Das Alte Testament (abgek?rzt AT; von lat. testamentum ?Bund?) ist die ?bliche christliche Bezeichnung f?r die ?ltere, j?dische Sammlung biblischer B?cher, die im Wesentlichen mit dem j?dischen Tanach identisch ist. Diese Schriftensammlung bildet die Heilige Schrift des Judentums und zusammen mit dem Neuen Testament (abgek?rzt NT) auch des Christentums.
Hellenistisch gepr?gte Juden hatten den urspr?nglich auf Hebr?isch abgefassten Tanach bereits seit dem 4. Jahrhundert v. Chr. ins Griechische ?bersetzt. Diese sogenannte Septuaginta haben Christen zun?chst als ihr AT ?bernommen und kanonisiert. Im Mittelalter wurden AT und NT zusammen ins Lateinische ?bersetzt: Diese Vulgata blieb lange Zeit die Version, in der das AT im Katholizismus verbreitet war.
Erst in der Renaissance wurden hebr?ische Bibelhandschriften der Masoreten wiederentdeckt, die den Humanisten im 16. Jahrhundert als ?Urtext" des AT galten. Martin Luther hat diesen Text nach einer Vorlage des Erasmus von Rotterdam ins Deutsche ?bertragen. Seine Lutherbibel wurde in den evangelischen Kirchen eingef?hrt.
Heute nennen auch die christliche Theologie und die Kirchen die Schriften des AT oft ?Hebr?ische Bibel?, um der mit der Bezeichnung ?alt" traditionell verbundenen Abwertung als ??berholt" entgegenzuwirken.
Inhalt und Einteilung des Tanach bzw. Alten Testaments im Judentum
Die Heilige Schrift des Judentums tr?gt den Namen ?Tanach?, der sich aus den Anfangsbuchstaben seiner drei Hauptteile zusammensetzt:
Tora (Weisung, Lehre),
Newiim (Propheten) und
Ktuwim (Schriften).
Diese Anordnung bedeutet auch eine gewisse Bedeutungshierarchie: Die Tora steht sowohl zeitlich als auch von ihrer Autorit?t her an der Spitze der biblischen B?cher. Sie wurde in Israel zuerst als gemeinsame Heilige Schrift anerkannt. Danach kommen die Propheten, zuletzt die Schriften.
Zur Tora geh?rt im Judentum:
der Pentateuch, bestehend aus den f?nf B?chern Moses.
Zu den Propheten z?hlt man dort die B?cher:
Josua,
Richter,
Samuel,
K?nige,
Jesaja,
Jeremia,
Ezechiel,
die zu einem Buch zusammengefassten 12 ?kleinen? Propheten: Hosea, Joel, Amos, Obadja, Jona, Micha, Nahum, Habakuk, Zefanja, Haggai, Sacharja, Maleachi.
Zu den Schriften rechnet man:
Psalmen,
Buch der Sprichw?rter,
Hiob (Ijob),
Hoheslied,
Rut,
Klagelieder Jeremias,
Kohelet,
Ester,
Daniel,
Esra und Nehemia,
Chronik.
Der Tanach z?hlt demnach 24 ?B?cher?. Er fasst die B?cher Samuels, der K?nige, der Chronik, die 12 kleinen Propheten sowie Esra und Nehemia im Gegensatz zur christlichen Einteilung als jeweils ein Buch auf. Er rechnet einige B?cher, die f?r heutige Historiker Geschichtsb?cher sind, zu den Propheten (z.B. Josua, Richter) oder zu den Schriften (Rut, Ester, Esra, Nehemia, Chronik).
Der Tanach bildet die ma?gebliche Grundlage des sp?ter von den Christen ?bernommenen ?Alten Testaments? und stimmt mit diesem inhaltlich weitgehend ?berein. Aber Anordnung und Bedeutung der Einzelschriften unterscheiden sich im Judentum und im Christentum: Darum kann der Tanach nicht mit dem Alten Testament gleichgesetzt werden.
