http://www.spatzseite.de/20060730.htm
Viele dachten, die Endphase des Dritten Weltkriegs w?rde durch ein
Attentat ?hnlich dem vom 11. 9.2001 - vielleicht w?hrend der
Fu?ballweltmeisterschaft in Berlin - ausgel?st werden. Sicherheitskr?fte
nahmen die Drohung sehr ernst und waren sehr aufmerksam. Aber kein
Einbrecher steigt beim zweiten Mal durchs gleiche Fenster ein. Der
Libanon ist als "Drehscheibe" aller m?glichen schmutzigen Gelder aus der
?stlichen und arabischen Welt eine Art "Schweiz des Nahen Ostens".
Vielleicht wollen gewisse Kreise, da? sich diese Drehscheibe in das
unmittelbare Einzugsgebiet der israelischen Mafia verlagert, eine Art
Bandenkrieg also, wie er in den zwanziger Jahren in Chicago tobte. Um
das sagen oder ausschlie?en zu k?nnen, fehlen dem Normalb?rger die dazu
erforderlichen Hintergrundinformationen.
Der ist aber ?berrascht ?ber die Unverh?ltnism??igkeit des Vorgehens
"des Westens", denn die Unterst?tzung f?r das Vorgehen Israels und das
"Verst?ndnis" daf?r ?u?erten alle Regierungen und Pseudoregierungen (wie
der Verl?ngerte Arm der Siegerm?chte in Berlin) gleichlautend: Ein
Waffenstillstand sei noch zu fr?h. Da wurden - wenn die
Berichterstattung stimmt - zwei Israelische Soldaten dabei ertappt, als
sie nach Libanon vordrangen, um - wer wei? schon warum, vielleicht
sollten sie einen Terrorakte inszenieren. Sie wurden gefa?t - und ein
Land wird "um 50 Jahre zur?ckgebombt". Das ist schon ein Fortschritt,
denn fr?her wollte die Westliche F?hrungsmacht, in Vietnam z.B., in die
"Steinzeit zur?ck bombardieren".
Etwas irritiert liest der noch immer Westgl?ubige in der New York Post
vom 25.7. von einem John Podhoretz, Israel k?nnte "too nice" sein, um zu
gewinnen. "H?tte der Zweite Weltkrieg von den Britten und US gewonnen
werden k?nnen, wenn diese beiden L?nder nicht Dresden in Schutt und
Asche gelegt und Hiroshima and Nagasaki nuklear zerst?rt h?tten?" Die
Antwort, die dieser Mensch erwartet ist aufgrund des Kontexts eindeutig.
"War es ein Fehler im Irak, da? wir nicht von Anfang an genug Sunnis
get?tet haben, um sie so einzusch?chtern und so vor uns zu ?ngstigen,
da? sie mit allem, was wir vorschlagen, mitziehen. War nicht das
?berleben der Sunnis im Alter von 15 bis 35 der Grund daf?r da? es
Aufst?nde gab und zwar der Hauptgrund". Solche Schw?chen "gef?hrdet die
Zukunft unserer Zivilisation". In der Tat, m?chten Sie in einer solchen
Zivilisation leben?
Um den Charakter der Operation beurteilen zu k?nnen, h?tte der B?rger
allerdings genug Informationen, wenn er sich entgegen dem Zeitgeist, der
ihm dieses aus naheliegenden Gr?nden austreiben will, ein gewisses Ma?
an historischem Erinnerungsverm?gen erhalten h?tte.
Fangen wir mal mit dem N?chstliegenden an: Es ist kein Geheimnis - und
er hat es ja oft genug ?ffentlich gesagt -, da? US-Vizepr?sident Dick
Cheney und der Kreis, dessen Interessen er vertritt, sich einen Krieg
gegen den Iran w?nschten und deshalb als Ausl?ser wieder
"Massenvernichtungswaffen", diesmal in Form eines Atomprogramms ins
Gespr?ch gebracht hatten (So etwas zieht in der gegen Kernkraft
aufgewiegelten Fellachengesellschaft). Obwohl sich alle europ?ischen
Statthalter durch Uminterpretation der Nonproliferationsvertr?ge
trickreich und reichlich hinterh?ltig in diese Bem?hungen eingeschaltet
haben, wurde dieser Weg durch eine geschickte Diplomatie des Irans und
durch wachsende Einsichten Ru?lands und Chinas in Betrieb und Betreiber
der Weltpolitik ausman?vriert. Da trafen sich der Vizepr?sident und die
beiden sch?rfsten Scharfmacher aus Israel, Netanjahu und Sharansky,
Mitte Juni in Vale, Colorado, USA. Wir waren nicht dabei - aber k?nnte
es nicht darum gegangen sein, einen anderen Weg zu finden, wie man das
gemeinsame Ziel erreichen k?nne, da sich der Sicherheitsrat (Ru?land und
China, Frankreich hatte man ins Boot geholt) nicht umstimmen lie??
