Staatsverschuldung - Keynes`Schuld?

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  • Staatsverschuldung - Keynes`Schuld?

    "Wir tilgen ?berhaupt nichts. Seit Jahrzehnten nicht eine einzige Mark. Wann immer ein Kredit f?llig wird zur R?ckzahlung, dann nehmen wir einen neuen Kredit auf, um den alten Kredit abzul?sen. Wir bauen Schulden auf Schulden und nehmen Kredite am Schluss auf, um die Zinsen f?r die Schulden bezahlen zu k?nnen. Das ist der Zustand der Finanzwirtschaft in Deutschland, so wie wir ihn vorgefunden haben. So aber, meine Damen und Herren, kann es nicht weitergehen."
    (Bundesfinanzminister Hans Eichel am 09.11.2000 in der Berliner Humboldt-Universit?t)

    Die nach John Maynard Keynes` Theorie entstandene nachfrageorientierte Politik ("mangelnde Nachfrage hat an schwacher Konjunktur Schuld") setzt auf die aktive, antizyklische und staatlich-kontrollierte Steuerung der Volkswirtschaft. Zur Wiedergewinnung und Sicherung der Vollbesch?ftigung wird ein staatliches Ausgabenprogramm mit Verschuldung in Kauf genommen, damit der Staat in Zeiten schwacher Konjunktur neue Nachfrage schafft. Der Staat subventioniert z.B. Unternehmen, damit diese trotz schwacher Wirtschaft investieren, so eine Nachfrage schaffen und gleichzeitig durch ein vergr??ertes Angebot die Preise senken, was der Wirtschaft auf die Beine hilft.
    Was soll ich sagen! H?rt sich gut und logisch an, denn in Zeiten hoher Konjunktur soll der Verschuldung durch Erh?hung der Steuern entgegengewirkt werden. Doch zeigt die derzeitige Verschuldung Deutschlands von ?ber 1300 Milliarden Euro (Stand 2003), dass diese "Gewinnabsch?pfung" durch erh?hrte Steuern nie etwas bewirkt hat.
    Gerade in Zeiten der Globalisierung ist Keynesianismus Selbstmord, denn die Unternehmen k?nnen sich die Subventionen holen und wenn die Steuern steigen wird umgesiedelt.
    F?r mich ist die Theorie der Staatsverschuldung zur Verbesserung der Konjunktur l?ngst ?berholt, jedoch wird sie leider noch praktiziert.

    mfg Jenne
  • Die 1300 Milliarden d?rften sich bis heute (7/07) auf ca. 1.700 Milliarden aufgeschaukelt haben.
    Zur Veranschaulichung: Um bis eine Milliarde zu z?hlen ( 1,2,3,4,... angenommen im Sekundentakt) ben?tigte man 32 Jahre ohne Pausen.
    Tilgung ausgeschlossen! Vertuschung durch Krieg warscheinlich!

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    Michael Musil
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    „Die Erfindungen für Menschen werden unterdrückt, die Erfindungen gegen sie gefördert.“
    (Bertolt Brecht)
  • Die Zeichen sind mehr wie deutlich. Es wird zunehmend Unfriede in die Bev?lkerung getragen, die derzeit noch im Zaum zu halten sind. Die Armen werden immer Zahlreicher und die Reichen immer reicher. Siehe z.B. Titelseite Rhein-Zeitung vom 28.6.2007 (Zahl der Million?re in Deutschland gestiegen, Plus 4,1 % und gleich daneben "Bald mehr Geld f?r Rentner - Plus 0,54%) Man muss schon sehr betriebsblind sein, wenn die Absichten nicht durchschaut werden k?nnen. Dazu noch die Drangsalierungen der Hartz IV-Empf?nger. Fehlt zu gegebenem Anlass nur der Z?ndfunke und das Prekariat haut zu. B?rgerkrieg - Zerst?rung - Geldreform und das ganze Spielchen kann von vorn beginnen. Da? dann von "Freigeld" keine Rede sein wird versteht sich von selbst.

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  • Hierzu mal ein Artikel über die Tugenden des Kapitalismus (sprich der Notwendigkeit selbigen) und Keynes' Traum:


    Die Tugenden des Kapitalismus
    Arbeit, Sparsamkeit und Fleiß


    25. Dezember 2007 Während die Weltwirtschaftskrise die Menschen noch in Angst und Schrecken hielt, veröffentlichte der große britische Ökonom John Maynard Keynes einen vor Optimismus strotzenden Essay über die „Wirtschaftlichen Möglichkeiten unserer Enkel“. Keynes' Schrift, verfasst im depressiven Jahr 1930, entwirft ein utopisches Bild unserer heutigen Zeit. Der Optimismus speist sich aus der Zuversicht, dass auf lange Sicht Wachstum und technologischer Wandel die Menschheit dazu befähigen würden, ihre ökonomischen Probleme ein für allemal zu lösen.

