Germans to the front

  • Germans to the front

    Gut, dass das der Kaiser nicht mehr miterleben muss. Die deutschen
    Soldaten in Afghanistan gelten mittlerweile weltweit als bettnässende
    Muttersöhnchen - Feiglinge, die lieber in ihren kuscheligen
    Stützpunkten Tee und Bier trinkend das Leben genießen, während draußen
    die tapferen Völker Amerikas, Kanadas, Englands und Norwegens das
    christliche Abendland im fernen Hindukusch verteidigen. So geht das
    natürlich nicht - mitgehangen, mitgefangen. Es geht ja schließlich auch
    um Deutschlands Sicherheit – nicht auszudenken, was in den Straßen
    Düsseldorfs, Passaus und Castrop-Rauxels passieren würde, wenn
    Afghanistan anstatt von Warlords, die den Exil-Paschtunen des
    Popalsai-Clan nahe stehen, plötzlich von usbekischen Warlords oder gar
    paschtunischen Mudshadeddin regiert würde.

    Zum Glück muss der deutsche Michel aber nicht gleich in Panik
    verfallen, da jetzt im fernen Hindukusch die Weichen für seine sichere
    Zukunft neu gestellt werden - die Bundeswehr meint das ja nicht so.
    Natürlich sind wir Deutschen eher ein „Katsche Schwarzenbeck“, als ein
    „Andy Möller“ und gehen mannhaft dahin, wo es weh tut, anstatt uns
    heulend fallen zu lassen.

    Deutschland will ja endlich auch wieder mit den großen Jungs
    mitspielen, nachdem es längere Zeit gesperrt war, weil es unter dem
    alten Spielführer zeitweise grob unfair gespielt hatte. Der Deutsche
    Michel ist aber leider ein unbelehrbarer Stiesel, der nicht einsehen
    mag, dass es eigentlich in seinem Interesse ist, wenn deutsche Panzer
    Dörfer in fernen Ländern mit exotischen Namen platt machen. Um ihn
    umzustimmen, bedarf es eines alten Taschenspielertricks.

    In Afghanistans Norden herrscht momentan die Ruhe vor dem Sturm.
    In der einen Ringecke steht Dostum, der Usbeke – ein Warlord, ehemals
    Führer der Nordallianz, der die Taliban vertrieben hat und zum Dank von
    den neuen Herren aus dem westlichen Exil weggeputscht wurde. In der
    anderen Ecke Juna Khan Hamdard , der Paschtune – ein Warlord, während
    der „dunklen Jahre“ hat er mit den Taliban fraternisiert, im Angesicht
    der vorrückenden Nordallianz wechselte er allerdings die Seiten und
    wurde dafür von den neuen Herren mit einem Gouverneursamt belohnt.
    Ladys and Gentlemen, get ready to rumble …

    Um die Sache zusätzlich noch so richtig undurchsichtig zu machen, haben sich die Taliban anscheinend vorgenommen, ihre Rückeroberung Afghanistans
    in einer Zangenbewegung zu gestallten, bei der die eine Zangenseite
    mitten durch die deutschen Linien geht. Zwei Warlords, die sich
    bekriegen und dazwischen auch noch die Taliban – langweilig wird es der
    Bundeswehr im Norden sicher nicht werden.

    Da deutsche Söhne und Töchter also künftig auch im Norden
    hervorragend ihr Leben fürs Vaterland lassen können, ist ein deutsches
    Engagement im Süden nicht einmal notwendig um den geforderten Blutzoll
    zu zahlen, so dass so glorreiche Militärnationen wie Holland oder
    Kanada endlich wieder mit uns sprechen. In den Wilden Süden sollen
    deutsche Landser ja auch gar nicht – das widerspräche der Strategie der
    NATO.

