All diese Fragen werden gestellt in "23 Nichts ist sowie es scheint", fast zehn Jahre nach Karl Kochs Tod im Mai 1989. Beantwortet werden sie nicht. Noch immer gibt Kochs Tod Rätsel auf, wenngleich er laut offizieller Version Selbstmord beging; sein kurzes Leben lang, soviel steht fest, war er auf der Suche nach Anerkennung. Gefunden hat er sie nur, wenn er vorm Computer saß und in fremde Datenbanken einbrach. Karl Koch war einer der ersten Hacker in der BRD: ein so guter, daß er für den sowjetischen Geheimdienst interessant wurde; ein so naiver, daß er lange nicht merkte, wie ihm die Sache entglitt (SPIEGEL 24/1989).
"23" erzählt seine Geschichte, ist aber trotzdem weder ein Dokumentarfilm noch ein technikvernarrter Computerthriller.
Mitte der achtziger Jahre: Der Schüler Karl (August Diehl) demonstriert in Brokdorf gegen Atomkraft; zu Hause, in Hannover, kämpft er gegen seinen erzkonservativen Vater (Hanns Zischler). Der stirbt, als Karl 19 Jahre alt ist; Karl erbt viel Geld und zieht in eine eigene Wohnung, die sich schnell zum Treffpunkt der örtlichen Hacker-Szene entwickelt. Karl und sein Freund David (Fabian Busch) sitzen nächtelang vor ihren Rechnern, erforschen die Vorläufer des Internet.
"Hagbard Celine" nennt Karl sich im Netz, wie der Held in seinem Lieblingsroman "Illuminatus", einer bizarren Mischung aus Verschwörungstheorien und Geheimbündelei, aus Fakten und Fiktion. Die magische Zahl der "Illuminaten" ist die 23.
Zuerst ist es reiner Idealismus, der die beiden antreibt: Informationen sollen für jeden frei zugänglich sein. Dann fällt das Hacker-Talent der beiden jungen Computerfreaks auf, aus Spiel wird Ernst: Angestiftet von den Kleinkriminellen Lupo (Jan-Gregor Kremp) und Pepe (Dieter Landuris), die an den Hacker-Grundsatz appellieren, Informationen allgemein zugänglich zu machen, hacken Karl und David in den letzten Tagen des Kalten Krieges sich jetzt gegen Bezahlung in westliche Großrechner auf der Suche nach Material für den KGB: Der Dealer Pepe (Landuris) war einfach in die sowjetische Botschaft in Ost-Berlin marschiert und hatte seine Dienste angeboten; nach einer Probelieferung kommt man ins Geschäft.
Doch Karl ist dem Streß nicht gewachsen: Er wird kokainabhängig, wittert, angeregt durch "Illuminatus", überall Verschwörer. Ein Teufelskreis beginnt: Karl braucht immer mehr Kokain, um sich wach zu halten, das wiederum sehr teuer ist und nach mehr Arbeit verlangt. Als dann auch noch erst Journalisten, dann die Polizei und auch noch der Verfassungsschutz die Verfolgung der Hacker aufnehmen, gerät die Situation außer Kontrolle. Am Ende ist Karl ein Wrack: von seinen Freunden verraten, von Fernsehen und Staatsschutz verheizt, von Drogen zerstört.
Am 23. Mai 1989 stirbt Karl unter bis heute ungeklärten Umständen.
Quelle: uni-muenster.de/PeaCon/conspiracy/film23/Inhalt.htm
Ein film den man unbedingt mal gesehen haben muss und der zu weiteren überlegungen anregt.
Die Vollkommenheit ist unerreichbar. Gewiß ist die Vollkommenheit unerreichbar. Sie hat nur den Sinn, deinen Weg wie ein Stern zu leiten. Sie ist Richtung und Streben auf etwas hin.
- Antoine de Saint-Exupéry, Die Stadt in der Wüste
- Antoine de Saint-Exupéry, Die Stadt in der Wüste