Lernen in Freiheit

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  • Lernen in Freiheit

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    Lernen in Freiheit

    Ideen f?r ein freiheitlich-demokratisches Bildungssystem


    Inhalt

    * Grund?berlegung
    * Bestandsaufnahme
    * ?ber das Lernen
    * Grundlagen eines freiheitlich-demokratischen Bildungssystems
    o (Allgemeines)
    o Aufgaben des Staates
    o Existenzberechtigung staatlicher Schulen

    Konkrete Bildungsm?glichkeiten

    * Schultyp 1: Sudbury Schools
    o Allgemeines
    o Lernformen
    o Organisation
    o Ausstattung
    o Sonstiges
    * Schultyp 2
    * andere Schulen
    * weitere Bildungsm?glichkeiten

    * Organisatorische Fragen

    * Abschl?sse
    * Durchl?ssigkeit
    * L?ndliche Gegenden
    * Ferienzeiten
    * Mitbestimmung
    * Wechselwirkungen mit der Gesellschaft
    * Finanzierung
    * Juristisches
    * Recht auf Bildung durchsetzen
    * Probleme bei der Umstellung
    * Erste Schritte
  • Grund?berlegung

    Grund?berlegung

    Eine freiheitlich-demokratische, also eine auf den Prinzipien von Selbstbestimmung und Mitbestimmung aufbauende Gesellschaft mu? logischerweise auch ihr Bildungssystem auf diese Grundlage stellen. Kinder und Jugendliche m?ssen folglich im Rahmen des organisatorisch M?glichen selbstbestimmt entscheiden d?rfen, was sie lernen und wo, wann, wie und von wem sie es lernen.

    Das derzeitige Schulsystem wird diesem freiheitlich-demokratischen Anspruch nicht gerecht.
  • Bestandsaufnahme

    Bestandsaufnahme

    Dem jetzigen Schulsystem liegt ein Menschenbild zugrunde, das davon ausgeht, da? Kinder und Jugendliche noch keine vollwertigen Menschen sind, da? sie unf?hig seien, ?ber ihr Leben selbst zu bestimmen und deshalb durch Zwang zu ihrem (angeblichen) Gl?ck gebracht werden m??ten. Es wird davon ausgegangen, da? junge Menschen ohne Zwang nicht ? oder nur Unn?tzes ? lernen w?rden und sich somit f?r immer ihre Zukunft verbauen oder gar zu asozialen oder kriminellen Wesen verkommen w?rden.

    Entsprechend ist das jetzige Schulsystem von Fremdbestimmung und Bevormundung gepr?gt. Kinder und Jugendliche m?ssen zur Schule gehen, egal ob sie wollen oder nicht ? es besteht Schulpflicht. Sie m?ssen das lernen, was andere f?r wichtig und richtig halten, unabh?ngig davon, ob sie sich daf?r interessieren. Langweiliger Unterricht ist das ?bliche, spannender Unterricht eher die Ausnahme. In der jetzigen Schule m?ssen junge Menschen stillsitzen und den Mund halten, es sei denn, sie werden zum Reden aufgefordert. Und sie m?ssen von Menschen lernen, die sie vielleicht nicht m?gen. Lernen hei?t in deutschen Schulen meist nicht Begreifen und Erfahren, sondern ?berwiegend stur Auswendiglernen.

    Das Verh?ltnis zwischen Lehrern und Sch?lern ist von einem gro?en Machtgef?lle gepr?gt. Lehrer d?rfen Befehle erteilen, und die Sch?ler m?ssen gehorchen. M?glichkeiten, sich gegen Ungerechtigkeiten zu wehren, gibt es kaum. Mangels schulinterner Gewaltenteilung ? Beschlu?, Durchf?hrung und Kontrolle liegen in einer Hand ? bekommt der Lehrer (fast) immer recht.

    Die Bewertung durch Zensuren ist nur scheinbar objektiv. Sch?ler werden in "gut" und "schlecht" eingeteilt, in "klug" und "dumm". Zensuren erzeugen Druck und machen vielen Sch?lern Angst. "Schlechte" Sch?ler f?hlen sich oft minderwertig. Au?erdem dienen Zensuren der Machterhaltung des Lehrers ? immerhin hat er damit ein nicht zu untersch?tzendes Instrumentarium, um Sch?ler zur Unterordnung zu bewegen. Weiterhin dienen Zensuren der Auslese. "Gute Sch?ler" gibt es im Zensurensystem nur, wenn es auch "schlechte" gibt. Wenn alle eine "1" haben, ist sie nichts wert. Daher ist es kein Zufall, da? sich bei m?ndlichen und schriftlichen Leistungskontrollen, Klassenarbeiten und Klausuren fast immer eine "Normalverteilung" der Zensuren einstellt, bei der immer ein gewisser Anteil der Sch?ler durchf?llt. Ist der Durchschnitt deutlich besser als 3, war die Arbeit "zu leicht", d.h. eine vern?nftige Selektion war nicht m?glich.

    Da? Sch?ler dem Lehrer st?ndig Sachen erz?hlen sollen, die dieser l?ngst wei?, geh?rt auch zur absurden Schulrealit?t. Unterricht wird meist zu einer Art Profilierungsshow, bei der jeder Sch?ler zeigen soll, was er kann und da? er besser ist als alle anderen. Gegenseitige Hilfe unter Sch?lern ist im Unterricht daher vielfach unerw?nscht, wenn nicht sogar verboten.

    Wer nicht bereit ist, sich den undemokratischen Regeln der Schule zu unterwerfen, mu? mit teilweise drastischen Konsequenzen rechnen. Tendentiell f?hren diese Ma?nahmen nicht dazu, das Ziel der Schule zu erf?llen, n?mlich selbstbestimmte, kreative, weltoffene, tolerante, friedliche und soziale Mitmenschen "heranzubilden", sondern faktisches Ergebnis der heutigen Schulen ist ?berwiegend entweder der sich f?gende, im schlechten Sinn angepa?te, unkreative Kleinb?rger, oder der egoistische, r?cksichtslose intolerante Macht- und Ellenbogenmensch.

    Im jetzigen Schulsystem kommen junge Menschen praktisch nicht als Subjekte vor, sondern nur als Objekte staatlichen Handelns. Menschenrechte wie physische Freiheit, Versammlungsfreiheit, Freiz?gigkeit, Recht auf freie Berufswahl, freie Teilnahme am kulturellen Leben, Religionsfreiheit, Schutz vor Eingriffen ins Privatleben und sogar Gedankenfreiheit werden nicht geachtet und f?r verzichtbar erkl?rt; sie passen nicht in das ?bliche Menschenbild, das Schule von jungen Menschen hat.

    Schule ist derzeit ein Ort, an dem sich die meisten Kinder und Jugendlichen nicht wohlf?hlen.

    Viele Menschen glauben, da? das ?leider? so sein mu?. Diese Menschen sind gr??tenteils nicht b?swillig, sondern einfach uninformiert. Es geht n?mlich grundlegend anders.
  • ?ber das Lernen

    ?ber das Lernen

    Druck und Zwang beim Lernen bewirken insgesamt weitaus mehr Nachteile als Vorteile.

    Alle Menschen haben ein angeborenes Lernbed?rfnis. Dieses Bed?rfnis zu lernen ist genauso fundamental wie z.B. das Bed?rfnis eines jedes Menschen zu essen und zu trinken. Solange genug Essen vorr?tig ist, wird kein Mensch verhungern, auch wenn man ihn nicht zum Essen zwingt. Auch kann die Nahrungsaufnahme etwas sehr Angenehmes sein ? unter Zwang und bei Androhung harter Strafen schmeckt jedoch selbst das leckerste Essen nicht. ?hnlich ist es mit dem Lernen. Kinder sind neugierig und zun?chst aufgeschlossen f?r alles Neue ? man k?nnte auch sagen, sie sind lernhungrig und wissensdurstig. Gerade kleine Kinder lernen unheimlich viel und zwar ohne Zwang. Schon S?uglinge erkunden aktiv ihre Umwelt. Innerhalb relativ kurzer Zeit lernen sie laufen und ihre Muttersprache sprechen. Sie lernen Spiele, technische Ger?te bedienen, Fahrrad fahren oder auch ein Musikinstrument zu spielen. Kinder lernen st?ndig ? ob es ihnen bewu?t ist oder nicht. Bei ihnen findet Lernen mitten im Leben statt.

    Im Alter von sechs Jahren kommen sie dann in die Schule. Bis dahin haben sie so viele Sachen gelernt ? ohne staatlichen Schulzwang. Und je weniger sie von ihren Eltern unter Druck gesetzt wurden, desto mehr haben sie freiwillig und aus eigenem Antrieb gelernt. Fast alle Kinder freuen sich darauf, in die Schule zu kommen, weil sie wissen, da? sie dort neue Sachen lernen k?nnen, die sie bisher nicht kannten. Doch sp?testens jetzt wird Lernen mit meist subtilem Zwang verbunden. Auch vielen Erwachsenen ist dieser Zwang gar nicht bewu?t, da er so allt?glich ist und als so selbstverst?ndlich gilt, da? man nicht dar?ber nachdenkt.

    Vor allem, wenn sich die Kinder f?r bestimmte Sachen nicht interessieren oder zeitweilig oder vorl?ufig nicht daf?r interessieren, kommen sie immer wieder mit diesem Zwang in Ber?hrung. Dieser f?hrt nicht nur unmittelbar zu Denkblockaden, sondern auch zur langanhaltenden Sch?den. Der Zwang stellt f?r den Sch?ler eine Bedrohung oder Gefahr dar, die Angst ausl?st und seinem Organismus Aufmerksamkeit abverlangt. Die f?r Lernerfolg so wichtige Konzentration auf das zu Lernende wird also zerst?rt. Au?erdem wird beim Lernen nicht nur das eigentliche Wissen abgespeichert, sondern auch die Umst?nde, unter denen man lernt, die Gef?hle, die man dabei hat. Wenn man zu einem sp?teren Zeitpunkt dieses unter Angst verursachendem Zwang m?hsam gelernte Wissen wieder hervorholt, kommt das negative Gef?hl von Angst auch wieder hervor. Je st?rker und langanhaltender dieser Zwang ist, desto mehr wendet man sich ab, um nicht an die erlebte Angst und den Zwang denken zu m?ssen. Meist ist diese Abwendung auf bestimmte Themengebiete oder Personen begrenzt, manchmal betrifft es auch das Lernen allgemein, so da? man geistig ?zu? macht, sofern man das Stichwort Lernen h?rt, auch wenn Lernen noch ganz anders geht als heute in der Schule ?blich. Es ist der Zwang, der Kindern (und auch Erwachsenen) die Freude am Lernen austreibt. Durch Aufkl?rung ?ber diese Auswirkungen des Lernzwangs und durch ausreichend gute Erfahrungen bei selbstbestimmtem Lernen k?nnen diese Sch?den und erworbenen Vorurteile jedoch wieder ausgeglichen werden.