Eine chronologische Anordnung, die der historischen Entstehungszeit der Einzelschriften folgt, fiele wiederum ganz anders aus als die beider Religionen. Darin kommt bereits ?u?erlich zum Ausdruck, dass die biblische Geschichte, obwohl sie viele historische Informationen ?ber den antiken vorderen Orient enth?lt, nicht in erster Linie als Tatsachenbericht aufgefasst werden will, sondern als ?Wort Gottes?.
in der r?misch-katholischen Kirche
Dort werden 46 B?cher zum Alten Testament gez?hlt, eingeteilt in
- den Pentateuch:
Genesis,
Exodus,
Levitikus,
Numeri,
Deuteronomium
- Geschichtsb?cher:
Josua,
Richter,
Rut,
1. Buch Samuel,
2. Buch Samuel,
1. Buch der K?nige,
2. Buch der K?nige
1. Buch der Chronik,
2. Buch der Chronik,
Esra,
Nehemia,
Tobit,
Judith,
Ester (mit Zus?tzen gegen?ber der j?dischen Version),
1. Buch der Makkab?er
2. Buch der Makkab?er
- B?cher der Lehrweisheit und Psalmen:
Ijob,
Psalmen,
Sprichw?rter,
Kohelet,
Hoheslied,
Weisheit,
Jesus Sirach.
- Prophetenb?cher, nochmals unterteilt in
4 ?gro?e? Propheten:
Jesaja,
Jeremia, darin eingef?gt die B?cher:
Klagelieder Jeremias,
Baruch,
Ezechiel,
Daniel (mit Zus?tzen gegen?ber der j?dischen Version).
- und 12 ?kleine? Propheten:
Hosea,
Joel,
Amos,
Obadja,
Jona,
Micha,
Nahum,
Habakuk,
Zefanja,
Haggai,
Sacharja,
Maleachi.
in der orthodoxen Kirche
Der Kanon der Orthodoxie umfasst neben dem oben beschriebenen katholischen Kanon:
ein so genanntes 1. Buch Esra, so dass das hebr?ische Esra-Buch dann als 2. Buch Esra gilt;
2 weitere B?cher der Makkab?er.
Diese biblischen B?cher werden anders angeordnet als im Judentum und in den westlichen Kirchen. Sie enthalten au?erdem kleine inhaltliche Unterschiede zu deren Bibeln wie einzelne fehlende oder zus?tzliche Verse innerhalb einiger B?cher. Diese entstammen der Septuaginta, sind also bereits vorchristlicher Herkunft.
Die slawischen Kirchen f?gen au?erdem noch die Esra-Apokalypse - auch als 2., 3. oder 4. Buch Esras bekannt - hinzu. Die ?thiopische Kirche hat noch mehrere weitere B?cher in ihrem Kanon.
in den evangelischen Kirchen
Die im Protestantismus meist verwendete Lutherbibel ?bernahm im Wesentlichen den katholischen Kanon. Sie verzichtet aber auf die Zus?tze zu Esther und Daniel und die B?cher:
Tobit,
Judit,
Jesus Sirach,
Baruch,
1. Makkab?er,
2. Makkab?er.
Das evangelische Alte Testament z?hlt damit 39 B?cher, die ebenso wie die katholische Bibel eingeteilt sind in:
Gesetzb?cher (Pentateuch),
Geschichtsb?cher,
Lehrb?cher,
gro?e und kleine Propheten.
W?hrend die Calvinisten meist nur die kanonischen Schriften abdrucken, enthalten Lutherbibeln oft auch die ?deuterokanonischen? B?cher als Extrateil zwischen Altem und Neuem Testament. Dabei kommt oft noch das sogenannte Gebet des Manasse hinzu. Diese Schriften gelten damit nicht als gleichrangiges Wort Gottes, waren f?r Luther aber dennoch ?n?tzlich und gut zu lesen?.