"Aber angefangen haben doch immer nur die anderen" sagen unsere
Zeitungen, weil ihren Besitzern das so gef?llt. Vor rund zwei Jahren
ver?ffentlichte die Autonomiebeh?rde der Pal?stinenser ein Dossier, in
dem Beweise daf?r vorgelegt wurden, da? der Israelische Geheimdienst im
Gazastreifen Pal?stinenser zur Gr?ndung von Al Kaida Zellen angeworben
hat. Zugegeben, die Meldung erschien nur kurz in den westlichen Medien.
Sie verschwand ebenso schnell wieder, und zwar wahrscheinlich deshalb,
weil sie stimmte. Fr?her flog einer der blutigsten Pal?stinenserf?hrer
im Irak, Abu Nidal, als "von der Mossad bezahlt" auf - Man glaubte das
den anderen Pal?stinensern nicht oder meldete es einfach nicht weiter.
Oder, haben Sie sich etwa die andere wenig auff?llige Meldung vor ein
paar Monaten gemerkt? Auch sie war nur kurz in den Medien: In Basra
waren zwei britische Geheimdienstleute von der irakischen Polizei dabei
ertappt worden, wie sie eine Bombe bei einer schiitischen Moshe
plazieren wollten. Sp?ter fuhren die Briten mit Panzern vor dem
irakischen Polizeigef?ngnis vor, um ihre Kameraden zu befreien. Solche
Zwischenf?lle sind bemerkenswert, weil sie einem nicht nur erkl?ren, was
- in diesem Fall im Irak - vor sich geht, sondern wichtiger noch, weil
sie die eigentliche Absicht wenigstens der einen Seite an diesem Krieg
zeigen. Es ging beim Irakkrieg nicht um ?l-Klau, wie viele Neidhammel
schnell schlossen, es ging auch nicht darum eine gef?lligere Regierung
im Irak zu installieren. Saddam Hussein tat alles, was ihm seine
amerikanischen Berater empfahlen und verkaufte den USA mehr ?l, als sie
heute zu weit h?heren Kosten aus dem privatisierten Land holen k?nnen.
Es ging und geht um ein H?chstma? an Chaos in der Region. Mit seinem
"and by that way let them kill as many as possible", brachte der sp?tere
Pr?sident Truman, das US-Interesse am Zweiten Weltkrieg laut
Kongre?akten auf den Nenner. Aber wem k?nnte mit noch mehr Chaos in der
Region gedient sein? Nun, unter anderem denjenigen, die den ?lpreis
einstreichen und das sind nicht in erster Linie die ?l-Scheichs mit
langfristigen Vertr?gen.
Und erst k?rzlich: am 14.07.06 berichtete die "Junge Welt" (ja, ich
wei?, das fr?here Jugendorgan der DDR, aber was hei?t das schon?) ?ber
ein Dossier der Libanesischen Regierung ?ber die T?tigkeit von
Mordkommandos des Israelischen Geheimdienstes im Land. Die Kommandos
waren nach Erkenntnissen der Regierung von Meir Dagan, dem israelischen
Geheimdienstchef pers?nlich beauftragt worden, im Libanon Autobomben und
Mordanschl?ge durchzuf?hren. Die Regierung wollte das Dossier bei der
UNO einreichen, wurde daran aber von den Mitgliedern des
Sicherheitsrates, USA und Frankreich gehindert. Der US-Botschafter im
Libanon, Jeffrrey Feltman warnte die Libanesische Regierung pers?nlich,
das nicht zu tun, da sonst die beiderseitigen Beziehungen der L?nder und
die US-Milit?rhilfe gef?hrdet w?rden. Wohl gemerkt, es handelte sich um
israelische Mordkommandos und nicht um US-amerikanische. Offensichtlich
macht das keinen Unterschied.
"Was ist daran neu?" werden Sie jetzt fragen, "alle Welt wei? doch, da?
die Israelische Regierung Mordkommandos ausschickt, um bekannte
Terroristen zu ermorden". Haben Sie sich ?berlegt, was "alle Welt" da
wirklich "wei?" und offenbar billigt, und was das ?ber "alle Welt"
aussagt? Aber es gibt daran doch etwas Neues: Die Morde waren zum Teil
von Einheimischen durchgef?hrt worden, die zu diesem Zweck von
israelischen Diensten angeworben, ausgebildet und angeleitet worden
waren - von sogenannten "Patsies" also, hinter deren propagandistischen
R?cken richtige Fachleute unauff?llig die "wet work" erledigen, die
dreckigen Jobs. Denken Sie mal an die "RAF" bei uns zur?ck: Linke
Spinner als "Patsies" und professionelle Fachleute als Killer.
