Die Viergliederung des Menschen
Der physische Leib
Anhand der Erkenntnismethoden wurde bereits deutlich, dass es vier Organisationen sind, die im menschlichen Organismus zusammenwirken, der physische Leib, die Lebensorganisation (?therleib), die Empfindungsorganisation (Astralleib) und die Ich-Organisation, die nicht als ineinandersteckende, beziehungslose Teile zu verstehen sind, wie russische Puppen, sondern vielf?ltig zusammenwirkend, sich erg?nzend und auch gegeneinander arbeitend.
Der physische Leib ist das schwerstverst?ndliche "Wesensglied", wenn auch die anderen ungew?hnlicher zu denken sind. Einfach kann man sich vorstellen, dass der physische Leib das ist, was die Anatomie erfasst. Auf einen zweiten Blick stimmt das nicht mehr ganz. Denn die Lebensorganisation (?therleib) ist der Architekt desselben, die Empfindungsorganisation (Astralleib) gibt der Lebensorganisation den Impuls, Organe zu bilden, die ein beseelter Organismus braucht und schlie?lich schafft die Ich-Organisation ?ber den Lebensorganismus die spezifische menschliche Gestalt und das "h?here Ich", in Auseinandersetzung mit der Vererbung, die individuelle Gestaltung. Das, was wir auf den ersten Blick als physischen Leib ansehen, ist schon ein Ergebnis des Zusammenwirkens aller Wesensglieder. Darum k?nnen wir den physischen Leib eher auffassen als die F?higkeit, dieses Zusammenwirken in der physischen Welt in Erscheinung zu bringen, bis in die submikroskopischen winzigsten Einzelteilchen hinein. Er erscheint dann als ein nach Ma?, Zahl und Gewicht realisiertes rein geistiges Gebilde unendlich weisheitsvoller Natur. ?ber diese in Erscheinung bringende Eigenschaft hinaus tritt er in Beziehung zu der ihn umgebenden sinnlichen Welt, weswegen die Sinne des Menschen diejenigen Organe sind, die am prim?rsten die Organe des physischen Leibes sind (w?hrend z.B. die Leber mehr ein Organ der Lebensorganisation, die Nieren mehr ein Organ der Empfindungsorganisation und das Herz mehr ein Organ der Ich-Organisation ist usw.). So k?nnen wir den physischen Leib zusammenfassen einerseits als eine Kraftstruktur, die ein ?bersinnliches Zusammenwirken der anderen Wesensglieder in Erscheinung bringt und dabei wie saugend Stoffe der sinnlichen Welt anzieht, strukturiert und h?lt, andererseits als einen Sinnesorganismus, der diesen Stoffleib transparent macht und ihn in einen Zusammenhang mit seiner Umgebung stellen kann.
Die Lebensorganisation (?therleib)
Die Lebensorganisation (?therleib) belebt diesen physischen Leib, l?sst ihn wachsen, gestaltet ihn, regeneriert, erh?lt und reproduziert ihn. Es sind so im Wesentlichen aufbauende Funktionen, die er hat. Ist er an abbauenden Prozessen beteiligt, so immer nur als Werkzeug z.B. der Empfindungsorganisation. In dem, wie er den physischen Leib wachsen l?sst und gestaltet, empf?ngt er seine Wachstums- und Gestaltungsimpulse von den h?heren Wesensgliedern. Je weniger er von ihnen ergriffen ist, desto vitaler und bildsamer ist er, bringt aber dann auch weniger spezifische und differenzierte Gewebe hervor, neigt dann zur st?ndigen Wiederholung desselben, z.B. bei Ei- und Samenzellen. Je st?rker er von den oberen Wesensgliedern in Anspruch genommen wird, desto differenzierter werden die gestalteten Gebilde, verlieren aber an Vitalit?t; z.B. die Nervenorgane, die zu den am st?rksten ausdifferenzierten Geweben zu rechnen sind, aber ihre Regenerationsf?higkeit nahezu vollst?ndig eingeb??t haben. Es sind dies Organe, die ihre Funktion dem bewussten Seelenleben auch am st?rksten zur Verf?gung stellen. Indem die Empfindungsorganisation (Astralleib) die Lebensorganisation sich daf?r dienstbar macht, wird diese nach beendeter Gestaltung unter Verlust der organischen Vitalit?t in die bewusste Seele hineingehoben. Dort ist der Lebensorganismus genauso t?tig wie zuvor im Leib: er l?sst Ideen wachsen und reifen, erh?lt sie in der Erinnerung, reproduziert sie, baut auch im Bewusstsein auf. Der Lebensorganismus schafft keine Inhalte in der Seele, aber ist das Werkzeug sie zu gestalten, wachsen zu lassen, usw.