    Lernzwang kann auch nicht damit verteidigt werden, da? Kinder noch nicht wissen w?rden, welches Wissen sie einmal brauchen werden. Auch Erwachsene wissen vorher nicht, was sie selbst mal brauchen. Bei der F?lle an Wissen, die es gibt ? und die Menge des Wissens verdoppelt (!) sich ca. alle sechs Jahre ? ist es gar nicht m?glich, alles auf Vorrat zu lernen. Viele Informationen sind ohnehin schon nach kurzer Zeit v?llig veraltet. Es ist viel sinnvoller, wenn Menschen das lernen, was sie wichtig finden bzw. wovon sie denken, da? sie pers?nlich es brauchen werden. Und wenn absehbar wird, da? dieses oder jenes Wissen (zum Beispiel Umgang mit neuer Technik) in Zukunft eine Rolle spielen wird, so kann man dies dann immer noch lernen, wenn man will. Und so wie Menschen z.B. ?ber gesunde Ern?hrung informiert werden, kann man ihnen auch Hinweise auf allgemein wichtiges Wissen geben, ohne da? dabei irgendein Zwang ausge?bt w?rde.

    Lernen geschieht sehr erfolgreich und schnell, wenn man aus eigenem Antrieb lernt. Selbst sehr schwierige und aufwendige Angelegenheiten bew?ltigt man dann mit relativer Leichtigkeit und meist mit gro?er Effizienz. In heutigen Staatsschulen l??t sich beobachten, wie langsam und m?hselig Sch?ler Sachen lernen, die sie nicht aus Interesse, sondern aus Angst vor schlechten Zensuren und Strafandrohungen lernen. Und nach der Klassenarbeit oder Klausur vergessen sie den allergr??ten Teil wieder.

    Die negativen Folgen des Zwangslernens k?nnen nicht mit dem Hinweis auf den Teil des Wissens, der dabei am Ende ? trotzdem ? h?ngengeblieben ist, geleugnet werden. Auch wenn jemand sich selbst strenge Regeln setzt (z.B. beim zeitaufwendigen Fremdsprachen-Lernen) sind diese nicht mit dem hier kritisierten Zwang in der Schule vergleichbar.

    Menschen, die nicht zum Lernen gezwungen werden, lernen nicht wegen k?nstlicher Motivation, sondern aufgrund ihrer nat?rlichen Neugier (die noch gut erhalten oder wieder hergestellt ist) oder weil sie es als Grundlage f?r eine andere Sache brauchen.

    Die Behauptung, da? Menschen, die nicht zum Lernen gezwungen werden, ?nur faul rumh?ngen? und weitgehend dumm bleiben, ist in der Praxis l?ngst widerlegt. In Freiheit lernende Menschen sind sogar aktiver und engagierter als der Durchschnitt. Sie haben nicht alle das selbe gelernt, und ein Teil wei? sicher genauso wenig ?ber Atommodelle, den 30j?hrigen Krieg, die lateinische Grammatik, Kurvendiskussionen und ?ber Zellteilung wie der heutige Durchschnittssch?ler, aber von den wichtigen Sachen, die in ihrem Leben eine Rolle spielen, haben sie Ahnung. (Offenbar findet jeder einzelne, der vor die freie Entscheidung gestellt wird, diese Sachen so einleuchtend wichtig, da? er sich damit besch?ftigt.) Bisher ist z.B. kein einziger Fall bekannt, in dem ein Kind, das nicht gezwungen wurde, nicht fr?her oder sp?ter Lesen und Schreiben gelernt h?tte. Demgegen?ber gibt es in Deutschland mit Schulpflicht vier Millionen Menschen ?ber 14 Jahren, die nicht Lesen und Schreiben k?nnen.

    Ein Argument gegen selbstbestimmtes Lernen besagt, da? ohne Lernzwang qualifiziertes Personal f?r die verschiedenen technischen, wissenschaftlichen und sozialen Aufgaben fehlen w?rde. Es ist gar nicht notwendig ? und auch heutzutage nicht der Fall ?, da? jeder Mensch von allen Themengebieten Ahnung hat. Es reicht immer, wenn sich ein gewisser Anteil damit auskennt. Dieser Anteil wird unter den Bedingungen von Lernfreiheit immer ausreichend gro? sein. (Es sei nur einmal auf das Computerwissen hingewiesen, zu dem ja niemand in der Schule gezwungen wurde.) Das hei?t nat?rlich nicht, da? jeweils nur so viele das entsprechende Wissen lernen sollen, wie Wissenschaft, Technik und Wirtschaft brauchen; sondern es soll nur gezeigt werden, da? es auch gesellschaftlich nichts schadet, wenn sich nicht alle mit allem auskennen, was so unter ?Allgemeinwissen? gef?hrt wird.

    Schlu?folgerung: Es ist wenig aussichtsreich, jemandem etwas beibringen zu wollen, f?r das er sich nicht interessiert. Da es nicht m?glich ist, das Interesse durch Aus?ben von Druck nachhaltig zu steigern, und Druck im Normalfall sogar das Gegenteil des Gew?nschten bewirkt, sollte auf Druck von vornherein verzichtet werden.
  • Grundlagen eines freiheitlich-demokratischen Bildungssystems

    Grundlagen eines freiheitlich-demokratischen Bildungssystems

    Ein freiheitlich-demokratisches Bildungswesen mu? auf diesen Erkenntnissen ?ber das Lernen aufbauen, und es darf die freie Entfaltung der Pers?nlichkeit der jungen Menschen nicht behindern. Au?erdem mu? selbstverst?ndlich sein, da? niemand benachteiligt wird, sei es wegen einer Behinderung, seiner wirtschaftlich schlechten Lage oder anderen Gr?nden, f?r die er nichts kann.

    Innerhalb der Strukturen des jetzigen Schulsystems lassen sich diese Anspr?che nicht verwirklichen. Vor allem das Ziel, da? jeder Sch?ler auf die Weise lernen kann, die ihm am besten gef?llt, kann in einem zentralistischen Bildungswesen kaum erreicht werden. Schlie?lich gibt es ganz unterschiedliche Vorstellungen davon, wie eine perfekte Bildungseinrichtung/Schule aussieht. Um allen gerecht werden zu k?nnen, mu? es deshalb ein vielf?ltiges Bildungssystem geben.

    Ein Bildungswesen, das die Interessen der Hauptbeteiligten ? also der Kinder und Jugendlichen ? in den Mittelpunkt stellt, mu? nachfrageorientiert arbeiten. Nur so kann erreicht werden, da? Kinder und Jugendliche selbst bestimmen, was sie lernen, wie, wo, wann und von wem sie es lernen. Das staatliche Schulmonopol mu? deshalb abgeschafft werden.

    In einem pluralistischen Bildungssystem kann es die verschiedensten Einrichtungen und Veranstaltungen geben ? auch Schulen, die nach dem jetzigen Prinzip funktionieren. Es mu? nur der Grundsatz gelten, da? niemand gezwungen werden darf, eine bestimmte Einrichtung oder Veranstaltung zu besuchen, mit anderen Worten: Die Schulpflicht mu? wieder aufgehoben werden. Stattdessen mu? jeder junge Mensch ein einklagbares Recht auf Bildung haben. Der Wegfall der Schulpflicht ist nicht als gesellschaftlicher R?ckschritt zu deuten, sondern als Korrektur einer Entscheidungen, die erstens auf falschen Annahmen ?ber das Lernen beruht und zweitens aus einer Zeit stammt, in der Pers?nlichkeitsentfaltung und Freiheitsrechte ein Fremdwort waren.

    Auch die zur Zeit sehr weitreichenden Kompetenzen des Staates einfach auf die Eltern zu ?bertragen ? wie es in einigen europ?ischen Staaten der Fall ist ?, kommt f?r eine wirklich freiheitliche Gesellschaft nicht in Frage. Denn Fremdbestimmung bleibt Fremdbestimmung, egal von wem sie ausge?bt wird. Wenn die Eltern entscheiden w?rden, k?me es in einigen F?llen dazu, da? die Kinder gegen ihren Willen in Schulen landen, die die jetzigen Staatsschulen an Leistungsdruck und Unterdr?ckung noch um einiges ?bertreffen. Verhindert werden kann dies in einer vielf?ltigen Bildungslandschaft nur, wenn die tats?chlich Betroffenen ? die Sch?ler ? sich ihre Schule/Bildungsst?tte selbst aussuchen d?rfen. Wenn es Schulen gibt, die intern undemokratisch organisiert sind, so m?ssen die Sch?ler doch wenigstens frei entscheiden d?rfen, ob sie sich dem aussetzen. Es kann schlie?lich nicht sein, da? die jungen Menschen von der Willk?r bzw. Gnade ihrer Eltern abh?ngig sind.

    Aufgabe der Eltern w?re es, ihre Kinder bei der Wahl der Bildungsangebote zu beraten, ihnen m?gliche Folgen zu erkl?ren. Wenn Eltern die Entscheidung ihres Kindes f?r falsch halten, k?nnen sie versuchen, es zu ?berzeugen. Zwang aus?ben d?rften sie nicht mehr.

    Die Aufgabe aller Bildungseinrichtungen w?re es vor allem, die nat?rliche Lernfreude nicht zu zerst?ren, sondern zu erhalten. Entsprechend den obigen lerntheoretischen Erkenntnissen mu? die grunds?tzliche Abwesenheit von Zwang f?r Kinder jeden Alters gleicherma?en gelten. Ein wichtiges Merkmal eines solchen Bildungssystems ist die Aufhebung der Alterstrennung. Kinder ganz verschiedenen Alters sollen die M?glichkeit haben, mit- und voneinander zu lernen, wenn sie dies wollen.

    Aufgaben des Staates

    Die Aufhebung des staatlichen Schulmonopols entl??t den Staat ?brigens nicht aus der Verantwortung. Das Recht auf Bildung zu garantieren und also auch finanziell abzusichern, bleibt Aufgabe des Staates. Tr?ger von Bildungseinrichtungen k?nnen aber neben dem Staat verst?rkt auch Initiativen und Vereine sein. Diese arbeiten dann als non-profit-organisations, d?rfen also durch den Betrieb einer Bildungseinrichtung keinen Gewinn machen.

    Zur Dezentralisierung des Bildungswesens geh?rt nat?rlich auch, da? die Bildungseinrichtungen ihre eigenen Angelegenheiten selbst regeln. Dazu z?hlen unter anderem die Einstellung von Lehrern und sonstigem Personal sowie die Anschaffung neuer Ausstattung und die sonstige Verwendung der Gelder.

