Sollen wir okkulte Fähigkeiten entwickeln?

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  • Sollen wir okkulte Fähigkeiten entwickeln?

    M?rz 1897 - Artikel an und f?r die Thesophische Gesellschaft
    by Capricorn/Daniel Nicol Dunlop (DND)


    Eines der Ziele, die wir uns als Mitglieder der Theosophischen Gesellschaft gesteckt haben, besteht in unserem Bestreben, im eigenen Ich die h?here Bestimmung des Menschen zu verwirklichen. Wir sind von der Existenz h?herer M?chte und h?herer Bewu?tseinszust?nde, als wir sie heute im allgemeinen kennen, ?berzeugt. Und wir sind davon ?berzeugt, da? solche erhabenen Zust?nde nur zu erlangen sind, wenn alle pers?nlichen Interessen, die uns in illusion?rer Art immer wieder in die Falle locken, aufgegeben werden und wir nach einem universellen Bewu?tsein streben, das die ganze Sch?pfung umfa?t und in dem unser Mitgef?hl den Herzschlag jedes anderen Menschen mitumschlie?t und auch wir selbst keine Freude und kein Leid erleben, ohne da? sie von anderen geteilt werden. Der engen Schranken unserer Pers?nlichkeit, aller Privatambitionen, -vorlieben und -spekulatioenen ?berdr?ssig; vom unabsehbaren Panorama unserer Stimmungen, bald der Dankbarkeit, bald des schlechten Gewisses, bald des kalten Zynimsus, bald der morbiden Sentimentalit?t, immer wieder in Anspruch genommen: sehnen wir uns danach, dem aufdringlichen D?mon des pers?nlichen Selbstgef?hls zu entfliehen, der uns auf Schritt und Tritt begleitet, der in den Kelch unserer Freude immer wieder vergiftende Tropfen der Lust fallen l??t und der unser gesundes und spontanes Gef?hlsleben immer wieder mit Anwandlungen von Eitelkeit und Egoismus durchsetzt. La? mich mit diesen Menschen mitf?hlen, la? mich ihre Freuden und K?mmernisse teilen, damit ich ihnen helfen kann!- so ruft die Seele; doch die Pers?nlichkeit - die anspruchsvolle Angetraute, die wir in unserer Vergangenheit selbst geschaffen haben - schreitet dazwischen und schnappt uns unsere Liebe weg.

