In unserem st?ndigen ??ndern wollen? liegt eine der gr??ten Gefahren unseres Weges. Es gibt in Wirklichkeit gar nichts zu ?ndern - ausgenommen unsere Sichtweise. Deshalb reduziert sich auch unsere Anweisung auf ?Hinschauen?.
Der Mensch kann in diesem Universum niemals mehr machen, als Sehen lernen - das allerdings ist das Schwerste. Entwicklung beruht allein auf der Ver?nderung der Sichtweise - alle ?u?eren Funktionen sind immer nur Ausdruck der neuen Sicht. Vergleichen wir als Beispiel den Entwicklungsstand unserer technischen Zeit mit dem Entwicklungsstand des Mittelalters, so unterscheidet er sich darin, dass wir in der Zwischenzeit bestimmte Gesetzm??igkeiten und M?glichkeiten sehen lernten. Die Gesetze und M?glichkeiten selbst gab es auch schon vor zehntausend Jahren - allein, man sah sie damals nicht. Der Mensch bildet sich gerne ein, dass er etwas Neues schafft, und spricht daher auch stolz von seinen Erfindungen. Dabei ?bersieht er, dass er immer nur finden,
niemals erfinden kann. Alle Gedanken und Ideen sind potentiell immer da - nur der Mensch braucht Zeit, um sie zu integrieren.
So hart es f?r alle Weltverbesserer klingen mag: Es gibt in dieser Welt nichts zu verbessern oder zu ?ndern au?er der eigenen Sicht. So reduzieren sich die kompliziertesten Probleme letztlich immer wieder auf die alte Formel: Erkenne dich selbst! Dies ist in der Tat so hart und so schwierig, dass wir immer wieder gerne die kompliziertesten Theorien und Systeme zu entwickeln versuchen, um die anderen, die Verh?ltnisse und die Umwelt zu erkennen und zu ver?ndern. Bei so viel Aufwand
ist es dann ?rgerlich, wenn all die aufgeplusterten Theorien, Systeme und Anstrengungen vom Tisch gewischt und durch den einfachen Begriff ?Selbsterkenntnis? ersetzt werden. Der Begriff mag einfach erscheinen, Umsetzung und Verwirklichung sind es nicht.
Jean Gebser schreibt in diesem Zusammenhang: ?Die notwendige ?nderung der Welt und der Menschheit wird keinesfalls durch Weltverbesserungsversuche erreicht; die Weltverbesserer dr?cken sich in ihrem Kampfe f?r eine, wie sie meinen, bessere Welt vor der Aufgabe, sich selbst zu bessern; sie betreiben das ?bliche, zwar menschliche, aber doch betr?bliche Spiel, von den anderen zu fordern, was zu leisten sie selber zu bequem sind; aber die Scheinerfolge, die sie erzielen, entlasten sie nicht davon, Verrat nicht nur an der Welt, sondern auch an sich selbst begangen zu haben.? (Verfall und und Teilhabe.)
Krankheit als Weg (Dethlefsen&Dahlke) Kapitel: Was ist zu tun? S.360-361