Liebe, LSD und eine Scheinhochzeit

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  • Liebe, LSD und eine Scheinhochzeit

    Der Beginn einer dramatischen
    Geschichte ist in den meisten Fällen wohl nicht zu erkennen.
    Dieses Drama fing nun mit
    einer Lovestory an. Die aber relativ schnell in eine >du-willst
    etwas, das ich dir nicht geben kann> Geschichte umschlug. Das Übliche und
    Bekannte.
    Tom verkaufte seine Drogen:
    Dope, Speed, Acid. Die gängigen Drogen in den 80’ in Berlin-West.Laila besuchte zu dieser Zeit
    eine „alternative Schule“ in Kreuzberg im Mehringhof..
    Aber die meiste Zeit glänzte
    sie dort durch Abwesenheit. Entweder geistig oder wenn sie gar nicht wollte
    auch physisch.
    Die Wochen vergingen. Tom
    machte seine kleinen, schmutzigen Geschäfte und Laila fühlte sich wie eine
    Marionette in einem Horror-Szenario.
    Immer wenn sie Tom sah,
    jammerte er, dass er seine Schulden bezahlen müsse, sonst würden sie ihn fertig
    machen.
    Wer das sein sollte wusste
    Laila nicht. Die Typen, von denen Tom seine Drogen kaufte. Das Problem bei Tom
    war, dass er zuviel von dem Zeug selber konsumierte und somit immer wieder in
    Schwierigkeiten geriet, das Geld für seine Dealer zusammen zu bekommen.
    Er war eben ein echtes
    Riesenarschloch.Irgendwannkam Tom eine, aus seiner Perspektive , großartige, ja geradezu geniale Idee,
    wie er mit Lailas Hilfe, auf einen Schlag alle seine Schulden loswerden konnte,
    Und dann noch eine Menge Kohle überbleiben würde, mit der er richtig groß ins
    Drogengeschäft einsteigen könne.
    Der kleine miese Pusher.
    Größenwahnsinn gepaart mit unüberwindbarer Nullintelligenz ist ein hartes Los.Die Idee war schwachsinnig.
    Aber Laila ließ sich darauf ein. Zumindest hörte sie es sich
    an, und sie fand es im ersten Moment auch nicht wirklich weltbewegend.Er, dieser kleine Wichtigtuer,
    könnte seine Drecksschulden bezahlen, und sie hätte endlich Ruhe vor seinem
    ewigen Gejammer…
    Geld hatte für Laila wenig
    Bedeutung. Es war halt notwendig. Mehr nicht. Viel Geld zu haben fand Laila
    nicht besonders erstrebenswert. Wozu? Würden die Leute dann klüger sein, mit
    denen sie zu tun hatte?
    Diesen Zusammenhang gab es nun
    mal nicht… Also, was sollte sie mit all dem Zeug, nachdem die meisten so gierig
    waren? Es interessierte sie einfach nicht.


    Tom hatte also seine ganz
    persönliche Erleuchtung. Laila solle einen Türken heiraten. Zum Schein. Damit
    der Kerl in Deutschland leben könne. Für 10000 DM..
    Mal wieder, wie schon viel zu
    oft in den letzten Wochen, saß Laila in Toms Wohnung auf ihren Knienan seinem niedrigen Tisch und füllte Acid - Kügelchen ab.Ein recht großer Haufen vondem Zeug lag vor ihr und immer wieder leckte sie sich winzige Spuren von ihren
    Fingern ab.Irgendwann begann das LSD zu
    wirken. Eigentlich wusste Laila genau, wie sie auf das Zeug reagierte. Aber
    gleichzeitig war da dieser Drang in ihr, dass sie es dieses Mal sicher besser
    aushalten könne.
    Allerdings konnte man ja
    vorher nie wissen, was die Chemiker außer dem LSD noch so in die Pillen
    gemischt hatten. Und diese Beimischungen waren dann das Problem.
    Auch an diesem Abend
    nahm es kein gutes Ende. Wobei sich eigentlich die Frage stellt, wie ein gutes
    Ende für Laila ausgesehen hätte.
    Sie verlor sich mal wieder in
    ihrer grenzenlosen, nicht greifbaren alles zu verschlingenden Angst.Sie verlor den Bezug zu allen
    Gegenständen in Toms Zimmer. Alles glitt an ihr vorbei, löste sich auf. Irgendwann hatte Laila den
    kompletten Bezug zu allem, was sich in ihrer Wahrnehmung befunden hatte
    eingebüsst.
    Sie kam
    erst im Krankenhaus wieder zu sich. Sie war in einem Raum der wie ein
    Aufenthaltsraum für das Krankenhauspersonal aussah.
    Die armen Leute aus der Klinik
    hatten wahrscheinlich wieder mal nicht gewusst, was sie mit dieser irren Laila
    machen sollten. Sie war nicht gefährlich für die anderen, sie war auch keine
    Gefahr für sich selber Sie war einfach nicht mehr in der üblicherweise von
    allen wahrgenommenen Realität. Laila hatte sozusagen den Code, den alle immer
    befolgten, ohne sich dessen bewusst zu sein, durch das Acid verloren.
    Sie kam also in diesem Raum
    wieder zu sich. Was immer das heißen mochte. Zumindest konnte sie die als
    allgemein gültig anerkannte Wirklichkeit wieder wahrnehmen.
    Irgendwann kam Tom und sie
    gingen zu Toms Cousin. In diesen Momenten war Tom ein
    Schatz. Liebevoll, zurückhaltend, aufmerksam. Laila liebte ihn in diesen
    kurzen, kostbaren Momenten sehr.