    Eine weitere Aufgabe des Staates oder eines gew?hlten ?Bildungskontrollrates? w?re es, den ?berblick ?ber die aktuell bestehenden Bildungsangebote zu haben. Eine Liste dieser Bildungsangebote kann so auch Sch?lern helfen, sich f?r eine Einrichtung zu entscheiden. Zudem k?nnen Schulen/Bildungs?einrichtungen sich dadurch untereinander einfacher vernetzen.

    Auf der Grundlage dieser Listen kann die Kontrollinstitution feststellen, ob die Angebote der Nachfrage entsprechen. Sollten einzelne Gegenden oder Themengebiete unterversorgt sein, wird der Staat verpflichtet, solche Angebote in hinreichender Anzahl einzurichten bzw. entsprechende F?rderungen vorzunehmen.

    Existenzberechtigung staatlicher Schulen

    Die Aufhebung des staatlichen Schulmonopols mu? nicht bedeuten, da? es keine staatlichen Schulen mehr gibt, sondern nur, da? nicht-staatliche Schulen keine Besonderheit mehr sind. Wenn die staatlichen Schulen daran nicht zugrunde gehen wollen, m?ssen sie sich grundlegend ?ndern. Und es spricht wenig daf?r, auf ?nderungen an Staatsschulen zu verzichten und zu warten, bis sich jeder Sch?ler Alternativen gesucht hat.

    F?r die Beibehaltung von (reformierten) Staatsschulen spricht auch, da? die neugebildeten Bildungseinrichtungen zun?chst von ihrer Anzahl her nicht in der Lage sein werden, s?mtliche staatlichen Schulen zu ersetzen. Und auch wenn es insgesamt genug nicht-staatliche Schulen geben sollte, ist fraglich, wieviele davon tats?chlich selbstbestimmtes Lernen erm?glichen. Es w?re z.B. vorstellbar, da? zwar zahlreiche Eltern und bisherige Lehrer aus allgemeinem Engagement Schulen gr?nden, dort aber nur ihre eigenen p?dagogischen Vorstellungen durchsetzen wollen, statt die Interessen der Kinder und Jugendlichen zu achten, so da? das Interesse der Sch?ler an freiheitlich-demokratischen Bildungseinrichtungen insgesamt nicht abgedeckt w?re.

    Im Laufe der Zeit wird sich ein sinnvolles Verh?ltnis von staatlichen und nicht-staatlichen Schulen einstellen. Wie gro? der Anteil staatlicher Einrichtungen am Ende sein wird, wird man ja sehen.

    Dar?ber, wie reformierte Staatsschulen aussehen k?nnen, gibt es verschiedene Ansichten. Die beiden nachfolgend beschriebenen Schultypen zumindest, die sich gegenseitig erg?nzen und zeitgleich in Anspruch genommen werden k?nnen, scheinen die Anforderungen von Demokratie und selbstbestimmtem Lernen besonders gut zu erf?llen.

    Im ersten Typ Schule findet Lernen in einer sehr lebensnahen Umgebung und ohne Lehrplan statt. Der zweite Typ wird von einem umfassenden Angebot von Kursen, Vorlesungen und Veranstaltungen gepr?gt.

    Wenn sich diese Schultypen in einer Versuchsphase als sinnvoll erweisen, wird der Staat eine der Nachfrage entsprechende Anzahl einrichten.
  • Schultyp 1: Sudbury-Schule

    Konkrete Bildungsm?glichkeiten

    Schultyp 1: Sudbury Schools

    Vor allem der erste Schultyp, der hier im folgenden beschrieben werden soll, klingt utopisch, aber er ist es nicht. Weltweit, auf vier Kontinenten, gibt es bereits Schulen, die so funktionieren. Die ?lteste dieser Schulen, die Sudbury Valley School in Framingham (Massachusetts, USA), existiert schon seit ?ber 30 Jahren. Und immer wieder aufs Neue zeigt sich, da? Lernen so tats?chlich funktioniert und effektiv ist. Die Sudbury Valley School ist ein wahres ?Erfolgsmodell?, das nun hier als staatliches Bildungsangebot in Serie gehen k?nnte.

    ALLGEMEINES

    Diese Schule umfa?t etwa 40 bis 80 Sch?ler und drei bis sechs Lehrer. Die j?ngsten Sch?ler sind etwa vier Jahre alt, die ?ltesten ungef?hr 20. Das ?Eintrittsalter? variiert von Person zu Person, aber grunds?tzlich ist es nie zu sp?t, Sch?ler dieser Schule zu werden, und aufh?ren kann man nat?rlich auch zu jeder Zeit.

    Die Sch?ler k?nnen den ganzen Tag ?ber tun und lassen, was sie wollen, sofern sie dabei niemand anderes st?ren. Sie k?nnen die Schule und das Schulgel?nde jederzeit verlassen, da es keine Anwesenheitspflicht gibt. Es gibt keine Pflichtveranstaltungen, h?chstens gegenseitige freiwillige Vereinbarungen zwischen Lehrern und Sch?lern, auch untereinander.

    Sch?ler und Lehrer sind v?llig gleichberechtigt. Die Sch?ler duzen die Lehrer und reden sie mit dem Vornamen an, und umgekehrt ist es nat?rlich genauso. Die Beziehungen zwischen den Sch?lern und den Lehrern unterscheiden sich kaum von den Beziehungen der Sch?ler untereinander. Die Atmosph?re in der Schule ist locker und famili?r.

    Die Sch?ler werden nicht nach dem Alter getrennt. Klassen gibt es nicht. Freundschaften und Interessengemeinschaften wie Lerngruppen entstehen ?ber Altersunterschiede hinweg.

    LERNFORMEN

    Unterricht im herk?mmlichen Sinne ist die Ausnahme und kommt nur zustande, wenn Sch?ler dies ausdr?cklich w?nschen. Lernen ist voll im Leben integriert. Da? die Schule ein Lebensort ist, zeigt sich auch daran, da? sie ?hnlich wie eine gro?e Wohnung eingerichtet ist. Klassenr?ume gibt es nicht.

    Einige sitzen still irgendwo in der Gegend und lesen ein Buch, andere unterhalten sich oder diskutieren ?ber irgend etwas und noch andere spielen, machen Sport, surfen im Internet, lesen Zeitung, zeichnen, machen Musik, tr?umen, usw. Lernen ist einfach nicht vom sonstigen Leben getrennt. Irgendeine Sache klappt nicht so, wie man es sich gedacht hatte, also ?berlegt man, wie man das Problem l?sen kann. Man will irgendwas wissen, also versucht man, es herauszufinden. Manche Sachen probiert man einfach aus, andere l??t man sich von jemandem erkl?ren. Einen Teil lernt man dadurch, da? man Erwachsenen zusieht, wie sie eine Sache tun, oder dadurch, da? man es mit ihnen zusammen tut. Aber das meiste, was man lernt, lernt man von anderen Kindern; und es hat mit dem Leben zu tun ? wie man lebt und wie Sachen passieren. Das meiste kommt vom Herumsitzen und Reden: ein Gedanke kommt auf und entwickelt sich von sich aus weiter. Oft ist einem gar nicht bewu?t, da? man lernt. Lernen passiert ganz nat?rlich, wie atmen auch. Hier wird nicht Zeit abgesessen, sondern hier findet aktives Leben statt.

    Da? es in so einer Schule keinen Lehrplan gibt, ist klar. Jeder besch?ftigt sich damit, wof?r er sich interessiert. Niemand kann einen anderen zum Lernen zwingen.

    Die Lehrer dr?ngen sich nicht auf, sondern stehen zur Verf?gung. Falls gerade kein Sch?ler ihre Mitarbeit ben?tigt, k?mmern sie sich z.B. um Verwaltungsarbeit oder gehen ihren eigenen Interessen nach.

    Zensuren oder andere vergleichbare Bewertungen gibt es nat?rlich nicht. Wer eine R?ckmeldung ?ber seine F?higkeiten haben will, kann einen Lehrer oder andere Sch?ler um eine Einsch?tzung bitten. Wer will, kann sich auch freiwilligen Tests unterziehen, die dann nur dem Sch?ler zur Information dienen, zu mehr nicht.

    Im Laufe der Zeit entwickeln die Sch?ler spezielle Interessen, denen sie sehr ausgiebig nachgehen, zum Beispiel Musikinstrumente spielen, Computer programmieren, Latein lernen, Philosophie, h?here Mathematik, Quantenphysik, Chemie, Genetik, usw. Meistens besch?ftigen sie sich mit diesen Sachen nicht deshalb, weil sie in ihrem Leben eine Rolle spielen w?rden, sondern weil sie sich selbst herausfordern wollen. Die Sch?ler tun ?berwiegend nicht die Sachen, die ihnen leicht fallen, sondern gerade die, die ihnen schwer fallen. Sie sind sich ihrer St?rken und Schw?chen sehr bewu?t und arbeiten hart an Letzteren. Und wenn sie etwas nicht auf Anhieb schaffen, versuchen sie es eben nochmal und nochmal, bis sie ihr Ziel erreicht haben. Sie erreichen H?chstleistungen, die nicht durch Drill und Zwang, sondern nur durch Freiwilligkeit erreicht werden k?nnen.

    ORGANISATION

    Auch an einer mit 40 bis 80 Sch?lern eher kleinen Schule gibt es Entscheidungen zu f?llen. Und in einer demokratischen Schule werden Entscheidungen nicht von ?von oben? gef?llt, sondern auf demokratische Weise getroffen. Alle Angelegenheiten werden auf der w?chentlichen Vollversammlung (VV) geregelt, bei der jeder Sch?ler und jeder Lehrer eine Stimme hat (Sch?lervertretung im klassischen Sinne ist innerhalb dieser Schule damit weitgehend ?berfl?ssig). Auf der VV werden neben Alltagssachen auch Entscheidungen getroffen ?ber Anschaffungen und andere Geldausgaben, ?ber die Einstellung von Lehrern, die Benutzung von technischen Ger?ten, die Hausordnung und die Zust?ndigkeiten f?r Verwaltungssachen. VVs, auf denen ?ber Angelegenheiten gro?er Tragweite diskutiert und entschieden werden soll, werden besonders angek?ndigt. Die Teilnahme an den VVs ist keine Pflicht, aber wer fehlt, kann weder seine Ansichten einbringen noch mitbestimmen.

    Die VV kann sich darauf einigen, da? f?r bestimmte Angelegenheiten gesonderte Arbeitsgruppen eingerichtet werden, die z.B. Vorschl?ge f?r die Verwendung des Geldes erarbeiten und diese dann der VV zur Abstimmung vorlegen.