Entstehung der Hebr?ischen Bibel
Ursprache und Urschrift
Die ?ltesten bekannten Bibeltexte sind in Aram?isch verfasst, das sich seit dem Assyrischen Gro?reich im ganzen Vorderen Orient verbreitete. Das Hebr?ische ist daraus weiterentwickelt, wurde aber nicht als Umgangssprache, sondern f?r die Bibel?berlieferung verwendet.
Die ?ltesten ?berlieferungen, die in die Bibel einwanderten, wurden in der Ph?nizisch-Althebr?ischen Schrift abgefasst. Diese ist die erste bekannte alphabetische Buchstabenschrift, entstanden um 2000 v. Chr. im Raum Syrien-Libanons. Sie bestand aus weniger als 30 Konsonanten ohne Vokale.
Seit dem israelitischen Exil im 6. Jahrhundert v. Chr. wurde sie allm?hlich von der hebr?ischen Quadratschrift abgel?st. Beide Schriftarten bestanden noch bis ins 2. Jahrhundert n. Chr. nebeneinander fort, wobei Althebr?isch als besonders heilig galt.
?lteste Handschriften
Das Hebr?ische eignete sich nicht f?r Tontafeln, die sonst im Alten Orient in Keilschrift beschrieben wurden. Auch mit sakralen Texten beschriebene Tonscherben (Ostraka) wurden in Israel bisher nicht aufgefunden. Das ?bliche Schreibmaterial waren handgefertigte Papyrus-, seltener Lederrollen, mit Tinte aus ru?igem Oliven?l oder metallhaltigem Vitriol beschrieben. Sie waren ebenso haltbar wie heutiges hochwertiges Papier, blieben aber nur unter g?nstigen klimatischen Bedingungen erhalten.
Die ?ltesten bekannten biblischen Schriftrollen wurden 1947 bei Qumran gefunden und entstanden etwa 200 v. Chr. Sie enthalten aram?ische und hebr?ische Bibeltexte aus exilisch-nachexilischer Zeit, darunter eine fast 7, 5 Meter lange Rolle des vollst?ndigen Jesajabuchs (66 Kapitel). Sie wichen zur gro?en ?berraschung der Bibelforschung nur minimal von den bis dahin bekannten, 1.200 Jahre j?ngeren mittelalterlichen Bibelhandschriften ab, so dass von einer enormen Disziplin bei der generationenlangen Abschrift von Bibeltexten auszugehen ist.
Seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. l?ste Pergament das Papyrus als Schreibmaterial ab: Nun wurde es m?glich, mehrere umfangreiche Schriftrollen zu einem ?Kodex? zu b?ndeln. Der ?lteste erhaltene hebr?ische Bibelkodex ist der Codex Cairensis aus 895 n. Chr.; er enth?lt nur die B?cher der 12 Propheten.
Eine erster vollst?ndiger Text der ganzen Hebr?ischen Bibel liegt vor in der Handschrift B19 (Codex Leningradensis), die 1008 n.Chr. aufgeschrieben wurde. Sie liegt den modernen Urtextausgaben der Biblia Hebraica (Herausgeber Rudolf Kittel) und Biblia Stuttgartensia (Herausgeber Karl Elliger und Wilhelm Rudolph) zu Grunde.
Kanonisierung und Vokalisierung
Nach dem Ende des antiken Staates Israel 70 n. Chr. begann eine Phase der j?dischen Restauration, die um 100 n. Chr. ihren vorl?ufigen Abschluss fand. Damals wurden die zum Judentum geh?renden Gruppen und Traditionen festgelegt: so auch der biblische Kanon, soweit die Zugeh?rigkeit einzelner Schriften zur Bibel noch umstritten war (z.B. Daniel). Hinzu kam die seit Rabbi Akiba (55 - 137 n. Chr.) vorherrschende Methode der Bibelauslegung (Exegese). Daraus ergab sich die Notwendigkeit, einen autoritativen Text der Gesamtbibel festzulegen.