    Diese Pers?nlichkeit zu paralysieren, sie zu einem willigen Werkzeug zu machen, zu lernen, unsere Aufmerksamkeit ganz von ihr abzuwenden und der Stimme der "?berseele" Geh?r zu schenken, dies (...) ist das Ziel des wahren praktischen Okkultismus.
    Sollen wir also okkulte F?higkeiten entwickeln?
    Ist es gut, solche F?higkeiten auszubilden?
    Oder sollen wir sie lieber unbeachtet lassen und unsere Aufmerksamkeit Philosophie und Ethik zuwenden? Derartige Fragen werden immer wieder gestellt. Doch haben wir nicht gerade in dem bisher Gesagten einen Pr?fstein in der Hand, mit dem wir diese Fragen leicht entscheiden k?nnen? W?rde diese oder jene okkulte F?higkeit die Macht der Pers?nlichkeit erh?hen oder vermindern? - so mu? die Frage gestellt werden. W?rde deren Ausbildung uns auf dem Weg zu unserem Ziel hemmen oder f?rdern? Viele okkulte Kr?fte und F?higkeiten k?nnen blo?e Dekorationen unserer Pers?nlichkeit sein, und wir k?nnten uns ohne weiteres einen Menschen vorstellen, der ?ber ganz hervorragende hellseherische F?higkeiten, magnetische F?higkeiten, Verstandesf?higkeiten und ?ber eine vollkommene Kontrolle seiner inneren Leiber und alles M?gliche verf?gte - und doch k?nnte es sich um ein in h?chstem Ma?e pers?nliches Individuum handeln. Ein solcher Mensch erf?llt mit seinen Wohltaten vielleicht die Welt und schl?gt durch seine pers?nlichen F?higkeiten vielleicht ganze Massen von Menschen in seinen Bann, und doch kann er immer noch das Opfer eines pers?nlichen Selbstgef?hls, von Egoismus und Eitelkeit sein. Nun, manche Menschen m?gen das dennoch f?r ein erstrebenswertes Ziel halten und stellen sich vielleicht sogar vor, ein solcher Mensch w?rde gl?cklich sein.
    Doch f?r jene, denen es nicht darum zu tun ist, lediglich ihre Pers?nlichkeit aufzubl?hen, ist eine dartige Kultivierung okkulter F?higkeiten etwas vollkommen Unn?tzes. Bei manchen Menschen m??te eben, bevor neue Kr?fte errungen werden, daf?r gesorgt werden, da? bestimmte bereits vorhandene Kr?fte verlorengehen, bevor auf dem wahren Weg ein Fortschritt gemacht werden kann. Seien wir in einem vergangenen Leben auf den Abweg der Pers?nlichkeitsexpansion geraten, so werden wir in diesem Leben unwillk?rlich danach streben, diesen Weg auch weiterhin zu verfolgen. Eine fatale Neigung zur Besch?ftigung mit verschiedenen okkulten K?nsten mag manche Menschen dazu verleiten, den geraden Weg einer okkulten Entwicklung zu verlassen und sich auf den Abwegen wertlosen Wissens zu verlieren.
    Manche haben Leiber, die sie in ?berempfindlicher Art auf psychische Eindr?cke reagieren lassen, wodurch sie den ?blen Kr?ften einer gro?en Stadt zug?nglich werden und vollkommen in die Irre gef?hrt werden k?nnen; andere machen die Entdeckung, da? sie ihre physischen Leiber verlassen und in einem inneren Leib herumreisen k?nnen, und nun werden sie auf solchen Erfahrungsebenen mit ganz neuen Versuchungen konfrontiert und werden subtileren Attacken ausgesetzt, denen sie vielleicht nicht gewachsen sind. Bei solchen F?higkeiten haben wir es offensichtlich mit Hindernissen und nicht mit F?rdernissen zu tun, es sei denn, wir h?tten noch andere Motive als solche, ?ber die wir lieber schweigen.
    Das an das Gehirn gebundene Denken ist nicht imstande, zu beurteilen, welche F?higkeiten wir entwickeln sollten. Diese F?higkeiten sollen ja das h?here Ich in seiner Wirksamkeit unterst?tzen, doch das an das Gehirn gebundene Denken k?mmert sich nur um die Belange des niederen Ich.
    Deshalb ist es niemals eine sichere Sache, sich die Erlangung okkulter F?higkeiten zum Ziel zu setzen; vielmehr strebe man nach einer ?berpers?nlichen Gesinnung und lasse solche F?higkeiten in nat?rlicher Weise als Ergebnis der erfolgreichen Bem?hung, dieses Ziel zu erreichen, sich von selbst entwickeln.
