Wo wir sind, da ist immer auch Ägypten.
~☤~
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"Pegasus" schrieb:
"Herr, schmei? Hirn vom Himmel!!"
Sowelu schrieb:
Nummer 1: Beantworten Sie keine Fragen
Es wäre deprimierend, wenn wir nicht davon ausgehen dürften, dass die
Menschheit nach jeder Erfahrung, die sie macht, ein höheres Niveau
erreicht. Eine Rückschau auf die Politikerrunden zeigt, dass in diesem
Wahlkampf eine Form der Diskussion erreicht wurde, die jedem das
Mitmachen erlaubt und die fast ausschließt, dass riskante Ergebnisse
erzielt werden. Melden Sie sich unverzagt als Diskussionsteilnehmer!
Ein bisschen arbeiten müssen Sie schon. Sie brauchen zunächst mal
einen Text, den Sie auswendig lernen müssen. Diesen Text möglichst oft
vorzutragen, gegebenenfalls in Bruchstücken, ist Sinn Ihrer Teilnahme
an der Diskussion. Sollten Sie unterbrochen werden, machen Sie, wenn
Sie wieder zu Wort kommen, dort weiter, wo Sie aufgehört haben, oder
Sie fangen noch einmal von vorne an. Könner reden auch dann weiter,
wenn mehrere andere sprechen. Das schafft Respekt, spart Zeit und
mindert die Verständlichkeit. Es ist nämlich von Vorteil für Sie, wenn
man Sie nicht versteht.
Hören Sie auf keinen Fall auf das, was andere vorbringen - das
verwirrt sie nur. Beantworten Sie keine Fragen, sondern stellen Sie
Gegenfragen, zum Beispiel: Meinen Sie das im Ernst? Wenn Sie sich
sicher fühlen, reden Sie sofort los, egal ob ein anderer spricht.
Reden Sie weiter, wenn er nicht zu sprechen aufhört, bis er nachgibt.
Reden Sie auch dann weiter, wenn er schließlich zum Schweigen gebracht
wurde. Das müssen Sie täglich mit Ihrer Familie üben.
Unterbricht jedoch einer, fordern Sie ihn energisch auf, Sie nicht zu
unterbrechen, Sie hätten ihm auch zugehört, auch wenn das gar nicht
stimmt. Was Sie sagen, ist eigentlich egal. Hauptsache, Sie bringen
Ihre Stichworte rüber. Wenn andere reden und Sie es nicht schaffen,
Ihnen ins Wort zu fallen, müssen Sie durch Ihr Mienenspiel zum
Ausdruck bringen, dass Sie alles für dumm, falsch oder verlogen
halten. Schütteln Sie den Kopf, und verdrehen Sie ihre Augen nach
oben, als erbäten sie den Beistand des Himmels angesichts der Dummheit
und Bosheit der Diskussionspartner. Oder reden Sie dazwischen, zum
Beispiel: "Stimmt nicht!", "Völlig falsch!" "Unsinn!" Üben sie auch
das vor dem Spiegel ein, es lohnt sich, nicht nur in der Politik, auch
zum Beispiel bei Familienstreitigkeiten oder bei Auseinandersetzungen
mit Mitarbeitern und Untergebenen.
Wenn aber die Rollen anders verteilt sind und nicht Sie, sondern der
Gegner grinst, den Kopf schüttelt und ein schrilles Haha ausstößt,
dann sollten Sie ihn fragen: "Müssen Sie eigentlich immer lachen wenn
Sie mit jemandem sprechen?" oder: "Sie wackeln dauernd mit dem Kopf.
Haben Sie das schon länger?" oder: "Haben Sie getrunken?" Wenn der
Gegner wütend wird und laut, ist das gut für Sie. Sprechen sie
begütigend auf ihn ein. Sie hätten es ja nur gut gemeint. Leiten Sie
dann über zu dem Thema, das ihn ärgert. Wenn er wieder wütend wird,
kündigen Sie an, nochmals langsam das zu sagen, was die Aufregung
ausgelöst hat. Dann werde jeder Demokrat, der guten willens sei,
erkennen, dass Sie Recht hätten. Und dann bringen Sie wieder Ihren
Text.
Bei fast jedem Vorschlag ist irgendjemand benachteiligt. Zeigen Sie,
dass Sie moralisch sind. Eine Liberalisierung des Kündigungsschutzes
verbessert vielleicht die Chancen der Arbeitsuchenden. Aber sie
verschlechtert möglicherweise jenen, die einen Arbeitsplatz haben, die
Chance, ihn zu behalten. Treten Sie möglichst für beide ein.
Wenn es nicht anders geht, nehmen Sie sich der Sache des Schwächeren
an. Jetzt dürfen Sie nach Herzenslust auf das Unrecht schimpfen.
Fordern Sie den, der die Benachteiligung will, auf, sich zu schämen.
Der so Gemaßregelte braucht in solcher Situation nicht darzustellen,
worin der Unsinn, die Torheit liegt. Hauptsache ist, das Wort wird so
oft auf die Gegner angewendet, sodass es schließlich an Ihnen hängen
bleibt.
Wenn jemand moralisch argumentiert, könnte ihm ein Wort von Ludwig
Marcuse entgegengehalten werden, das lautet: "Wer von Moral redet,
muss auf Moral untersucht werden." Aber dann sollten sie von ihm schon
"ebbes Persönliches" wissen, wie es im Schwäbischen heißt, und im
Stande sein, das Persönliche so anzudeuten, dass Sie strafrechtlich
nicht belangt werden können. Lassen Sie das lieber bleiben. Sagen Sie
einfach: "Immer wenn sie nicht weiterwissen, werden sie moralisch, was
ist bloß los mit Ihnen?" Das brauchen Sie nicht zu begründen. Applaus
ist so gut wie sicher.
Es ist besser, gar nicht auf die Argumente anderer
Diskussionsteilnehmer Bezug zu nehmen. Das Publikum könnte meinen,
diese seien wichtig. Für Sie ist nur Ihre Meinung wichtig. Im Prinzip
gilt dasselbe auch für Fragen des Moderators. Vor allem weibliche
Moderatorinnen sind aber gefährlich, weil sie meinen, bei einer
Diskussion müsse etwas herauskommen. Dabei ist doch der wichtigste
Zweck zu verhindern, dass die jeweils anderen Diskussionsteilnehmer
verstanden werden.
Im Umgang mit Moderatoren sollte man vorsichtiger sein, damit man sie
nicht ins gegnerische Lager treibt. Werden Sie unterbrochen, sagen
Sie, wenn Sie wieder dran sind, leider hätten Sie zu der Frage aus
Zeitgründen nichts bemerken können, würden das aber jetzt tun, müssten
aber zuvor noch bemerken . . . und dann bringen Sie erneut Ihren Text.
Noch einen Hinweis für den Inhalt Ihres Textes: Hilfreich ist eine
Sammlung von dummen Bemerkungen, die Leute gemacht haben, die der
Partei des Gegners angehören oder nahe stehen. Sie können behaupten:
"In Ihrer Partei wird gesagt . . ." - "Was sagen Sie dazu?"
Sowelu![]()