Der Konsonantentext vor allem der Tora wurde um 135 n. Chr. festgelegt. Dass er dabei alter vorchristlicher, jedoch noch nicht kanonisierter ?berlieferung folgte, ist durch die Funde in Qumran und den Papyrus Nash (um 170 v. Chr. entstanden) erwiesen. Doch nun begann die 1000-j?hrige ?Masora? (philologische Arbeit) der danach genannten ?Masoreten?: j?dischen Schriftgelehrten in Pal?stina - hier besonders in Tiberias - und Babylonien, die mit dem Sammeln und Redigieren von biblischen Handschriften befasst waren. Eine ihrer Aufgaben war auch die Punktuation (Markierung) des festgelegten Konsonantentextes durch Vokalzeichen, Akzente, Satzzeichen und Verseinteilungen. Ferner mussten nach ihren strengen Vorschriften ?ltere, von der als g?ltig vereinbarten Textversion abweichende Abschriften vernichtet werden.
Die seit dem Mittelalter bekannten Bibelhandschriften beruhen allesamt auf der masoretischen Vereinheitlichung der hebr?ischen Bibeltexte, so dass man lange Zeit einen ?Urtext? dahinter annahm. Durch Zufallsfunde in einer zugemauerten Geniza (Rumpelkammer) zum Entsorgen ?berholter Schriftrollen in Kairo (1850) und den H?hlen von Qumran (1947) aber wei? man heute, dass hier ?berwiegend die pal?stinensische Tradition erhalten geblieben ist.
Vor 135 n. Chr. gab es demzufolge mehrere Versionen der Hebr?ischen Bibel nebeneinander. Darauf verweisen sowohl die Septuaginta, der samaritanische Pentateuch aber auch die innerbiblischen Paralleltexte mit ihren leichten Abweichungen, z.B. Psalm 18,2. Samuel 22, Jesaja 2, 2-4 und Micha 4, 1-3.
Literarische Bibelquellen
Die ?ltesten ?berlieferungen des Tanachs sind vor allem in den 5 B?chern Moses - dem sogenannten ?Pentateuch? (von griechisch ?penta? = f?nf, ?teuch? = Buchrolle) - gesammelt. Sie schildern die Erschaffung der Welt und Urgeschichte der Menschheit bis zur ?Erw?hlung?, Befreiung und Einwanderung Israels in Pal?stina. Sie sind in Jahrhunderten aus einer Vielzahl verschiedener Stoffe, aus Sagenkr?nzen, Orts?tiologien, Stammes?berlieferungen und Gesetzeskorpora zusammengewachsen. Diese wurden wohl schon in der K?nigszeit (ab 1000 v. Chr.), besonders aber der exilischen Zeit (587 v. Chr.) literarisch zu gr??eren Einheiten verbunden:
den ?Erzv?ter?-Erz?hlungen (Genesis 12 - 47),
der Geschichte vom Auszug Israels aus ?gypten, seiner W?stenwanderung und Gesetzesoffenbarung am Sinai (Exodus),
der Besiedlung, Eroberung und Verteidigung (?Landnahme?) des verhei?enen Landes (Teile von 4. Mose sowie die B?cher Josua und Richter),
den Urgeschichten (Genesis 1 - 11; siehe auch: Wiege der Menschheit)
Gesetzessammlungen (Teile von 2. Mose; 3. Mose; Teile von 4. Mose; 5. Mose).
Hinzu kamen seit der K?nigszeit ?berlieferungen ?ber die politische Geschichte Israels, die im und nach dem Exil zu gr??eren Einheiten wie dem ?Deuternomischen Geschichtswerk? verbunden wurden: Dazu geh?ren das Buch Josua, die B?cher Samuel, K?nige und Chronik.
Seit dem 9. Jahrhundert v. Chr. wurden au?erdem prophetische Traditionen gesammelt und sp?ter entweder in die Geschichtswerke ?ber die K?nigszeit integriert (Samuel, Nathan, Elia, Elisa) oder zu eigenen profetischen Einzelb?chern zusammengestellt (von Jesaja bis Maleachi).