    Eltern k?nnen sich mit ihren Ideen einbringen und der Schule als Berater zur Seite stehen. Unmittelbare Mitbestimmung ist f?r die Eltern nicht vorgesehen, da sie nicht direkt von den Entscheidungen betroffen sind.

    Eine faire Justiz geh?rt nicht nur zu einem freiheitlich-demokratischen Staat, sondern auch zu einer ebenso verfa?ten Schule. Beschwerden ?ber die Verletzung von Regeln werden von einem Justizkomitee untersucht, das manchmal auch Strafen ausspricht. Das Justizkomitee besteht z.B. aus acht Leuten; zu zwei direkt gew?hlten Leuten kommen f?nf zuf?llig ausgew?hlte Sch?ler und ein Lehrer. Die Besetzung des Justizkomitees kann z.B. monatlich neu bestimmt werden und wird grunds?tzlich auf der VV beschlossen.

    Wenn das Justizkommittee jemanden f?r schuldig h?lt und er sich nicht schuldig bekennt, gibt es eine Verhandlung. Wenn sich eine Person schuldig bekennt oder ihre Schuld nachgewiesen wurde, wird diese Person vom Justizkommittee verurteilt. Urteile, die von dem Beklagten (oder anderen) als unfair empfunden werden, k?nnen auf der VV eingebracht werden. Diese Regeln gelten f?r Sch?ler und Lehrer gleicherma?en, so da? nicht nur Sch?ler, sondern auch Lehrer sich vor den anderen verantworten m?ssen.

    AUSSTATTUNG

    Damit eine Bildungseinrichtung vern?nftig funktioniert, mu? sie auch sinnvoll ausgestattet sein. Dazu z?hlt z.B. gen?gend Platz f?r alle Leute, so da? man sich bei Bedarf aus dem Weg gehen und sich zur?ckziehen kann. Zu einer sinnvollen Ausstattung z?hlen vor allem auch vielf?ltige Materialien, mit denen die Sch?ler die Sachen, die sie wissen wollen, herausfinden k?nnen. Solche Materialien sind nicht nur B?cher und Kopiervorlagen, sondern auch Videos, CD-ROMs und gen?gend Internetzug?nge. Zudem braucht man Computer mit aktueller Software, M?glichkeiten selbst Musik zu machen, verschiedenste Spiele und praktische Werkst?tten f?r z.B. Holz- und Keramikarbeiten, M?glichkeiten f?r sportliche Bet?tigung, Chemie- und Biolabor, Dunkelkammer, usw. Da wahrscheinlich nicht jede Schule alle dieser Ausstattungsbestandteile hat, entsteht eine Kooperation mit anderen Einrichtungen.

    SONSTIGES

    Die Schule und ihre Infrastruktur k?nnen den Sch?lern und Lehrern auch weit ?ber die ?ffnungszeiten von derzeitigen Staatsschulen hinaus zur Verf?gung stehen, z.B. von 7 ? 20 Uhr oder auch am Wochenende und in der Ferienzeit. Da es keinen Unterricht im klassischen Sinne gibt, kann man auch keinen Unterrichtsstoff verpassen, wenn man nicht die gesamte Zeit in der Schule verbringt. Es ist also auch ?berhaupt kein Problem, wenn Sch?ler au?erhalb der eigentlichen Ferienzeiten, die nur in anderen Schulen eine Rolle spielen, verreisen oder vormittags private Erledigungen machen, einkaufen gehen oder einfach nur ausschlafen.

    Da diese Schulen nur relativ wenige Sch?ler umfassen, entstehen einfacher soziale Bindungen, weil sich fast alle untereinander kennen und wesentlich mehr miteinander machen als in heutigen Staatsschulen.

    Eine weitere Folge der geringen Sch?lerzahl pro Schule ist, da? es viel mehr einzelne Schulen gibt, die entsprechend dezentral verteilt sind, was einen k?rzeren Schulweg mit sich bringt.

    Wie oben schon erw?hnt, gibt es solche Schulen wirklich, an denen keinerlei Druck ausge?bt wird und an der Sch?ler tats?chlich tun und lassen k?nnen, was sie wollen ? und die Sch?ler sind in jeder Hinsicht au?erordentlich erfolgreich. (Wer?s nicht glaubt, kann alles unter www.sudval.org nachlesen.)
  • Schultyp 2

    Schultyp 2

    Der zweite Typ staatlicher Schulen erinnert durchaus an Schulen im ?blichen Sinne, mehr jedoch an Universit?ten. Im wesentlichen besteht er aus einem System projekt- bzw. themenbezogener Kurse.

    Auch an diesem Typ Schule gilt die grunds?tzliche Abwesenheit von Zwang. Es gibt keinen einzigen Kurs, den ein Kind oder Jugendlicher gezwungen w?re zu besuchen. Die Kurse verstehen sich also lediglich als Angebot.

    In diesen Kursen wird so ziemlich alles angeboten, was von Interesse sein k?nnte, von Lesen und Schreiben lernen ?ber Funktionsweise eines Kernkraftwerkes bis hinzu Japanisch und Integration von gebrochenrationalen Funktionen. Auch in der herk?mmlichen Schule eher un?bliche Themen wie z.B. Recht, Philosophie, Meteorologie, Astronomie, ?kologie, Landwirtschaft, Tischlern, Psychologie, Wirtschaft, Telekommunikationswesen, Journalismus und Fotografie werden angeboten. Diese Kurse m?ssen nicht alle tats?chlich stattfinden, aber eingerichtet werden k?nnen, wenn Leute etwas dar?ber wissen wollen. Da fast zwangsl?ufig nicht alle Sachen, wof?r sich die Sch?ler interessieren, im Grundangebot der Schule enthalten sind, k?nnen die Sch?ler weitere Kurse vorschlagen, f?r die dann jemand gesucht wird, der sie anbietet. Und andersherum kann jeder selbst Kurse anbieten, wenn er glaubt, da? es Interessenten daf?r gibt.

    Da die Kurse oftmals nur ein bestimmtes Thema umfassen, dauern sie oft nur wenige Wochen. Andere Kurse, z.B. Sprachen werden, halbjahresweise angeboten.

    Hat man sich f?r einen Kurs eingeschrieben, so ist man ? falls nicht anders vereinbart ? verpflichtet, tats?chlich teilzunehmen, damit man nach mehrmaligem Fehlen nicht durch st?ndiges Nachfragen andere beim Lernen st?rt. Es kann vereinbart werden, da? Kurs?teilnehmer, die h?ufig ohne wichtigen Grund fehlen und dadurch die anderen beeintr?chtigen, aus diesem konkreten Kurs ausgeschlossen werden k?nnen. In Einzelf?llen kann sich ein Sch?ler nat?rlich mit Mitsch?lern und Lehrer darauf einigen, hin und wieder nicht anwesend zu sein, um andere f?r ihn wichtige Sachen zu tun.

    Grunds?tzlich hat jeder Sch?ler das Recht, jeden Kurs abzubrechen, ihn also nicht weiter zu besuchen. Er kann den Kurs dann in einem sp?teren Halbjahr erneut belegen, wenn er m?chte.

    Dadurch, da? sich immer nur einigerma?en Interessierte in einen Kurs einschreiben, gibt es kaum St?rer und es herrscht eine produktivere Arbeits- und Lernatmosph?re.

    Auch an diesem Typ Schule gibt es keine Trennung der Sch?ler nach ihrem Alter. Das ist auch deshalb notwendig, weil es sich ja um freiwillige, nachfrageorientierte Lerngruppen handelt und das Interesse f?r ein bestimmtes Thema nicht bei jedem zum gleichen Lebenszeitpunkt aufkommt.

    Bei zahlreichen Kursen mu? man, um teilnehmen zu k?nnen, nachweisen, da? man ?ber die daf?r notwendigen Grundlagen verf?gt. Wer z.B. einen der Physikkurse w?hlen will, mu? von gewissen mathematischen Grundlagen eine Ahnung haben. Da? hei?t nicht, da? er zuvor einen Mathekurs besucht haben mu?, sondern nur, da? er sich damit hinreichend auskennen mu?. Wann, wo, wie und von wem er sich geeignete Grundlagen aneignet, entscheidet jeder selbst.

    Informationen dar?ber, welches diese notwendigen Grundlagen sind, m?ssen allen Sch?lern ohne nennenswerte H?rden zug?nglich sein. Zudem mu? es von m?glichst allen Kursen Inhaltsbeschreibungen geben, damit Interessierte im Voraus wissen, was sie etwa erwartet. Auch Unentschlossenen kann so die Entscheidung einfacher gemacht werden.

    Die konkreten Arbeitsweisen d?rften in den meisten Kursen erheblich von heutigen Formen (Lehrer steht vorne und erteilt Anweisungen) abweichen. Dar?ber, wie diese Arbeitsweisen dann konkret aussehen, einigen sich Sch?ler und Lehrer innerhalb ihres Kurses.

    Zensuren gibt es nicht. So etwas wie Sitzenbleiben gibt es auch nicht. Es kann aber sein, da? ein Sch?ler die Anforderungen f?r einen weiterf?hrenden Kurs nicht erf?llt und sich deshalb entscheidet, den Vorg?ngerkurs noch einmal zu besuchen. In diesem Fall wiederholt er nur diesen einen Kurs ? und nicht alle Kurse des letzten Jahres.

    Nat?rlich gilt auch in diesem Typ Schule, da? die Lehrer keine Machtmittel haben, mit denen sie die Kinder erpressen k?nnten. Unabh?ngig von ihrem Alter sind alle an der Schule beteiligten Personen gleichberechtigt. So mu? es auch keine gro?e Ausnahme sein, da? sich die ?blichen Rollenverh?ltnisse vertauschen, da? es also Kinder und Jugendliche gibt, die Kurse leiten und da? es Lehrer gibt, die sich in solchen von jungen Menschen geleiteten Kursen weiterbilden, beispielsweise ?ber neue Computerprogramme oder Fremdsprachen.

    Es kann ?brigens auch Kurse geben, die aus losen Vortrags- oder Veranstaltungsreihen bestehen. Bei Bedarf sind Honorarkr?fte oder Referenten anzufragen.

