Atomsprengköpfe waren auf dem Weg in den Iran

  • Atomsprengköpfe waren auf dem Weg in den Iran

    Revolte und Widerstand
    im US-Militär haben einen Angriff auf den Iran verhindert




    DerVorfall

    Am 8.
    September berichtete
    Politblog
    über einen Vorfall vom 30. August 2007. Ein
    B-52-Langstreckenbomber der amerikanischen Air-Force mit sechs
    Nuklearsprengköpfen an Bord war Tausende Kilometer quer über die USA geflogen.
    Am 5. September musste ein Pentagonsprecher den “mysteriösen” Flug eingestehen
    , nachdem der Vorfall an die “Air Force
    Times
    ” durchsickert war. Allein die Tatsache, dass erst ein
    Militärangehöriger einen solch eklatanten “Unfall” durchsickern lassen muss,
    ist eigentlich schon ein Skandal.
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    Nach
    ersten Aussagen der Beteiligten wussten weder die Piloten noch die Besatzung
    und das Bodenpersonal von den brisanten Atomsprengköpfen. Das Personal war
    davon ausgegangen, die Maschine sei mit konventionellen Sprengköpfen
    ausgerüstet. Tatsächlich flogen sie mit sogenannten “Stealthy Advanced Cruise
    Missiles W80 Mod 1” von der “Minot Air Force
    Base” in
    North Dakota zur “Barksdale Air Force Base” in Louisiana.


    Anfangs sorgte der
    “Transport” für Aufregung in der amerikanischen Öffentlichkeit, vor allem weil
    man um die Sicherheit der Bevölkerung besorgt war. Doch bald wurden - vor
    allem im Internet - Stimmen laut, die deutlich machten: Ein Transport atomarer
    Sprengköpfe sei nur mit der Genehmigung “von ganz oben” möglich. Er dürfe
    niemals in Cruise Missiles erfolgen, sondern allenfalls im Rumpf einer
    Transportmaschine.


    General Ronald Keys,
    Chef des größten Hauptkommandos der amerikanischen Luftstreitkräfte, ordnete
    daraufhin eine Untersuchung an. Am 14. September sollten sämtliche Flüge
    seines Kommandos ausgesetzt werden, das Personal am Boden bleiben und eine
    Klärung der üblichen Prozedere durchgeführt werden.


    Damit schien “der
    Fall” für die amerikanische Öffentlichkeit “erledigt”. Presse und Fernsehen
    fragten kaum mehr nach, einen parlamentarischen
    Untersuchungsausschuss hatte der Vorfall ebenso wenig zur Folge.


    Die Hintergründe



    Einzig die
    “Washington Post” sah sich genötigt, unter dem Titel “Misstep
    in the Bunker
    ” (Fehltritt im Munitions-Bunker) den Fall am
    letzten Sonntag noch einmal aufzugreifen und erste Untersuchungsergebnisse
    bekannt zu geben. Kurz zusammengefasst lässt sich das Geschehen vom 30. August
    nach Ansicht der Washington Post auf eine Reihe von Sicherheitsfehlern
    verschiedener militärischer Ebenen reduzieren.


    Schönrederei und Schadensbegrenzung im
    Auftrag der Bush-Administration sei das
    , meint Wayne Madsen. Der
    ehemalige NSA (National Security
    Agency
    )-Mitarbeiter und Navy-Geheimdienstoffizier betreibt eine Web-Seite,
    den Wayne Madsen
    Report
    , auf der er dank seiner Informanten und Mittelmänner von einst
    immer wieder Brisantes an die Öffentlichkeit bringt. Man kann ihn als seriös
    einstufen, in vielen Fällen wurde er vor dem US-Kongress als Experte
    angehört.


    Militärrevolte
    in der Air Force?



    In
    seinem Bericht “Lost B-52 nuke
    cruise missiles were on way to Middle East for attack on Iran
    ” vom 24.
    September schreibt Madsen, nach seiner Einschätzung der Situation und dem, was
    er aus zuverlässigen Quellen gehört habe, gibt es nur eine Erklärung:

    Die Geschehnisse am 30. August waren kein
    “Unfall” und auch kein Fehler in der Kommandokette.


