Putins Regierungserklärung zur Ukraine und der Krim vom 18. März 2014

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    • Putins Regierungserklärung zur Ukraine und der Krim vom 18. März 2014

      Rede des russischen Präsidenten
      Wladimir Putin am 18. März 2014 im Kreml vor Abgeordneten der
      Staatsduma, vor Mitgliedern des Föderationsrats, Gouverneuren des Landes
      und Vertretern der Zivilgesellschaft bezüglich der Bitte der Republik
      Krim und der Stadt Sewastopol um Aufnahme in den Bestand der Russischen
      Föderation.

      W. Putin: Guten Tag,
      sehr verehrte Mitglieder des Föderationsrats, sehr verehrte Abgeordnete
      der Staatsduma! Sehr geehrte Vertreter der Republik Krim und der Stadt
      Sewastopol – ja, sie sind hier, unter uns, als Bürger Russlands,
      Einwohner der Krim und Sewastopols!

      Verehrte Freunde, heute haben wir uns
      zur Besprechung einer Frage hier versammelt, die lebenswichtig und von
      historischem Ausmaß für uns alle ist. Am 16. März hat auf der Krim ein
      Referendum stattgefunden. Dieses Referendum verlief in voller
      Übereinstimmung mit demokratischen Normen und internationalen
      Vorschriften.

      An der Abstimmung haben mehr als 82% der
      Wähler teilgenommen, über 96% sprachen sich für einen Anschluss an
      Russland aus. Diese Zahlen sind durchaus überzeugend.

      Um zu verstehen, warum es zu genau
      dieser Wahl gekommen ist, genügt es, die Geschichte Russlands zu kennen
      und zu verstehen, was die Krim für Russland und was Russland für die
      Krim bedeutet.

      Alles auf der Krim ist von unserer
      gemeinsamen Geschichte, unserem gemeinsamen Stolz durchdrungen. Hier
      liegt das antike Chersones, wo der heilige Fürst Wladimir getauft wurde.
      Seine geistliche Aufopferung – die Annahme des orthodoxen Glaubens –
      bestimmte die allgemeine kulturelle Basis, das Wertesystem und die
      Zivilisation voraus, welche die Völker Russlands, der Ukraine und
      Weißrusslands vereint. Auf der Krim gibt es Gräber der russischen
      Soldaten, durch deren Heldenmut die Krim im Jahre 1783 unter russische
      Herrschaft kam. Die Krim – das ist Sewastopol, eine Legende von einer
      Stadt, eine Stadt mit einem großartigen Schicksal, eine Festungsstadt
      und die Heimatstadt der Schwarzmeerflotte. Die Krim – das ist Balaklawa
      und Kertsch, Malachow und Sapun-gora. Jeder dieser Orte ist ein
      Heiligtum für uns, all das sind Symbole für militärischen Ruhm und
      Heroismus.

      Die Krim ist eine einmalige Mischung aus
      den Kulturen und den Traditionen verschiedener Völker, und auch dadurch
      ähnelt sie dem großen Russland, wo im Verlauf der Jahrhunderte keine
      einzige der zahlreichen Völkerschaften verschwunden ist oder sich
      aufgelöst hat. Russen und Ukrainer, Krimtataren und Vertreter anderer
      Völkerschaften lebten und wirkten gemeinsam auf dem Boden der Krim, sie
      bewahrten sich ihre Eigenständigkeit, ihre Sprache und ihren Glauben.

      Übrigens sind von den 2.200.000
      Einwohnern der Krim heute fast anderthalb Millionen Russen, 350.000
      Ukrainer, die überwiegend die russische Sprache als ihre Muttersprache
      betrachten, sowie ungefähr 290-300.000 Krimtataren, ein bedeutender Teil
      derer, wie das Referendum gezeigt hat, sich ebenfalls in Richtung
      Russland orientiert.

      Ja, es gab eine Zeit, als man den
      Krimtataren, wie auch anderen Völkerschaften der UdSSR gegenüber mit
      Härte und Ungerechtigkeit aufgetreten ist. Ich will eines sagen:
      Millionen von Menschen verschiedener Nationalitäten wurden Opfer der
      damaligen Repressionen, vor allem natürlich auch Russen. Die Krimtataren
      sind inzwischen in ihre Heimat zurückgekehrt. Ich bin der Ansicht, dass
      es notwendig ist, alle politischen und rechtlichen Schritte dazu zu
      unternehmen, die Rehabilitation der Krimtataren zu vollenden und ihren
      guten Namen in vollem Umfang wiederherzustellen.

      Wir achten Vertreter aller
      Nationalitäten, die auf der Krim leben. Das ist ihr gemeinsames Haus,
      ihre kleine Heimat, und es wäre sicher richtig – denn ich weiß, dass die
      Einwohner der Krim das unterstützen – gäbe es dort nebeneinander drei
      gleichberechtigte Landessprachen: Russisch, Ukrainisch und
      Krimtatarisch.

      Verehrte Kollegen! Im Herzen und im
      Bewusstsein der Menschen war und bleibt die Krim ein unabdingbarer
      Bestandteil Russlands. Diese auf der Wahrheit und Gerechtigkeit
      beruhende Überzeugung war unerschütterlich und wurde von einer
      Generation an die nächste übergeben, vor ihr waren Zeit, Umstände und
      all die dramatischen Umbrüche machtlos, die wir und unser Land im
      Verlauf des 20. Jahrhunderts durchlitten haben.