Wir finden den Lebensorganismus ?berall in der belebten Natur. Am reinsten, weil am wenigsten von h?heren Wesensgliedern in Anspruch genommen, finden wir ihn im Pflanzenreich, wo seine produktive und aufbauende Kraft am deutlichsten ist. Hier werden in einem die ganze Biosph?re umspannenden Gro?labor aus energiearmen Stoffen durch Photosynthese aus Licht, Wasser und Kohlens?ure energiereiche Substanzen hergestellt, die die Lebensgrundlage aller anderen belebten Wesen (Tier und Mensch) sind, die durch ihren h?heren Organisationsgrad (Empfindungsorganisation und Ich-Organisation) diese produktive F?higkeit der Lebensorganisation abgel?hmt haben und zu Schmarotzern der Pflanzenwelt geworden sind. ?ber den Wert der Pflanzensubstanz als Nahrung hinaus, sind die Stoffe der Pflanzenwelt energiereich und dienen als Brennmaterial, auch wenn sie als Torf, Braun- oder Schwarzkohle alt sind, oder als Erd?l schon halb verwest. Sind in der Pflanze verfr?hte Impulse der Empfindungsorganisation wirksam, wie sie erst im Tierreich "normal" sind, so entstehen Gifte.
Es ist das Prinzip dieser Lebens?u?erung des ?therleibes, dass er aufbaut und aus minderwertigeren Materialien h?herwertige herstellt. Das tut er auch im menschlichen Organismus in allen Stoffwechselvorg?ngen, in denen er aus der verdauten Nahrung eigene K?rpersubstanz herstellt. Das Hauptorgan dieser Leistung ist die Leber, aber die genannte Funktion ist ?berall wirksam, wo Aufbau stattfindet. Dieser Aufbau ist auch qualitativ dort zu sehen, wo ein energetisches oder stoffliches Gef?lle aufgebaut und erhalten wird. Das finden wir ?berall dort, wo durch feine Membranen Stoff- oder Energiegradienten (Gef?lle) aufrecht erhalten werden, z.B. zwischen dem Mineralsalzgehalt innerhalb einer Zelle im Verh?ltnis zum Mineralsalzgehalt au?erhalb einer Zelle. Z.B. ist immer Kalium innerhalb der Zelle um ein vielfaches h?her als au?erhalb, mit Natrium verh?lt es sich umgekehrt. Dieses Verh?ltnis wird mit gro?em Aufwand aufrechterhalten. Dies ist auch am Nerven so. Findet nun ein Bewusstseinsprozess am Nerven statt, ergreift also abbauend und bewusstseins- schaffend die Empfindungsorganisation den Nerven, dann wird kurzzeitig dieses Gef?lle abgebaut, indem Natrium einstr?mt und Kalium herausflie?t. Nach diesem Nervenimpuls baut die Lebensorganisation dieses Gef?lle wieder auf. Sei es der Substanzaufbau in der Pflanze oder wie beschrieben am Nerven, ?berall sind feine Oberfl?chen die Grundlage eines solchen Aufbaues. Der Lebensorganismus lebt an Oberfl?chen, mit denen er den ganzen Leib durchzieht: Organoberfl?chen, Schleimhautoberfl?chen, die feinen Membranen besonders der kleinen Blutgef??e, der Nerven, jeder einzelnen K?rperzelle und innerhalb derselben in vielen Falten das Zellinnere. Oberfl?chen entstehen durch Str?mungen, weswegen die Str?mungen und damit das w?ssrige Element das ist, in dem Lebensprozesse wirksam sind. Innerhalb der nicht belebten Natur finden darum regenerative, lebenserhaltende Funktionen am meisten im Wasser statt.