Seit der Regierungszeit Salomos im 8. Jahrhundert, besonders aber in exilisch-nachexilischer Zeit ab dem 6. Jahrhundert v. Chr. entstanden liturgische, poetische und weisheitliche Schriften:
Gebets-Poesie wie die Psalmen, Spruchweisheit wie die Sprichw?rter oder die Liebesgedichte des ?Hohenlieds?,
reflexive Weisheitsliteratur wie die B?cher Kohelet und Hiob.
Viele der zu den ?Schriften? gez?hlten B?cher entstanden nach der R?ckkehr eines Teils der exilierten Juden 539 vor Christus (Esra, Nehemia, Ester, Rut). Seit der Makkab?erzeit (etwa 170 v. Chr.) wurde auch apokalyptische Literatur verfasst und sp?ter dem Kanon hinzugef?gt (Daniel).
Die Rolle der Hebr?ischen Bibel im Neuen Testament
Als Jesus von Nazaret die Weltb?hne betrat, bildete vor allem die Tora (der Pentateuch) schon seit etwa 500 Jahren die ?Heilige Schrift? des Judentums. Dieses ?Wort Gottes? war auch die Bibel Jesu, des Christus der Christen. Er bezog sich auf sie von Beginn seines Wirkens an und verstand seine Verk?ndigung als g?ltige Auslegung des in ihr offenbarten Willens Gottes (Matth?us 5, 17).
Seit Jesu Tod und Auferweckung existiert f?r das Christentum ein ?Neues Testament? (NT). Dieses wurde in Gestalt der urchristlichen Schriften, vor allem der Evangelien und Gemeindebriefe, schriftlich fixiert. Es stellt Leben und Lehre des Juden Jesus Christus als die Erf?llung des Israelbundes dar. Untrennbar von der Hebr?ischen Bibel bildet das NT mit ihr die Heilige Schrift des Christentums.
Der Begriff ?Altes Testament? kommt im NT nicht vor. Er erscheint als Sammelbezeichnung f?r die Schriften Israels erst im 2. Jh. bei Melito von Sardes. Der Sache nach ist im NT damit aber der ?Erste Bund? (Gottes mit dem Volk Israel, Hebr. 8, 7) im Gegen?ber und in unaufl?sbarer Relation zum ?Neuen Bund?(Gottes mit Israel und allen V?lkern durch die Selbsthingabe Jesu Christi, Mk. 14, 24) gemeint. Das Attribut ?alt? hat seine Berechtigung ausschlie?lich in diesem christlichen Selbstverst?ndnis: Danach ist das Verh?ltnis der beiden Testamente zueinander ein unaufl?sbares Nacheinander, insofern der Alte dem Neuen Bund Gottes zeitlich und inhaltlich vorangeht.
Dies meint jedoch weder im NT selber noch nach sp?terer kirchlicher Lehre die Veraltung und Ersetzung des Israelbundes, den die Hebr?ische Bibel bezeugt. Mit dem Erscheinen Jesu Christi ist f?r Christen kein neues Wort Gottes neben das ?alte? getreten. Sondern dieser ?Sohn Gottes? ist das ?fleischgewordene Wort Gottes? (Jh. 1, 14) und repr?sentiert als solcher die Erw?hlung Israels zum Volk Gottes, in das von Ewigkeit her die Erw?hlung der Menschheit mit einbeschlossen ist.
Insbesondere der Tod und die Auferweckung Jesu Christi hat nach dem Neuen Testament Gottes Willen stellvertretend f?r alle Menschen erf?llt. Damit hat er die Israel gegebenen Offenbarungen, Bundesschl?sse und Verhei?ungen endg?ltig best?tigt, die in Israels Bibel ausgesprochene Verhei?ung eines ?neuen Bundes? un?berbietbar bekr?ftigt (Hebr?erbrief 8, 8 als Zitat von Jeremia 31, 31-34) und alle V?lker in diesen Bund einbezogen.