    Um den Schulablauf organisatorisch einfacher und ?bersichtlicher zu machen, wird das Prinzip der jetzigen Stundenpl?ne grundlegend umgestaltet. Man hat am Tag nicht mehr bis zu sieben verschiedene Kurse, sondern im Normalfall h?chstens zwei. Der eine Kurs findet am Vormittag, der andere am fr?hen Nachmittag statt. Auf diese Weise mu? man sich auch nicht alle 45 Minuten auf ein anderes Thema einstellen, was die Sache sowohl f?r Sch?ler als auch f?r Lehrer erleichtert. Dar?ber, wie lange eine Unterrichtseinheit genau dauert und ob es zwischendurch eine Pause gibt, einigen sich die Kursteilnehmer untereinander ? entweder einmal grunds?tzlich oder jede Woche neu. Da es bestimmte Kurse (zu wenig nachgefragten Themen) nicht an allen Schulen geben kann, ist eine Abstimmung der Kurszeiten unter den Schulen notwendig, so da? Interessierte auch Angebote anderer Schulen wahrnehmen k?nnen. Der Vormittagskurs k?nnte pauschal innerhalb der Zeit von z.B. 9.30 bis 12.30 Uhr stattfinden, der Nachmittagskurs zwischen 13 und 16 Uhr. Denkbar sind auch Kurse und Veranstaltungen am Abend. Wieviele junge Menschen an Abendveranstaltungen interessiert sind, wird sich zeigen.

    Analog zu dem als erstes beschriebenen Schultyp werden Entscheidungen auch hier in Vollversammlungen gef?llt, in denen jeder Sch?ler und jeder Lehrer eine Stimme hat. Auch das Justizsystem wird vom ersten Schultyp ?bernommen.

    Insgesamt erf?llt dieser Schultyp in vollem Ma?e die Anforderung, da? die Menschenrechte der Kinder und Jugendlichen geachtet werden und Lernen selbstbestimmt ist.

    Die Schule ist zwar insgesamt so organisiert, da? man seine Bildung im Prinzip fast ausschlie?lich von dort beziehen kann, aber die meisten Sch?ler werden diese Schule nur teilweise nutzen und ihr restliches Wissen und K?nnen aus anderen Quellen beziehen. Es ist vor allem wahrscheinlich, da? Sch?ler von Sudbury Schools einzelne Angebote der kursorientierten Schulen in Anspruch nehmen.
  • andere Schulen

    andere Schulen

    Neben diesen staatlichen Angeboten wird noch eine mehr oder weniger gro?e Anzahl an nicht-staatlichen Schulen entstehen. Das k?nnen Schulen sein, die z.B. eine Mischung aus den beiden beschriebenen Schultypen sind, aber auch Schulen, die wie jetzige Staatsschulen funktionieren, katholische Internate, autorit?re Eliteanstalten, jetzige und sonstige Alternativschulen. Auch die kritikw?rdigsten Schulen kann es geben, solange sichergestellt werden kann, da? es die freie Entscheidung des Kindes bzw. Jugendlichen ist, sich dem auszusetzen. Dauerhaft wird es letztendlich nur Schulen geben, die den Sch?lern auch gefallen, sonst w?rden sie ja nicht mehr hingehen und diese Schulen w?rden schlie?en.
  • weitere Bildungsm?glichkeiten

    weitere Bildungsm?glichkeiten

    Schulen sind bei weitem nicht die einzigen M?glichkeiten, zu Bildung zu kommen. Eine meist sehr angenehme Variante ist Verreisen. Fahrten kann es aus ganz verschiedenen Anl?ssen und mit ganz verschiedenen Zielstellungen geben. Man kann sowohl zu einer Computermesse fahren, als auch Vulkane und Geysire in Island kennenlernen, Ausgrabungsst?tten besuchen, Bergsteigen, mit anderen Kulturen zu tun haben und Fremdsprachen sprechen, z.B. wenn man in Gastfamilien wohnt. Solche Fahrten k?nnen sich auf ein bestimmtes Thema konzentrieren oder auf mehrere Themen oder auf gar keines. Einfach Spa? zu haben und etwas zu unternehmen, ist auch ein Motiv. Jedenfalls lernt man bei so einer Fahrt zahlreiche Sachen, die mit dem Leben zu tun haben. Eine gewisse Grund?unordnung, Organisationsschwierigkeiten, Bahnstreiks usw. machen die Angelegenheit noch spannender.

    Grunds?tzlich sollte jedes Bildungssystem den Anspruch haben, Kinder und Jugendliche dabei zu unterst?tzen, sich in der Erwachsenenwelt zurechtzufinden. Auf einen der wichtigsten Aspekte des Erwachsenenlebens, sollten sich junge Menschen besser als bisher vorbereiten k?nnen: auf das Erwerbsarbeiten. Dazu geh?rt nicht nur, ihnen das Wirtschaftssystem samt Ursachen und Folgen zu erkl?ren, sondern auch, ihnen entsprechende praktische Erfahrungen zu erm?glichen. Junge Menschen sollten (auf selbstverst?ndlich freiwilliger Basis) Betriebspraktika machen, aber auch selbst unternehmerisch aktiv werden k?nnen. Bei all den Angelegenheiten, die beim Aufbau und Betrieb eines kleinen Unternehmens zu beachten sind, k?nnen junge Menschen viel lernen und Erfahrungen machen, die an Schulen bisher nicht m?glich sind.

    Weitere M?glichkeiten f?r Bildungsangebote sind die verschiedenen Medien.

    So gibt es schon seit langem (neben Nachrichtensendungen und Reportagen) Bildungsfernsehen und seri?se Wissensvermittlungssendungen. Diese Angebote sollten inhaltlich verbessert und thematisch ausgeweitet werden. Ein gesonderter Bildungskanal kann entstehen.

    Besonders geeignet f?r Informationsbeschaffungen ist das Internet. Zu praktisch allen Themen findet man dort etwas. Als Erg?nzung kann es noch ein umfassendes staatliches Bildungsangebot geben. So k?nnen auch Informationen zu Themen angeboten werden, f?r die sich jeweils nur ein sehr kleiner Teil interessiert, so da? an kaum einer Schule ein Kurs dazu zustandekommt.

    ?hnliches wie f?r das Internet gilt f?r Zeitschriften. Es k?nnte vom Bildungsministerium (oder in dessen Auftrag) herausgegebene Allgemeinbildungs- und Fachzeitschriften oder -magazine geben. Diese w?ren eine Alternative zu herk?mmlichen Lehrb?chern, vor allem w?ren sie immer ziemlich aktuell.

    Zu guter Letzt findet Lernen auch ohne staatliche Organisation und au?erhalb von Bildungseinrichtungen statt. Bei einer besonderen Variante, dem Homeschooling (Hausunterricht), werden die Kinder zu Hause von Eltern oder Verwandten nach eigenen (oder fr?heren, vom Staat abgeguckten) Lehrpl?nen unterrichtet. Dabei mu? sichergestellt werden k?nnen, da? niemand zum Unterricht gezwungen wird.

    Au?erdem gibt es noch unschooling, was bedeutet, da? die betreffenden Kinder gar keine Bildungseinrichtung besuchen und auch nicht gezielt von den Eltern unterrichtet werden, sondern einfach so vor sich hin leben und aus dem Leben heraus lernen. Diese Variante ist in Deutschland zur Zeit ausschlie?lich bei kleineren Kindern anzutreffen, ist aber dann sehr effektiv, wenn die Kinder tats?chlich ihren Interessen folgen d?rfen. Unschooling hat viel ?hnlichkeit mit dem Sudbury-Schultyp, allerdings kommt man evtl. weniger mit anderen Kindern und Jugendlichen in Kontakt.

    Viele Sachen lernt man tats?chlich in Alltagssituationen und ohne, da? man sie konkret vorhersehen k?nnte. Und wenn man sich anguckt, wieviel man von dem in Zwangsschulen Gelernten letztendlich wieder vergi?t, stellt man fest, da? man gerade auch heutzutage das meiste au?erhalb der Schule lernt.

    Es ist anzunehmen, da? die wenigsten Kinder oder Jugendlichen ausschlie?lich eine der genannten M?glichkeiten nutzen werden. Selbstverst?ndlich k?nnen all diese Bildungsformen in die oben beschriebenen Schulen eingebaut bzw. durch sie unterst?tzt werden.

    Damit w?ren die konkreten Bildungsm?glichkeiten im ?berblick dargestellt; bleiben noch einige organisatorische Angelegenheiten zu kl?ren.
  • Organisatorische Fragen

    Organisatorische Fragen

    Abschl?sse

    Wenn es keine Zensuren gibt, stellt sich die Frage nach den Schulabschl?ssen. Heutzutage sind Schulabschl?sse sowohl bedeutsam, wenn es um Bewerbungen um Arbeitspl?tze geht, als auch wenn es um den Zugang zur Universit?t geht.

    Schulabschl?sse spiegeln ? und auch das nur im Idealfall ? einen abrufbaren Wissensstand zum Ende der Schullaufbahn wieder. Damit verlieren sie im Laufe der Zeit aber immer mehr an Aussagekraft, da Wissen von damals bereits in Vergessenheit geraten sein kann und neu erworbenes Wissen unber?cksichtigt bleibt. Ein pauschaler Schulabschlu? sagt kaum etwas dar?ber aus, ob man bestimmtes Wissen bzw. bestimmte F?higkeiten hat. Genauso wenig sagt das Fehlen eines konkreten Schulabschlusses aus.

    Eine Alternative zu Schulabschl?ssen und Abschlu?pr?fungen w?ren Aufnahmepr?fungen. Mit diesen k?nnen auch Arbeitgeber besser herausfinden, ob das tats?chlich ben?tigte Wissen f?r eine bestimmte Angelegenheit vorhanden ist. Aufnahme-, Zugangs- oder Eignungspr?fungen sind immer aktueller und bedarfsgerechter als Schulzeugnisse. Schon heute spielt das Zeugnis in den Augen vieler Chefs kaum noch eine Rolle.

    Und auch f?r ein normales Universit?tsstudium macht das Abitur als Bedingung kaum einen Sinn. Jemand, der nicht wei?, wie man die Fl?che unter einer Cosinus-Funktion berechnet, ist doch nicht automatisch unf?hig zu studieren. Statt des Abiturs sollte es nach Studienrichtungen differenzierte Zugangspr?fungen geben. Durch diese Zugangspr?fungen sollen nur wichtige Grundlagen garantiert werden. ?ber die Zugangsbedingungen m?ssen sich Interessierte ohne gro?en Aufwand informieren k?nnen (wie auch bei den kursorientierten Schulen). Wenn sich jemand selbst ?bersch?tzt und mit dem Studium nicht klarkommt, kann er ja immer noch damit aufh?ren. Durch diese Art der Regelung k?nnten Menschen unabh?ngig von Schulabschl?ssen studieren.

    Da nicht davon auszugehen ist, da? diese Regelung in allen Bundesl?ndern gleichzeitig eingef?hrt wird, mu? es ?bergangsregeln geben. Wer in einem anderen Bundesland studieren will, wird dazu also vorerst weiterhin das Abitur brauchen. Deshalb besteht f?r die interessierten Sch?ler die M?glichkeit, besondere Kurse zu belegen, die zum Abitur f?hren. Welche Anforderungen erf?llt werden m?ssen, damit das Abitur in allen anderen Bundesl?ndern anerkannt wird, h?ngt von diesen anderen Bundesl?ndern ab.

