Deutschlandradio Wissen – Das neue Konzept

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    • Deutschlandradio Wissen – Das neue Konzept

      Wer öfter mal bei Deutschlandradio reinhört, hat sicher mitbekommen, dass das Konzept und die Website von "Deutschlandradio Wissen" umgestaltet wurden. Deutschlandradio Wissen ist laut Wikipedia ein Jugendradio, was mir in den letzten Jahren allerdings nicht aufgefallen ist, da die Inhalte im Vergleich zu anderen Radiosendern recht anspruchsvoll gewesen sind.

      Die Website sieht jetzt mehr wie Windows 8 aus, also dieses Kachel-Schema, das wohl für Touch-Screen-Bildschirme praktisch sein soll. Gravierender ist aber die Änderung des Programmschemas. Fast alle Sendungen sind rausgeflogen und durch neue ersetzt worden. Aus den knapp 30 RSS-Feeds wurden folgende 9 Podcasts:

      Eine Stunde Film, Eine Stunde Liebe, Eine Stunde Netz, Eine Stunde Was mit Medien, Einhundert, Hörsaal, Redaktionskonferenz, Update, Zeitmaschine;

      Lediglich der Hörsaal und die Redaktionskonferenz sind übrig geblieben. Das Programm ist insgesamt musiklastiger geworden (überwiegend Pop), d.h. es enthält weniger Wissen. Bildungsprogramm ist teilweise einfach rausgeflogen. Der Grund für diese Änderungen wird in der ersten Folge (20. Februar 2014) der Sendung "Eine Stunde Netz" (Minute 12) genannt:

      "Wir haben auf jeden Fall gemerkt, wir erreichen zu wenig Frauen. [...] Wir haben gemerkt, zu viele Männer, oder vornehmlich Männer, auch mitte 40 fanden wir also mittelgut, wir wollten an die Ende 20-jährigen ran."
      Wo wir sind, da ist immer auch Ägypten.
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    • Scheinbar muss heutzutage alles gegendert und infantilisiert werden... Wenn das ein Einzelfall wäre, wäre es kein Thema. Es ist ja nicht tragisch, wenn ein Sender eine bestimmte Zielgruppe erreichen will. Leider hat das ganze ein System. Die Frauenquote soll nicht nur auf prestigeträchtige (!) Arbeitsplätze angewendet werden, sondern auch auf Zielgruppen der Medien. Wenn ein Programm überwiegend Männern in mittlerem Alter gefällt, muss sofort alles umgestellt werden, damit sich die Verhältnisse umkehren. Am liebsten wäre es denen wohl, wenn nur noch Frauen ihr Radio hören würden.

      Jetzt hat man also den Bildungsanteil in diesem sogenannten Wissensradio reduziert, um mehr Frauen unter 30 zu erreichen, oder die Männer zu vergraulen. Die Absurdität spricht für sich.

      DRadio Wissen könnte man jetzt fast schon Popradio Women nennen.
      Wo wir sind, da ist immer auch Ägypten.
      ~☤~
    • Im letzten Artikel haben wir der Redaktion von Deutschlandradio Wissen vorgeworfen, das Programm zugunsten der Gender-Ideologie umgeformt zu haben. Dazu noch einmal das Zitat aus der Sendung Eine Stunde Netz:

      Moderator: „Kann man grob sagen, was so dabei rumgekommen ist, also letztlich das, was man jetzt hört, wahrscheinlich?“

      Anja Stöcker: „Das ist natürlich das perfekte Ergebnis, was man jetzt hört, auch das was man online sieht. Also wir haben auf jeden Fall gemerkt, wir erreichen zu wenig Frauen. [...] Wir haben gemerkt, zu viele Männer, oder vornehmlich Männer, auch mitte 40 fanden wir also mittelgut, wir wollten an die Ende 20-jährigen ran.“

      Was hat sich denn tatsächlich getan? Um das herauszufinden, haben wir uns die Programmschemata von Januar und April angesehen. An einem Montag im Januar war das Programm von einem Zyklus gefüllt, der sich Mein Tag nannte. Er enthielt 10 kürzere Sendungen, nämlich:
      • Die Welt in 100 Sekunden
      • Agenda
      • Wissensnachrichten
      • Natur
      • Weltnachrichten
      • Medien
      • Globus
      • Kultur
      • Meine Zukunft
      • Spielraum
      Diese Sendungen wurden von 6 bis 17 Uhr wiederholt. Dazu kamen noch Programme wie Fazit, die Redaktionskonferenz, Mein Tag Kompakt, Radiolinks (Inhalte von Radio France und DRS, Reflexe, Echo der Zeit) und das Kalenderblatt. Das reine Musikprogramm hieß DJ Wissen und lief von 0.05 bis 5.05 und von 20.05 bis 21.05 Uhr. Das macht 5 Stunden und 55 Minuten reines Musikprogramm.