Die Empfindungsorganisation (Astralleib)
Kurzgefasst ist die Empfindungsorganisation an all dem abzulesen, was das beseelte Tier der "nur" belebten Pflanze voraus hat. Es sind Bewusstsein, Bewegung, Abbau und Ausscheidung. Dazu schafft sich die Empfindungsorganisation ihre Organe: Nervensystem, Bewegungssystem, inneren Stoffwechsel mit Hohlorganen, Ausscheidungsorgane und, um abbauen zu k?nnen, die Atmung. Es entsteht ein Innenleben, leiblich wie seelisch. Dieser Wandel des Geschehens nach Innen ist an der Tierreihe zwischen Pflanze und Mensch gut ablesbar. Wird die Pflanze von einer Empfindungsorganisation ber?hrt, entsteht eine Bl?te, in der die sonstige Dominanz des Aufbaustoffwechsels zugunsten eines Abbaustoffwechsels zur?ckgedr?ngt wird (die Bl?te hat keine Photosynthese), sie bildet riechbare und schmeckbare Substanzen f?r beseelte Wesen und beendet ihr vegetatives Wachstum mit dem Erbl?hen, der vegetative Spross, der mit der Bl?te endet, stirbt. Dieses quasi "beseelte" Organ wird farbig. Auch im niederen Tierreich tritt eine solche reiche Farbigkeit auf, verliert sich langsam zum h?heren Tierreich hin, erscheint noch in der Zeichnung des Felles, der Tracht, und erlischt beim Menschen, au?er in Schmuck und Schminke, die fr?her eine ?hnliche Rolle gespielt haben m?gen wie die Tracht im Tierreich. Nun f?llt auf, wie innerhalb der Familie der Weberv?gel es sehr bunte und sehr unscheinbare V?gel gibt. Die Bunten verhalten sich arm an Balz-, Brut- und Nestbauverhalten, was aber proportional mit dem Schwinden der Farbigkeit bei den anderen zunimmt. Indem Verhalten, eine innere Seelen?u?erung also, entsteht, schwindet die Farbigkeit au?en, daf?r wird die Seele "farbiger". Die Pflanze in ihrer bunten Bl?tenpracht hat kein Verhalten, der Mensch hat die und am wenigsten festgelegte, dadurch vielf?ltigste und "farbigste" Verhaltensm?glichkeit und erscheint nach au?en hin blass.
Indem nun die Empfindungsorganisation zunehmend in den Organismus ?ber die verschiedenen Metamorphosen des Tierreiches einzieht, ver?ndert sich auch der seelische Anteil an den vegetativen Funktionen, z.B. der Sexualit?t. In der Pflanze ist die Vermehrung nur insofern ein seelisches Ereignis, als dadurch die Lebensvorg?nge des Sprosses beendet werden. Das Ber?hrtwerden des Lebensorganismus vom Empfindungsorganismus f?hrt den Tod herbei. Aber es entsteht keinerlei Gef?hl, Verhalten oder Erlebnis, daf?r ist die reproduktive Kraft unvergleichlich. Ein Hirtent?schelkraut kann z.B. 16.000 Nachkommen haben, ohne dabei eine Spur von Lust oder Schmerz, von Erregung, Wohl-, Missbehagen oder gar Partnerkonflikte zu empfinden. Auch im niederen Tierreich findet eher Tod als seelische Erregung statt, im Insektenreich werden die M?nnchen nach getaner Arbeit von den Weibchen gefressen, get?tet oder zerplatzen einfach in der Luft, bei den Fischen legt das Weibchen die Eier ab und begegnet dem M?nnchen, das die Eier besamt, evtl. nie. Dabei ist die potentielle Nachkommenschaft im Prinzip riesig, das Verhalten minimal. Mit zunehmender H?herentwickelung nimmt die Nachkommenschaft in dem Ma?e ab, indem Rivalit?t unter den M?nnchen, Werbespiele, Brunstverhalten, Empfindungen beim Geschlechtsakt, Brutverhalten, Sorge um die Nachkommen und Nestbauverhalten zunehmen. Die Seele verdr?ngt das Leben, hier die Reproduktivit?t. Dabei dient die Seele dennoch der Reproduktion, der Erhaltung der Art etc. Der Mensch kann Sexualit?t nur um des seelischen Anteiles willen haben, die Sexualit?t beliebig steigern ohne dabei Nachkommen zu zeugen, im gleichgeschlechtlichen Verkehr ist es nicht einmal mehr Thema, wie die Nachkommenschaft mit Hilfe des menschlichen Intellektes technisch verhindert werden soll. Hier kann die um des seelischen Anteiles willen praktizierte Sexualit?t dem Ich, der menschlichen Begegnung dienen, statt sich in den Dienst des Lebensorganisation zu stellen, der erhalten will, hier die Art erhalten will.
