Might is Right

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    • Might is Right

      [IMG:http://www.esoterick.net/esoterick/covermighthc.jpg]
      Ragnar Redbeard
      Might is Right. Die Philosophie der Macht
      Vorwort von Anton LaVey
      Nachwort von Peter H. Gilmore
      Edition Esoterick, Siegburg 2009
      ISBN-13: 978-3-936830-31-6
      ISBN-10: 3-936830-31-2
      196 Seiten, Hardcover - Preis: EUR 29,90


      Might is Right ist ein beispielloses Buch eines Autors von außergewöhnlicher Stärke und rauher, ursprünglicher Kraft, dessen Sinneswahrnehmungen ans Übernatürliche grenzen - ein außergewöhnliches Buch. Du solltest es lesen, es dann nochmals lesen und es dann deinen Freunden leihen.
      Nimm seine Bedeutung mit deinem Wesen auf und - wenn dein Geist nicht gebrochen ist - wird es dir die Augen öffnen; es wird einen neuen Menschen aus dir machen; es wird jede deiner Taten und Gedanken veredeln.
      Es wird deine Seele hypnotisieren und dich in diese Welt des unbarmherzigen und wilden Kampfes senden als ein Eroberer und König unter den Menschen.
      The Chicago Tribune

      Leseprobe:

      Wie kommt es, daß „kluge und führende Köpfe“ kaum jemals den vorgefertigten „moralischen Kodex“ in Frage stellen, unter dem unsere einst lebendige westliche Kultur langsam aber sicher in friedvoller Untätigkeit und fortschreitendem Verfall dahinsiecht?
      Maßgebliche „Moralprinzipien“ werden von ihren orthodoxen Verteidigern willkürlich als feststehende und unveränderliche Größen angenommen, und an der Gottgegebenheit dieser „Prinzipien“ zu zweifeln ist Verrat und ein Sakrileg. Wenn die größten Denker einer Nation unfähig sind oder Angst davor haben, ihr Manifest und dessen logische Funktion vorzuführen, wundert es kaum, daß durchschnittliche Bürger auch ziemlich abgeneigt sind, „Leben, Glück und heilige Ehre“ für den Umsturz populärer „Richtig und Falsch“-Konzepte zu riskieren, von denen sie aus bitterer persönlicher Erfahrung wissen, daß es sich um nicht umsetzbare Irrtümer handelt. Obwohl der durchschnittliche Mensch in seinem Herzen fühlt, daß fast alle politischen und religiösen Konventionen wirksame Täuschungen sind, vermeidet er dennoch behutsam jegliche offene Darstellung von Dingen, die hierzu im Widerspruch stehen. Er hat nicht die Courage, zu seiner Meinung zu stehen. Er hat Angst davor, offen zu sagen, was er insgeheim denkt. Mit anderen Worten, er lebt in einem Stadium der Einseitigkeit, der Unterwerfung. Er erlaubt seinem Gehirn, von anderen Gehirnen dominiert und in Fesseln gehalten zu werden. Seit seiner Kindheit wurde er vorsätzlich einem kontinuierlichen externen Druck ausgesetzt, der speziell dazu entworfen wurde, sein Begriffsvermögen in strikte Übereinstimmung mit vorgefertigten Sichtweisen moralischer, politischer oder religiöser „Pflicht“ zu zwingen. Ihm wurde kein einziger Moment echter geistiger Freiheit gewährt. Er hat das betrügerische Haften am Althergebrachten schon mit der Muttermilch eingesogen. Er hört, wie die entsetzlichsten Lügen in seiner Gegenwart als erhabene Wahrheiten verherrlicht werden. Er hört, wie Unwahrheiten in schwülstigen Liedern besungen werden. Er hört sie ertönen aus Hörnern aus Silber und Messing. Er hört, wie sie von Versammlungen von Gläubigen inmitten des Getöses heiliger Musik und dem feierlichen Wirbel gesungener Gebete angestimmt werden. Auf diese Weise wird sein Geist durch Autorität abgestumpft, bevor er eine Chance hatte zu reifen. Auf diese Weise wird die Jugend geistig kastriert, damit sich ihre natürliche Vitalität anschließend unter dem Joch der Gewohnheit abnutzen möge – dem Joch der Sklaverei. Im Kindergarten, in der Schule und an der Universität wird der vorbereiteten Masse vorsätzlich formbarer Einheitsbrei aufgezwungen. Alles, was eine korrupte Kultur tun kann, wird getan, um den wachsenden Intellekt in unnatürliche Kanäle zu pressen. Aus diesem Grund hat die große Masse der Menschen, die heutzutage die Welt bevölkert, keine Initiative, keine Originalität oder gedankliche Unabhängigkeit, sondern sie sind bloß einseitige Individuen, die niemals auch nur die kleinste Stimme bei der Formgebung der Ideale hatten, die sie gewohnheitsmäßig verehren.
