Volksmusik

  • Volksmusik

    Mich interessiert eure Meinung zu dem Thema.

    Wenn man heute das Wort "Volksmusik" hört, so verneint jeder sein Interesse an dieser Musik. Diese Musikrichtung wäre nicht sein Fall, er hört lieber "gute" Musik. Warum ist das so? Um mal mit den Worten von Michael zu sprechen, ist Deutschland das einzige Land in der Welt wo keinen Wert auf Volksmusik gelegt wird, obwohl ein sehr reichhaltiger Schatz besteht. Von Fallersleben, Goethe etc. habe ihre Werke hinterlassen. Das Problem in Deutschland ist, das man nicht stolz ist. In der Schule wird kein einziges Volkslied gelernt, geschweige denn gesungen. So erziehen wir Generationen heran, denen unser wertvolles Liedgut egal ist.
    Dabei gibt es nichts schöneres als im Beisammensein schöne Lieder zu trällern...
    „Und so wenig hundert Hohlköpfe einen Weisen ergeben,
    so wenig kommt aus hundert Feiglingen ein heldenhafter Entschluß."
  • Ja sehr schade für Deutsche und Deutschland. Ich kenne noch sehr sehr viele Lieder, die wir mit Guitarenmusik im Freundeskreis am Lagerfeuer, bei Wanderungen gesungen haben. Woran es genau liegt, dass sie heute in Vergessenheit geraten? ich weiß es nicht. Normal werden sie von Generation zu Generation weitergegeben.

    Jo
    "Nehmt Eure Sprache ernst! Wer es hier nicht zu dem Gefühl einer heiligen Pflicht bringt, in dem ist nicht einmal der Keim für eine höhere Bildung vorhanden."
    "Es wurde bisher grundsätzlich immer nur die Wahrheit verboten."

    Friedrich Nietzsche
  • hallo!

    na, ich denke es gibt einen unterschied zwischen volksDÜMMLICHer musik, und volkstümlicher musik.
    ich kann diese volksmusik-sendungen im fernsehen überhaupt nicht ausstehen, weil die sänger/sängerinnen da wirklich blöde grinsen, schnulzen von sich geben und sich bewegen als müssten sie auf die toilette. die texte sind völlig schwachsinnig, die musik ist unter aller sau und im publikum schunkelt der pensionistenverein glückselig. *grusel*

    im gegensatz dazu liebe ich anspruchsvolle volksmusik wie hubert von goisern, der mit mehreren CD`s in meiner musiksammlung vertreten ist und den ich mir auch live angesehen habe.
    jemand der altes brauchtum weitergibt, (jodeln, ziehharmonika spielen, g`stanzl- singen, usw...) finde ich echt klasse.

    alles liebe, sonja
    schamanismus:
    raabenweib.de.tl
    kunst und lyrik:
    krah-krah.de.tl
  • Metatron schrieb:

    Das ist doch die einzige Richtung die unter "Volksmusik" im Fernsehen angeboten wird.
    Schön, dass du das in Anführungszeichen gesetzt hast, Das ist in meinen Augen sowieso keine Volksmusik, Sonja charakterisiert das ganz Hervorragend :thumbsup: . Volksmusik ist, wie das Wort sagt: "Musik und Lieder des Volkes, Heimatlieder, Wanderlieder, Lieder die man am Lagerfeuer singt .....

    So wie mein Heimatlied:

    Hohe Tannen weisen die Sterne
    an der Iser wildspringender Flut,
    liegt die Heimat auch in weiter Ferne
    doch du Rübezahl hütest sie gut-

    Hast dich uns zu eigen gegeben,
    der die Sagen und Märchen erspinnt,
    und im tiefsten Waldesleben
    als ein Riese Gestalt annimmt

    Komm zu uns an das lodernde Feuer,
    in die Berge bei stürmischer Nacht,
    Beschirm die Zelte, die Heimat die teure,
    komm und halte mit uns treue Wacht.

    Höre Rübezahl, was wir dir sagen,
    Volk und Heimat, die sind nicht mehr frei,
    schwing die Keule, wie in alten Tagen,
    schlage Hader und Zwietracht entzwei.

    von wem das ist, weiß ich leider nicht - aber das z.B. verstehe ich unter Volksmusik und davon gibt es unzählige.

