US-Notenbank hebt Leitzins auf 4,5 Prozent an

  • US-Notenbank hebt Leitzins auf 4,5 Prozent an

    Greenspan erh?ht zum Abschied die Zinsen


    Die US-Notenbank hat ihren Leitzins wie erwartet zum 14. Mal in Folge erh?ht. Es war nach achtzehneinhalb Jahren die letzte Sitzung, die von Alan Greenspan geleitet wurde. In seiner Freizeit lernt der Senior-?konom schon, wie man mit dem Internet umgeht.

    Washington - Der Leitzins werde um 0,25 Prozentpunkte auf jetzt 4,50 Prozent angehoben, teilte der Offenmarktausschuss der Federal Reserve in Washington mit. Marktbeobachter hatten dies so erwartet. Der Satz liegt nun so hoch wie seit Mai 2001 nicht mehr. Die Fed teilte mit, die Inflationserwartungen seien unter Kontrolle - es seien aber wom?glich noch einige weitere Zinserh?hungen n?tig. Mit der heutigen Sitzung ?bergab der fast 80-j?hrige Greenspan das Amt des Fed-Pr?sidenten an Ben Bernanke, 52.

    Bernanke wurde kurz nach der Zinsentscheidung vom Senat in einer abschlie?ende Abstimmung best?tigt. Seine formelle Vereidigung soll am Mittwoch erfolgen.

    ?konomen sehen die Spirale der Leitzinserh?hungen in den USA noch nicht am Ende. Eine Mehrheit rechnet nach einer Umfrage der Wirtschaftsagentur Bloomberg auch bei der Fed-Sitzung am 28. M?rz wieder mit einer Erh?hung. Auf Bernanke wartet ein Balance-Akt: Die wieder gestiegenen ?lpreise stellen ein Inflationsrisiko dar, was eine weitere Zins-Erh?hung nahe legen w?rde, um den Preisauftrieb zu stoppen. Andererseits bedrohen h?here ?lpreise und hohe aber das Wachstum.

    Das amerikanische Bruttoinlandsprodukt war Ende 2005 unerwartet schwach gestiegen. Nach einer ersten Sch?tzung legte es nur 1,1 Prozent auf hochgerechneter Jahresrate zu, nach zehn aufeinander folgenden Quartalen mit mehr als drei Prozent Wachstum.


    Nur wenig Kritik zum Abschied

    An seinem letzten Arbeitstag war Greenspan heute ohne viel Aufhebens in das Fed-Geb?ude gegangen, wo er die Notenbankgouverneure zusammenrief. Was folgte, war wie ?blich eine detaillierte Betrachtung der Wirtschaftsdaten.

    Greenspan, der von Ronald Reagan 1987 in das Amt berufen worden war, hatte in seiner Amtszeit die US-Wirtschaft mit gro?er Sicherheit gesteuert und dem Land mit seinen Entscheidungen eine bemerkenswerte Zeit des Wachstums beschert. Diese Phase wurde nur von zwei kleineren Rezessionen unterbrochen. Greenspan erlebte vier Pr?sidenten. Nur ein Fed-Chef bisher war l?nger im Amt als er - der von Harry Truman ernannte William McChesney Martin amtierte von 1951 bis 1970 insgesamt 18 Jahre und zehn Monate lang.

    Bef?rworter wie der US-Nobelpreistr?ger Milton Friedman loben, dass Greenspan in seiner Bek?mpfung der Inflation erfolgreich gewesen sei wie kein Notenbankchef vor ihm. Kritiker weisen darauf hin, dass die US-Wirtschaft aus dem Gleichgewicht geraten sei und an einem hohen Au?enhandels- und Leistungsbilanzdefizit kranke. Auch habe Greenspan nichts unternommen, um die Internetaktien-Blase und die Immobilienmarkt-Blase zu bek?mpfen.


    Pl?ne f?r Beratungsfirma

    Greenspan, der mit undurchdringlicher Miene immer wieder f?r die Allgemeinheit schwer verst?ndliche ?u?erungen zur Wirtschaftslage machte, galt als "zeitgen?ssisches griechisches Orakel". Politiker und ?konomen warten nun gespannt darauf, was er zu sagen hat, wenn er die Fesseln des ?ffentlichen Amtes abgelegt hat. Der in Washington als Partyl?we bekannte ?konom hat nicht vor, seine restlichen Tage auf dem Golfplatz zu verbringen. Er will eine Consultingfirma gr?nden, verlautete aus seinem Freundeskreis. Zudem darf er auch als professioneller Redner mit h?chsten Gagen rechnen.

    In die Niederungen des "normalen" Lebens, sei er schon herab gestiegen, versicherte seine Frau Andrea Mitchell k?rzlich in einem Interview. Greenspan lerne, selbst im Internet zu recherchieren und sei dabei, eine eigene E-Mail-Adresse einzurichten. Vielleicht werde er nach 18 Jahren mit Chauffeur auch bald die Stra?en Washingtons mit seinem Porsche Boxster unsicher machen. Das Auto im Wert von 50.000 Dollar hatte er j?ngst auf einem Wohlt?tigkeitsball in Washington gewonnen.


    Greenspans Nachfolger Bernanke versicherte schon nach seiner Ernennung im vergangenen Jahr, dass er die Politik der Greenspan-Jahre fortsetzen werde. Die B?rse dankte dies sofort mit Kursanstiegen. Bernanke hat eine brillante akademische Karriere absolviert. Er studierte in Harvard, machte seinen Doktor in Wirtschaftswissenschaften am Massachussetts Institute of Technology (MIT) in Boston und lehrte als Professor an den renommierten Universit?ten von Stanford und Princeton.


    Neuer Bush-Berater nominiert

    Die k?nftige Nummer eins der Fed gilt als bescheiden und hat sich zumindest bisher durch eine klare und verst?ndliche Sprache ausgezeichnet. Er sa? bereits 2002 im Rat der Fed.


    Der b?rtige Baseball-Fan wurde in Georgia geboren und wuchs in South Carolina auf. Freunde loben seinen Sinn f?r Humor und berichten, Ideologien seien Bernanke fremd. In einer Senatsanh?rung erkl?rte der k?nftige Fed-Chef, er geh?re der Republikanischen Partei an.

    Bernanke war bisher der oberste Wirtschaftsberater des US-Pr?sidenten George W. Bush. Dieses Amt soll k?nftig der Hochschullehrer Edward Lazear wahrnehmen, ein Experte f?r Besch?ftigungs- und Preispolitik. Lazear muss f?r den Posten noch vom Senat best?tigt werden. Er lehrt derzeit an der Stanford University in Kalifornien und geh?rt gleichzeitig der Hoover Institution an, einem den Republikanern nahe stehenden Forschungszentrum. Lazear war bereits Mitglied der von Bush eingesetzten Steuerreform-Kommission.

    In der Eurozone liegt der Leitzinssatz zurzeit bei 2,25 Prozent. Die n?chste Sitzung der Europ?ischen Notenbank ist f?r den Donnerstag angesetzt. Experten rechnen aber nicht mit einer Erh?hung der Zinsen.

    Quelle: [URL=http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,398427,00.html]Spiegel.de[/URL]