stein vom K?nig in das Ministeramt zur?ck gerufen, nachdem dieser ihn noch im Januar ungn?dig mit der Bemerkung, er sei widerspenstig, entlassen hatte. Hardenberg selbst hatte Stein nicht nur als Nachfolger beim K?nig empfohlen, sondern ihn auch zum Wiedereintritt bewogen. Stein sei als einziger f?hig, das herunter gekommene Land wieder zu einem Staat zu machen. Stein lie? sich bis zum 30. September 1807 Zeit, um nach Memel zu kommen. Am 1. Oktober wurde er in die Amtsgesch?fte eingef?hrt. Der K?nig ?bertrug ihm das Amt des Staatsministers. Seine Vollmachten waren nahezu unbeschr?nkt.


      Luise unternahm alles, um dem cholerischen Freiherrn den R?cken freizuhalten. Sie vermittelte beim K?nig, r?umte Hindernisse aus dem Wege, sorgte beim K?nig daf?r, dass Steins Personalforderungen durchgesetzt wurden. Wenn n?tig, brachte sie es auch fertig, den aufbrausenden Mann zu bes?nftigen. In einem Billett an ihn schreibt sie: ?Streichen Sie, setzen Sie zu nach Belieben, ich werde sehr dankbar sein. Senden Sie mir sie bald zur?ck...?


      Den Freiherr vom Stein erwartete eine Aufgabe von erschreckenden Dimensionen. Nie zuvor und wohl auch nicht danach hat ein Einzelner f?r sein Vaterland derart wichtige moralische, wirtschaftliche und geistige Neuerungen bewirkt: die Landreform, jeder konnte jetzt Grund und Boden erwerben, nicht nur der Adlige, Abschaffung des Leibeigentums, das Edikt der Juden, die Selbstverwaltung der St?dte. Die Heeresreform wurde indessen von Scharnhorst und Gneisenau voran getrieben. Wilhelm von Humboldt ?bernahm 1809 das Kultusministerium, begr?ndete 1810 die Berliner Universit?t.


      Stein w?re aber nicht Stein, als dass es diesmal alles h?tte glatt vonstatten gehen k?nnen. Er ist von Luise entt?uscht, wenn sie sich nicht nachdr?cklich genug um ihn k?mmert, macht ihr Vorw?rfe. Im Sommer 1808 unterl?uft ihm, dem Patrioten, ein schwerer Fehler. Stein, Gneisenau und Scharnhorst sch?ren die im Volke entstandene Bewegung gegen die Franzosen, nat?rlich heimlich, hinter dem R?cken der Franzosen und gegen den Willen des K?nigs. Stein begeht die Unvorsichtigkeit, in einem Brief die Einzelheiten des geplanten Aufstandes niederzuschreiben. Der Brief ger?t in die H?nde des Feindes und wird im Moniteur ver?ffentlicht. Stein wird wiederum entlassen, w?hrend Hardenberg als Staatsminister eingesetzt wird.

      Wie sind die Minister heute? Waren die Minister anderer Einstellung und t?chtiger? ...

      www.dhm.de
      Die Vollkommenheit ist unerreichbar. Gewiß ist die Vollkommenheit unerreichbar. Sie hat nur den Sinn, deinen Weg wie ein Stern zu leiten. Sie ist Richtung und Streben auf etwas hin.
      - Antoine de Saint-Exupéry, Die Stadt in der Wüste