    Jan grinsteziemlich verklemmt als Laila und Tom bei ihm ankamen. Er war ein netter Typ,
    studierte Mathematik, und gehörte zu den Jungs, die noch an die wirklich große
    Liebe glaubten. Und das war für Jan die Mathematik
    Jan wohnte mit seiner kleinen
    Schwester zusammen. Anne war lieb, unscheinbar und hatte einen wunderbaren
    Freund, der Laila immer wie ein Teddybär aus einem Märchenland erschien. Er war
    einfach zu gut für diese Welt.
    Laila befand sich in einem
    seltsamen Zwischenstadium ihres Bewusstseins. Sie konnte ihre Umgebung, wie sie
    offensichtlich auch von den anderen wahrgenommen wurde erkennen, aber die
    gefühlten Zuordnungen zu den Worten, welche von den Leuten ausgesprochen wurden
    stimmten einfach nicht.
    Es erschien alles unecht, wie
    gespielt, jeder spielte eine seltsame Rolle. Von der er selber wusste, dass sie
    nicht echt war, aber gleichzeitig diesem Wissen nichts entgegensetzen konnte.
    Anne fragte Laila, ob sie
    einen Kaffee haben möchte, Laila verstand den Sinn der Worte überhaupt nicht
    und sagte zur Sicherheit, nein danke.
    Es war eine seltsam bedrückte
    Atmosphäre, außerdem stank das Katzenklo über den Flur aus dem Badezimmer. Laila saß
    auf dem großen Bett, welches Tagsüber als Couch benutzt wurde und da die Tür
    zum Flur offen stand schwebten immer wieder diese Katzenklogerüche in ihre
    Richtung.

    Sie war durch die Droge extrem
    empfindlich. Alle Sinne waren gereizt in einer Weise, die es unmöglich
    machten etwas zu verdrängen.
    Nichts konnte in diesem
    Zustand verdrängt werden. Alles was von außen auf Laila einströmte ging
    ungefiltert direkt in ihr völlig klares Bewusstsein durch. Alles was daraus an
    Empfindungen resultierte nahm sie entsprechend ungefiltert wahr.
    So musste ein Baby seine
    Umwelt wahrnehmen. Ein ungeheures Bombardement an ungefilterten Eindrücken, die
    nur durch ein System der inneren Gefühlsbefindlichkeit zugeordnet werden
    können. Es gibt nur zwei Grundbefindlichkeiten: Wohlgefühl und Unwohlsein.
    Daraus entstehen alle weiteren
    Reaktionen des Babies. Laila liebte Kinder, wusste
    wie sie fühlten, konnte sich komplett auf diese Seinsebenen transformieren.

    [/align]In Lailas Leben gab esniemanden, außer ihrer Schwester, mit der sie über die Erfahrungen, die sie mit
    den Drogen machte, hätte reden können. Und die Gespräche
    darüber verliefen mit ihrer Schwester dann auch immer sehr akademisch. Da
    ihre Schwester zwar ein großes, intellektuelles Wissen hatte, aber kein
    gelebtes Wissen. Da sie sich selber nicht wahrnahm und somit auch keine
    Schlüsse aus den Erfahrungen die sie hatte ziehen konnte. Sie suchte, immer im
    Außen. Durch viele Therapien, durch ihr Studium, durch Fachfortbildungen
    usw. Niemals wurde sie fündig. Da sie nie den Weg nach Innen ging. Obwohl
    sie ja eigentlich genau das wollte.