      Nach der Revolution haben die
      Bolschewiken aus verschiedenen Beweggründen – Gott möge ihnen ein
      Richter sein – bedeutende Gebiete des historischen Südrussland an die
      Ukrainische Unionsrepublik abgetreten. Das passierte ohne
      Berücksichtigung der nationalen Zusammensetzung der Bewohner, und das
      ist der heutige Südosten der Ukraine. 1954 folgte dann die Entscheidung,
      die Oblast Krim an die Ukraine zu übergeben, dazu kam noch die Stadt
      Sewastopol, obwohl diese damals direkt der Union unterstand. Der
      Initiator dahinter war der Chef der Kommunistischen Partei der
      Sowjetunion, Chruschtschow, persönlich. Was seine Beweggründe waren – ob
      das Streben nach Unterstützung bei der ukrainischen Nomenklatur, oder
      das Bemühen, seine Mitschuld an den massiven Repressionen in der Ukraine
      in den 1930er Jahren auszubügeln – sei dahingestellt; das mögen
      Historiker untersuchen.

      Für uns ist etwas anderes wichtig: diese
      Entscheidung war eine Verletzung aller schon damals gültigen
      verfassungsmäßigen Normen. Diese Entscheidung wurde insgeheim, in
      Hinterzimmern getroffen. Natürlich wurde unter den Bedingungen des
      totalitären Staates nicht die Meinung der Bewohner der Krim und
      Sewastopols eingeholt. Natürlich gab es Fragen, warum denn die Krim
      plötzlich zur Ukraine gehört. Aber im Großen und Ganzen, das muss man
      direkt so sagen, wir verstehen das ja, wurde diese Entscheidung als
      reine Formsache empfunden, denn es war ja nichts als eine Umverteilung
      von Territorium innerhalb eines großen Landes. Damals war es nicht
      vorstellbar, dass die Ukraine und Russland einmal nicht mehr zusammen
      sein, dass sie zu verschiedenen Staaten werden. Aber so ist es gekommen.

      Das, was unwahrscheinlich schien, wurde
      leider zu Realität. Die Sowjetunion zerfiel. Die Ereignisse entwickelten
      sich so schnell, dass kaum jemand unter den damaligen Menschen die
      ganze Dramatik der Ereignisse und ihrer Folgen einzuschätzen wusste.
      Viele Menschen sowohl in Russland, als auch in der Ukraine und auch in
      anderen ehemaligen Sowjetrepubliken hofften, dass die damals neu
      entstandene Gemeinschaft Unabhängiger Staaten zu einer neuen Form einer
      gemeinsamen Staatlichkeit erwächst. Es wurde ja eine gemeinsame Währung,
      ein einheitlicher Wirtschaftsraum und gemeinsame Streitkräfte
      versprochen, doch all das blieben nur Versprechungen, dabei hat aber ein
      großes Land aufgehört zu existieren. Als die Krim sich nun auf dem
      Gebiet eines anderen Staates befand, hat Russland das so empfunden, als
      sei es nicht nur beraubt, sondern regelrecht bestohlen worden.

      Gleichzeitig muss man einräumen, dass
      Russland selbst durch die Initiierung der Unabhängigkeitserklärungen dem
      Zerfall der UdSSR Vorschub geleistet hat, bei dessen Gestaltung sowohl
      die Krim, als auch die Hauptbasis der Schwarzmeerflotte Sewastopol
      vergessen wurden. Millionen von Russen gingen in einem Land schlafen,
      und wachten hinter einer Grenze auf; sie wurden in einem Augenblick zu
      einer nationalen Minderheit in den ehemaligen Sowjetrepubliken, und das
      russische Volk wurde damals zum größten geteilten Volk der Welt.

      Heute, viele Jahre später, hörte ich,
      wie die Einwohner der Krim sagten, dass sie damals, 1991, wie ein Sack
      Kartoffeln einfach aus den einen Händen in andere übergeben wurden. Es
      ist schwer, dem zu widersprechen. Der russische Staat tat was? Er senkte
      sein Haupt und fand sich damit ab, schluckte diese Beleidigung. Unser
      Land befand sich damals in einer kritischen Lage, es konnte einfach
      nicht für seine Interessen einstehen. Doch die Menschen konnten sich mit
      dieser himmelschreienden historischen Ungerechtigkeit nicht abfinden.
      All diese Jahre haben sowohl die Bürger, als auch viele Persönlichkeiten
      der Gesellschaft dieses Thema oft angesprochen, indem sie sagten, dass
      die Krim seit jeher russische Erde sei, und Sewastopol eine russische
      Stadt. Ja, wir haben all das gut verstanden und im Herzen und in der
      Seele nachfühlen können, aber man musste von den Gegebenheiten ausgehen
      und nun auf einer neuen Grundlage gutnachbarliche Beziehungen mit der
      unabhängigen Ukraine aufbauen. Die Beziehungen zur Ukraine, mit dem
      ukrainischen Brudervolk waren und bleiben für uns höchst wichtig – ganz
      ohne Übertreibung.

      Heute kann man bereits offen darüber
      sprechen, deswegen möchte ich Ihnen einige Details aus den Verhandlungen
      vom Beginn der 2000er Jahre anführen. Damals hat der ukrainische
      Präsident Kutschma mich gebeten, den Prozess der Grenzziehung der
      russisch-ukrainischen Grenze zu beschleunigen. Bis dahin war dieser
      Prozess faktisch nicht vorangekommen. Irgendwie hatte Russland die Krim
      als Teil der Ukraine anerkannt, doch Gespräche über eine Grenzziehung
      gab es nicht. Ich war mir der ganzen Schwierigkeiten dieser Sache
      bewusst, gab aber gleich Anweisung, mit dieser Arbeit zu beginnen –
      nämlich die Grenzen festzuschreiben, damit alle verstehen: durch ein
      Einverständnis mit einer Grenzziehung erkennen wir die Krim de facto und
      de jure als ukrainisches Territorium an, womit wir diese Frage ein für
      alle Mal klären.