    „Weil dann die materiellen Bedürfnisse befriedigt sind, können wir unsere Energie wieder nicht-ökonomischen Zielen zuwenden“, schreibt Keynes geradezu aufatmend. Wie kaum ein Zweiter hat er selbst vorgelebt, dass es wichtigere Dinge im Leben gibt als Wirtschaft und Arbeit. Nachdem den Enkeln ein um das Vier- bis Achtfache üppigerer gesellschaftlicher Wohlstand zur Verfügung stünde, bräuchten sie eigentlich gar nicht mehr zu schuften und könnten es sich leisten, ihr Leben völlig frei und ungezwungen zu genießen. Doch ganz ohne Arbeit hält es niemand aus, befürchtet Keynes, weshalb er für eine Fünfzehn-Stunden-Woche für alle plädiert. Der Kapitalismus schrumpft zur Nebensache. „Drei Stunden täglicher Arbeit müssen reichen, um den alten Adam in uns zufriedenzustellen.“

    Siebzehnfach besser als noch 1930

    Was ist aus dieser Utopie in unseren Tagen geworden? Ist ein Zustand genussvoller Tatenlosigkeit überhaupt wünschenswert? Keynes, übrigens auch Karl Marx, haben sich offenbar danach gesehnt. Und sie haben mit ihrem scheinbar paradiesischen Szenario unsere heutige Wirklichkeit nicht völlig verfehlt. Tatsächlich hat die Wachstumsmaschine der Weltwirtschaft trotz verheerender Kriege in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Prognose sogar noch übertroffen: Siebzehnfach besser stehen wir heute da, verglichen mit dem Lebensstandard von 1930, hat der italienische Wirtschaftswissenschaftler Fabrizio Zilibotti errechnet: „Wir haben eine Ära ungeahnten materiellen Fortschritts hinter uns.“

    Darüber, wie dieser Wohlstand zu verwenden sei, gehen die Meinungen der Nationen auseinander. Die Amerikaner wählen lieber ein höheres Einkommen und arbeiten dafür relativ lang. In Europa hingegen sind - bezogen auf die gebesserte Lebenserwartung und also die langen arbeitsfreien Mußejahre der Rentner eingerechnet - die heutigen Arbeitszeiten deutlich kürzer als vor 80 Jahren: Denn die Europäer haben sich entschieden, ihre Produktivitätserfolge in Freizeit zu tauschen, auch wenn sie nicht ganz bis zur 15-Stunden-Woche gekommen sind. Der reiche europäische Wohlfahrtsstaat bietet zudem einer Vielzahl von Bevölkerungsgruppen die Chance, von Transfers und also ohne Arbeit zu leben. Keynes' Utopie einer Gesellschaft ohne Arbeit ist ohne Zweifel auf dem europäischen Kontinent viel weiter gediehen als in den Vereinigten Staaten.

    Werte und Tugenden bringen die Wirtschaft in Fahrt

    Was die einen erschreckt, wird von den anderen gepriesen: Der Kapitalismus könnte verschwinden, wenn er einmal seine Schuldigkeit getan hätte und die Menschen beschließen sollten, ihre Haltungen und Einstellungen zur Arbeit zu ändern. Haltungen sind nämlich wichtig; denn der Kapitalismus braucht nicht nur Kapital. Er braucht nicht nur eine stabile Rechtsordnung und eine gute Politik. Immer mehr setzt sich unter Ökonomen die Erkenntnis durch, dass es kulturell vermittelte Werte und Tugenden sind, welche die wirtschaftliche Dynamik entscheidend in Fahrt bringen.

    „Die Menschen mussten Sparsamkeit, Sorgfalt oder Fleiß erst lernen, damit Unternehmertum als Ziel menschlichen Strebens lohnenswert werden konnte“, sagt der israelische Wirtschaftswissenschaftler Oded Galor, ein prominenter Vertreter dieser neuen kulturellen Wirtschaftstheorie.