    Jo
    "Nehmt Eure Sprache ernst! Wer es hier nicht zu dem Gefühl einer heiligen Pflicht bringt, in dem ist nicht einmal der Keim für eine höhere Bildung vorhanden."
    "Es wurde bisher grundsätzlich immer nur die Wahrheit verboten."

    Friedrich Nietzsche
  • Das mag ich auch sehr gerne:

    Wir sind durch Deutschland gefahren
    Vom Meer bis zum Alpenschnee
    Wir haben noch Wind in den Haaren
    Den Wind von Bergen und Seen

    In den Ohren das Brausen vom Strome
    Der Wälder raunender Sang
    Das Geläut von den Glocken der Dome
    Der Felder Lerchengesang

    In den Augen das Leuchten der Sterne
    Das Flimmern der Heisonnenglut
    Und tief in der Seele das Ferne
    Das Sehnen das nimmermehr ruht.

    Wir sind durch Deutschland gefahren
    Vom Meer bis zum Alpenschnee
    Wir werden noch weiter fahren
    Um neue Lande zu sehn.
    (weiß nicht von wem)

    oder:
    Nehmt Abschied, Brüder, ungewiß
    Ist alle Wiederkehr,
    Die Zukunft liegt in Finsternis
    Und macht das Herz uns schwer.

    Refrain:
    Der Himmel wölbt sich übers Land,
    Ade, auf Wiedersehn!
    Wir ruhen all in Gottes Hand,
    Lebt wohl auf Wiedersehn.

    Die Sonne sinkt, es steigt die Nacht,
    Vergangen ist der Tag.
    Die Welt schläft ein, und leis erwacht
    Der Nachtigallen Schlag.
    Refrain

    So ist in jedem Anbeginn
    Das Ende nicht mehr weit.
    Wir kommen her und gehen hin
    Und mit uns geht die Zeit.
    Refrain:

    Nehmt Abschied Brüder schließt den Kreis,
    Das Leben ist kein Spiel.
    Nur wer es recht zu Leben weiß,
    Gelangt ans große Ziel.
    Claus Ludwig Laue

    So, jetzt hör ich auf,
    Jo
    "Nehmt Eure Sprache ernst! Wer es hier nicht zu dem Gefühl einer heiligen Pflicht bringt, in dem ist nicht einmal der Keim für eine höhere Bildung vorhanden."
    "Es wurde bisher grundsätzlich immer nur die Wahrheit verboten."

    Friedrich Nietzsche
  • Schauen wir uns doch zuerst die eigentliche Bedeutung des Wortes "Volksmusik" an. Hier ist eigentlich Musik gemeint, die von der breiten Bevölkerung gespielt und gesungen wird. Das Beschaffen von Instrumenten, die ja teuer sind und das Erlernen der selben ist zeitaufwendig und muß neben der Tagesarbeit geleistet werden. Der nächste Aufwand ist es sich als Musiker ein Repertoire zu erarbeiten, wozu natürlich auch Noten gebraucht werden. So ist es nur verständlich, das Volksmusik einen Kreis allgemein bekannter Lieder umfasst die von Generation zu Generation samt Instrumenten und Noten weiter gereicht werden / wurden.

    Musizieren fördert die Feinmotorik und damit auch die Denkfähigkeit. Leider gibt es nur noch wenige Landstriche in Deutschland in denen die Kultur der Hausmusik gepflegt wird. Dies hat seinen Grund und der Surrogat- bzw. Ersatzkultur in der wir leben. Die breite Masse der Konsumenten wird mit "Konserven" abgespeist. Nach dem Krieg verdrängten die Wurlitzer Musikboxen die kleinen Combos aus den Kneipen. Tanzmusik war in hoher Klangqualität überall verfügbar. Warum sollte man also eine teuere Band bezahlen. Gleichzeitig ist es natürlich entmutigend, wenn man bei den ersten Versuchen mit einem Instrument so gar nicht den aufwendig arrangierten Studioklang erreichte. Der Versuch das eigene Lieblingslied selbst nachzuspielen endet kläglich und damit auch der Versuch mit selbstgemachter Musik.