      Wir sind der Ukraine nicht nur in der
      Frage der Krim entgegengekommen, sondern auch in solch schwierigen
      Fragen wie der Grenzziehung im Aquatorium des Asowschen Meeres und der
      Straße von Kertsch. Wovon sind wir damals ausgegangen? Wir gingen davon
      aus, dass ein gutnachbarliches Verhältnis zur Ukraine für uns das
      Wichtigste ist, und dass es nicht Geisel unauflösbarer
      Territorialstreitigkeiten sein dürfe. Aber bei alledem rechneten wir
      natürlich auch damit, dass die Ukraine uns ein guter Nachbar sein wird,
      dass die Russen und die russischsprachigen Bürger in der Ukraine,
      besonders in ihrem Südosten, in Verhältnissen eines freundschaftlichen,
      demokratischen und zivilisierten Staates leben werden, wo ihre Rechte in
      Entsprechung mit internationalen Normen gewährleistet werden.

      Allerdings begann die Lage sich anders
      zu entwickeln. Mal für Mal kam es zu Versuchen, die Russen ihrer
      historischen Erinnerungen zu berauben, mitunter auch ihrer
      Muttersprache, womit sie zwangsweise assimiliert werden sollten.
      Natürlich litten die Russen wie auch andere Bürger der Ukraine unter der
      permanenten politischen und staatlichen Krise, welche die Ukraine
      bereits seit mehr als 20 Jahren erschüttert.

      Ich kann gut verstehen, warum die
      Menschen in der Ukraine Veränderung wollten. In den Jahren der
      Unabhängigkeit sind sie dieser Staatsmacht überdrüssig geworden. Es
      wechselten die Präsidenten, die Premiers, die Abgeordneten der Rada,
      aber das Verhältnis zu ihrem Land, zum Volk, blieb immer das Gleiche.
      Sie saugten die Ukraine aus, stritten untereinander um Vollmachten,
      Aktiva und Finanzströme. Dabei interessierte es die Mächtigen kaum, wie
      es den einfachen Menschen geht, warum beispielsweise Millionen von
      Ukrainern keine Perspektive im eigenen Land sehen und deshalb gezwungen
      waren, zu Tagelöhnerarbeiten ins Ausland zu gehen. Das will ich
      unterstreichen – es ging nicht um die „Silicon Valleys“, sondern genau
      um Tagelöhnerarbeiten. Allein in Russland gingen im vergangenen Jahr um
      die 3 Millionen Ukrainer einer Arbeit nach. Nach einigen Angaben beträgt
      die Summe ihrer Einkünfte für das Jahr 2013 in Russland insgesamt über
      20 Milliarden US-Dollar, das sind etwa 12 Prozent des
      Bruttoinlandsprodukts der Ukraine.

      Ich wiederhole: ich kann diejenigen gut
      verstehen, die unter friedlichen Losungen auf den Maidan gingen, um
      gegen Korruption, ineffiziente Staatsführung und Armut zu protestieren.
      Das Recht auf friedliche Proteste, auf demokratische Prozesse und Wahlen
      existiert ja gerade dazu, um eine Regierung abzuwählen, die den
      Menschen missfällt. Doch die, welche hinter den letzten Ereignissen
      standen, verfolgten ganz andere Ziele – sie bereiteten einem
      Staatsstreich die Wege. Dazu wurden Terror, Mord und Pogrome
      veranstaltet. Die treibenden Kräfte des Staatsstreichs waren
      Nationalisten, Neonazis, Russophobe und Antisemiten. Genau sie sind es
      auch, die bis heute in vielerlei Hinsicht das Leben in der Ukraine
      bestimmen.

      Gleich zu Beginn wird von der
      sogenannten „Regierung“ über eine skandalöse Gesetzesvorlage einer
      Änderung der Sprachenpolitik im Lande beraten, durch die Rechte
      nationaler Minderheiten direkt verletzt würden. Freilich haben die
      ausländischen Sponsoren dieser heutigen „Politiker“, die Berater der
      heutigen „Regierung“ die Initiatoren dieser Idee sogleich
      zurückgepfiffen. Sie sind ja durchaus kluge Leute, das muss man ihnen
      schon zugestehen, und sie wissen, wozu Versuche führen werden, eine
      ethnisch reine Ukraine zu schaffen. Die Gesetzesvorlage wurde
      zurückgestellt, aber ganz offenbar auf Zeit. Von der Existenz dieser
      Gesetzesvorlage wird jetzt geschwiegen, offenbar kalkuliert man mit dem
      kurzen Gedächtnis der Menschen. Aber es ist allen vollkommen klar
      geworden, was genau die heutigen ideellen Erben Banderas – Hitlers
      Mittäter in der Zeit des Zweiten Weltkriegs – in nächster Zeit
      unternehmen werden.

      Klar ist ebenso, dass es bis heute keine
      legitime exekutive Macht in der Ukraine gibt, es gibt niemanden, mit
      dem man verhandeln könnte. Viele staatliche Organe sind von
      Titelbetrügern usurpiert worden, dabei haben sie keine Kontrolle über
      irgendetwas im Lande, im Gegenteil – und das will ich betonen – oftmals
      befinden sie sich unter der Kontrolle von Radikalen. Um zu einem Empfang
      bei manchem Minister der heutigen Regierung vorgelassen zu werden,
      benötigt man die Genehmigung bewaffneter Schläger vom Maidan. Das ist
      kein Scherz, sondern heutige Realität.