      Obwohl der durchschnittliche Mensch keinen Anteil daran hatte, den moralischen Kodex und das vorgeschriebene Gesetz zu erarbeiten, gehorcht er ihnen dennoch mit hündischer Unterwürfigkeit. Er wird zum Gehorsam trainiert, so wie Ochsen am Joch ihres Meisters zugrunde gerichtet werden. Er ist ein geborener Knecht, von der Kindheit an gewöhnt, von anderen beherrscht zu werden.
      Die chinesische Kultur verstümmelt vorsätzlich die Füße ihrer Kinder, indem sie diese in Bandagen aus Seide und Bandeisen einhüllt. Die christliche Kultur beengt und zerstört den Geist ihrer Jugend durch falsche Philosophien, künstliche Moral und starre politische Glaubensbekenntnisse. Verderbliche Theorien von Gut und Böse werden systematisch in unsere Literatur eingepflanzt, und nach und nach kristallisieren sie sich – ohne ein ernsthaftes Hindernis darzustellen – zu unbeugsamen Vorschriften, unfehlbaren Verfassungen, Wunschtraumevangelien und anderen tödlichen Epidemien.
      Modernen „gedankliche Führern“ fehlt es fast gänzlich an Originalität und Courage. Ihre Weisheiten sind Narrheiten, ihre Heilmittel sind Gift. Sie behaupten einfältigerweise, die Bestimmung von Nationen zu leiten, wohingegen sie in Wirklichkeit nichts als das Treibgut und der Abschaum sind, die gemächlich den dunklen Strom der Dekadenz hinunterfließen.
      „Aus diesem Grunde sind all die Menschen der Erde hilflos, weil diejenigen die führen blind sind.“
      Die Menschheit ist sich ihrer falschen Propheten, ihrer Demagogen und Diplomaten gewahr. Sie schreit nach Königen und Helden. Sie verlangt nach einem Adelsstand – einem Adelsstand, der nicht mit Geld gekauft werden kann, wie Sklaven oder Lasttiere. Die Welt erwartet die Ankunft von mächtigen Männern voller Heldenmut, große Zerstörer; Zerstörer all dessen, was widerwärtig ist; Engel des Todes. Uns ist schlecht bis zum Erbrechen vom „guten Herrn Jesus“, von Angst und Schrecken unter der Gewalt von Priestern, Statthaltern und dem Pöbel. Wir sind der „Gleichheit“ sterbensmüde. Götter gibt es im Ausverkauf, Teufel sind gefragt. Er, welcher das kommende Zeitalter beherrschen will, muß hart, unerbittlich und furchtlos sein, weil Weichheit die Idole der Masse nicht erfolgreich angreifen kann. Diese Idole müssen in kleine Teile zerschmettert werden, zu Asche verbrannt, und das kann nicht im Namen der Liebe geschehen.
      Die zeitgenössischen „Kräfte des Bösen“ können in den zeitgenössischen Idealen gefunden werden.
      Die Gebote, Gesetze und moralischen Prinzipien, die wir aufgerufen werden zu verehren und zu fürchten, sind selbst der heimtückische Antrieb der Dekadenz. Es sind moralische Prinzipien, die Bettler hervorbringen. Es sind goldene Regeln, die Demut verherrlichen. Es sind vorgeschriebene Gesetze, welche die Menschen zu unterwürfigen Hunden macht.
      Ein Mensch kann jedes einzelne der Zehn Gebote einhalten und dennoch sein Leben lang ein Narr bleiben. Er kann jedes Gesetz des Landes befolgen und dennoch ein Lump und ein Sklave sein. Er kann „Jesus lieben“, sich an der Goldenen Regel erfreuen und dennoch bis zur Stunde seines Todes ein Versager und Abhängiger bleiben. Der Weg zur Hölle besteht wahrhaftig darin, die Gebote Gottes zu erfüllen. Falls die alles überwindende Spezies, der wir angehören, nicht unwiderruflich in mannigfachen Nichtigkeiten versinkt – wie die schwächeren Herden, die sie hinter sich gelassen oder versklavt hat –, so ist es unentbehrlich, daß die semitischen Spinnennetze, die auf so listige Weise über lange Zeit in die Gehirne unserer Anführer eingewoben wurden, unbarmherzig mit der Wurzel herausgerissen werden, auch wenn dieser Prozeß sich schmerzhaft gestaltet.
      Wenn wir unsere ererbte menschliche Natur bewahren und verteidigen wollen, dürfen wir es uns nicht erlauben, bis ans Ende der Zeit von süßen Schlafliedern des östlichen Idealismus in den Schlaf gewiegt zu werden. Viel zu lange haben wir uns von dem okkulten Reiz des hebräischen Utopismus hypnotisieren lassen. Wenn wir damit fortfahren, dem hinterlistigen Bann zu gehorchen, der auf uns gelegt wurde, werden wir eines furchtbaren Morgens erwachen, und die Tore der Hölle – der „Hölle auf Erden“ – werden weit offen stehen, um sich hinter uns für immer zu verschließen.