    Volksmusik verbindet die Generationen. Ein Umstand, der von der Musikindustrie unterlaufen wurde. Extra Musik für Jugendliche, und alle 5 Jahre eine neue Musikrichtung, natürlich verbunden mit einer entsprechenden Mode und einem "Lebensstil" trennt die Menschen von gemeinsamen Erfahrungen. Wobei es sich die Industrie leicht macht. Man fischt einfach aus den noch vorhandenen begabten Jungmusikern jene, die gerade passend sind und läßt alle anderen links liegen. Sie können mit Musik niemals ihren Lebensunterhalt bestreiten, egal wie virtuos sie auch sein mögen. Dann werden von den Sendern nur diejenigen Interpreten bekannt gemacht, die zu großen Musikverlagen gehören und schon ist der Markt unter Kontrolle.

    Das Volk ist zu einem Volk von MP3-Bedienern geworden, das keine Ahnung hat wieviel Übungszeit ein Musiker aufbringen muß. Man ist dann schnell gelangweilt, weil die von Hand gemachte Musik nicht so bombastisch ist, wie das Zeug, das allerorten von den Medien verbreitet wird. Kurz, es gibt keine Volksmusik mehr.

    Teile und herrsche allerorten. Eine Bevölkerung, die sich selbst für Unterhaltung sorgt, entscheidet selbst was schön ist und was nicht, kennt den Aufwand den es braucht ein Musiker zu werden und läßt sich nicht mit billigen Ersatzprodukten abspeisen.

    Gruß, EO
    nenn mich EO
    zu Ende denken
  • Eine große Sammlung deutscher Volkslieder findet ihr hier

    Hohe Tannen..... hab ich auch im Kinderchor schon gesungen. Allerdings ist bei mir nicht allzuviel Interesse für diese Art Musik übrig geblieben.
    Als ich den Text, den Jo reingestellt hat, nochmal las, sah ich die Schönheit und Poesie, das tiefe Gefühl. Und das ist tatsächlich erhaltenswert.

    Das Lied stammt ursprünglich aus Böhmen, und ist in der Jugendbewegung bekannt geworden.
    Musik: auf die Melodie: Wahre Freundschaft soll nicht wanken , Volkslied aus Franken

    Oft sind bei Volksliedern keine "Autoren" mehr auszumachen. Das spricht für ihr Alter und auch dafür, dass der Inhalt und nicht der Urheber das Wichtigste war, was das Lied zu vermitteln hatte.

    (diese Strophe des Liedes Hohe Tannen stammt wohl aus der Zeit der NS-Diktatur und taucht sonst in keinen Liederbüchern auf)
    Odalrune auf blutrotem Tuche,
    Weh voran uns zum härtesten Streit.
    Odalrune dir Zeichen aller Freien
    Sei der Kampf unseres Lebens geweiht

    Durch das Hinzufügen dieser Strophe wurde das Potential des alten Germanien mit vorhandenem Nationalgefühl verknüpft. Eine ideologische Nutzung zur Verankerung einer erweiterten Religion, sehe ich darin. Volkslieder und traditionelles Liedgut waren zu jeder Zeit Kultur- und Geschichtsunterricht. Das Singen und Tanzen ums Lagerfeuer gibt uns Geborgenheit, für die Familie, Clan und letztlich Volk eine wichtige Funktion erfüllen. Als Träger des Liedgutes wurden eingängige und einfache Melodien gewählt, die oft für mehrere Lieder Verwendung fanden. So war ein rascheres Merken der Texte möglich.

    Diese Funktion sehe ich, singe auch gerne, aber Volkslieder kommen nicht aus meinem Mund. Liegt sicher daran, dass ich bei sowas wie "Hoch auf dem gelben Wagen" eher das Kotzen kriege. Hohe Tannen und Lieder dieser Art sind da ne andere Kategorie für mich und wirkliche Highlights! Die Art der Musik, die Melodien reißen mich auch nicht vom Hocker. So groß die Kunst eines Hackbrettspielers sein mag, ich mache da nen großen Bogen drum.

    Gruss Larah
  • waterbrunn schrieb:

    Musizieren fördert die Feinmotorik und damit auch die Denkfähigkeit. Leider gibt es nur noch wenige Landstriche in Deutschland in denen die Kultur der Hausmusik gepflegt wird.