Person und Werk Jesu Christi verk?rpern also f?r die Christen den ?neuen? Willen Gottes, indem sie seinen ?alten? Willen, die Ersterw?hlung Israels, endg?ltig erf?llen und bekr?ftigen. F?r die ganze urchristliche Verk?ndigung ist daher der durchg?ngige Bezug auf die Bibel Israels entscheidend. Ohne sie l?sst sich die universale Bedeutung Jesu Christi nicht aussagen bzw. verstehen.
Damit hat jedoch f?r die Christen der eine Wille Gottes, den bereits das ?Alte? Testament offenbart, einen anderen, neuen Stellenwert erhalten: Von nun an gilt dieser Wille nur noch in der Auslegung, die Jesus Christus ihm durch seine Lehre, seinen Tod und seine Auferweckung gegeben hat. Demnach sind alle Einzelgebote in dem einen Gebot Jesu Christi, n?mlich dem Doppelgebot der Gottes- und N?chstenliebe, ?aufgehoben?, diesem untergeordnet (Markus 12, 30 - 31).
Die kirchliche Kanonisierung des Alten Testaments
In der Folge entwickelten sich im Christentum jedoch ganz verschiedene Zug?nge und Lesarten des Tanach. Dabei spielte das Verh?ltnis der beiden Testamente zueinander eine oft umstrittene Rolle. Immer wieder gab es Versuche, die Hebr?ische Bibel als minderwertig, ?berholt und nicht mehr g?ltig abzutun. Parallel zur Entstehung der Kirche versuchte vor allem der Gnostizismus und Marcion die Lehren von der Sch?pfung und von der Erl?sung dualistisch einander gegen?berzustellen. Damit ging die Abtrennung und Entwertung der Bibel Israels einher.
Mit der Kanonisierung der Hebr?ischen Bibel hat die werdende Kirche bereits im 3. nachchristlichen Jahrhundert allen solchen Versuchen eine entscheidende Absage erteilt. Dabei wurde ein Gro?teil der Schriften des Tanach als ?Altes Testament?, das hei?t als vollg?ltiges Gotteswort ?bernommen. Damit wurde es theologisch unm?glich, die Lehre Jesu Christi von der Erw?hlung Israels zu trennen. Die Kirche legte damit selber eine normative Instanz f?r die Auslegung des Neuen Testaments fest, auf die sp?tere Reformanl?ufe in Religion und Politik sich berufen konnten.
Die christliche Abwertung des Alten Testaments und ihre Wirkungen
Dennoch hat die Abwertung des Judentums und seiner Bibel im Christentum verh?ngnisvolle Folgen gehabt. Denn die Kirche selbst ?verga? in ihrer Geschichte die eindeutige Aussage des Paulus (R?mer 11, 2.18):
?Gott hat sein Volk nicht versto?en, das er sich zuvor erw?hlt hat ... Nicht Du tr?gst die Wurzel, sondern die Wurzel tr?gt Dich!?
Wo die auf das Diesseits bezogenen Hoffnungen und Verhei?ungen Israels neuplatonisch und allegorisch umgedeutet wurden, dort eignete sich das Christentum zur neuen Herrschaftsreligion des r?mischen Reiches. Die seit dem 3. Jahrhundert durchg?ngige christliche Vereinnahmung des Alten Testaments und kirchlich-dogmatische ?Enterbung? des Judentums rief in Krisenzeiten Pogrome an Juden und anderen Minderheiten hervor und 'rechtfertigte' diese w?hrend des ganzen europ?ischen Mittelalters bis weit in die Neuzeit hinein.
Mitten im 20. Jahrhundert konnten die ?Deutschen Christen? im deutschen Protestantismus Fu? fassen. Sie versuchten wie Marcion erneut, alles ?J?dische? aus dem christlichen Glauben auszumerzen und diesen zu einer ?Nationalreligion? umzuformen. Der jahrhundertelange kirchliche Antijudaismus bildete eine der wesentlichen Voraussetzungen f?r diese Irrlehre und damit auch f?r das singul?re Verbrechen des Holocaust.