    „Präferenzen sind nicht gottgegeben“, sagt auch Fabrizio Zilibotti und verweist auf die aristokratischen Eliten im achtzehnten Jahrhundert. Der europäische Adel absolutistischer Zeiten sonnte sich in einer Kultur des Müßiggangs - ganz so wie Keynes sich das Paradies für seine Enkel erträumt hatte: Man widmete sich ausgelassen den Freuden des Lebens und verbrachte den Alltag zwischen dem Genuss klassischer Musik und der gemeinsamen Jagd in den Wäldern. Unternehmerische Neugier war nicht gefragt; Pflicht und Arbeitsethos wurden allenfalls von den Dienern erwartet. Warum auch hätten adlige Eltern ihre Kinder und Enkel zu Fleiß und Sparsamkeit erziehen sollen? Wo jene doch später mit Sicherheit als Rentiers die ertragreichen Früchte ihrer Ländereien ernten durften. Ganz ohne Arbeit.

    Den eigenen Wohlstand gesteigert - und zugleich den aller

    Es war das Bürgertum, welches mit moralischer Wucht und unternehmerischem Elan den kapitalistischen Geist durchzusetzen wusste. Es waren die Bürger, die einen starken Anreiz verspürten, ihren Kindern Arbeitsdisziplin, Beharrlichkeit und Fleiß beizubringen. Denn Bildung, verbunden mit der rechten Haltung, zahlte sich später in einem höheren Arbeitseinkommen aus. Die Bourgeoisie hat es glänzend verstanden, ihre Werte des Maßes, der Bescheidenheit, der Sparsamkeit und der harten Arbeit als moralisch überlegen zu profilieren und als Vehikel des gesellschaftlichen Aufstiegs zu nutzen. Die Bürger haben damit - Erfolg der unsichtbaren Hand - nicht nur den eigenen, sondern zugleich den Wohlstand aller gesteigert.

    Die industrielle Revolution war nämlich mehr als nur eine Revolution von Kapitalakkumulation und Wachstum. Sie bedeutete zugleich eine politische und soziale Transformation der westlichen Welt, welche die Verteilung von Wohlstand und Einkommen radikal veränderte. Die industrielle Revolution war nicht nur eine Revolution der Produktionsbedingungen. Sie war auch eine Klassenrevolution.

    Leistung, Erfolg, Wettbewerb

    Kein Wunder, dass Max Webers berühmte Kapitalismusschrift, der zufolge die protestantische Ethik den Kapitalismus zum Laufen brachte, heutzutage wieder in Mode kommt. Lange Zeit war das Buch bei Soziologen und Ökonomen nicht mehr gut gelitten. Doch es könnte sein, dass wir der auf Triebverzicht beruhenden Askese und der am Berufsethos ausgerichtete Arbeitsdisziplin mehr Wohlstand verdanken als gedacht. „Der Schlag deines Hammers, den dein Gläubiger um 5 Uhr morgens oder um 8 Uhr abends vernimmt, stellt ihn auf sechs Monate zufrieden“, sagt der amerikanische Erfinder und Staatsmann Benjamin Franklin, einer von Max Webers Kronzeugen.

    Nichts ist selbstverständlich. Weder der Kapitalismus. Noch die zugehörigen kulturellen Prägungen. Aber Präferenzen, Normen und Glaubenshaltungen beeinflussen die wirtschaftliche Dynamik entscheidend. „Wer der Auffassung ist, Erfolg sei das Ergebnis von Leistung, wird anders leben als jemand, der meint, Erfolg sei eine Frage des glücklichen Zufalls“, sagt Wirtschaftsforscher Zilibotti. Solch unterschiedliche Grundüberzeugungen fördern oder schädigen das Wachstum und die Produktivität. Der meritokratische Glaube an einen Zusammenhang von Leistung und Erfolg spornt an zum wettbewerblichen Spiel. Der fatalistische Glaube an den Zufall fordert dagegen ein hohes Maß an Umverteilung, um das Glück der Beliebigkeit zu korrigieren.

    Keynes dachte an das Ende des Systems

    John Maynard Keynes sah die negativen Seiten der kapitalistischen Moral. Kein Wunder, dass der Gedanke ihn beflügelte, das ganze System könnte sich eines Tages erübrigen. „Gier ist ein Laster, Eintreiben von Wucherzins ein Vergehen und die Liebe zum Geld ist verabscheuungswürdig“, schreibt Keynes mit Bezug auf die Bibel: Wenn die Akkumulation von Wohlstand eines Tages nicht mehr von großer sozialer Relevanz sei, könne sich auch der Moralkodex der Menschen ändern.