    Setzt man dem Michel aber die Pistole aus Washington auf die Brust
    und stellt ihm die Frage „Entweder schickst Du Deine Söhne zum
    glorreichen Sterben in den Süden, oder wir schmeißen Dich mit Schimpf
    und Schande aus der NATO raus“, so atmet der Michel erleichtert durch,
    wenn seine Minister es doch tatsächlich in all ihrer Genialität
    schaffen, mit einem blauen Auge aus der Sache herauszukommen, das in
    einer Entsendung zusätzlicher Kontingente für den Kampfeinsatz im
    Norden besteht, der natürlich noch nebenbei in einer Nacht- und
    Nebelaktion vom Parlament neu formuliert werden muss. Aber gemessen an
    dem, was Washington eigentlich wollte, sind wir ja noch mal glimpflich
    davongekommen. Sind wir das? Gut, dass das der Kaiser nicht mehr
    miterleben muss.

    Quelle: spiegelfechter.com
    Die Vollkommenheit ist unerreichbar. Gewiß ist die Vollkommenheit unerreichbar. Sie hat nur den Sinn, deinen Weg wie ein Stern zu leiten. Sie ist Richtung und Streben auf etwas hin.
    - Antoine de Saint-Exupéry, Die Stadt in der Wüste
  • Hallo Abraxas

    Ja die Bundeswehr im Ausland, soll schön die Amis nachahmen,
    wenn es nach den Amis ginge. Ich hatte selbst glücklicherweiße nie das zweifelhafte Vergnügen im
    Ausland stationiert zu werden, obwohl ich mich eigentlich auch zur Verfügung
    gestellt hatte. Ich war ganz einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Ich habe
    jedoch in meiner Bundeswehr Zeit viele Kameraden kommen und gehen gesehen und
    möchte mal ein bisschen aus den Hören sagen über die Stimmung zum Besten geben,
    wohlgemerkt Hörensagen… Alle Kameraden, die ich kannte und kenne sind bisher glücklicherweise
    nicht nur gegangen, sondern auch wieder gekommen.

    Wie sieht es aus, Amerikaner und die Deutschen. Es gibt
    eklatante Unterschiede zwischen beiden Armeen. Überspitzt dargestellt, eine der
    beiden geht ungefähr so vor: Erst schießen dann fragen. Vielleicht sollte man
    dazu sagen, dass unsere Armee auch wieder auf Basis der Wehrmacht des dritten
    Reiches aufgebaut wurde, was das militärische angeht. Wer mag, kann ja mal die
    Vorschriften beider Armeen miteinander vergleichen.

    Ein Schuss fällt, kurzes Deckungsfeuer und Stellung. Feind
    ausmachen, Meldung und der gezielte Schuss, wenn befohlen.
    Ein Schuss fällt, ein ganzes Magazin leer ballern und dann melden.

    Im Kosovo muss es wohl so sein, das die Deutschen wesentlich
    mehr Rückhalt in der dortigen Bevölkerung hat, als die Amerikaner. Wo dran das
    wohl liegen mag und Afghanistan? Es sei einfach nur ein Drecksland…

    Gruß
    "Wir sind alle Sternenstaub, daher teilen wir alle dieselben Vorfahren, wir sind die Sterne. Und wir sind die Brüder der wilden Tiere und die Lilien auf dem Felde sind unsere Vettern." Trinh Xuan Thuan
  • Hallo Phasenverschobener,

    ja die Unterschiede der Army und der Bundeswehr sind sehr groß. Zudem ist die Bundeswehr eine Auftragsarmee, keine Befehlsarmee wie bei den Amerikanern. Das macht auch so einige Unterschiede in der Qualität der Soldaten aus. *g*

    Nunja Einsätze, seit ich im Einsatz war, gucke ich so gut wie kein Fernsehen mehr. Bin ich übrigens bei weitem nicht der Einzige.
    Die Art wie die Bundeswehr in Einsatzländern auftritt ist ein völlig anderer als es bei den Amerikanern Gang und Gebe ist.

    Ich hoffe nur, dass unsere Herren Politiker sich nicht die Amerikaner stärker zum Vorbild nehmen.
    Die Vollkommenheit ist unerreichbar. Gewiß ist die Vollkommenheit unerreichbar. Sie hat nur den Sinn, deinen Weg wie ein Stern zu leiten. Sie ist Richtung und Streben auf etwas hin.
    - Antoine de Saint-Exupéry, Die Stadt in der Wüste