Die Empfindungsorganisation baut ab, verdr?ngt das Leben, womit die Konstitution weniger vital und krankheitsanf?lliger zugunsten eines reichen Seelenlebens wird. Dieser Abbau ist nicht nur im Gro?en die Arbeit der Empfindungsorganisation, sondern auch im Kleinen. In allen Stoffwechselprozessen ist der Empfindungsorganismus mit seinem Abbau beteiligt, deren Produkte er auch ausscheidet. Jede Seelen?u?erung geht mit Abbau einher - sei es im Gehirn, sei es bei der Bewegung, im Schmerz oder bei der Lust. Dieser Abbau erm?det den Leib, woraufhin im Schlaf das Seelenleben zur?ckgedr?ngt wird. Dabei erweist sich, wie koordiniert die T?tigkeiten von Empfindungs- und Lebensorganisation sind. Auf den Abbaureiz der Empfindungsorganisation erfolgt eine koordinierte und angemessene Aufbauantwort der Lebensorganisation. Neben die Zur?ckdr?ngung des Lebens tritt ein Rhythmus, der Ungleichgewichte ausgleicht. Dieser Rhythmus ist durch Rhythmus steigerbar. Wenn z.B. eine Kraft beim Holzhacken aufgewendet wird, baut das ab, in der Nacht erfolgt die Aufbauantwort, falls der Abbaureiz nicht zu stark war, wird der Abbau ausgeglichen. Wird dies rhythmisch wiederholt, wird die Aufbauantwort gesteigert und es kommt zum Kraftzuwachs. Der Rhythmus charakterisiert das Verh?ltnis von Empfindungs- und Lebensorganisation.
Abbau findet durch Verbrennung statt, wozu Sauerstoff ben?tigt wird und Kohlendioxyd entsteht, weswegen an das Auftreten der Empfindungsorganisation ein Gashaushalt gekoppelt ist, mit Atmung und Regulationsvorg?ngen f?r die Gase im Blut. Durch diesen Abbau entstehen auch Stoffwechselprodukte, die tendenziell giftig sind und den Organismus belasten und darum ausgeschieden werden m?ssen. Hauptausscheidungsorgan und Regelorgan f?r den Gashaushalt ist die Niere (die Lunge ist nur das Erfolgsorgan und wird ?ber weite Strecken von der Niere geregelt). Die Niere regelt auch die Druckverh?ltnisse ?ber das Blut, dessen Spannung und Entspannung, die sich seelisch in Anspannung und Entspannung, bis in die innere Spannkraft spiegeln und leiblich bis in den Tonus der Gewebe fortsetzen. Druck, Tonus, Spannung und Regulation sind Werkzeuge der Empfindungsorganisation. Druck und Spannung sind auch in der Luft der Atmosph?re und bestimmen das Wettergeschehen, mit dem z.B. das Gebirge abgebaut wird, und wenn dies nicht ?ber Insekten, also beseelte Wesen geschieht, die Pflanzen befruchtet werden. So ist es bei der Empfindungsorganisation die Luft in der unbelebten Natur, zu der eine ?hnliche Verwandtschaft besteht wie zwischen Lebensorganisation und Wasser. Das beseelte Wesen atmet die Luft, gestaltet sie aber auch in der Stimmbildung. Im Tierreich hat die Stimmbildung eine enge Bindung an das Seelenleben - es sei hier nur daran erinnert, wie sonst nahezu stumme Tiere in der Brunstzeit ihre Stimme benutzen, vom r?hrenden Hirsch bis zum Gesang der Buckelwale, die ihre melodischen, bis zu 20 Minuten langen Lieder singen, sich gegenseitig zuh?ren und dann den Gesang des Vorg?ngers variieren...