      Denen, die dem Putsch Widerstand
      leisteten, wurden Repressionen und Strafexpeditionen angedroht. Und
      natürlich war die russischsprachige Krim die erste in dieser Reihe. Im
      Zusammenhang damit haben sich die Bewohner der Krim und Sewastopols an
      Russland gewandt, mit dem Aufruf, ihre Rechte und ihr Leben zu schützen
      und das, was im Lande ablief, nicht zuzulassen – was aber bis heute noch
      in Kiew, in Donezk, in Charkow und anderen Städten in der Ukraine
      passiert.

      Natürlich konnten wir diese Bitte nicht
      ausschlagen, wir konnten die Krim und ihre Bewohner nicht der Not
      überlassen, denn das wäre Verrat gewesen.

      Vor allem ging es darum, Bedingungen für
      eine friedliche, freie Meinungsäußerung zu schaffen, damit die Bewohner
      der Krim ihr Schicksal erstmals in der Geschichte selbst bestimmen
      konnten. Allerdings was hören wir heute von unseren Kollegen in
      Westeuropa, in Nordamerika? Uns wird gesagt, wir würden die geltenden
      Normen des Völkerrechts verletzen. Erstens, es ist sehr gut, dass sie
      sich wenigstens daran erinnern, dass es ein Völkerrecht gibt – vielen
      Dank schon allein dafür; besser spät, als nie.

      Und zweitens, das Wichtigste: was ist es
      denn, was wir angeblich verletzen? Ja, der Präsident der Russischen
      Föderation bekam vom Oberhaus des Parlaments das Recht, die Streitkräfte
      in der Ukraine einzusetzen. Doch von diesem Recht wurde streng genommen
      noch nicht einmal Gebrauch gemacht. Die Streitkräfte Russlands sind
      nicht auf das Territorium der Krim eingedrungen, sondern sie waren in
      Entsprechung mit einem internationalen Vertrag bereits dort. Ja, wir
      haben unsere Gruppierung vor Ort verstärkt, haben dabei aber – und ich
      möchte das unterstreichen, damit es alle wissen und es hören – die
      maximal zulässige Mannstärke unserer Truppenpräsenz auf der Krim nicht
      überschritten; diese sieht 25.000 Mann vor, aber es bestand kein Bedarf
      an einer solchen Zahl.

      Und weiter. Bei der
      Unabhängigkeitserklärung und der Ausrufung eines Referendums hat der
      Oberste Rat der Krim sich auf die UN-Charta berufen, in der davon die
      Rede ist, dass eine Nation über Selbstbestimmungsrecht verfügt. Übrigens
      hat die Ukraine selbst sich textlich fast identisch darauf berufen, als
      sie aus der UdSSR ausschied – das sei angemerkt. Die Ukraine nahm
      dieses Recht für sich in Anspruch, und den Bewohnern der Krim wird es
      verwehrt. Aus welchem Grund?

      Außerdem stützte sich die Regierung der
      Krim auf den bekannten Präzedenzfall mit Kosovo, ein Präzedenzfall, den
      unsere westlichen Partner selbst geschaffen haben, quasi mit eigenen
      Händen, und zwar in einer Lage, die der in der Krim ganz analog ist; man
      erklärte die Trennung des Kosovo von Serbien für legitim und versuchte
      die Beweisführung, dass es keines Einverständnisses der Zentralmacht für
      solche unilateralen Unabhängigkeitserklärungen bedürfe. Der
      Internationale Gerichtshof der UN hat auf Grundlage von Paragraph 1
      Punkt 2 der UN-Charta sein Einverständnis damit erklärt und in seiner
      Entscheidung am 22. Juli 2010 folgendes erklärt. Ich zitiere wörtlich:
      „Es besteht kein allgemeines Verbot einseitiger
      Unabhängigkeitserklärungen, das aus der Praxis des Sicherheitsrates
      resultieren würde“ – und weiter: „Das allgemeine Völkerrecht beinhaltet
      keinerlei anwendbares Verbot von Unabhängigkeitserklärungen“. Wie man so
      schön sagt, alles glasklar.

      Ich mag es nicht besonders, Zitate
      anzubringen, aber kann doch nicht davon absehen, noch einen Auszug aus
      einem offiziellen Dokument zu bringen, diesmal ist das ein schriftliches
      Memorandum der USA vom 17. April 2009, das diesem Internationalen
      Gerichtshof im Zusammenhang mit der Anhörung zu Kosovo vorgelegt wurde.
      Wieder Zitat: „Unabhängigkeitserklärungen können, wie das auch häufig
      passiert, das innere Recht verletzen. Aber das bedeutet nicht, dass
      dadurch das Völkerrecht verletzt wird“. Zitat Ende. Sie haben es selbst
      geschrieben, der ganzen Welt verkündet, alle zurechtgebogen, und nun
      regen sie sich auf. Worüber denn? Das, was die Bewohner der Krim tun,
      passt exakt in diese Instruktion – eine solche ist es ja faktisch. Das,
      was die Albaner in Kosovo (denen wir mit Achtung begegnen) dürfen, wird
      den Russen, Ukrainern und Krimtataren auf der Krim verwehrt. Wieder die
      Frage: Warum?