Die Neubewertung des Alten Testaments in der christlichen Theologie
Aus dieser verheerenden Erfahrung erwuchs seit 1945 ein neuer j?disch-christlicher Religionsdialog. Seit etwa 1960 wurde dieser verst?rkt und befl?gelte die Diskussion um das Alte Testament, seine Relevanz f?r die Exegese des Neuen Testaments und den christlichen Glauben in der christlichen Theologie.
Schon die historische Forschung des 19. und fr?hen 20. Jahrhunderts erkannte die Eigenst?ndigkeit der Traditionen Israels, besonders seiner Prophetie und seines Messianismus. Doch erst die un?bersehbaren Wirkungen des christlichen Antijudaismus bis hin zur Schoah bewegten die Kirchen und die neutestamentliche Wissenschaft dazu, sich mit den Wurzeln des Antijudaismus im Neuen Testament auseinanderzusetzen.
Dies zog im katholischen Bereich seit dem 2. Vatikanischen Konzil, im deutschen evangelischen Bereich - besonders seit den Kirchentagen der 70er und fr?hen 80er Jahre - eine Neubewertung des Alten Testaments und Judentums auch in der kirchlichen Dogmatik und Alltagspraxis nach sich. Der rheinische Synodalbeschluss von 1980 zum Verh?ltnis von Juden und Christen war hier wegweisend. Inzwischen haben ihn die meisten Landeskirchen der EKD so oder ?hnlich ?bernommen.
Eine seiner zentralen Einsichten lautete: H?tte die christliche Mehrheit Europas ihre j?dischen Wurzeln wahrgenommen und den ?ungek?ndigten Bund? Gottes mit Israel (R?merbrief 11, 2/Martin Buber) erkannt, dann h?tte sie das Doppelgebot der Liebe auch gegen?ber der j?dischen Minderheit befolgt und die Gesellschaften Europas Gleiches zu tun gelehrt. Dann h?tte die Gleichg?ltigkeit gegen?ber dem Schicksal des j?dischen Volkes in der NS-Zeit so nicht geschehen k?nnen.
Dem versucht die christliche Theologie auch sprachlich Rechnung zu tragen, um die bleibende G?ltigkeit der im Alten Testament enthaltenen Schriften auszudr?cken und das Missverst?ndnis zu verhindern, ?alt? bedeute ?veraltet? oder ??berholt?: z.B. Erstes Testament (Hebr?erbrief 8, 7.13, 9, 1.15.18, so der christliche Alttestamentler Erich Zenger), Hebr?ische Bibel oder historisch-neutral Hebr?isch-Aram?ische Schriften.
Die Denkschrift "Juden und Christen" der EKD stellt fest, dass eine dauerhaft wirksame ?berwindung der christlichen Abwertung des Alten Testaments nur m?glich ist, wenn zugleich das Judentum als bleibender, eigenst?ndiger lebendiger Zeuge der Hebr?ischen Bibel anerkannt wird. Dies hat weitreichende Konsequenzen f?r Bibelforschung, Exegese, Predigt, Konfirmandenunterricht und Gottesdienstgestaltung.
Alttestamentliche Wissenschaft
Die alttestamentliche Wissenschaft widmet sich als Teildisziplin der Theologie der philologisch-historischen Erforschung des Alten Testaments. Sie umfasst folgende Sachbereiche:
Alttestamentliche Literaturgeschichte (?Einleitungswissenschaft?)
Exegese der alttestamentlichen Texte (Auslegung)
politische Geschichte und Sozialgeschichte Israels
Religionsgeschichte Israels
Theologie(n) des Alten Testaments
Alttestamentliche Hermeneutik (Lehre vom ?Verstehen?)
Als Hilfswissenschaften sind der alttestamentlichen Wissenschaft zugeordnet:
Hebraistik
Arch?ologie Pal?stinas
Altes Testament
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