Die Ich-Organisation
Eine Ich-Organisation hat nur der Mensch. Sie impulsiert das Wachstum und die Ausgestaltung des Leibes so, dass darinnen ein selbstbewusstes Wesen mit einem Ich wohnen kann, das wandlungs-, entwicklungs- und biografief?hig ist. Das w?re in einem tierischen Leib nicht m?glich, da ein prinzipieller Unterschied besteht. Wenn wir die Gliedma?en eines Tieres und eines Menschen vergleichen, kann die Wirkung des Eingreifens der Ich-Organisation in die Gestaltung am deutlichsten wahrgenommen werden. Die Gliedma?en des Tieres zeigen eine Proportion, bei der die Endglieder lang sind, w?hrend die Knochen einer Gliedma?e, die rumpfw?rts gelegen sind, immer k?rzer werden. Dabei ist der Fl?gel eines Vogels, die Hufe eines Pferdes, die Flosse eines Fisches, die Schaufel eines Maulwurfs usw. optimal f?r den jeweiligen Lebensraum: die Maulwurfschaufel f?r unter der Erde, die Hufe f?r auf der Erde, die Flosse f?r das Wasser und der Fl?gel f?r die Luft. Die menschliche Gliedma?e ist demgegen?ber primitiv. Die Proportionen sind dabei umgekehrt: proximal (leibnah) am l?ngsten, nach Distal (vom K?rper weg) immer k?rzer werdend. Das Tier scheint mit der Umgebung verwachsen zu wollen, wie wenn der Lebensraum an den Ausgestaltungen der Gliedma?en mitgestalten w?rde. Das Tier "verw?chst" mit dem Lebensraum und bindet sich an ihn, wodurch es unfrei wird. Der Mensch h?lt sich davon zur?ck, bleibt mehr bei sich und bildet daf?r ein Organ, das keinen der genannten tierischen Lebensbereiche ?hnlich vollkommen beherrscht wie ein Tier, daf?r alle etwas! Bis in die Gestalt hinein ist er nicht durch den Lebensraum, sondern durch sich selbst bestimmt. Dies ist eine der Grundlagen seiner bis in die Biologie hinein wirkenden Freiheit. ?hnlich ist dies bei seiner Sch?delform. Vergleicht man einen menschlichen Sch?del mit seinem typischen Hinterkopf, seiner aufrechten Stirn und seinem nicht vortretendem Kinn mit Tiersch?deln, so kann man bemerken, dass ?hnliche Formen sehr wohl im Tierreich auftreten, aber nur bei den neugeborenen Tieren. Im Zuge ihrer Ausreifung flieht die Stirn nach hinten, der Hinterkopf schwindet und das Kinn wird prominent. Dabei wird der Kopf zur Gliedma?e, mit dem gek?mpft und gerissen werden kann. Der Mensch ist ein embryonal gebliebenes Tier. Er vermeidet eine weitergehende Differenzierung seiner Leibesgestalt, er h?lt seinen Kopf heraus aus der erdverbundenen Gliedma?ent?tigkeit und tr?gt ihn ?ber die Erdhaftung hinweg als Werkzeug seines weitblickenden Denkens, er versklavt sich nicht einem Lebensraum. Indem er die Differenzierung und das Wachstum in die Umgebung hinein hemmt, hebt er Kr?fte auf, mit denen er sein seelisch- geistiges Leben aus?ben kann. Die biologische T?tigkeit der Ich-Organisation ist eine Hemmung, das Resultat davon seine Anlage zur Freiheit.Die weitgehende Differenzierung des Leibes im Tierreich entspringt einer Dominanz der Empfindungsorganisation ?ber die Lebensorganisation. Diese Dominanz wird durch die Ich-Organisation zur?ckgedr?ngt, Gleichgewicht erzeugend. Das Ich ist ein Gleichgewichtswesen und schafft als ?bergeordnetes Wesensglied beharrlich an dem Gleichgewicht zwischen Lebensorganisation und Empfindungsorganisation. Dieses Gleichgewicht zwischen Abbau und Aufbau, repr?sentiert im vorwiegend abbauenden Nerven-Sinnes-System und im aufbaubewirkenden Stoffwechsel-Gliedma?en-System, zwischen dem belufteten und pulsierenden arteriellen und dem dickeren, flie?enderen ven?sen Blut, zwischen wachem Kopf und schlafendem Bauch, findet im Herzen statt, wo beide Pole sich st?ndig begegnen, Rhythmus erzeugend. Dieses Herz ist Zentral- organ der Ich-Organisation.