      Von genau den gleichen – von den
      Vereinigten Staaten und von Europa – hören wir, dass Kosovo angeblich
      ein Sonderfall gewesen sei. Worin besteht denn das Besondere nach
      Meinung unserer Kollegen? Es stellt sich heraus, dass es darin besteht,
      dass es im Verlauf des Kosovokonflikts viele menschliche Opfer gegeben
      hat. Was ist das denn – ein juristisches Argument? In der Entscheidung
      des Internationalen Gerichtshofs ist davon überhaupt keine Rede. Wissen
      Sie, das sind schon nicht einmal mehr doppelte Standards. Das ist ein
      frappierend primitiver und unverhohlener Zynismus. Es kann doch nicht
      sein, dass man alles so grob für seine Interessen zurechtbiegt, ein und
      dieselbe Sache heute „schwarz“ und morgen „weiß“ nennt. Denn soll daraus
      etwa folgen, dass man einen jeden Konflikt bis zu menschlichen Opfern
      vorantreiben muss?

      Ich will es direkt sagen: wenn die
      örtlichen Einheiten der Selbstverteidigung die Lage nicht rechtzeitig
      unter ihre Kontrolle gebracht hätten, hätte es dort auch Opfer geben
      können. Und Gott sei Dank ist das nicht passiert! In der Krim ist es zu
      keinem einzigen bewaffneten Zusammenstoß gekommen, es gab keine
      menschlichen Opfer. Was denken Sie, weshalb? Die Antwort ist einfach:
      weil es schwierig oder praktisch unmöglich ist, gegen ein Volk und
      dessen Willen Krieg zu führen. In diesem Zusammenhang möchte ich den
      ukrainischen Armeeangehörigen danken – und das sind nicht wenige,
      insgesamt 22.000 Mann mit voller Bewaffnung. Ich will denjenigen
      ukrainischen Armeeangehörigen danken, die sich nicht zu einem
      Blutvergießen haben hinreißen lassen und sich nicht mit Blut befleckt
      haben.

      Verehrte Kollegen! Im Zusammenhang mit
      der Lage in der Ukraine spiegelt sich all das, was derzeit, aber auch
      bereits in den vergangenen Jahrzehnten in der Welt passiert. Nach dem
      Verschwinden der bipolaren Welt ist diese Welt nicht etwa stabiler
      geworden. Wichtige und internationale Institutionen erstarken nicht, im
      Gegenteil, häufig ist es so, dass sie an Bedeutung verlieren. Unsere
      westlichen Partner, allen voran die Vereinigten Staaten, ziehen es vor,
      in ihrer praktischen Politik nicht vom Völkerrecht, sondern vom Recht
      des Stärkeren Gebrauch zu machen. Sie glauben an ihre Erwähltheit und
      Exklusivität, daran, dass sie die Geschicke der Welt lenken dürfen und
      daran, dass immer nur sie allein Recht haben können. Sie handeln so, wie
      es ihnen einfällt: mal hier, mal da wenden sie Gewalt gegen souveräne
      Staaten an, bilden Koalitionen nach dem Prinzip „wer nicht mit uns ist,
      ist gegen uns“. Um ihren Aggressionen das Mäntelchen der Rechtmäßigkeit
      zu verleihen, erwirken sie entsprechende Resolutionen bei
      internationalen Organisationen, und wenn das aus irgendeinem Grunde
      nicht gelingt, dann ignorieren sie sowohl den UN-Sicherheitsrat, als
      auch die UNO als Ganzes.

      So war es in Jugoslawien – daran können
      wir uns gut erinnern – im Jahr 1999. Es war kaum zu glauben, ich traute
      meinen Augen nicht, doch am Ende des 20. Jahrhunderts wurde eine der
      europäischen Hauptstädte, Belgrad, von Raketen- und Bombenangriffen
      erschüttert, wonach eine wirkliche Intervention folgte. Was, gab es denn
      damals zu dieser Frage eine Resolution des UN-Sicherheitsrats, die ein
      solches Vorgehen gestatten würde? Nichts dergleichen. Danach folgten
      Afghanistan, Irak, und unverhohlene Verletzungen der UNSC-Resolution zu
      Libyen, als man anstelle der Errichtung einer sogenannten
      Flugverbotszone mit Bombardements begann.

      Es gab auch eine ganze Serie an
      gesteuerten „farbigen“ Revolutionen. Es ist klar, dass die Menschen in
      den Ländern, in denen sie passierten, müde waren von der Tyrannei, von
      der Armut, von der Perspektivlosigkeit, doch diese Gefühle wurden
      zynisch ausgenutzt. Diesen Ländern wurden Standards aufgezwungen, die in
      keinerlei Weise den Lebensweisen, den Traditionen oder der Kultur
      dieser Völker entsprachen. Im Endeffekt herrscht anstelle von Demokratie
      und Freiheit das Chaos, Gewalt und eine Abfolge an Staatsstreichen. Der
      „Arabische Frühling“ wurde zum „Arabischen Winter“.

      Ein ähnliches Szenario kam in der
      Ukraine zur Anwendung. Im Jahr 2004 erfand man eine von der Verfassung
      nicht vorgesehene dritte Runde bei den Präsidentschaftswahlen, um den
      genehmen Kandidaten damit durchzubringen. Das ist ein Absurdum und ein
      Hohn gegenüber der Verfassung. Jetzt wurde eine vorab ausgebildete, gut
      ausgerüstete Armee aus bewaffneten Radikalen in das Szenario
      eingebracht.