    Sie waren
    vielmehr das Resultat einer Revolte und des Widerstandes von Teilen der Air
    Force und den Geheimdiensten, die einen geplanten Überfall mit nuklearen und
    konventionellen Waffen gegen den Iran verhindert haben.


    Ebenso sei es nach
    Kenntnis von Madsen tatsächlich so, dass einer der Nuklearsprengköpfe seit
    dem “Vorfall” vermisst wurde und vermutlich noch immer nicht aufgetaucht
    sei.

    Die Aussagen von Madsens Informanten stimmen mit einem Bericht
    überein, der am 25. September im amerikanischen Nachrichtenmagazin “newsweek”
    erschien. Danach hat
    David Wurmser
    , der ehemalige Berater des Vize-Präsidenten, vor Zeugen
    erklärt:

    “Cheney wollte Israel zu
    Raketenangriffen auf iranische Atomanlagen überreden. Wenn der Iran dann
    zurückgeschlagen hätte, wäre das der Anlass für massive US-Angriffe auf
    militärische und atomare Ziele in dem Golfstaat gewesen.” Wurmser hatte diese
    Aussagen wenige Tage vor seinem Rücktritt im August vor Zeugen
    gemacht.


    Nach Madsen
    wurden die Pläne für Israels Angriff auf den Iran geändert. Man entschloss
    sich vorerst zu
    einer Provokation
    auf eine angebliche “syrisch-iranisch-nordkoreanische”
    Nuklearanlage im Norden Syriens. (Politblog berichtete) Der Angriff vom 6.
    September, bei dem mehrere israelische Kampfflugzeuge Bomben abwarfen, konnte
    von der syrischen Luftabwehr zurückgeschlagen werden. Syrien hat sich wegen
    des Angriffs an die UNO gewandt.







    Die Operationen
    ORCHARD und CHECKMATE - ein israelisch-amerikanisches
    Komplott



    Israels Operation trug den Namen “Orchard”
    und sollte eigentlich dazu dienen, einen Vorwand für die Vereinigten Staaten
    zu schaffen, den Iran anzugreifen. Der Besonnenheit Syriens ist es zu
    verdanken, dass die Situation nicht eskalierte. Eigentlich war der
    neokonservative Propaganda-Plan, die “Achse des Bösen” (Syrien, Iran und
    Nordkorea) in den Fokus zu rücken. Israel sollte Syrien weiter attackieren,
    während die USA ihre Militärangriffe auf den Iran gestartet
    hätten.



    Aus Militärquellen
    beiderseits des Atlantik berichtet Wayne Madsen, dass es eine Verbindung
    zwischen der “Operation Orchard” und dem Vorfall von Minot / Barksdale geben
    muss. Darüber
    hinaus besteht eine weitere wichtige Verbindung zwischen den beiden Vorfällen
    und einem streng geheimen Projekt.

    Es handelt sich um das im Juli 207 ins
    Leben gerufene Projekt “Checkmate”. Dessen Aufgabe - unter Leitung einer
    Abteilung der US Air Force - ist es, einen exakter Angriffsplan gegen den Iran
    zu erarbeiten. Das Projekt wurde genau zu dem Zeitpunkt gegründet, als Cheney
    erstmals gegenüber Vertrauten von der Zusammenarbeit in einem
    israelisch-amerikanischen Angriffsszenario sprach.


    Die Existenz des Projekts
    “Checkmate” war durch einen Artikel des Militäranalysten Eric Margolis in der
    “Londoner Times” an die Öffentlichkeit “gesickert”. Danach ist “Checkmate” ein
    Programm, in das über zwei Dutzend hochrangige Air-Force-Offiziere involviert
    sind. Angeführt wird
    es von Brigadegeneral Lawrence Stutzriem und seinem Chef-Zivilberater Dr. Lani
    Kass,
    einem früheren israelischen
    Militärgeheimdienst-Offizier.
    Erstaunlicherweise ist genau dieser Kass
    nun an der Planung für die Zusammenarbeit beteiligt.
    Es geht bei
    “Checkmate” um einen massiven amerikanisch-israelische Militärangriff auf den
    Iran, bei dem drei- bis viertausend Ziele im Land zerstört werden
    sollen.