Die Ich-Organisation gestaltet wie beschrieben den Leib, schafft in ihm die Anatomie f?r den aufrechten Gang, bewirkt die Gro?hirnrinde, den Dickdarm und die trachtlose Haut. Sie impulsiert dazu die Lebensorganisation, zieht sie, indem sie sie aus der weitgehenden Differenzierung des Leibes heraush?lt, immer mehr in die Seele und in die geistigen Vorg?nge des Denkens hinein. Sie l?st die Empfindungsorganisation aus der Lebensraumgebundenheit, pr?gt sich ihrem seelischen Anteil kulturbildend immer mehr ein und l?st auch sie aus der starken Leibgebundenheit immer mehr heraus. So lockert das Auftreten der Ich-Organisation den Zusammenhalt der anderen Wesensglieder, befreit sie zunehmend aus einer naturbedingten Determination und macht sie so immer mehr zu Werkzeugen des geistigen Anteiles des Menschen, des Ichs. Im Kapitel "Immunologie" wird dargestellt werden, wie alle Wesensglieder an der Arbeit der Lebensorganisation sich beteiligen; wie alle Wesensglieder sich an der Ausbildung des physischen Leibes beteiligen, haben wir gesehen. Dass das auch f?r die Seele und die geistigen T?tigkeiten so gilt, ist angedeutet, wird hier aber nicht weiter im Detail ausgef?hrt. Wie die W?rme Eis schmelzen lassen kann zu Wasser, es in Dampf ?bergehen lassen kann und umgekehrt, so kann die Ich-Organisation jedes Wesensglied auf den Ebenen der jeweils anderen t?tig werden lassen. Sie behalten ihre Eigenschaften, die sie nun aber auf einem anderen Feld bet?tigen, so wie Wasser Wasser bleibt, wenn es gefroren ist zu Eis, und Stickstoff Stickstoff bleibt, wenn er fl?ssig gemacht wurde. In der Tat ist die W?rme das Element der Ich-Organisation. Zwar gibt es Tiere, die k?lteunempfindlicher sind als der Mensch (der aber kann sich warm anziehen und ein Feuer machen), aber kein Wesen kann mehr Hitze aushalten als der Mensch, da er die beste W?rmeregulation hat, die irgendein Wesen auf der Welt ausgebildet hat. Das h?ngt mit seiner F?higkeit zusammen die Durchblutungsver- h?ltnisse z.B. in den Fingern um das 400fache zu steigern oder zu drosseln, mit der M?glichkeit ?ber die nicht behaarte Haut W?rme abzugeben oder tief unter der Muskulatur das Blut flie?en zu lassen, wo durch einen "Gegenstrom-W?rmeausgleich" das ven?se Blut mit fast derselben Temperatur in den K?rper zur?ckflie?en kann, wie es das arterielle Blut beim Herausflie?en hatte, w?hrend es sich bis zu den Fingern um 5o Grad und mehr abk?hlen kann. Ein unbekleideter Mensch h?lt bei entsprechender Luftfeuchtigkeit bis zu 20 Minuten 200 Grad Celsius aus ohne seine K?rpertemperatur mehr als bis 42 Grad Celsius zu erh?hen. Zwischen Haut und Umgebung kann er ein Temperaturgef?lle von 158 Grad Celsius halten - das Beefsteak daneben ist in derselben Zeit gar. Nur der Mensch kann den W?rmehaushalt derart virtuos handhaben. Er ist das Werkzeug der Ich-Organisation im Leib.
Die Dreigliederung des Menschen
Die zuvor beschriebene Viergliederung des Menschen ist eine Wahrnehmung Rudolf Steiners, die allein schon bahnbrechend und konsequenzenreich ist. Die nun folgende Dreigliederung ist keine Schauung, sondern Resultat 35j?hriger anthroposophischer Forschung Rudolf Steiners, die er erst 1917 der ?ffentlichkeit vorstellte. Es handelt sich bei der Dreigliederung um ein System, das den Menschen und seinen Leib betrifft, die unterschiedlich in den drei Bereichen Nerven-Sinnes-System, rhythmisches System und Stoffwechsel-Gliedma?en-System arbeitenden Wesensglieder, die unterschiedliche M?glichkeiten aus diesen drei Systemen heraus der Seele zur Verf?gung stellen. Es ist aber auch ein System, das