Das deutsche Oberhaupt der katholischen Kirche hob am Wochenende die Exkommunikation von vier Bischöfen auf, die 1988 ohne Zustimmung des Vatikans vom ultrakonservativen französischen Erzbischof Marcel Lefebvre geweiht worden waren. Einer von ihnen ist der in Großbritannien geborene Richard Williamson, der wiederholt das volle Ausmaß des Völkermords an den Juden während des Nationalsozialismus leugnete. So hatte er zuletzt in einem am Mittwoch im schwedischen Fernsehen ausgestrahlten Interview gesagt: "Ich glaube, dass es keine Gaskammern gegeben hat." Zudem behauptete er, in den deutschen Konzentrationslagern seien nicht sechs Millionen Juden getötet worden, sondern lediglich bis zu 300.000.
Jüdische Organisationen liefen Sturm gegen die Aufhebung der Exkommunikation, bei der sie eine klare Verurteilung von Williamsons Äußerungen vermissten. Elan Steinberg von der Amerikanischen Vereinigung jüdischer Holocaust-Überlebender und ihrer Nachfahren, sprach von einem "Akt moralischer Entwürdigung, der einer moralischen Institution unwürdig" sei. Roms Chefrabbiner befürchtete, der Schritt des Papstes werde "eine tiefe Wunde" aufreißen. Ein Sprecher des Vatikans räumte zwar ein, dass Williamsons Kommentare anfechtbar seien. Für die Aufhebung der Exkommunikation seien sie aber "absolut irrelevant", betonte er.
Die vier Bischöfe gehören der traditionalistischen Priesterbruderschaft St. Pius X. an. Nach ihrer Exkommunikation und der ihres Gründers Lefebvre vor rund 20 Jahren spaltete sie sich von der römisch-katholischen Kirche ab. Der Bruderschaft gehören nach eigenen Angaben 493 Priester an, 600.000 Gläubige haben sich ihr angeschlossen. Mit der Rehabilitation der Bischöfe wollte Papst Benedikt XVI. die Einheit der katholischen Kirche wiederherstellen.
Quelle : http://de.reuters.com/article/worldNews/idDEBEE50O05O20090125