      Das neue Programmschema ist sehr viel übersichtlicher. Es beinhaltet gerade mal sechs Programmblöcke pro Tag. Montags ist das aktuell:
      • Schaum oder Haase (6.30)
      • Grünstreifen (10.00)
      • Update (18.00)
      • Redaktionskonferenz (18.15)
      • Eine Stunde Musik (20.00)
      • Soundtrack (21.00 - 6.30)
      Das reine Musikprogramm heißt hier Soundtrack und es läuft 9 Stunden und 30 Minuten. Dazu kommt noch die ausgiebige Lückenfüllermusik im Grünstreifen und anderen Sendungen, die gewiss mehr als eine Stunde ausmacht.

      Christian Schütte, der Redaktionsleiter, sagt zu der Änderung folgendes:

      „Weniger Wissenschaft auf keinen Fall. Also wir sind ja nach wie vor DRadio Wissen und wir haben ja auch im alten Programm Wissen sehr breit verstanden. Also eben nicht nur Wissenschaft, oder Naturwissenschaft – das ist ja meistens die erste Assoziation, die man so hat – sondern wir haben Politik gemacht, wir haben Wirtschaft gemacht, sehr viel Netz gemacht, Medien allgemein, Kultur, Bildung etc. Und die ganze Themenbreite, die bleibt nach wie vor bestehen, auch wenn wir jetzt nicht mehr quasi dieses Programmschema der Viertelstundentaktung haben, also diese Mechanik, die uns früher den ganzen Tag über begleitet hat. Die Themenbreite ist geblieben, nur es heißt halt eben nicht mehr Natur oder nicht mehr Agenda, nicht mehr Medien. Sondern wir haben das jetzt sozusagen weg von der Mechanik, rein in organischere Sendungen.“

      Da stellen sich einige Fragen. Frau Stöcker hat als Begründung für die Änderungen gesagt, dass der Frauenanteil zu niedrig und der Anteil von Männern mitte 40 zu hoch war.

      Wenn die Inhalte wirklich die gleichen geblieben sind, inwiefern führen die Änderungen dazu, dass der Anteil an weiblichen Hörern im Alter von 25-30 Jahren steigt? Liegt es an der Popmusik, die mittlerweile verstärkt gespielt wird? Oder bevorzugen Frauen in diesem Alter eine andere Zeittaktung des Programms? Sind vielleicht mehr Themen in den Vordergrund gerückt, für die sich eher Frauen interessieren? Oder finden Männer das ganze jetzt so langweilig, dass sie lieber Bayern 2 hören, wodurch der Frauenanteil bei den Hörern von Deutschlandradio Wissen automatisch steigt? Wir wissen es nicht.

      Warum die Änderungen? Der Sender beschreibt sich selbstbewusst als Junges Qualitätsradio. Er wird als Jugendradio bezeichnet, müsste sich also primär an Personen im Alter zwischen 13 und 21 Jahren richten. Wenn statt Jugendlichen jedoch überwiegend Männer im Alter von etwa 45 Jahren einschalten, hat der Sender seine Zielgruppe nicht erreicht. Es ist also berechtigt, das Programm dementsprechend anzupassen, sowohl inhaltlich, als auch schematisch. Die Frage ist nur: Zu welchem Preis?

      Das Programm von Deutschlandradio Wissen beschränkt sich unseres Wissens nicht auf ein bestimmtes Geschlecht. Insofern sollte es theoretisch so konzipiert sein, dass jeder gleichermaßen angesprochen wird, sofern er in der jugendlichen Zielgruppe (neuerdings alle unter 30 Jahren) ist. Ob das der Fall ist und ob die Änderungen seit Februar tatsächlich keinen Qualitätsverlust bedeuten, kann eine Programmanalyse zeigen.
      Wo wir sind, da ist immer auch Ägypten.
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