    Nun, es gab also niemand, der Laila verstand. Sie war sich dessen bewusst,
    aber es machte sie auch traurig und sehr einsam.
    Eines Tages, Wochen nach ihrem
    letzten Acid-Erlebnis, gingen Laila und Tom zu einer Vermittlerin. Sie brachte
    heiratswillige Frauen mit den Ausländern zusammen, welche auf diese Weise ihre
    ständige Aufenthaltsgenehmigung für Deutschland erhalten wollten.

    Die Vermittlerin wohnte ineiner Dachgeschosswohnung, war dick und stopfte sich ihre Zigaretten am
    Küchentisch. Sie war der Meinung, dass alles gar kein Problem sei. Laila
    müsste weder mit dem Türken in einer Wohnung wohnen, noch sonst irgendeinen
    Kontakt mit ihm innerhalb der vorgeschriebenen drei Jahre, die die Ehe bestehen
    müsste, haben.
    Sie würde das Geld bekommen,
    erst eine Anzahlung von 2000 DM, die restlichen 8000 DM nach der Eheschließung. Sie würde sich melden bei Laila,
    wenn sie den geeigneten „Kandidaten“ ausgewählt hätte.Laila fühlte sich extrem
    unwohl während sie in der Küche bei der dicken, rauchenden Kupplerin saß. Das
    war nicht ihr Weg, warum ließ sie sich auf so eine hochgradig kriminelle Geschichte ein?
    Nur damit dieser Schwachkopf Tom seinen Schulden bezahlen konnte?
    Es war absurd. Die ganzeSituation war vollkommen überflüssig. Laila brauchte kein Geld. Und schon gar
    nicht wollte sie verheiratet sein. Auf was ließ sie sich da nur ein?
    Am besten wäre, sich von Tom
    trennen, und die ganze Aktion einfach vergessen.Sie fuhren einige Stationen
    mit der U-Bahn. Laila schwieg und Tom schaute sie immer wieder irgendwie
    verlegen an, sagte aber auch kein Wort.
    In Toms Wohnung war der
    seltsame Bann des Schweigens gebrochen und es sprudelte nur so aus Tom. Wie
    einfach sie doch an das Geld kämen. Und sie, Laila, würde doch gar nicht
    merken, dass sie verheiratet ist, sie könnten einen tollen Urlaub machen, und
    die Geschäfte würden auch fantastisch laufen. Wenn das Geld erst mal da wäre.


    Laila war wie betäubt. Sie war
    immer noch sehr verliebt in Tom. Obwohl sie mittlerweile genau sah, was für ein
    egoistisches Monster er war.


    Was sollte sie nur
    machen?


    Mit einem Becher Tee in der
    Hand setzte sie sich auf den Fußboden und dachte daran wo sie mit dem Geld
    überall hinfahren könnte. Reisen war das Größte für Laila. Andere Menschen in
    fremden Ländern, eintauchen in neue Lebensweisen, Sprachen, die sie nicht
    verstand, aber trotzdem gab es immer einen Weg sich mit den Menschen zu
    verständigen. Laila liebte es sehr zu reisen. Einfach weg und schauen welche
    Geschichten die Welt ihr erzählen möchte.












  • wirklich ein hammer text, bin total begeistert von diesem Text, er schildert wie es einem Menschen ergeht der auf LSD seine ganz eigene Welt erlebt.
    Ich persönlich habe noch nie LSD genommen aber würde es gerne mal machen, es wäre eine sehr intresante Erfahrung die viele neue Erfahrungen mit sich bringen würde.
  • Hallo Ice-Dead,

    du solltest vor allem diesen Satz zur Kenntnis nehmen:


    Allerdings konnte man ja
    vorher nie wissen, was die Chemiker außer dem LSD noch so in die Pillen
    gemischt hatten. Und diese Beimischungen waren dann das Problem.


    Das galt damals genauso wie heute! Bewußtseinserweiterung durch Drogen sollten immer unter der Obhut eines erfahrenen Schamanen statt finden. Ohne Hilfe, mit Stoff zweifelhafter Zusammensetzung, wird das eher so eine Art russische Roulette.
    Wie wäre es denn, wenn du als erstes die Möglichkeiten deinen Sinne in 3D erprobst, bevor du sie mit chemischen Substanzen vergiftest?