      Die Idee der Hölle ist in mancher Beziehung ein wahres Konzept, das tatsächliche Fakten andeutet. Wenn wir diesen Ort verweltlichen, gibt es daran nichts Unharmonisches. Viele Rassen, Stämme und mächtige Reiche sind in einer schrecklich realistischen Hölle untergegangen. Ist es nicht recht und gerecht, daß die Niederträchtigen, die Verächtlichen und Verkommenen – sozusagen die Sklavennationen dieser Welt – unbarmherzig für ihre kriecherische Feigheit bestraft werden? Ist es nicht recht, daß sie gebraten und geröstet werden, in kochendem Blut schwimmen sollten oder beim Tanzen auf höllisch-heißem Wüstensand und Wüstengräbern vor Hitze mit Blasen an den Füßen und verzerrten Augäpfeln umkommen?
      In der Realität ist die Natur grausam und gnadenlos zum Menschen, wie auch zu allen anderen Wesen. Laß einen Stamm von menschlichen Tieren ein rationales Leben führen, und die Natur wird ihnen und ihren Nachkommen zulächeln; aber laß sie versuchen, eine unnatürliche Art der Existenz zu organisieren, ein Elysium der Gleichheit, und sie werden bestraft werden bis hin zur Vernichtung.
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      Alle Ethik, Politik und Philosophie sind reine Annahmen, die wiederum auf Annahmen aufbauen. Sie ruhen auf keiner sicheren Basis. Sie sind nichts als schattenhafte Luftschlösser, die von Tagträumern oder Schurken auf Kindermärchen errichtet wurden. Es wird jedoch Zeit, daß Ethik, Politik und Philosophie auf einer soliden Grundlage aufgebaut werden. Dies kann niemals erreicht werden, wenn der Geist der Menschheit nicht zuvor gründlich von seinen verdorbenen, unangemessenen und verderblichen Konzepten von Richtig und Falsch bereinigt und drastisch desinfiziert wurde. In keinem menschlichem Hirn kann ausreichend Platz für die unnachgiebige Logik harter Fakten gefunden werden, solange nicht alle bestehenden Illusionen schließlich vernichtet wurden. Halbherzigkeit nützt nichts, wir müssen bis an die Wurzeln reichen und sie bis zur letzten Faser herausreißen. Wir müssen, wie die Natur, hart, grausam und unnachgiebig sein.
      Zu lange war es der toten Hand erlaubt, lebende Gedanken abzutöten. Zu lange schon wurde Richtig und Falsch, Gut und Böse von falschen Propheten umgedreht. In den Tagen, die kommen werden, darf weder ein Glaubensbekenntnis, noch ein Kodex aufgrund irgend einer menschlichen, übermenschlichen oder „göttlichen“ Autorität akzeptiert werden. Moral und Anhaften am Althergebrachten ist etwas für Untergebene. Religionen und Verfassungen und alle willkürlichen Prinzipien, sowie jedes vergängliche Theorem muß angezweifelt werden. Kein moralisches Dogma darf als selbstverständlich angesehen, kein Maßstab vergöttlicht werden. Es gibt nichts inhärent Heiliges an moralischen Konzepten. Wie die hölzernen Idole vergangener Zeiten sind auch sie allesamt das Werk von Menschenhand, und was der Mensch erschaffen hat, kann der Mensch auch zerstören.
      Derjenige, der zögert, alles und jedem zu glauben, ist sehr weise, denn der Glaube an ein falsches Prinzip ist der Beginn allen Unverstands.
      Die oberste Aufgabe jedes neuen Zeitalters besteht darin, neue Menschen hervorzubringen, die seine Freiheiten neu festlegen, es zu materiellem Erfolg führen und die verrosteten Schlösser und Ketten veralteter Gewohnheiten sprengen, die einem gesunden Wachstum stets entgegenstehen. Theorien, Ideale und Verfassungen, die möglicherweise Leben, Hoffnung und Freiheit für unsere Vorfahren bedeuteten, können heute Zerstörung, Versklavung und Entwürdigung für uns bedeuten. Wenn sich die Umweltbedingungen ändern, ist kein menschliches Ideal von Dauer.
