[Archäologische Funde] Sensationeller Fund in Syrien

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    • [Archäologische Funde] Sensationeller Fund in Syrien

      K?nigsarchiv aus der Sp?ten Bronzezeit:

      Einem arch?ologischem Team der Universit?t T?bingen gelang im September 2002 die sensationelle Entdeckung eines k?niglichen Archivs im altsyrischen Palast von Qatna, das aus bisher 63 Keilschrifttafeln besteht. Die Texte stammen aus der Zeit um 1400 vor Christus und berichten unter anderem detailliert ?ber die politische Situation des Vorderen Orients am Beginn der Sp?ten Bronzezeit.

      Seit 1999 f?hrt das Arch?ologenteam des Altorientalischen Seminars der Universit?t T?bingen (Leitung Prof. Dr. Peter Pf?lzner) in Zusammenarbeit mit der Antikendirektion Syriens (Leitung Dr. Michel Maqdissi) und der Universit?t Udine (Leitung Dr. Daniele Morando Bonacossi) in Mischrife Ausgrabungen durch. Die Stadt liegt in dem heutigen Ruinenh?gel Tall Mischrife in Westsyrien verborgen, ca. 18 km nord?stlich der modernen Gro?stadt Homs und 200 km n?rdlich der syrischen Hauptstadt Damaskus.

      Das deutsche Team konzentriert seine Arbeiten auf die Freilegung des Palastes im Zentrum der ?ber 100 Hektar gro?en Stadtanlage, die von hohen, noch bis zu 20 m hoch aufragenden Verteidigungsw?llen umgeben war. Der am Beginn des 2. Jahrtausends vor Christus errichtete Palast von Qatna stellt ein monumentales Bauwerk dar, das in der bronzezeitlichen Palastarchitektur Vorderasiens bisher beispiellos ist.

      Das Geb?ude liegt auf einer teils nat?rlichen, teils k?nstlichen Terrasse, die das Stadtgel?nde um 20 m ?berragt. Seine Fundamentmauern besitzen eine Breite von bis zu 10 Metern. Der Thronsaal ist mit 40 Metern L?nge der ausgedehnteste seiner Art in der Bronzezeit. Ein Repr?sentionsssaal von 36 mal 36 Metern Gr??e war mit einer Dachkonstruktion ?berdeckt, die auf nur vier monumentalen S?ulen in der Raummitte auflag. Diese ehemals aus Holz bestehenden S?ulen waren auf 5 Meter tief in die Erde hinab reichenden Stein- und Kiesfundamenten aufgesetzt.


      Grabungsszene im Palast von Qatna.
      Foto: Guenther Mirsch
      Die Keilschrifttafeln wurden von dem T?binger Arch?ologenteam in einem unterirdischen Korridor entdeckt, zu dem eine Flucht von Stufen vom Thronsaal aus hinab f?hrt. Wohin dieser mysteri?se Korridor einst f?hrte, ist noch ungekl?rt. Dies soll bei den weiteren Ausgrabungen des Arch?ologenteams erforscht werden. Innerhalb des Korridors befand sich eine gut gesicherte T?r mit zwei hintereinander liegenden Durchg?ngen.

      Der schwere T?rrahmen aus Holz war zusammen mit den Dachbal-ken des Korridors bei einer Feuerkatastrophe zu Kohle verbrannt und auf den Fu?boden des Raumes gest?rzt. Die Arch?ologen mu?ten sich deshalb durch mehrere Lagen kreuz und quer ?bereinander gest?rzter, verkohlter Holzbalken vorarbeiten. Zwischen diesem Brandschutt fanden sich die mit Keil-schrift eng beschriebenen Tontafeln.

      Die Tontafeln m?ssen zum Archiv des K?nigs Idanda geh?rt haben, der um 1400 ?ber die Stadt und das Reich von Qatna herrschte, ?ber den bisher aber fast nichts bekannt war. In mehreren Briefen an den K?nig wird ihm von Informanten ?ber die aktuelle politische und milit?rische Situation Syriens berichtet. Zerst?rungen von St?dten in Syrien werden erw?hnt, K?nigt?mer im n?rdlichen Syrien aufgef?hrt, der Untergang des obermesopotamischen Reiches von Mittani verk?ndet, und der K?nig des hethitischen Reiches in Anatolien wird mehrmals in Zusammenhang mit politischen und diplomatischen Aktivit?ten genannt. Damit ergeben sich detaillierte Einblicke in die weltpolitische Lage der damaligen Zeit, in einem historisch brisanten Abschnitt der altorientalischen Geschichte.

      Es handelt sich um die ersten in Syrien selbst gefundenen politischen Keilschrifttexte, die die geschichtlichen Abl?ufe dieser bewegten Epoche direkt schildern, die bisher vornehmlich durch die Texte der ?gypter und der Hethiter beleuchtet war. Gleichzeitig wird deutlich, da? die K?nige von Qatna ?ber einen Nachrichtendienst verf?gten, durch welchen sie ?ber politische Ereignisse und Entwicklungen der Zeit aktuell und direkt unterrichtet wurden.


      Die Tontafeln des K?nigsarchivs werden entdeckt.
      Foto: Guenther Mirsch
      Wie der Frankfurter Philologe Dr. Thomas Richter, der die Texte unmittelbar nach ihrer Auffindung lesen konnte, feststellte, bestand das k?nigliche Archiv nicht nur aus politischen Briefen, sondern auch aus Verwaltungsdokumenten des Staates von Qatna, aus Inventarlisten von Gegenst?nden, die wahrscheinlich im Palast aufbewahrt wurden, und aus rechtlichen Urkunden, die zum Beispiel ?ber die Freilassung von Sklaven handeln. Damit l??t sich ein tief gehender Einblick in das Leben und das Handeln in einem k?niglichen Palast der Bronzezeit in Syrien erhalten.

      Interessanterweise besteht die Sprache dieser Texte aus einer Mischung zwischen Akkadisch und Hurritisch, die in dieser Form bisher ebenfalls eine Neuentdeckung ist und die Kultur des Hofes von Qatna kennzeichnen d?rfte.

      Die Stadt Qatna war eine wichtige Handelsmetropole und Zentrum eines K?nigreiches in der Zeit zwischen 1800 und 1400 vor Christus. Sie kontrollierte die Handelswege zwischen Mesopotamien und dem Mittelmeer, sowie zwischen Anatolien und ?gypten. Das K?nigshaus von Qatna dominierte zeitweilig den ?berwiegenden Teil Westsyriens.

      Die Arbeiten in Qatna werden in diesem Sommer noch bis zum 11. Oktober andauern. In n?chsten Sommer sollen die Grabungen fortgesetzt werden. Mit weiteren Textfunden des Archives von Qatna ist zu rechnen. Mit gro?er Spannung sehen die Arch?ologen der Kl?rung des R?tsels entgegen, wohin der mit dem Brandschutt gef?llte unterirdische Korridor einst gef?hrt haben mag. Schon jetzt ist die gro?e historische Bedeutung dieser neuen Entdeckungen offenkundig, da bisher in Syrien nur drei k?nigliche Archive der Bronzezeit - und keines aus der Zeit um 1400 vor Christus - bekannt waren.


      Quelle: Uni T?bingen
      Die Vollkommenheit ist unerreichbar. Gewiß ist die Vollkommenheit unerreichbar. Sie hat nur den Sinn, deinen Weg wie ein Stern zu leiten. Sie ist Richtung und Streben auf etwas hin.
      - Antoine de Saint-Exupéry, Die Stadt in der Wüste