      Wir verstehen sehr gut, was hier
      abläuft, wir wissen, dass diese Aktionen sowohl gegen die Ukraine, als
      auch gegen Russland gerichtet waren, ebenso auch gegen eine Integration
      im eurasischen Raum. Und das während einer Zeit, in der Russland
      aufrichtig um Dialog mit unseren Kollegen im Westen bemüht war. Wir
      schlagen ständig Kooperation in Schlüsselfragen vor, wir wollen das
      gegenseitige Vertrauen fördern, wir wünschen, dass unsere Beziehungen
      auf Augenhöhe stattfinden, dass sie offen und ehrlich seien. Aber wir
      sehen keinerlei Entgegenkommen.

      Im Gegenteil, wir wurden Mal ums Mal
      betrogen, es wurden Entscheidungen hinter unserem Rücken getroffen, man
      stellte uns vor vollendete Tatsachen. So war es mit der
      NATO-Osterweiterung, mit der Installation von militärischer
      Infrastruktur an unseren Grenzen. Uns wurde immer ein und dasselbe
      erzählt: „Na, das geht euch nichts an.“ Es ist leicht gesagt, es gehe
      uns nichts an.

      So war es auch mit der Entfaltung der
      Raketenabwehrsysteme. Ungeachtet all unserer Befürchtungen bewegt sich
      die Maschinerie vorwärts. So war es auch mit dem endlosen
      In-die-Länge-Ziehen der Verhandlungen zu Fragen der Visafreiheit, mit
      den Versprechen eines ehrlichen Wettbewerbs und eines freien Zugangs zu
      den globalen Märkten.

      Heute droht man uns mit Sanktionen, aber
      wir leben ohnehin schon unter einer Reihe an Einschränkungen, die für
      uns, unsere Wirtschaft und unser Land insgesamt sehr bedeutend sind.
      Beispielsweise haben die USA, danach auch andere Länder es noch im
      Kalten Krieg verboten, bestimmte Technologien und Ausrüstung an die
      UdSSR zu verkaufen, es gab dazu die sogenannten CoCom-Listen. Diese sind
      heute formal annulliert, aber nur formal, denn faktisch gelten viele
      Verbote auch weiterhin.

      Kurz, wir haben allen Grund zu der
      Annahme, dass die sprichwörtliche Eindämmungspolitik gegen Russland, die
      sowohl im 18., im 19. und im 20. Jahrhundert betrieben wurde, auch
      heute noch fortgeführt wird. Man versucht ständig, uns in irgendeine
      Ecke zu drängen, und zwar dafür, dass wir eine unabhängige Position
      vertreten, dafür, dass wir diese verteidigen, und dafür, dass wir die
      Dinge beim Namen nennen und nicht heucheln. Im Falle der Ukraine haben
      unsere westlichen Partner eine Grenze überschritten, handelten grob,
      verantwortungslos und unprofessionell.

      Sie waren doch ausgezeichnet im Bilde
      darüber, dass sowohl in der Ukraine, als auch auf der Krim Millionen
      russischer Menschen leben. Wie sehr muss man denn politisches Feingefühl
      und Augenmaß eingebüßt haben, um die Folgen seiner Handlungen nicht
      vorauszusehen? Russland ist an eine Grenze gelangt, hinter die es nicht
      mehr zurück konnte. Wenn man eine Feder bis zum Anschlag zusammendrückt,
      wird sie sich irgendwann einmal mit Gewalt ausspannen. Dessen sollte
      man immer gewahr sein.

      Heute ist es notwendig, die Hysterie
      abzustellen, die Rhetorik aus Zeiten des Kalten Kriegs zu beenden und
      eine offensichtliche Sache anzuerkennen: Russland ist ein selbständiger,
      aktiver Faktor der internationalen Gemeinschaft, es hat, wie andere
      Länder auch, nationale Interessen, die man berücksichtigen und achten
      muss.

      Dabei sind wir all denen dankbar, die
      unseren Schritten zur Lage auf der Krim mit Verständnis begegnet sind;
      wir sind dem chinesischen Volk dankbar, dessen Führung die Lage um die
      Ukraine und die Krim in der Fülle der historischen und politischen
      Komplexität betrachtete und auch weiterhin betrachtet; wir schätzen die
      Zurückhaltung und die Objektivität Indiens hoch.

      Heute möchte ich mich ebenso auch an das
      Volk der Vereinigten Staaten von Amerika wenden, an die Menschen, die
      seit den Zeiten der Gründung dieses Staates, der Annahme der
      Unabhängigkeitserklärung stolz darauf sind, dass die Freiheit ihr
      höchstes Gut ist. Ist denn das Streben der Menschen auf der Krim nach
      freier Wahl ihres Schicksals nicht ebensolch ein Gut? Verstehen Sie uns.

      Ich denke, auch die Europäer werden
      Verständnis haben, vor allem die Deutschen. Ich möchte daran erinnern,
      dass im Verlauf der politischen Konsultationen zur Vereinigung der BRD
      und der DDR auf, gelinde gesagt, Expertenebene, bei weitem nicht alle
      Vertreter der Länder, die Verbündete Deutschlands waren und sind, die
      Idee der Wiedervereinigung befürwortet haben. Unser Land hat, ganz im
      Gegenteil, das aufrichtige und unaufhaltsame Streben der Deutschen nach
      nationaler Einheit eindeutig unterstützt. Ich bin mir sicher, dass Sie
      das nicht vergessen haben, und rechne damit, dass die Menschen in
      Deutschland ebenso auch das Bestreben der russischen Welt, des
      historischen Russland nach Wiedererrichtung der Einheit unterstützen.