f?r den Blick in die ?brige Natur au?erhalb des Menschen fruchtbar ist. Die Pflanze ist nach Wurzel-, Spross- und Bl?tenbereich fruchtbar anzusehen, Tiere haben einen dreigliedrigen Organismus, der aber viel ungleichgewichtiger ist als bei dem Menschen; wir finden z.B. bei den S?ugern nervensinnesbetont die Nagetiere, rhythmusbetont die Raubtiere und stoffwechselbetont die Huftiere usw., was also beim Menschen in einem Organismus in einem mehr oder minder ausgeglichenen Verh?ltnis steht, im Tierreich zerfallend, das Tierreich als Ganzes wie einen Menschen darstellend. Im Sozialen erweist sich dieser Gedanke der Dreigliederung als fruchtbar, wenn das soziale Leben als Wirtschaftsleben mit Warenproduktion, Warenzirkulation und Konsumtion (also "Stoffwechsel"), Rechtsleben, das zwischen den unterschiedlichen Interessen Ausgleich sucht (wie es das rhythmische System im Menschen tut) und Geistesleben (was wir mit unserem Nerven-Sinnes-System tun) angeschaut wird. Wenn so differenzierend auf das verwirrende soziale Leben geblickt wird, kann es Ordnung schaffen und Not lindern.Hier aber soll es im Bezug auf den Menschen angeschaut werden. Das Nerven-Sinnes-System ist der Ort, in dem eine F?lle von Eindr?cken von au?en auf den Menschen hereinst?rmt und ?ber die Sinne verarbeitet werden. Sei es ein Geschmackseindruck, ein Streicheln, ein aufgenommener Gedanke, ein Ger?usch oder Schmerz - dem Sinnesorgan ist es "egal". In meinem Inneren wird aber eine Vorstellung daraus, die rein geistiger Natur ist. Die sinnliche Welt, in die ich hereingestellt bin, wird in meiner Vorstellung Geist. Die von ?berallher an mich dr?ngende Sinneswelt, die mich von au?en, also zentripetal bedr?ngt, wird in meinem nervengebundenen Vorstellungsleben zum Geist befreit, wird Vorstellung, Bild von der Welt. Was an Stoffwechsel in meinem Gehirn vorgehen mag, immer findet, wenn es Anschluss an mein Bewusstsein bekommt, eine Geistbefreiung statt. Dabei ist der dazugeh?rende Substanzprozess im Gehirn ein abbauender. ?ber die Sinne dringt zwar z.B. Licht an mich heran, aber mit meinem wachen Ich "blicke" ich auch dem Licht entgegen. Mit Aufmerksamkeit schaue ich genauso aus meinen Sinnen heraus wie die Sinnesreize an mich herankommen. Ich bin mit meinem Bewusstsein "bei dem Ding" und nicht in meinem Kopf.
Mir hat dieser Umstand bereits einmal einen Rausschmiss aus dem Anatomieh?rsaal eingebracht, als der Dozent uns Studenten erkl?ren wollte, dass die schmerzleitenden Nerven im Kopf enden und also der Kopf und nicht der Fu? weh t?te, wenn einem jemand auf den Fu? tritt. Ich erbot mich ihm das Gegenteil zu beweisen und auf seine Aufforderung hin, dies zu tun, bin ich ihm auf den Fu? getreten. Als ich ihn fragte, warum er "Aua" schrie, sagte er, der Fu? t?te ihm weh. Auf meine Antwort: "Sehen Sie", wurde ich f?r immer aus seiner lehrreichen Vorlesung ausgeschlossen, was mein Studium allerdings nicht nachhaltig beeintr?chtigt hat. Die Beobachtung, dass der Fu? und nicht der Kopf weh tut, wird durch die besten Theorien nicht hinf?llig. Es bedeutet nur, dass im Nerven-Sinnes-System die Wesensglieder so locker sind, dass sie ?ber die Sinne regelrecht den Leib verlassen k?nnen hin zu dem wahrzunehmenden Gegenstand oder in den Fu? wandern etc. In der Besprechung der Lebensorganisation (?therleib) haben wir das f?r dieses Wesensglied bereits angeschaut, wie es die sonst so feste Verbindung mit dem physischen Leib aufgibt unter Verlust der Vitalit?t des Organes. W?rde der Lebensorganismus dies so im Stoffwechsel tun, w?rden wir auf der Stelle tot umfallen.