    Gruß, EO
    nenn mich EO
    zu Ende denken
  • sehr schöne geschichte,
    hat spass gemacht zu lesen.

    das einzigst fehlerhafte in meinen augen war folgender satz:


    Allerdings konnte man ja
    vorher nie wissen, was die Chemiker außer dem LSD noch so in die Pillen
    gemischt hatten. Und diese Beimischungen waren dann das Problem.


    lsd wir nur sehr sehr selten gestreckt und meist sieht die streckung eher so aus, das einfach eine kleinere menge lsd in den trip/pappe enthalten ist als angegeben.
    da lsd ja schon im ml bereich starke wirkung hat, ist strecken auch recht schwierig.

    ich hatte schon eine erfahrung mit lsd, die menge war aber beasichtig sehr niedrig (nen drittel von nen mikro), ich war also nicht ganz so krass reingezogen in diese stark verwirrte (oder vollkommen klare???) bewusstseinstufe und sinneswahrnehmung, kann mir aber vorstellen wie es abgegangen wäre, wenn ich das ganze mikro genommen hätte. wenn es mir nochmal über den weg läuft und die gegebenheiten gut sind, dann werde ich es auf jeden fall wiederhollen, da ich denke das ich psychisch in der geeigneten verfassung bin, mich mit dieser sinnes und-bewusstseinverändernden droge auseinanderzusetzen.

    grüsse vom maky
  • maky schrieb:

    sehr schöne geschichte,
    hat spass gemacht zu lesen.

    das einzigst fehlerhafte in meinen augen war folgender satz:



    Allerdings konnte man ja
    vorher nie wissen, was die Chemiker außer dem LSD noch so in die Pillen
    gemischt hatten. Und diese Beimischungen waren dann das Problem.


    lsd wir nur sehr sehr selten gestreckt und meist sieht die streckung eher so aus, das einfach eine kleinere menge lsd in den trip/pappe enthalten ist als angegeben.
    da lsd ja schon im ml bereich starke wirkung hat, ist strecken auch recht schwierig.

    ich hatte schon eine erfahrung mit lsd, die menge war aber beasichtig sehr niedrig (nen drittel von nen mikro), ich war also nicht ganz so krass reingezogen in diese stark verwirrte (oder vollkommen klare???) bewusstseinstufe und sinneswahrnehmung, kann mir aber vorstellen wie es abgegangen wäre, wenn ich das ganze mikro genommen hätte. wenn es mir nochmal über den weg läuft und die gegebenheiten gut sind, dann werde ich es auf jeden fall wiederhollen, da ich denke das ich psychisch in der geeigneten verfassung bin, mich mit dieser sinnes und-bewusstseinverändernden droge auseinanderzusetzen.

    grüsse vom maky
    Hallo maky,

    damals wurde oft Speed, also Amphetamine, dem LSD beigemischt. Das hatte dann, je nach Konstitution des Users unangenehme körperliche Nebenwirkungen, wie Herzrasen und Angstzustände,
    die allerdings auch bei reinem LSD auftreten können.
    Ich weiß wovon ich schreibe. 8)

    Laila
  • Ja genau das ist ja das gefährliche, oft sind Amphetamine enthalten. Deswegen ist es für mich persönlich auch eigendlich viel zu gefährlich weil ich kaum glaube das ich Amphetamine oder Kokain überleben würde. Da ich eh schon hohen Blutdruck habe und mir jeden Tag diese Chemie Tabletten unserer lieben Farmakonzerne reinhauen muss, aber das ist dann doch eher eine etwas andere geschichte.

    Als Alternative zu LSD kann man natürlich auch Meskalin nehmen, die Wirkungsweiße ist nahe zu identisch und es ist pflanzlich aber auch alles andere als ungefährlich. Man sollte immer mindestens eine Person dabei die es nicht nimmt und auf die anderen Personen auspasst.

    Um nochmal eben auf das 3D einzugehen, es sind ja nicht nur die Halluzinogene wirkungen die mich intresieren, habe schon mehrere intresante Geschichten gelesen wo von LSD erfahrungen berichtet wurde und die Leute haben halt ein völlig anderes Zeitgefühl und eine ganz andere Warnehmung.
  • Hi Ice-Dead

    Ice-Dead schrieb:

    Man sollte immer mindestens eine Person dabei die es nicht nimmt und auf die anderen Personen auspasst.

    Das nuetzt gar nix, da diese Person dann gegebenenfalls einfach nicht ernst genommen wird; besser ist es, jemanden dabeizuhaben, der grosse Erfahrung in solchen Dingen besitzt und bei dem es somit unwahrscheinlich ist, leicht auszurasten...

    LG

    LightDrop
    Die Menschen werden durch den Mythos, nicht durch Befehle, von Fabeln, nicht durch die Logik bewegt. Irwin Edelman