    Was Keynes als Fortschritt beschreibt, beklagt Edmund Phelps, Ökonomienobelpreisträger des Jahres 2006, als Verlust. Wo in den Familien und Schulen nicht mehr Neugier, Abenteuerlust und Entdeckerfreude geweckt werden, erstickt der Tatendrang einer ganzen Generation. Und wo Gehorsam und Arbeitsdisziplin als Sekundärtugenden verspottet werden, vertrocknet jeglicher Ehrgeiz. Das hat fatale Auswirkungen auf wirtschaftliches Wachstum und Produktivität.

    Aber die wirtschaftlichen Folgen sind noch nicht einmal das Schlimmste. Es geht um die Frage, was ein gutes Leben ist. Wenn zum guten Leben die Neugier nach Erkenntnis, der Drang zur Tat und die Entfaltung der Freiheit gehören, dann können sich diese Tugenden im Kapitalismus nicht schlecht entfalten. Es wäre schade, wenn die Enkel darüber nur noch aus den Geschichtsbüchern erfahren würden.

    (Quelle:faz.net)
  • Zur Gier noch ein Beitrag

    „Gier ist ein Laster, Eintreiben von Wucherzins ein Vergehen und die Liebe zum Geld ist verabscheuungswürdig“, schreibt Keynes mit Bezug auf die Bibel: Wenn die Akkumulation von Wohlstand eines Tages nicht mehr von großer sozialer Relevanz sei, könne sich auch der Moralkodex der Menschen ändern.

    Den Menschen werden wir nur schwer ändern können, das System zu ändern ist eine Frage des Bewusstseins. Dank der gekauften Medien ist dieses Bewusstsein aber nicht vorhanden, Einen kleinen Beitrag dazu findet man auf michael-musil.de ganz unten der Link zum Thema Geld

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  • Seh ich anders. Menschen kann man ändern. Oder warum sind wir so, wie wir sind?
    Das System zu ändern ist eine Frage des Handelns. Die Medien sind nur Handlanger, egal von wem.

    Und wenn Du hier auf deine Website verweist, ist der Sache nicht geholfen.
    Tip: Stell doch die Texte, die Du für wichtig hältst, hier rein!

    Gruß, rotti
  • Hier noch ein Artikel aus dem Manager-Magazin vom Spiegel:


    JOHN MAYNARD KEYNES
    Der Mann, der Hitler kommen sah

    Nur wenige Denker prägten die Wirtschaft so wie John Maynard Keynes. Noch heute, 62 Jahre nach seinem Tod, polarisiert er. Denn soll der Staat tatsächlich eingreifen, um die Wirtschaft in Schwung zu bringen?

    Hamburg - Sogar im Videonetzwerk Youtube ist er zu finden. Er, das ist John Maynard Keynes. Und er dürfte sogar in jenen Kreisen bekannt sein, die an Wirtschaft kein Interesse haben. Denn Keynes gilt als Begründer jener Schule wirtschaftlicher Denker, die dem Staat mehr als nur eine bloße Nachtwächterrolle zumisst.
    Der Staat solle nicht bloß die Aufsicht führen, sondern gegebenenfalls eingreifen. Denn die gesamtwirtschaftliche Nachfrage steuere die Wirtschaft. Und dazu gehört auch der Staat.
    Das mit den Gräben, das war auch Keynes. Der Brite plädierte dafür, der Staat solle notfalls selbst zum Kunden werden. Es sei also besser, die Menschen Gräben ausheben und dann wieder zuschütten zu lassen als die Menschen in der Arbeitslosigkeit zu belassen. Denn so werde immerhin die Nachfrage angekurbelt.
    Für diese Fokussierung auf die Nachfrage dürften ihm Gewerkschaftler weltweit noch immer ein Lichtlein am 21. April, dem Todestag des Briten, entzünden. Immerhin verleiht er damit ihren steten Forderungen nach höheren Löhnen wissenschaftliches Fundament. Keynes selbst sprach von der inhärenten Unsicherheit der Wirtschaft. Anders als die bis dato herrschende Meinung darlegte, komme es also nicht automatisch zu einem Gleichgewicht am Arbeitsmarkt. Um das zu erreichen, sei neben dem privaten Konsumenten auch der Staat in der Pflicht. Im Abschwung, so Keynes, solle der Staat die Wirtschaft durch Aufträge stützen - zum Beispiel mit den genannten Bauaufträgen. "Deficit spending" ist das Schlagwort, das seitdem die Runde macht - angeblich nicht von Keynes selbst geprägt. Im Aufschwung könne sich der Staat dann wieder finanzieren, zum Beispiel über höhere Mehrwertsteuern.
    Das gleiche Bild auf Unternehmensebene - auch sie trügen eine Verantwortung gegenüber der Gesamtwirtschaft. Daher sollen Unternehmen ihren Angestellten auch in Krisenzeiten nicht die Löhne kürzen, so seine Empfehlung.