    Doch zun?chst ist unsere Pers?nlichkeit eben so stark, da? sie jedes Zipfelchen einer Erkenntnis oder einer neuen F?higkeit, die in ihren Bereich tritt, fortw?hrend verdreht und verzerrt. Alle unsere guten Motive werden durch Eitelkeit und Machtgier gef?rbt, weil wir noch au?erstande sind, ein jegliches pers?nliches Element von ihnen fernzuhalten. Schon unsere Verantwortung f?r den rechten Gebrauch unserer normalen F?hgikeiten ist ja bereits gro? genug; wer will denn wagen, die viel gr??ere Verantwortung in bezug auf die rechte Anwendung umfassender F?higkeiten auf sich zu nehmen?
    Eine okkulte F?higkeit ist keine stillstehende Maschine, die einfach nach Belieben an- und abgestellt werden kann. Sie ist weit mehr und mu? unter Kontrolle stehen, wenn sie nicht ihren "Meister" kontrollieren soll. Und so ist der Art, wie wir sie erwecken, gro?e Aufmerksamkeit zu schenken.
    Ist es m?glich, zuf?llig oder durch Unachtsamkeit auf einen Abweg zu geraten? Ich denke ja, und wahscheinlich ist manch einer immer wieder im Begriffe, es zu tun. Meistens entsteht diese Gefahr daraus, da? man sich in bezug auf bestimmte Rituale oder praktische Hilfen, die empfohlen werden, irrigen Vorstellungen hingibt. Nehmen wir zum Beispiel an, jemand empfiehlt, wir sollen uns, damit wir uns leichter auf unser h?heres Selbst konzentrieren k?nnen, irgendein Symbol vorstellen. Dieser Hinweis soll eine Hilfe sein auf unserem Wege zu einem h?heren Ziel - nicht ein Ziel in sich selbst. Wenn wir feststellen, da? er uns hilft, sch?n und recht; doch wenn wir das Hauptziel aus den Augen verlieren und unser Denken ganz von dieser ?bung in Anspruch nehmen lassen, dann gehen wir an der Hauptsache vorbei. Es hat keinen Sinn, sich so lange ein doppeltes Dreieck vorzustellen, bis es objektiven Charakter annimmt und einem, wohin man auch geht, auf Schritt und Tritt folgt wie ein H?ndchen. Dies w?re einfach die unintelligente Kultivierung einer okkulten Technik, und k?nnte einen auf einen Abweg f?hren, indem einem vielleicht f?r die Gefahren der astralen Welt das innere Auge aufgeht. Man verwende das Symbol lediglich dazu, sich zun?chst in eine, sagen wir, gute Disposition zu versetzen; und dann vergesse man es. Andererseits mag jemand ?ber?ngstlich sein und sich gegen antagonistische Kr?fte in seiner Umgebung abschirmen wollen, und vielleicht wird er zum Mittel greifen, sich mit einer imagin?ren Mauer oder Schale zu umgeben. Die wesentliche Triebfeder eines solchen Verhaltens ist die Angst; wir f?rchten uns, wir f?hlen uns schwach und wollen uns in einem angenehmen Haus einschlie?en, in dem wir in Sicherheit sind. Doch Mut ist der beste Schutz; Mut bildet eine viel st?rkere Mauer um den Menschen mit dieser Eigenschaft, als es die andere Methode je verm?chte. Mut kann in einer Schlacht Kugeln zum Stillstand bringen. Die durch Mut erbaute Mauer ist eine wirkliche Mauer, und sie wird auch in der richtigen Weise gebaut - indem man sich n?hmlich auf die Idee konzentriert und ihre materielle Auswirkung von selbst folgen l??t. Die psychische Mauer, die manche Menschen um sich errichten wollen, ist in der falschen Weise errichtet; sie halten sich bei der materiellen Seite der Sache auf (...)
    Schwarze Magie f?ngt immer am unteren Ende an (...) Sie versucht, durch das Arrangieren von bestimmten materiellen Verh?ltnissen spirituelle Resultate zu erreichen. Sie l??t sich in dieser Beziehung dem babylonischen Turme vergleichen. der auf die Erde gebaut war und in den Himmel ragen sollte. Die sch?pferische Kraft entwickelt sich aber vom Geistigen her auf das Materielle hinunter. Eines der Bilder des Tarot zeigt den vom Blitz getroffenen Turm; er symbolisiert in typischer Weise ein materialistisches System, das vom himmlischen Zorn zerschmettert wird. Pranayama oder das Atem-Anhalten ist ein gutes Beispiel f?r diese Gesinnung. Ziel dieser Technik ist es, den Geist zu beruhigen, indem die Lebensstr?me reguliert werden. Die rechte Methode ist jedoch, das Denken zu regeln; dann werden sich die Lebensstr?me von selbst regeln. Es gibt einen kleinen Lebensgott in unserem Leibe, der viel besser wei? als wir selbst, wie die Str?me zu regulieren sind. Man ?berlasse die Atemregelung ihm und k?mmere sich um sein Denken.