    Durchl?ssigkeit

    Des weiteren stellt sich die Frage der Durchl?ssigkeit, also inwieweit es m?glich ist, von einem Schultyp auf einen anderen zu wechseln. Wie schon oben beschrieben, ist ja ohnehin eine enge Kooperation der beiden Staatsschultypen vorgesehen. Daher sind sie in sehr hohem Ma?e durchl?ssig. Sch?ler, die von einer nicht-staatlichen Bildungseinrichtung kommen, k?nnen sich ebenfalls in die staatlichen Schulen integrieren, da keine prinzipiellen Voraussetzungen seitens der Sch?ler notwendig sind. Inwieweit es Probleme gibt, wenn Sch?ler von staatlichen auf private Schulen wechseln wollen, h?ngt im wesentlichen von den Kriterien der privaten Schulen ab. Wenn solch ein Wechsel etwas l?ngerfristiger geplant wird, hat der Sch?ler gen?gend Zeit, um sich auf die Anforderungen seiner zuk?nftigen Schule, also z.B. das Bestehen einer Aufnahmepr?fung, vorzubereiten.

    L?ndliche Gegenden

    In l?ndlichen Gegenden ist die Auswahl wegen der geringen Besiedlungsdichte geringer als in St?dten. Wenn sich der Trend zu kleinen Schulen best?tigt, besteht aber auch auf dem Land eine Chance f?r Vielfalt. Schlimmer als bisher wird es zumindest nicht werden. Um die strukturellen Nachteile von Dorfschulen zu vermindern, k?nnte das Land besondere Zusch?sse oder Zusatzf?rderungen vergeben.

    Ferienzeiten

    An den Ferienzeiten mu? eigentlich nicht viel ge?ndert werden. Sie erhalten aber mehr den Charakter von Empfehlungen, um z.B. den Urlaub besser planen zu k?nnen. Man kann dar?ber nachdenken, ob die Sommerferien auf zwei Monate ausgeweitet werden sollten, die Winterferien nicht Anfang sondern Mitte Februar beginnen und ob es auch in Berlin Pfingstferien geben sollte. Man k?nnte noch ?berlegen, wie man mit der Tatsache umgeht, da? mehrere Ferien an christlichen Festen orientiert sind, aber ein Teil der Sch?ler z.B. moslemischen oder j?dischen Glaubens ist. Die Ferienzeiten sind ohnehin nur in den kursorientierten Staatsschulen und einem Teil der nicht-staatlichen Schulen von Bedeutung.

    Mitbestimmung

    Neben der Mitbestimmung innerhalb der jeweiligen Schule ist die demokratische Beeinflussung des Bildungssystems auch auf h?herer Ebene vorzusehen. ?blicherweise sind dies die kommunale und die Landesebene. Die kommunale Ebene mu? dabei nicht den Kommunen, Landkreisen oder Stadtbezirken entsprechen, wenn deren Gr??e nicht sinnvoll erscheint. In Berlin z.B. k?nnte sich diese kommunale Ebene an den Landtagswahlkreisen orientieren, die ca. 6 000 Sch?ler umfassen.

    Anders als bisher w?rden die Vertretungen direkt von den Sch?lern gew?hlt. Sch?ler mit ?hnlichen Vorstellungen schlie?en sich in Listen zusammen. Gew?hlt wird nach dem Verh?ltniswahlrecht. Die Vertretungen bestehen aus ca. 20 Sch?lern. Mitglieder der Landessch?lervertretung m?ssen nicht mehr gleichzeitig auch Mitglieder der kommunalen Sch?lervertretung sein. Damit die Sch?ler auch wissen, was sie w?hlen, erhalten die Kandidaten umfassend die M?glichkeit, sich und ihre Ideen vorzustellen.

    Die Vertretungen sind verpflichtet, Informationen (auch ?ber ihre Arbeit) an die einzelnen Schulen weiterzugeben und sie allen Sch?lern zug?nglich zu machen. Kommunale und Landesvertretung stehen in engem Kontakt und informieren sich gegenseitig. F?r ihre Arbeit ist den Sch?lervertretungen gen?gend Geld zur Verf?gung zu stellen.

    Schulinterne Vollversammlungen und ?berschulische Sch?lervertretungen haben ein allgemeinpolitisches Mandat, d.h. sie d?rfen sich auch zu allen Angelegenheiten ?u?ern, die nicht bildungsspezifisch sind.

    Wechselwirkungen mit der Gesellschaft

    Das Bildungssystem ist nat?rlich nicht losgel?st von der Gesellschaft, sondern ein Bestandteil dieser. Deshalb stellt sich die Frage, welche Anforderungen ein freiheitlich-demokratisches Bildungssystem an die Gesellschaft stellt. Es ist offensichtlich, da? solch ein Bildungssystem am besten in eine ebenso freiheitlich-demokratische Gesellschaft pa?t, die frei von Fremdbestimmung, Selektion und vermeidbarem Leistungsdruck ist. Aber auch in einer Gesellschaft, in der wirtschaftliche Verwertbarkeit und ?Leistung? von gro?er Bedeutung sind, kann solch ein Bildungssystem existieren. Die bereits heute existierenden Schulen nach dem Sudbury-Modell beweisen, da? freiheitliche Schulen dauerhaft in einem wirtschaftsliberalen Gesellschaftssystem existieren k?nnen und da? die Sch?ler dort sogar erfolgreicher als Sch?ler traditioneller Staatsschulen sind: 80% gehen auf die Uni; fast alle bekommen den gew?nschten Beruf. Wenn Sudbury Schools derart erfolgreich sind, ist es naheliegend zu vermuten, da? die (prinzipiell ?hnlich strukturierten) kursorientierten Schulen ?hnlich erfolgreich sind.

    Nat?rlich hat auch die Schule einen Einflu? auf gesellschaftliche Bedingungen. Es ist z.B. nicht unwahrscheinlich, da? eine Schule ohne Leistungsdruck zu Ver?nderungen auch in der Arbeitswelt f?hren wird. Eine vongrundauf demokratische Schule f?rbt auf die Gesellschaft ab. Die Kinder erfahren Demokratie als etwas f?r sie Sinnvolles und als etwas von Anfang an Selbstverst?ndliches. Sie erleben, da? sie geachtet und akzeptiert werden und da? ihnen vertraut wird. Sie sind nicht eingesch?chtert, sondern selbstbewu?t und selbstsicher. Die Kinder und Jugendlichen wissen, da? sie selbst f?r ihre Bildung verantwortlich sind. Und sie lernen, mit dieser Verantwortung umzugehen. Sie lernen allgemein, Verantwortung zu ?bernehmen. Sie befinden sich in einer nat?rlichen Umgebung von Toleranz, Friedfertigkeit und Gerechtigkeit. An heutigen Staatsschulen werden all diese Werte durch Erziehung zu vermitteln versucht; und der Erfolg ist gering, wie die allgegenw?rtigen Kampagnen und immer wieder neuen Initiativen zur ?Werte-Erziehung? beweisen. In einem freiheitlich-demokratischen Bildungssystem brauchen die obengenannten Werte nicht k?nstlich vermittelt werden, sie sind einfach erlebbar.

    Wer diese Werte von Anfang an als etwas Positives und Selbstverst?ndliches erlebt, wird sie sp?ter auch mit gr??erer Wahrscheinlichkeit verteidigen. Dies wird sich auch auf den Umgang mit Kindern und Jugendlichen in der Gesellschaft auswirken. Auch in anderen Gesellschaftsbereichen sowie in den Familien wird die Subjektstellung des Kindes anerkannt werden. Sehr wahrscheinlich wird auch der Umgang mit Ausl?ndern und behinderten Menschen, die von diesem Schulsystem selbstverst?ndlich nicht ausgegrenzt werden, w?rdiger und menschlicher werden. Au?erdem ist davon auszugehen, da? sich friedliche Konfliktl?sungsmechanismen st?rker durchsetzen werden. Das alles wird sicher nicht sofort geschehen, aber im Laufe der Zeit.

    Andererseits wird man nicht auf Hochleistung verzichten m?ssen. Diese wird von hochmotivierten und interessierten Menschen auf freiwilliger Basis erbracht; und dazu sind keine Selektion und kein Drill erforderlich.

    Die Chancengleichheit ist wahrscheinlich besser gesichert als heutzutage; zumindest berichten dies Lehrer von Schulen des Sudbury-Typs, obwohl sie es ungleich schwerer haben, indem sie prinzipiell darauf angewiesen waren, Schulgelder zu erheben.

    Das, was man ?zukunftsf?hig? nennt, ist am ehesten von einem derartiges Bildungssystem zu erwarten. So haben die Abg?nger freiheitlich-demokratischer Schulen meist zahlreiche Eigenschaften, die Sch?lern autorit?rer Schulen oftmals fehlen: Sie sind gut gebildet, offen f?r Neues, bereit, Herausforderungen anzunehmen und in der Lage, selbst?ndig zu denken und Probleme zu l?sen ? jedenfalls ?berwiegend.

    Bei aller Zukunftsf?higkeit darf man aber nicht vergessen, da? Kinder nicht nur eine Zukunft haben, sondern vor allem eine Gegenwart; und diese gilt es g?nzlich neu zu gestalten.

    Finanzierung

    Zu einem seri?sen Konzept geh?rt auch, da? man sagt, wie das alles finanziert werden soll. Es d?rfte f?r viele ?berraschend sein, da? sich solch ein Bildungssystem mit den derzeit zur Verf?gung stehenden Geldern bequem finanzieren l??t. Derzeit werden pro Sch?ler grob gesch?tzt 10 000 DM pro Jahr vom Staat ausgegeben. Nach eigenen Angaben kommt die Sudbury Valley School in Framingham (Massachusetts, USA) mit weniger als der H?lfte des Geldes aus, das staatlichen Schulen pro Sch?ler zur Verf?gung steht! Kursorientierte Schulen sind aufgrund des h?heren Bedarfs an Lehrern etwas teurer als Sudbury Schools. Da wesentlich weniger Verwaltung und B?rokratie notwendig ist, lassen sich zus?tzlich Gelder aus diesem Bereich innerhalb des Bildungssektors umschichten und sinnvoller verwenden. So kann die Lernmittelfreiheit vollst?ndig wiederhergestellt werden und Schulen k?nnen angemessen ausgestattet werden.

    Grunds?tzlich soll gelten, da? Bildung die Nachfragenden nichts kostet. Um die freie Wahl der Bildungsangebote nicht zu beeintr?chtigen und Kinder ?rmerer Eltern nicht zu benachteiligen, ist es notwendig, nicht-staatliche Schulen finanziell genauso bedarfsgerecht zu f?rdern wie staatliche Schulen. Bildungseinrichtungen m?ssen finanziell so ausgestattet sein, da? sie nicht auf sonstige Einnahmen (z.B. durch Werbung oder Schulgeld) angewiesen sind.