      Ich wende mich ebenso an das Volk der
      Ukraine. Ich wünsche aufrichtig, dass ihr uns versteht: wir wollen euch
      auf keine Weise schaden oder eure nationalen Gefühle verletzen. Wir
      haben die territoriale Integrität des ukrainischen Staates immer
      geachtet, im Gegensatz übrigens zu denen, die die Einheit der Ukraine
      ihren politischen Ambitionen opfern. Sie prunken mit Losungen über eine
      Groß-Ukraine, doch genau diese sind es, die alles dafür tun, das Land zu
      spalten. Der heutige gesellschaftliche Konflikt lastet vollständig auf
      deren Gewissen. Ich möchte, dass ihr mich anhört, liebe Freunde. Glaubt
      denen nicht, die euch mit Russland schrecken wollen, die davon schreien,
      dass der Krim weitere Regionen folgen werden. Wir wünschen keine
      Spaltung der Ukraine, das ist nicht das, was wir brauchen. Was die Krim
      anbetrifft, so ist und bleibt sie russisch, ukrainisch und
      krimtatarisch.

      Ich wiederhole es – sie wird, wie es
      seit Jahrhunderten gewesen ist, eine Heimat für Vertreter aller dort
      lebenden Völker bleiben. Aber sie wird nie eine Heimat für
      Bandera-Anhänger sein!

      Die Krim ist unser gemeinsames Erbe und
      ein höchst wichtiger Stabilitätsfaktor in der Region. Dieses strategisch
      bedeutsame Territorium muss sich unter einer starken, stabilen
      Souveränität befinden, die zum heutigen Tag de facto nur Russland bieten
      kann. Sonst, liebe Freunde – und damit wende ich mich sowohl an die
      Ukraine, als auch an Russland – können wir die Krim insgesamt verlieren,
      und zwar in durchaus nicht langer Zeit. Bitte bedenken Sie diese Worte.

      Ich möchte ebenso daran erinnern, dass
      es in Kiew bereits schon Erklärungen über einen Beitritt der Ukraine zur
      NATO gegeben hat. Was würde diese Perspektive für die Krim und
      Sewastopol bedeuten? Es würde bedeuten, das in einer Stadt der
      russischen militärischen Ehre die NATO-Flagge weht, dass es eine
      Bedrohung für den gesamten Süden Russlands gäbe – keine vorübergehende,
      sondern eine ganz konkrete. Alles, was hätte passieren können, ist eben
      das, was hätte passieren können, gäbe es die Wahl der Bewohner der Krim
      nicht. Dafür sei ihnen großer Dank.

      Übrigens sind wir nicht gegen eine
      Zusammenarbeit mit der NATO, ganz und gar nicht. Wir sind dagegen, dass
      eine Militärallianz – und die NATO ist und bleibt bei allen internen
      Prozessen immer noch eine Militärallianz – vor unserem Zaun, an unserem
      Haus und auf unseren historischen Territorien das Sagen hätte. Wisst
      ihr, ich kann es mir einfach nicht vorstellen, dass wir nach Sewastopol
      zu Besuch bei NATO-Seeleuten fahren. Sie sind übrigens überwiegend ganz
      wunderbare Jungs, aber sollen sie lieber nach Sewastopol zu uns zu
      Besuch kommen, als wir zu ihnen.

      Ich will es direkt sagen: es tut uns in
      der Seele weh, was gerade in der Ukraine passiert, dass Menschen leiden,
      dass sie nicht wissen, wie sie heute leben sollen und was morgen wird.
      Unsere Besorgnis ist verständlich, wir sind ja nicht einfach nur gute
      Bekannte, sondern wir sind faktisch, und das habe ich schon mehrfach
      betont, ein Volk. Kiew ist die Mutter der russischen Städte. Die alte
      Rus ist unser gemeinsamer Ursprung, und wir können nicht ohne einander,
      egal, was passiert.

      Noch eines will ich sagen. In der
      Ukraine leben und werden weiterhin Millionen russischer Menschen,
      russischsprachiger Bürger leben, und Russland wird ihre Interessen auch
      weiterhin politisch, diplomatisch und juristisch schützen. Allerdings
      muss die Ukraine in erster Linie selbst daran interessiert sein, die
      Interessen dieser Menschen zu garantieren. Darin besteht ein Unterpfand
      für die Stabilität des ukrainischen Staates und der territorialen
      Integrität des Landes.

      Wir wollen Freundschaft mit der Ukraine,
      wir wollen, dass sie ein starker, souveräner und sich selbst genügender
      Staat ist. Für uns ist die Ukraine ja einer der wichtigsten Partner, es
      gibt unzählige gemeinsame Projekte, und ungeachtet aller Dinge glaube
      ich an ihren Erfolg. Und das wichtigste: wir wollen, dass Frieden und
      Einvernehmen auf ukrainischem Boden einkehren, und gemeinsam mit anderen
      Ländern wollen wir darin umfassende Unterstützung leisten. Doch ich
      wiederhole es: nur die Bürger der Ukraine selbst sind dazu in der Lage,
      im eigenen Haus für Ordnung zu sorgen.

      Die Entschiedenheit der außenpolitischen
      Position Russlands beruhte auf dem Willen von Millionen von Menschen,
      auf einem gesamtnationalen Konsens, auf der Unterstützung der führenden
      politischen und gesellschaftlichen Kräfte. Ich möchte allen für diese
      patriotische Einstellung Dank sagen. Allen ohne Ausnahme. Doch für uns
      ist es jetzt wichtig, diese Konsolidierung auch weiterhin zu bewahren,
      um die Aufgaben anzugehen, die vor Russland stehen.