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    seht ihr auch die vielen widerspr?che in diesem text? :confused:

    bin auf eure antworten gespannt!

    (gefunden von Ina)
  • Interessant! Schauen Sie, mein lieber Watson...

    Hallo MANU,

    in der tat! Ein hermetischer Text, der etwas anderes meint als er in der Einleitung sagt.
    Ginge es tats?chlich um die Frage, ob okkulte F?higkeiten der pers?nlichen Entwicklung von Nutzen sind, w?re eine detaillierter Schilderung wie man so etwas macht, ?berfl?ssig. Schon in der Einleitung sagt ja der Autor, es sei wichtiger die eigenen Pers?nlichkeit und die aus ihr erwachsenden W?nsche hinten an zu stellen und sich "eine gr??eren Sache" zu verschreiben.

    Letztendlich geht es um die Darstellung einer geistigen Technik wie man Gedanken zu Materie ver?ndernder Realit?t werden l??t.

    ... Die wesentliche Triebfeder eines solchen Verhaltens ist die Angst; wir f?rchten uns, wir f?hlen uns schwach und wollen uns in einem angenehmen Haus einschlie?en, in dem wir in Sicherheit sind. Doch Mut ist der beste Schutz; Mut bildet eine viel st?rkere Mauer um den Menschen mit dieser Eigenschaft, als es die andere Methode je verm?chte. Mut kann in einer Schlacht Kugeln zum Stillstand bringen. Die durch Mut erbaute Mauer ist eine wirkliche Mauer, und sie wird auch in der richtigen Weise gebaut - indem man sich n?hmlich auf die Idee konzentriert und ihre materielle Auswirkung von selbst folgen l??t. Die psychische Mauer, die manche Menschen um sich errichten wollen, ist in der falschen Weise errichtet; sie halten sich bei der materiellen Seite der Sache auf (...)


    Hier ist die wirklich Lehre, die der Text transportiert:

    "Die durch Mut erbaute Mauer ist eine wirkliche Mauer, und sie wird auch in der richtigen Weise gebaut - indem man sich n?hmlich auf die Idee konzentriert und ihre materielle Auswirkung von selbst folgen l??t."

    Und hier eine Warnung in Bezug auf schwarze Magie:

    Schwarze Magie f?ngt immer am unteren Ende an (...) Sie versucht, durch das Arrangieren von bestimmten materiellen Verh?ltnissen spirituelle Resultate zu erreichen. Sie l??t sich in dieser Beziehung dem babylonischen Turme vergleichen. der auf die Erde gebaut war und in den Himmel ragen sollte. Die sch?pferische Kraft entwickelt sich aber vom Geistigen her auf das Materielle hinunter.


    Es geht also um die Richtung des Wirkens. Geist soll die Realit?t so ver?ndern, dass der Geist gef?rdert wird und nicht so, das die Materie gef?rdert wird. Ich sehe das so:
    "Der Wille ein Ziel zu erreichen ist das gr??te Hindernis auf dem Weg dorthin!"
    Du leidest Mangel und willst reicher werden? Mit den vorgeschlagenen Methoden zur Ver?nderung der Denkweise wirst du dieses Ziel erreichen. Doch wo h?rst du auf? Es ist ein materielles Ziel. Wenn du das Ziel "Wohlstand" erreicht hast, w?rdest du doppelt so erfolgreich sein, wenn du diesen "Wohlstand" verdoppelst? Wenn du ein Bett hast, in dem du gut schl?fst, und einer schenkt dir das gleiche Bett noch einmal, schl?fst du dann doppelt so gut?
    Das sind materielle Ziele, deren Erreichung letztendlich ziemlich sinnlos ist. Auch mittels mentaler Tricks gegen andere Menschen vorzugehen. Die Kunst scheint doch zu sein das ganze Universum zur Kooperation zu bewegen.
    Ich sage meinen Kindern immer folgendes: "Puste die Pusteblume leer und du kannst dir was w?nschen! Der Wunsch geht auch in Erf?llung. Er mu? nur sinnvoll sein!"
    nenn mich EO
    zu Ende denken
  • Ein ?u?erst interessanter Text.
    Ein wenig, sag ich mal, wirr. Ich denk es tut von N?ten den mehrmals zu lesen um zu verstehen was er aussagen will.

    "Der Wille ein Ziel zu erreichen ist das gr??te Hindernis auf dem Weg dorthin!"


    Jap. Das ist der Grund wieso man in verschiedensten Magierichtungen das nicht verhaftet-sein lernt. Eine Sache zu tun, um der Sache willen. Eine Sigille zu malen, weil man eine Sigille zeichnen m?chte und nicht weil man damit etwas erreichen m?chte.
    Wenn man sich sch?tzt, weil man Angst hat vor etwas, dann f?gt man h?chstens der Angst noch sehr viel mehr Berechtigung zu. Sch?tzt man sich, gleichzeitig mit der Gewissheit, es kann einem niemand etwas, dann ist man auch weniger angreifbar (nat?rlich immer abh?ngig von den Kr?ften des Gegen?ber).

    Es stimmt auch, dass viele okkulte F?higkeiten erlernen, aber sich nicht pers?nlich (spirituell) weiterentwickeln. Obwohl ich auch der ?berzeugung bin, je mehr man praktisch arbeitet, umso mehr wird man in diese Richtung gedr?ngt.
    Das okkultische F?higkeiten vielleicht zu Reichtum, Ansehen, Beliebtheit usw. f?hren k?nnen (weil man ja dann diese Macht besitzt) ist klar, zur Gl?ckseeligkeit desswegen noch lange nicht (das durft ich auch schon beobachten, nicht an mir, aber an einer anderen Person).


    nice greets
    Silver-Aquila