Im Stoffwechsel-Gliedma?en-System ist es anders. Hier findet eine Geistbindung statt. Nicht nur die Lebensorganisation ist hier an den Leib gebunden, nein, auch die Empfindungsorganisation. Denn es ist gerade der Stoffwechsel, der mit Verbrennung, Ausscheidung und Bewegung das tut, was die Empfindungsorganisation im Menschen veranlagt. Im bewusstseinsbildenden Prozess ist die Empfindungsorganisation nat?rlich auch "frei", aber im Stoffwechsel verbindet sie sich ganz mit der Lebensorganisation. Von hier aus wird der ?brige Leib ern?hrt. ?ber die Sinne ist er bewusstseinstragend und damit abbauend im Leib t?tig. Im Stoffwechsel verbindet er sich mit den aufbauenden Vorg?ngen der Lebensorganisation, ihm die Impulse gebend, das wieder aufzubauen, was er ?ber das Nerven-Sinnes-System abgebaut hat. Zentrifugal ist hier der Stoffprozess, wie im Nerven-Sinnes-System der Sinnesprozess zentripetal verl?uft. So wie im Nerven-Sinnes-System die Wesensglieder sich zentrifugal lockern, so binden sie sich im Stoffwechsel-Gliedma?en-System zentripetal aneinander. Statt einer Geistbefreiung findet hier eine Geistbindung statt. Entsprechend ist das Bewusstsein im Stoffwechsel getr?bt. Es dringt nur dumpf an uns heran. In dieser Bindung der geistigen Wesensglieder an den physischen Leib setzt sich etwas fort, was als ein Inkarnationsvorgang auch zur Geburt gef?hrt hat, zu einem Sichverbinden mit dem Stoff und der physischen Welt. Dies ist der gr??te Willensakt innerhalb der Biografie. Wille hat immer den Charakter, Welt ver?ndern zu wollen, was wir durch unsere Geburt auch getan haben und auch tun, wenn wir in ein Butterbrot bei?en: Wir vernichten es und wir bauen unseren Leib dadurch auf. Das ist Wille. Wir d?rfen nicht den Willen verwechseln mit unserer Vorstellung von dem, was wir gerne tun w?rden. Wille ist Tun, ist Ver?ndern, ist ein dem-Ziel-entgegen-Gehen. Wir bewegen uns auf etwas zu, was wir vielleicht als Zielvorstellung im Bewusstsein haben k?nnen, aber diese Vorstellung ist sekund?r. Sie ist abstrakt im Verh?ltnis zu dem, was aus der Zukunft heraus meinen Willen zieht, dem ich mich entgegenbewege. Dieses Sichentgegenbewegen ist Wille und davon merke ich wenig. Dieses Ziel ist mein Ich, das ohne "befreite" Empfindungsorganisation und Lebensorganisation nicht als Vorstellung klar im Bewusstsein lebt.
Im Nerven-Sinnes-System sind die Wesensglieder befreit, im Stoffwechsel- Gliedma?en-System sind sie gebunden. Die Sinneseindr?cke wirken zentripetal von au?en zu den Sinnen in der Peripherie, der Stoffprozess zentrifugal von innen zur Peripherie. Mein Ich geht aus den Sinnen heraus zum Wahrnehmungsgegenstand im Sinnesprozess und es entstehen wache Vorstellungen. Mein Ich kommt mir von au?en entgegen im Willen und wenn ich schlafe. Der physische Leib bleibt auch im Nerven-Sinnes-System organbildend, die Ich-Organisation bleibt im Stoffwechsel-Gliedma?en-System (fast) frei. So erscheinen Nerven-Sinnes-System und Stoffwechsel-Gliedma?en-System als polar gebildete Systeme im Menschen.
Im rhythmischen System gleichen sich die Gegens?tze aus. Bei der Besprechung der Empfindungsorganisation (Astralleib) haben wir bereits sehen k?nnen, wie im Begegnen von Empfindens- und Lebensorganisation Rhythmus entsteht. In der Tat begegnen diese zwei Wesensglieder sich im rhythmischen System. Der Lebensorganismus ist hier leibgebunden, der Empfindungsorganismus ist noch "frei". Hier gleicht sich rhythmisch schwingend in Ein- und Ausatmung, in Systole und Diastole fortw?hrend aus, was sich in den Polen von Nerven-Sinnes-System und Stoffwechsel-Gliedma?en-System im Menschen vollzieht. Das dadurch entstehende Bewusstsein ist weder wach wie im Sinnesprozess, noch schlafend wie im Stoffwechselvorgang. Was hier hin und her pendelt zwischen bei-der-Sache-sein und in-sich-herein-tr?umen, zwischen wach- werden im zentripetalen Bewusstseinsprozess und dem einschlafenden zentrifugal Sich- l?sen im wohligen Leib, zwischen Antipathie und Sympathie, ist das tr?umende Gef?hl.
Im Kopf sind die Organe des Nerven-Sinnes-System konzentriert, die aber den ganzen Organismus durchziehen. Das Stoffwechsel-Gliedma?en-System hat seine Hauptorgane im Bauch, aber seine Funktionen wirken im ganzen Leib. Das rhythmische System hat seine Zentralorgane im Brustraum mit Herz und Lunge, in der Mitte. Aber ?berall, wo sich rhythmische Prozesse im Leib vollziehen, ist rhythmisches System.
(Text: Martin Straube Bochum, Arzt, Fachlehrer am Ita-Wegman-Berufskolleg Wuppertal)