    Die Musikschulen sind aber relativ gut besucht, also ich sehe da viele junge Menschen, auch mit musikalischer Früherziehung und diesem Zeug.
    Ich glaube nicht, dass es früher wirklich so viel mehr Musiker gegeben hat wie heute, hat ja damals auch was gekostet.
    Vielleicht ist auch einfach nur die ganze Masse an Medienzombies insgesamt größer geworden...

    Extra Musik für Jugendliche, und alle 5 Jahre eine neue Musikrichtung, natürlich verbunden mit einer entsprechenden Mode und einem "Lebensstil" trennt die Menschen von gemeinsamen Erfahrungen. Wobei es sich die Industrie leicht macht. Man fischt einfach aus den noch vorhandenen begabten Jungmusikern jene, die gerade passend sind und läßt alle anderen links liegen. Sie können mit Musik niemals ihren Lebensunterhalt bestreiten, egal wie virtuos sie auch sein mögen. Dann werden von den Sendern nur diejenigen Interpreten bekannt gemacht, die zu großen Musikverlagen gehören und schon ist der Markt unter Kontrolle.

    Da hast du was falsch verstanden. Man nimmt nicht begabte Musiker, man nimmt Leute, die beim Publikum gut ankommen und korrigiert deren "Musik" dann elektronisch, dass sie sich einigermaßen gut anhört.
    Und auch kleinere Musiker, von denen man eigentlich normal nichts mitbekommt, können doch ganz gut überleben.
    Haggard, Unheilig etc. sind zwar nicht sehr bekannt, aber sie haben ihre Fangemeinde und da springt wohl genug für sie raus.

    Das Volk ist zu einem Volk von MP3-Bedienern geworden, das keine Ahnung hat wieviel Übungszeit ein Musiker aufbringen muß. Man ist dann schnell gelangweilt, weil die von Hand gemachte Musik nicht so bombastisch ist, wie das Zeug, das allerorten von den Medien verbreitet wird. Kurz, es gibt keine Volksmusik mehr.

    Och, ich höre doch auch ständig solche Musik mit meinem mp3 Player und ich weiß sehr wohl, wieviel man üben muss...
  • Larah schrieb:

    Das Lied stammt ursprünglich aus Böhmen, und ist in der Jugendbewegung bekannt geworden.
    Musik: auf die Melodie: Wahre Freundschaft soll nicht wanken , Volkslied aus Franken

    Das Lied "Hohe Tannen" - Bei der Melodie handelt es sich nach bisherigem Kenntnisstand um ein bereits Mitte des 18. Jahrhunderts entstandenes fränkisches Stück, das bis heute unter dem Titel "Wahre Freundschaft soll nicht wanken" bekannt ist.
    Der Originaltext "Hohe Tannen weisen die Sterne" wurde 1921/22 von dem Dichter Arthur Emil Schnupp im damals deutschen Oberschlesien geschrieben. Das Lied wurde 1923 ertstmals im "Jugendland", der im Wolff-Verlag erscheinenden Zeitschrift "Ringgemeinschaft Deutscher Pfadfinder", gedruckt.

    Rübezahl ist im Riesengebirge beheimatet, Grenzgebirge Oberschlesien/Tschechien und daher stammt es und dort ist meine Heimat. Oberschlesien ist mitnichten Böhmen und auch niemals gewesen.

    Jo
    "Nehmt Eure Sprache ernst! Wer es hier nicht zu dem Gefühl einer heiligen Pflicht bringt, in dem ist nicht einmal der Keim für eine höhere Bildung vorhanden."
    "Es wurde bisher grundsätzlich immer nur die Wahrheit verboten."

    Friedrich Nietzsche
  • @Larah, die Recherche war für dich :) und hat mich zwei Minuten gekostet - ich wußte auch so, dass es nicht aus Böhmen stammte, sondern eben aus Oberschlesien.

    LG Jo
    "Nehmt Eure Sprache ernst! Wer es hier nicht zu dem Gefühl einer heiligen Pflicht bringt, in dem ist nicht einmal der Keim für eine höhere Bildung vorhanden."
    "Es wurde bisher grundsätzlich immer nur die Wahrheit verboten."

    Friedrich Nietzsche