    Stutzriem und Kass
    hatten ihre Berichte direkt an den Stabschef, General Michael Moseley, zu
    erstatten. Und genau dieser General Moseley hat nun den Auftrag, eine
    Untersuchung über den B52/Nuklearwaffen–Vorfall anzufertigen.


    Wahrnehmungs-Management
    als Kriegspropaganda



    Britische
    Geheimdienstquellen berichteten laut Madsen, dass der israelische Angriff auf
    Syrien ein tatsächlicher Angriff und kein
    „Versehen“ war.

    Er war geplant,
    um einen US-Angriff auf den Iran einzuleiten. Nachdem der Flug der B-52 mit
    den atomaren Sprengköpfen in den mittleren Osten von “rebellierenden Militärs”
    verhindert worden war, wollte Israel die Spannung zwischen Washington auf der
    einen Seite, Damaskus, Teheran und Pjöngjang auf der anderen Seite
    anheizen.



    Neben der
    militärischen Planung des Iran-Angriffs hat das Projekt “Checkmate” die
    Aufgabe, die Wahrnehmung (perception management) der Staaten Syrien,
    Iran und Nord-Korea in den Medien äußerst negativ zu beeinflussen. Auch der Versuch, den B-52
    Vorfall als einen zwar “unglaublichen”, aber eben “menschlichen” Fehler
    darzustellen ist Teil des “Wahrnehmungs-Managements” von Checkmate.


    So
    verheimlicht die Presse die Tatsache, dass das US-Militär offensichtlich einen
    internen Krieg gegen die “NeoCons” in der der US-Regierung führen. Einige im
    Militär-Kommando gehören zu den Cheney-Anhängern, andere sind nicht mehr
    bereit, bei weiteren Kriegen mitzumachen. Und schon gar nicht sind sie bereit,
    Nuklearwaffen in einem “Präventiv-Krieg” gegen den Iran einzusetzen.


    Nach Angaben von
    Wayne Madsen sind in die Operationen “Checkmate” und “Orchard”, die
    nachweislich beabsichtigten einen nuklearen Präventivschlag gegen den Iran zu
    führen, zwei Personen besonders involviert: Dick Cheney und der nationale
    Sicherheitsbeauftragte Stephen Hadley. Hadley ist Mitglied des
    Checkmate-Teams im Pentagon, er hat enge Verbindungen zum israelischen
    Geheimdienst und verschiedenen pro-israelischen ThinkTanks in Washington - zum
    Beispiel dem Hudson Institute.


    Weder das
    amerikanische Auswärtige Amt noch das Britische Außenministerium waren in die
    Operation Orchard eingeweiht. Hadley hatte jedoch Präsident Bush über
    angebliche Aufnahmen eines Geheimdienstspionage-Satelliten informiert. Dieser
    sollte Bilder von einer syrische Nuklear-Anlage zeigen, die in Zusammenarbeit
    mit Nord-Korea unter iranischer Unterstützung entstanden sei.


    Konsequenzen

    Zwei
    Fraktionen innerhalb des Militärs arbeiten offenbar derzeit - mehr oder
    weniger verdeckt - gegeneinander. Wenn das stimmt, schwächt es nicht nur die
    Schlagkraft der amerikanischen Streitkräfte. Es ist ein Hoffnungsschimmer für
    den Iran und für den Mittleren und Nahen Osten. Mit einer unwilligen Armee
    können weder Cheney noch Olmert einen Krieg gewinnen. Die Frage ist, ob
    überhaupt genug Piloten bereit wären, zuverlässig Angriffe zu fliegen.
    Die Vollkommenheit ist unerreichbar. Gewiß ist die Vollkommenheit unerreichbar. Sie hat nur den Sinn, deinen Weg wie ein Stern zu leiten. Sie ist Richtung und Streben auf etwas hin.
    - Antoine de Saint-Exupéry, Die Stadt in der Wüste