Interessant an der Sache: Im Libanon war k?rzlich Ministerpr?sident
Hariri ermordet worden und dieser Mord hat das Land ziemlich ins Chaos
gest?rzte und letztlich die Syrer au?er Landes getrieben. Der Mord war
dem syrischen Pr?sident oder doch seinem Geheimdienst in die Schuhe
geschoben worden - ?brigens mit Hilfe eines von der UNO engagierten
deutschen Staatsanwalts.
Der Libanesische Pr?sident Emile Lahoud wollte die Ergebnisse einer
umfassenden Untersuchung, eben das erw?hnte Dossier, vor allem Serge
Brammertz ?berreichen. Brammerts ist der neue Leiter der UN-Kommission
zur Untersuchung des Mordfall Rafik Hariri. Libanesische Quellen
best?tigten die Meldungen der "Jungen Freiheit" und wu?ten unter
anderem, da? die Beh?rden bei ihren Untersuchungen unter anderen auf
zwei Hauptverd?chtige, "Patsies", im Fall Hariri gesto?en waren, einen
Drusen, der einsitzt und im Mai ein umfassendes Gest?ndnis abgelegt
hatte. Der zweite Mann, der Pal?stinenser Al Khatib, ist entflohen, die
Beh?rde vermutet, da? er, wenn er noch am Leben ist, in Israel lebt.
Andere Kommandos werden f?r die Ermordung einer Reihe von weiteren
Politikern und Journalisten im Libanon verantwortlich gemacht, die die
Stimmung im Land gegen Syrien angeheizt hatte, wie die von Hrawin und
Gibran Twani.
?brigens sollte man die Bombenattentate in Indien in diesem Zusammenhang
nicht vergessen: Eine erneut ausbrechende, m?glichst bewaffnete
Auseinander zwischen Indien und Pakistan, w?rde nicht nur zum "kill as
many as possible" beitragen, sondern auch die sich als Alternative zum
Westen hoffnungsvoll anbahnende Shanghai Cooperations Organisation in
gro?e Schwierigkeiten bringen, etwas, was ja schon der ?berfall auf
Afghanistan 2001 bewirken sollte.
Im ?brigen haben sich beide H?user der USA recht einstimmig hinter das
Vorgehen Israels im Libanon gestellt - Und nicht nur die! Ein Britischer
Geheimdienstmann, der u.a. beim G8-Treffen mit dabeisa?, sagte am
Telefon: "Man h?rt neuerdings von den Europ?ern Worte und S?tze, die
fr?her nie zu h?ren waren. Die Europ?er haben sich voll hinter das
Vorhaben der Regierung Bush gestellt und zwar mit weit geschlossenen
Augen und trotz des offensichtlichen Versagens dieser Politik. Da hat es
keinen Piep von Kritik an Israel gegeben aber jetzt zunehmend Kritik an
Syrien und dem Iran". Andererseits, sagte der Mann sinngem??, will man
in Europa nicht wahrnehmen, da? die Russen, Chinesen und Inder in dieser
Frage eine ganz andere Politik verfolgen. Insbesondere die Russen h?tten
die vorbehaltlose Verurteilung der Hisbollah nicht mitgetragen.
Auf dem G8-Gipfel haben die Russen offensichtlich nicht
weginterpretierbar "Njet" gesagt, als es darum ging, als n?chstes Syrien
und Iran ins Chaos zu st?rzen. Vielleicht haben sie deshalb jetzt vor
der eigenen Haust?r in Georgien erneut Schwierigkeiten bekommen. Da?
beantwortet aber nicht die Frage ?ber Sinn und Zweck dieses Krieges. Die
Israelis wollen ein Ph?nomen, das sie durch ihren Einmarsch in den
Libanon 1982 erst geschaffen haben, durch den erneuten Einmarsch
bek?mpfen. Milit?risch werden sie trotz haushoher ?berlegenheit nicht
siegen k?nnen. Sie wollen ihre Nachbarn so fertig machen, da? sie sich
wie die Deutschen nach 1945 verhalten. Ob sie sich da bei den Muslimen
nicht verrechnen?
Der Westen stellt sich deutlich hinter die Chaos-Politik und wirft vor
der restlichen Welt sein noch verbliebenes Gesicht mit einer gro?en
Geste weg. Unsere Figuren bieten sogar an, Soldaten dorthin zu schicken,
weil keine westliche Regierung dazu bereit ist. Da? das Ganze eine Reise
vorw?rts von Fall zu Fall ins Chaos sein wird, ist f?r jeden so sicher,
wie das Amen in der Kirche und die Finanzkrise bei diesem Geldsystem.
Ist man an der Wallstreet schon so verzweifelt, zu glauben, man k?nne
nur durch ein Chaos wie im Drei?igj?hrigen Krieg aufs ?berleben hoffen.
Die Menschheit steht am Scheideweg. Auch der westliche Weg war einer in
Richtung H?lle. Es wird Zeit sich f?r einen anderen stark zu machen.