    Durch Sch?lerfirmen eventuell erzielbare Einnahmen d?rfen kein Vorwand f?r K?rzungen des Bildungsetats sein. Solange es dem Land (unter verantwortbarem Aufwand und bei Ber?cksichtigung seiner sonstigen Pflichten) weiterhin m?glich ist, in gleichbleibendem Ma?e Geld f?r Bildung zur Verf?gung zu stellen, sind K?rzungen, die die vollst?ndige Unentgeltlichkeit von Bildung gef?hrden k?nnten, zu vermeiden. Ob das in Zukunft auch dann noch m?glich ist, wenn sich die Haushaltslage weiter verschlechtert, ist vor allem eine Frage der Priorit?tensetzung. Wenn sich im Landeshaushalt Geld f?r teure, aber unn?tze Gro?projekte finden l??t, w?re auch genug f?r Bildung da.

    Von den staatlichen Bildungsausgaben lie?en sich auch die oben beschriebenen Reisen finanzieren, sofern sie einen gewissen Gesamtbetrag nicht ?bersteigen. Die erw?hnten Medienangebote w?rden ebenfalls aus dem Bildungshaushalt bezahlt werden. Insgesamt l??t sich in einem pluralistischen Bildungssystem mit den gleichen ca. 10 000 DM pro Jahr und Sch?ler weitaus mehr machen als im heutigen zentralistischen Schulsystem, wo vielfach Geld f?r Sachen ausgegeben wird, die kaum einer haben will. Wie die Verfahrensweise f?r die Finanzierung der verschiedenen Bildungsangebote genau aussehen soll, kann an anderer Stelle diskutiert werden.

    Juristisches

    Juristisch gesehen ist ein freiheitlich-demokratisches Bildungssystem nicht nur m?glich, sondern sogar notwendig.

    Bildung ist nach gegenw?rtigem Recht eine Angelegenheit der Bundesl?nder. In einigen Bundesl?ndern, darunter Berlin, sind die Schulpflicht und sonstige Grundlagen der Bildungspolitik nicht in der Landesverfassung geregelt, so da? sich alle notwendigen ?nderungen durch einfache Gesetze regeln lassen. In einigen anderen Bundesl?ndern ist die Schulpflicht in der Landesverfassung festgeschrieben, so da? Verfassungs?nderungen notwendig sind. Zu untersuchen bleibt die Vereinbarkeit mit den einzelnen Artikeln der jeweiligen Landesverfassung und mit dem Grundgesetz (GG).

    Einige bildungspolitische Rahmenbedingungen legt das Grundgesetz in Artikel 7 fest. Absatz 1 besagt, da? ?das gesamte Schulwesen (...) unter der Aufsicht des Staates? steht. Es wird nicht gesagt, wie diese staatliche Aufsicht aussehen soll. Sinnvoll w?re ein demokratisch gew?hltes Gremium ? auch aus juristischer Sicht; denn die Schulaufsicht ist Teil der Staatsgewalt, welche laut Artikel 20 (2) ?vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe (...) der vollziehenden Gewalt (...) ausge?bt? wird. Dieser ?Bildungskontrollrat? w?re dann eines der ?besonderen Organe?.

    Laut Absatz 3 ist Religionsunterricht ?in den ?ffentlichen (=staatlichen) Schulen (...) ordentliches Lehrfach? ? ?mit Ausnahme der bekenntnisfreien Schulen?. Ein freiheitlich-demokratisches Bildungssystem ist in der Religionsfrage neutral. Deshalb sind dann alle staatlichen Schulen ?bekenntnisfrei?.

    Absatz 2 besagt zwar, da? die Eltern bestimmen, ob ihr Kind am Religionsunterricht teilnimmt; aber dieses Elternrecht steht im Widerspruch zum Grundrecht des Kindes auf Religionsfreiheit (s. Artikel 4 GG). Nach einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes von 1968 ist das Elternrecht (Artikel 6 (2) GG) ein ?treuh?nderisches Recht?, das nicht gegen das Interesse des Kindes ausge?bt werden darf und insbesondere nicht die Grundrechte des Kindes verletzen darf. Entsprechend wird Artikel 7 (2) GG nicht umgesetzt. Kinder zur Teilnahme an einem Religionsunterricht zu zwingen, wird nicht m?glich sein.

    Absatz 4 sichert das Recht zu, private (=nicht-staatliche) Schulen einzurichten. Die Anforderung, da? die privaten Schulen ?in ihren Lehrzielen (...) nicht hinter den ?ffentlichen Schulen zur?ckstehen?, ist automatisch erf?llt, weil es in staatlichen Schulen gar keine Lehrziele mehr gibt (weil ein verbindlicher Lehrplan nicht mehr existiert). ?ber die geforderte Gleichwertigkeit der Ausbildung der Lehrer k?nnte der Bildungskontrollrat wachen. Die Bedingung, da? ?eine Sonderung der Sch?ler nach den Besitzverh?ltnissen der Eltern nicht gef?rdert wird?, kann sogar nur durch die volle finanzielle Gleichstellung ?privater? Schulen erf?llt werden.

    Absatz 5 fordert: ?Eine private Volksschule ist nur zuzulassen, wenn die Unterrichtsverwaltung ein besonderes p?dagogisches Interesse anerkennt?. In einem pluralistischen Bildungswesen besteht solch ein Interesse automatisch. Freie Schulen sind nicht mehr nur Versuche oder Ausnahmen, sondern wichtiger dauerhafter Bestandteil der Bildungslandschaft.

    Artikel 7 GG ist also nicht optimal, schlie?t aber ein freiheitlich-demokratisches Bildungssystem auch nicht aus. Au?erdem steht das jetzige Schulsystem im Konflikt mit zahlreichen Passagen des Grundgesetzes: ?Die W?rde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu sch?tzen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.? ?Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Pers?nlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsm??ige Ordnung oder das Sittengesetz verst??t.? ?Die Freiheit der Person ist unverletzlich.? ?Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.? ?Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religi?sen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.? ?Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religi?sen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.? ?Die ungest?rte Religionsaus?bung wird gew?hrleistet.? ?Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu ?u?ern und zu verbreiten und sich aus allgemein zug?nglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit (wird) gew?hrleistet. Eine Zensur findet nicht statt.? ?Alle Deutschen haben das Recht, sich ohne Anmeldung oder Erlaubnis friedlich und ohne Waffen zu versammeln.? ?Das Briefgeheimnis sowie das Post- und Fernmeldegeheimnis sind unverletzlich.? ?Alle Deutschen genie?en Freiz?gigkeit im ganzen Bundesgebiet.? ?Alle Deutschen haben das Recht, Beruf, Arbeitsplatz und Ausbildungsst?tte frei zu w?hlen.? ?Niemand darf zu einer bestimmten Arbeit gezwungen werden, au?er im Rahmen einer herk?mmlichen allgemeinen, f?r alle gleichen ?ffentlichen Dienstleistungspflicht.? ?Zwangsarbeit ist nur bei einer gerichtlich angeordneten Freiheitsentziehung zul?ssig.? ?In keinem Falle darf ein Grundrecht in seinem Wesensgehalt angetastet werden.?

    Die Berliner Verfassung wiederholt nochmal einige Grundrechte und f?gt all dem noch hinzu: ?Jeder Mensch hat das Recht auf Bildung. Das Land erm?glicht und f?rdert nach Ma?gabe der Gesetze den Zugang eines jeden Menschen zu den ?ffentlichen Bildungseinrichtungen (...)?.

    Die Alltagspraxis mu? endlich in ?bereinstimmung mit diesen Verfassungsgrunds?tzen gebracht werden, Gesetze und Verordnungen m?ssen daran angepa?t werden.

    Recht auf Bildung durchsetzen

    Allgemein ergibt sich die Frage, wie das Recht auf Bildung durchgesetzt werden kann.

    Im derzeitigen Schulsystem wird davon ausgegangen, da? das Recht auf Bildung und die Schulpflicht zwei Seiten einer Medaille sind. Wer in der Schule anwesend ist, dessen Recht auf Bildung gilt als gesichert; und wer nicht anwesend ist, dessen Bildungsrecht werde verletzt. In einem freiheitlich-demokratischen Bildungssystem gibt es keine Schulpflicht mehr, und das Recht auf Bildung beinhaltet ebenso das Recht, den Schulbesuch zu verweigern bzw. sich Wissen auf andere Weise zu beschaffen. Daher ist es schwieriger herauszufinden, in welchen F?llen das Recht des Kindes auf Bildung nicht eingehalten wird.

    Gerade kleinere Kinder sind nicht immer in der Lage, ihre berechtigten Anspr?che (in diesem Fall also das Recht auf Bildung) ohne fremde Hilfe gegen?ber ihren Eltern durchzusetzen. Deshalb m?ssen Regelungen getroffen werden, die die Stellung des Kindes st?rken, seine Rechtslage verbessern. Im Gesetz mu? eindeutig festgelegt sein, da? das Recht auf Bildung ein Recht des Kindes ist und nicht ein Recht der Eltern. ?hnlich wie es das Wahlgesetz jedem verbietet, einen Wahlberechtigten vom W?hlen abzuhalten oder ihn zu zwingen, eine bestimmte Partei zu w?hlen, so kann auch Eltern, Verwandten und Bekannten verboten werden, das Kind vom Besuch einer Bildungseinrichtung abzuhalten oder ihm vorzuschreiben, welche Angebote es anzunehmen hat.

    Das hei?t nicht, da? sich das Kind nicht mit Eltern und anderen Leuten ?ber die Angebote austauschen d?rfte. Gerade kleine Kinder werden sich mit ihren Eltern beraten, oder die Eltern schlagen etwas vor, und wenn das Kind nichts dagegen hat, dann wird es so gemacht. Die Regelung stellt nur klar, da? es letztenendes tats?chlich das Kind ist, das die Entscheidung trifft, da? also nichts gegen seinen ausdr?cklichen Willen geschehen kann.

    Des weiteren m?ssen Eltern und Kinder ?ber die Rechtslage informiert werden. Dies kann durch Rundschreiben an alle Eltern, durch Zeitungsanzeigen, TV-Spots, Plakatwerbung und ?ffentlichkeitswirksame Aktionen geschehen. Jedenfalls d?rfte es dann nicht mehr vorkommen, da? Eltern nichts davon wissen, da? das Kind ein unverletzliches Recht auf Bildung hat. Auch die meisten Kinder werden auf die eine oder andere Weise davon erfahren. Au?erdem w?ren Eltern verpflichtet, die Kinder ?ber ihre M?glichkeiten zu informieren.

