ich habe bei den Freigeistern einen Link auf das E-Buch: "Das letzte Tabu" gefunden:
http://www.das-letzte-tabu.de/
Der Autor f?hrt uns vor, wie ?ber die Struktur der Sprache, die Wortwahl, aber auch durch Mechanismen unserer Art zu denken, der menschliche Geist unmerklich manipuliert werden kann.
Es liegt in der Natur des Wortes "unscharf" zu sein. Verwende ich das Wort "Tisch", so hat jeder eine Vorstellung, was gemeint ist, aber jeder hat eine andere! Sprache kann nicht eindeutig sein, da sie ein Abstraktion darstellt. Und weil sie nicht eindeutig ist, kann man sie unmerklich "verbiegen" und so das Denken eines anderen in vorbestimmte Bahnen lenken. Anhand von zwei aus dem Buch kopierten Beispielen will ich euch zeigen worum es in diesem Buch geht, und wie wie ungew?hnlich die Gedankeng?nge werden, wenn man einige gewohnte Begriffe "zuende" denkt!
Paradoxien des Machtverzichts
?Macht neigt dazu, den M?chtigen zu verderben, beginnt Lord Actons ber?hmter Aphorismus (Power tends to corrupt, and absolute power corrupts absolutely.), und es f?llt kaum schwer, diese Wahrheit einzusehen. Weniger offensichtlich aber sind die merkw?rdigen, paradoxen Folgen der sich aus dieser Einsicht scheinbar zwanglos anbietenden Schlu?folgerung: n?mlich da? Macht, da ?bel, vermieden werden mu?. Gerade heutzutage feiert die utopische Idee einer v?llig macht- und zwangsfreien Gesellschaftsform fr?hliche Urst?nde, und die sich daraus ergebenden Pathologien der Macht sind von besonders eindrucksvoller und subtiler Unmenschlichkeit. Rousseaus These vom guten, nat?rlichen Menschen und der ihn verderbenden Gesellschaft wird wieder einmal aus der philosophischen Mottenkiste gezogen und als jungfr?uliche, noch nie gedachte Weisheit herumgeboten. Wie schon zu Rousseaus Zeiten bleibt es dabei ungekl?rt, wieso die Gesamtheit aller nat?rlichen, guten Menschen zu dieser finsteren, ?blen Macht ausartet, die f?r Unterdr?ckung, f?r Geisteskrankheiten und Selbstmord, Scheidungen, Alkoholismus und Kriminalit?t verantwortlich ist.? (18)
Eine Paradoxie des Machtverzichts ist das Ziel der Ziellosigkeit. Sie widerspricht dem Satz, da? man nicht nicht wollen kann: Das Nichtwollen selbst ist ja bereits eine Form von ?Wollen?. Paul Watzlawick nennt einige Beispiele: ?Mu? die Toleranz Intoleranz tolerieren? Wenn ja, wie kann sie die Wiedereinf?hrung des Faustrechts als ihre eigene, unmittelbare Folge vermeiden; wenn nein, wie rettet sie sich davor, sich selbst r?ckbez?glich ad absurdum zu f?hren? Besehen wir uns nur einen der Grundpfeiler demokratischer Freiheit: das Recht auf unbeschr?nkte parlamentarische Debatte. Der Mi?brauch dieser Freiheit durch eine undemokratisch vorgehende Oppositionspartei k?nnte das Parlament durch pausenlose Inanspruchnahme der Redefreiheit vollkommen paralysieren. Eine Einschr?nkung dieser Freiheit w?rde also notwendig. Die demokratische Einf?hrung dieser Beschr?nkung unterliegt aber dem-selben Recht unbeschr?nkter Debatte, auf deren Beschr?nkung sie abzielt, und kann daher selbst endlos verz?gert werden. Damit ist die Regierungsmaschinerie in einem Spiel ohne Ende verfangen. Eine grunds?tzlich ?hnliche Situation ergibt sich, wenn jemand einen anderen ?berzeugen will, da? alle Menschen ? ungeachtet ihrer Abstammung, Hautfarbe, Religion oder ihres Geschlechts ? gleichsind. [?] Um diese Gleichheit zu betonen, ist es notwendig, zwischen ?ihnen? und ?uns? zu unterscheiden, und sei es auch nur, um festzustellen, da? die Verschiedenheit keine Verschiedenheit ist. In diesem Sinne heben sich selbstr?ckbez?gliche Aussagen gerade deswegen auf, weil sie gemacht werden.?(20)
Strukturdeformationen
[?] So haben sich die gelehrte Unwissenheit und die Kunst, selbst wi?begierige Menschen von der wahren Erkenntnis fernzuhalten, ?ber die Welt verbreitet und den Verstand in vielerlei Hinsicht verwirrt, w?hrend sie vorgaben, ihn zu unterweisen.? (20)
Die Strukturdeformationen geschehen h?ufig willk?rlich. ?Die Vorliebe f?r den schlecht beleuchteten Irrgarten hat ein Motiv: die instinktive oder bewu?te Einsicht, da? unklare oder d?rftige Gedanken in unklaren S?tzen gut aufgehoben sind. Ein ver-winkeltes Satzger?st verdeckt die L?cher im Bau, und die meisten Leser, die den Satz nicht verstehen, werden sich mit schlechtem Gymnasiastengewissen an die Brust schlagen und sich vorwerfen, sie h?tten sich zu wenig Aufmerksamkeit abgezwungen. Das gef?llt den Schreibern. [?] Das Vergn?gen, sich dem Zirkel der Eingeweihten zuzuz?hlen, verbindet sich sinnreich mit der Lust an der Einsch?chterung derer, die nicht dazugeh?ren ? ein Imponiergehabe, das sich der entlegensten und pomp?sesten W?rter lustvoll bedient. ?Die uners?ttliche Reinigung des G?ttlichen vom Mythos, die in der Geb?rde ersch?tterten Fragens nachzuzittern beliebt, ?bereignet es? (das Numinose) ?in mystischer H?resie dem, der irgend dazu sich verh?lt.? Der so schreibt, hat sich offensichtlich nicht gefragt: Werde ich verstanden? Sondern: Wer w?rde es wagen, mich nicht ernst zu nehmen??(21)
Soweit die Beispiele aus dem Buch. Ein Gedankenspiel ist mir noch im Ged?chtnis geblieben: Wir sind alle zur Toleranz aufgerufen. Aber wie weit geht Toleranz? Ist der tolerante Denker gezwungen die Intoleranz zu tolerieren? Mit einem solchen Begriff kann man sein Gegen?ber in eine Zwickm?hle dirigieren: Nat?rlich will er tolerant sein, weil das auch positiv begriffen wird, tolerant zu sein - nur wenn er sich durchringt zu sagen: "Ja, irgendwo gibt es aber eine Grenze!" gibt er sich eine Bl??e, denn sofort wird ihm Intoleranz vorgeworfen.
Wir alle kennen das aus eigenem Beobachten mit dem Begriff des "Antisemitismus" Das funktioniert ebenso.
Dieses Buch ist zwar stellenweise etwas langatmig, da alles mit Quellen und Beispielen belegt ist, lehrt uns aber eine Menge dar?ber wie Kenner der Materie die ?brige Masse nur mit Worten dirigieren. Also lest es, es "lernt" ungemein!
nenn mich EO
zu Ende denken
zu Ende denken