    Die wohltemperierte Wirtschaft
    Die Folge dieser Interventionen, so die Theorie: Die Wirtschaft bliebe wohltemperiert, Übertreibungen in die eine wie die andere Richtung gäbe es nicht.
    Keynes selbst wäre diese Einschätzung vermutlich etwas zu reduziert. Denn der Volkswirt ist mehr als Vater der Nachfragetheorie.
    Beispiel Verhandlungsteilnehmer: Keynes nahm zum Beispiel an historischen Verhandlungen teil. Vor allem die von Versailles war prägend, die 1919 festlegte, wie mit dem im ersten Weltkrieg niedergerungenen Deutschen zu verfahren sei. Und vor allem, in welcher Höhe Deutschland Reparationen an die Siegermächte zu zahlen habe. 160 Milliarden Mark verlangten die Alliierten. Keynes Kommentar: "Eine Zahlungsfähigkeit von 160, oder auch nur von 100 Milliarden Mark, liegt bei vernünftiger Schätzung nicht im Bereich der Möglichkeit. Diejenigen, welche glauben, dass Deutschland jährlich mehrere Milliarden Mark bezahlen kann, mögen doch angeben, in welchen bestimmten Waren diese Zahlung ihrer Meinung nach erfolgen soll und auf welchen Märkten die Waren verkauft werden sollen. Bis sie sich etwas genauer ausdrücken und ihre Schlüsse durch greifbare Angaben unterstützen, verdienen sie keinen Glauben." Später sah Keynes in diesem Vertrag eine wichtige Ursache für die Weltwirtschaftskrise in den 30er Jahren, die wiederum Adolf Hitler an die Macht brachte.
    Auch in Bretton Woods war Keynes mit von der Partie. Als britischer Verhandlungsführer schuf er damit maßgeblich das von 1944 bis 1973 gültige Währungssystem der Welt. Dieses System stützte sich auf den goldhinterlegten Dollar und kreierte - quasi im Vorübergehen - die Weltbank sowie den Internationalen Währungsfonds. Eine Niederlage war es dennoch für Keynes.
    Sein Gegenspieler war seinerzeit Harry Dexter White, ein Amerikaner und Chef des Finanzministeriums. Und er wollte die Stellung des heimischen Dollar gestärkt wissen. Das Ergebnis ist bekannt - die Dollar-Fokussierung der Welt war zementiert. "Wir haben nicht den Krieg gewonnen, um uns einer Horde Bankiers zu unterwerfen", wird die US-Delegation zitiert. Und entsprechend autark konnten die USA ihre Geld- und Währungspolitik bestimmen. Alle anderen Mitgliedstaaten mussten sich daran ausrichten, nur bei dauerhaften Ungleichgewichten wurde international interveniert. Keynes hatte für die Schaffung einer neuen Reservewährung gestimmt, die er hätte "Bancor" nennen wollen.

    Ein Mann der vielen Facetten
    Beispiel Glamour. Keynes war Mitglied der Bloomsbury Group, einem Zusammenschluss von Künstlern und Wissenschaftlern. Ein bekanntes Mitglied war Virginia Woolf. Er war homosexuell und stand dazu, was seinerzeit eine Seltenheit war. Er heiratete die schillernde russische Tänzerin Lydia Lopokova. Und er wurde 1942 geadelt, war fortan ein Lord of Tilton und damit Mitglied des House of Lords.
    Beispiel Geheimbünde. Bereits an der Universität von Cambrige, seiner akademischen Heimat, war er Mitglied des elitären Debattierclubs der Cambridge Apostles. Bekannt wurde der Club 1979 - durch den Cambridge Spionagering. Mindestens vier Männer in den höchsten Ämtern Großbritanniens wurden der Spionage für den Sowjet-Geheimdienst KGB überführt - und zwei davon waren ehemalige Apostles.
    Heute ist Keynes Beispiel und Vorbild für viele junge Volkswirte. Nur einen Nobelpreis hat er nie erhalten. Seiner Bekanntheit schadet das nicht.

    Quelle: manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,537865,00.html