      Wir werden es mit Sicherheit auch mit
      äußeren Gegenmanövern zu tun bekommen, doch wir müssen für uns selbst
      entscheiden, ob wir dazu bereit sind, unsere nationalen Interessen
      konsequent zu verteidigen, oder ob wir sie mehr und mehr aufgeben und
      uns wer weiß wohin zurückziehen. Manche westlichen Politiker schrecken
      uns bereits nicht nur mit Sanktionen, sondern auch mit der Perspektive
      einer Verschärfung der inneren Probleme. Es wäre interessant zu
      erfahren, was sie damit meinen: Aktivitäten einer gewissen „Fünften
      Kolonne“ – also verschiedener „Vaterlandsverräter“ – oder rechnen sie
      damit, dass sie die soziale und wirtschaftliche Lage Russlands
      verschlechtern können und damit eine Unzufriedenheit der Menschen
      hervorrufen? Wir betrachten solche Verlautbarungen als unverantwortlich
      und offen aggressiv, und werden entsprechend darauf reagieren. Dabei
      werden wir selbst niemals nach einer Konfrontation mit unseren Partnern –
      weder in Ost, noch in West – streben; ganz im Gegenteil, wir werden
      alles Notwendige unternehmen, um zivilisierte, gutnachbarliche
      Beziehungen aufzubauen, so, wie es sich in der heutigen Welt gehört.

      Verehrte Kollegen!

      Ich verstehe die Bewohner der Krim, die
      die Frage beim Referendum maximal direkt und klar formuliert haben: ob
      die Krim mit der Urkaine, oder mit Russland sein soll. Man kann mit
      Sicherheit sagen, dass die Führung der Krim und der Stadt Sewastopol und
      die Abgeordneten der gesetzgebenden Organe bei der Formulierung der
      Frage des Referendums jegliche Gruppen- und Parteieninteressen
      beiseitelegten und sich einzig von den wirklichen Interessen der
      Menschen haben leiten lassen. Eine jede beliebige andere Variante einer
      Volksabstimmung, wie verlockend sie auch auf den ersten Blick erschiene,
      wäre aufgrund historischer, demographischer, politischer und
      wirtschaftlicher Besonderheiten dieses Gebiets von nur zeitweiligem und
      unfestem Charakter; das würde zu einer weiteren Verschärfung der Lage um
      die Krim führen und sich auf denkbar schlechte Weise auf dem Leben der
      Menschen niederschlagen. Die Bewohner der Krim formulierten die Frage
      hart, kompromisslos und ohne jegliche Nuancen. Das Referendum verlief
      offen und ehrlich, und die Menschen auf der Krim haben klar und
      überzeugend ihren Willen bekundet: sie wollen mit Russland sein.

      Auch Russland steht es bevor, eine
      schwierige Entscheidung zu treffen, unter Berücksichtigung der
      Gesamtheit an inneren und äußeren Faktoren. Wie ist jetzt die Meinung
      der Menschen in Russland? Hier gibt es, wie in jeder demokratischen
      Gesellschaft, verschiedene Standpunkte, doch die Position der absoluten –
      und das möchte ich unterstreichen – der absoluten Mehrheit der Bürger
      ist ebenso offensichtlich.

      Sie kennen die jüngsten soziologischen
      Umfragen, die man in Russland dieser Tage durchgeführt hat: ungefähr 95
      Prozent der Bürger sind der Meinung, dass Russland die Interessen von
      Russen und anderen Nationalitäten auf der Krim verteidigen sollte. 95
      Prozent. Und mehr als 83 Prozent gehen davon aus, dass Russland das tun
      muss, selbst wenn eine solche Position unsere Beziehungen zu manchen
      Staaten verschlechtert. 86 Prozent der Bürger unseres Landes sind der
      Meinung, dass die Krim nach wie vor russisches Territorium, russische
      Erde sei. Und hier eine sehr wichtige Zahl, sie korreliert absolut mit
      dem Ergebnis des Krim-Referendums – fast 92 Prozent sind für eine
      Wiedervereinigung der Krim mit Russland.

      Auf diese Weise ist sowohl die
      überwiegende Mehrheit der Bewohner der Krim, als auch die absolute
      Mehrheit der Bürger der Russischen Föderation für eine Wiedervereinigung
      der Republik Krim und der Stadt Sewastopol mit der Russischen
      Föderation.

      Jetzt ist es an einer politischen
      Entscheidung in Russland selbst. Und diese kann sich einzig auf dem
      Willen des Volkes gründen, denn das Volk ist die Quelle einer jeden
      Macht.

      Sehr geehrte Mitglieder des
      Föderationsrats! Verehrte Abgeordnete der Staatsduma! Bürger Russlands,
      Einwohner der Krim und Sewastopols! Auf Grundlage der Ergebnisse des
      Referendums, das auf der Krim stattgefunden hat, auf Grundlage der
      Willensbekundung des Volkes, bringe ich ein Verfassungsgesetz über die
      Aufnahme zweier neuer Subjekte – der Republik Krim und der Stadt
      Sewastopol – in den Bestand der Russischen Föderation im Föderationsrat
      ein; ich bitte ebenso darum, den zur Unterschrift vorbereiteten Vertrag
      über den Beitritt der Republik Krim und der Stadt Sewastopol zur
      Russischen Föderation zu ratifizieren. Ich zweifle nicht an Ihrer
      Unterstützung!
      quelle:
      http://hu.mebal.eu/putins-regierungserklarung-zur-ukraine-und-der-krim-vom-18-marz-2014/