    Grunds?tzlich h?tten alle Kinder und Jugendlichen die M?glichkeit, sich ?ber ?bergriffe ihrer Eltern bei ?ffentlichen Stellen zu beschweren. Diese ?ffentlichen Stellen w?rden den Kindern dann unb?rokratisch bei der Durchsetzung ihres Rechtes helfen. Es wird letztendlich sehr schwierig sein, einem informierten Kind sein Recht auf selbstbestimmte Bildung vorzuenthalten, da es sich ja notfalls auch ohne Hilfe der Eltern an einer Bildungseinrichtung anmelden kann. Auch den Eltern w?re klar, da? ?bergriffe auch sp?ter noch vom Kind selbst aufgedeckt werden k?nnen. Wahrscheinlich wird sich aber schon allein durch die Einf?hrung des Bildungsrechtes als tats?chliches Recht des Kindes die Sichtweise auf Kinder so ?ndern, da? immer weniger Eltern ?berhaupt vorh?tten, ihrem Kind sein Recht vorzuenthalten.

    Probleme bei der Umstellung

    Es gibt mehrere Schwierigkeiten vom jetzigen Schulsystem zu einem freiheitlich-demokratischen zu kommen. Ein Problem bei der Umstellung zu einem liberalen Schulsystem sind die Lehrer. Viele Lehrer identifizieren sich mit dem jetzigen System; aber Lehrer, die Unfreiheit verteidigen bzw. praktizieren, passen nicht in ein freies System. Da zumindest in den staatlichen Schulen die Vollversammlung entscheidet, welche Lehrer eingestellt werden, w?rden zahlreiche von ihnen keine Anstellung mehr finden. Andererseits h?tten diese Lehrer wahrscheinlich auch selbst wenig Interesse daran, in einem demokratischen Bildungssystem t?tig zu sein. Zumindest den ?lteren Lehrern k?nnte man anbieten, in Vorruhestand zu gehen. Den umstellungsbereiten Lehrern wird eine besondere Schulung angeboten, die ihnen hilft, sich auf die neuen Anforderungen einzustellen. In jedem Fall wird es notwendig sein, Lehrer nicht mehr zu verbeamten.

    In einem pluralistischen Bildungssystem kann nicht (bzw. genauso wenig wie jetzt) ausgeschlossen werden, da? einzelne Lehrer Unsinn erz?hlen bzw. sogar bewu?t Unwahrheiten verbreiten. Um dies gegebenenfalls aufzudecken, kann es eine unabh?ngige Instanz geben, die ?hnlich wie z.B. Stiftung Warentest die Angebote (stichprobenartig oder auf konkreten Verdacht) qualitativ untersucht. Der beanstandete Lehrer bzw. die Bildungsanstalt wird dann auf die Unstimmigkeiten hingewiesen. Sollte der ?Anbieter? entgegen besseren Wissens die Sch?ler weiterhin falsch informieren, kann der Bildungskontrollrat, der die Schulaufsicht aus?bt, beschlie?en, da? die Schule keine staatlichen Gelder mehr erh?lt und da? n?tigenfalls ein Verfahren wegen Betruges eingeleitet wird.

    Ein weiteres Problem, das die Dezentralisierung mit sich bringt, sind die R?umlichkeiten. Nur wenige Schulen werden derart viele Kinder und Jugendliche umfassen, wie jetzige Schulen. Die kursorientierten Schulen w?ren (mit Ausnahme weniger nicht-staatlicher Schulen) die einzigen, die in ihren Sch?lerzahlen mit jetzigen Schulen konkurrieren k?nnten, da es bei diesem Schultyp reicht, wenn die einzelnen Kurse ?berschaubare Gr??en haben. Einige bisherige Schulgeb?ude k?nnen also durchaus von kursorientierten Schulen ?bernommen werden. Zumindest bei gr??eren bisherigen Schulgeb?uden wird nur ein Teil des Geb?udes als Schule verwendet werden; die anderen Teile sowie die ?brigen Schulen k?nnen als Verwaltungs- oder B?rogeb?ude verwendet werden, obwohl es davon ja schon mehr als genug gibt. Ein weiterer Teil kann in Bibliotheken, Jugendclubs und Vereinsr?ume umgewandelt werden.

    Die vielen neuen kleinen Schulen k?nnen in neu anzumietenden B?ror?umen, in frei werdenden und umzubauenden Lager- und Fabrikhallen, in zusammenzulegenden Privatwohnungen oder Villen am Stadtrand entstehen.

    Erste Schritte

    Ein derartiges freiheitlich-demokratisches Bildungssystem l??t sich nicht von einem Tag auf den anderen durchsetzen. Man kann aber ?berlegen, wie der Weg zu solch einem System aussehen kann.

    Ersteinmal mu? ?berhaupt die Bereitschaft bestehen, etwas an den bisherigen Verh?ltnissen zu ?ndern. Diese Ver?nderungsbereitschaft entsteht nur, wenn den Leuten die Schw?chen des aktuellen Systems bewu?t werden bzw. wenn sie erkennen, da? Alternativen tats?chlich m?glich und erfolgreich sind.

    Entsprechend mu? man erstmal auf die Widerspr?che des bestehenden Schulsystems aufmerksam machen und plausibel erkl?ren, warum der gew?nschte Erfolg bisher ausbleibt. Des weiteren mu? man versuchen, die weitverbreiteten Vorurteile abzubauen und dar?ber aufkl?ren, wie Lernen tats?chlich funktioniert.

    Gleichzeitig kann man auf die Erfolge zahlreicher Freier Alternativschulen hinweisen und somit die Bef?rchtungen vieler Leute auch praktisch widerlegen.

    F?r viele Einzelheiten, die sich erst nach und nach als regelungsbed?rftig erweisen, werden erst w?hrend dieser Umstellungsphase L?sungen entwickelt. Zu den ersten praktischen Ver?nderungen k?nnen Modellversuche geh?ren, in denen in drei oder vier verschiedenen Gegenden des Bundeslandes jeweils eine Sudbury School eingerichtet wird. In direkter N?he sollte jeweils eine kursorientierte Schule entstehen, so da? auch die Wechselwirkungen zwischen beiden Schultypen zustande kommen k?nnen. Innerhalb von sch?tzungsweise drei bis sechs Jahren liegen dann brauchbare Beobachtungsergebnisse vor. Aller Voraussicht nach werden diese Schulen genauso erfolgreich sein, wie die bereits existierenden Schulen gleichen Typs. Nachdem nochmal etwas Zeit f?r die Auswertung vergangen ist, wird mit der fl?chendeckenden Einf?hrung begonnen. Die kursorientierten Schulen lassen sich aus den bestehenden Staatsschulen entwickeln.

    W?hrend man (un-)geduldig auf den Ausgang der Schulversuche wartet, kann man schon mal mit einigen Ver?nderungen an den ?brigen gut 99% der Schulen beginnen. Zu den ersten Schritten geh?rt die beschleunigte Anerkennung von nicht-staatlichen Schulen, sowie deren finanzielle F?rderung in voller H?he ab dem ersten statt ab dem siebten Jahr. Ebenfalls gleich zu Anfang wird damit begonnen, in allen staatlichen Schulen die Vollversammlung zun?chst als beratendes Gremium einzuf?hren. Ein oder zwei Jahre sp?ter wird sie beschlie?endes Gremium. Die kommunale und die Landessch?lervertretung werden ebenfalls in den ersten zwei Jahren eingerichtet. Schulverweigerer werden zun?chst nicht mehr polizeilich verfolgt und laufende Bu?geldverfahren werden eingestellt, sofern der Sch?ler deutlich machen kann, da? es seine eigene Entscheidung war, die Schule nicht mehr zu besuchen. F?r sehr dringend ausstiegswillige Sch?ler wird nach individuellen L?sungen gesucht. Freistellungen und Beurlaubungen werden gro?z?gig erteilt. Die Vergabe von Zensuren wird auch gleich zu Anfang eingestellt. Zwar gibt es anfangs noch Lernerfolgskontrollen und Klassenarbeiten und diese werden auch ausgewertet, aber es gibt eben keine Zensuren mehr und es kann kaum noch Druck ausge?bt werden. Die Machtunterschiede zwischen Lehrern und Sch?lern werden geringer und das Verh?ltnis zum Lehrer meist deutlich besser. Verst?rkt finden Projektwochen und schulische Freizeitveranstaltungen statt, bei denen auch die Aufhebung der Alterstrennung praktiziert wird. Im Unterricht, in den Medien und in der Gesellschaft wird ausf?hrlich ?ber die ?nderungen diskutiert. Mit der fl?chendeckenden Einf?hrung der Sudbury Schools und der kursorientierten Schulen tritt die bereits verw?sserte Schulpflicht endg?ltig au?er Kraft. Nach deutlich weniger als 10 Jahren ist das freiheitlich-demokratische Bildungssystem endlich Wirklichkeit geworden.

    Welche Fragen sind noch offengeblieben? Was klingt unlogisch?

    Einw?nde, Anregungen usw. an:

    [email protected]
  • Hab zwar nur den anfang gelesen, klang aber ganz gut

    ich finde jedoch das in den ersten jahren die sch?ler einmal alles ausprobieren sollten, was ihnen spa? machte und danach entscheiden sollten


    ein satz gefiel mir nicht:

    Eine freiheitlich-demokratische, also eine auf den Prinzipien von Selbstbestimmung und Mitbestimmung aufbauende Gesellschaft ...


    Etwas derartiges Exestiert in der BRD nicht :lol:
  • es w?re in Zukunft eher besser auf solche ellenlangen TExte zu verlinken.. Das ist wegen der Diskussion besser.

    Mein Grund, den ganzen Text zu posten, ist: Der Text wird st?rker beachtet und lieber gelesen, weil man nicht neue Seiten aufmachen muss und an das Forumsdesign gew?hnt ist. Aber wenn in diesem Forum auch bei Kurzbeschreibung+Verlinkung Interesse aufkommt, werde ich es in Zukunft so umsetzen. K?rzere Texte, die in einen Beitrag passen, werde ich aber weiterhin vollst?ndig posten.
  • Is ne interessante Idee. Wobei mir unser derzeitiges Schulsystem eigentlich ganz gut gef?llt. Etwas Leistungsdruck und Disziplin muss sein, und wenn man gute Noten schreibt ist das sicher auch ganz sch?n. Und unbedingt machtlos ist man nicht gegen die Lehrer, wir haben zum Beispiel in der 8. erreicht dass wir einen anderen Mathelehrer bekommen. Ich sehe die Schule als Vorbereitung auf das Berufsleben. Wer vorher nie Stress hatte und weder Probleme noch Druck, wird sich schwer tun und vermutlich ?fter ?berfordert sein in unserer hektischen Welt.