      Wo auch immer eine Lüge unter sich einen Thron errichtet hat, soll sie daher ohne Mitleid und Bedauern angegriffen werden, denn unter der Herrschaft einer Lüge kann keine Nation dauerhaft gedeihen. Überholte Trugschlüsse sollen entthront, ausgemerzt, verbrannt und zerstört werden, denn sie sind eine ständige Gefahr allen wahrhaftigen Denkens und Handelns. Jegliche „Wahrheit“, die sich aufgrund von Beweisen als nichts weiter als reine Erfindung herausstellt, soll ohne große Umstände in die tiefste Finsternis zu den toten Göttern, toten Weltreichen, toten Philosophen und anderem nutzlosen Gerümpel und Schrott geschleudert werden.
      Die gefährlichste aller herrschenden Lügen ist die heilige, geweihte, die privilegierte Lüge – die Lüge, von der jeder glaubt, daß sie ein Musterbeispiel der Wahrheit ist. Sie ist die fruchtbare Mutter aller anderen populären Irrtümer und Selbsttäuschungen. Sie ist hydraköpfig und hat tausend Wurzeln. Sie ist ein gesellschaftliches Krebsgeschwür. Die Lüge, die als Lüge bekannt ist, ist schon halb ausgerottet, aber die Lüge, die sogar von intelligenten Leuten als geheiligte Tatsache akzeptiert wird – die Lüge, die schon auf den Knien der Mutter eingeimpft wird –, ist gefährlicher zu bekämpfen, als eine schleichende Pest. Populäre Lügen waren schon immer die mächtigsten Gegner persönlicher Freiheit. Es gibt nur einen Weg, mit ihnen umzugehen: Schneide sie bis zum Kern heraus, wie bei einem Krebsgeschwür. Rotte sie mit Stumpf und Stiel aus, oder sie werden uns alle verschlingen. Wir müssen sie vernichten, oder sie werden uns vernichten. Halbherzigkeiten sind nutzlos.
      Wenn eine Lüge sich zu weit ausgebreitet hat, wenn sie sich in den Zellen, Knochen und Hirnen der Menschen eines Volkes niedergelassen hat, sind alle Halbherzigkeiten nutzlos. Das Bereuen vergangener Untaten kann den Verfall und die Ausrottung nicht aufhalten. Der tödliche Schuß ist abgegeben, und in den feurigen Schmelzofen der Sklaverei und Vergessenheit müssen sie gehen, um dort rechtmäßig aufgezehrt zu werden. Aus ihrer Asche mag vielleicht etwas Neues, etwas Nobleres erwachsen, aber sogar das ist eine rein optimistische Mutmaßung.
      In der Natur ist der Lohn der Sünde stets der Tod. Die Natur liebt den Fehlgänger nicht, aber ist auf jede mögliche Art bestrebt, ihn zu zerstören. Ihr Fluch findet sich im Angesicht der Demütigen. Ihre Segnung findet sich im Herzensblut der Starken und Tapferen. Nur Juden und Christen und andere Verkommene glauben, daß Verjüngung durch Gesetz und Gebet erlangt werden kann. „All die Tränen all der Märtyrer“ hätten ebensogut niemals vergossen werden müssen.
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      Was auch immer ein Volk glaubt, soll es entweder befreien, es versklaven oder es bis ins Mark zerfressen, in strikter Übereinstimmung mit der natürlichen Ordnung. Konsequenterweise läuft ein Volk Gefahr, betrogen und getäuscht zu werden, wenn es uneingeschränkt glaubt, was es von Philosophen gelehrt wird. Wenn viele Nationen auf diese Weise betrogen werden, ist diese Täuschung eine Gefahr für die Freiheit der ganzen Welt.
      Freie Menschen sollten ihre Führung niemals an Vorschlägen oder Meinungen anderer festmachen, denn wenn sie dies tun, sind sie nicht länger frei. Kein Mensch sollte irgend einem Vertrag gehorchen, sei es schriftlich oder stillschweigend, es sei denn derjenige selbst hat hierzu seine persönliche und formelle Verbindlichkeit in einem Zustand geistiger Reife und uneingeschränkter Freiheit zugesagt. Nur Sklaven werden in Verträge geboren, unterschrieben und besiegelt von ihren Vorfahren. Der freie Mensch wird frei geboren, lebt frei und stirbt frei. Er steht – auch wenn er in einer künstlichen Kultur lebt – über jedem Gesetz, jeder Verfassung und allen Theorien von Richtig und Falsch. Er unterstützt und verteidigt diese natürlich, solange sie ihm nützen, aber wenn sie dies nicht tun, vernichtet er sie mit der einfachsten und direktesten Methode.
      Es gibt keine Verpflichtung zu passivem Gehorsam für irgend einen Menschen, wenn sein Leben, seine Freiheit und sein Besitz durch Räuber, Meuchelmörder oder Diplomaten bedroht sind.
      Einer von Columbus’ Offizieren nahm im westindischen Ozean einen karibischen Häuptling durch eine heimtückische Kriegslist gefangen. Der Häuptling wurde zu einem Fest eingeladen und als er dort ankam, mit honigsüßen Worten dazu überredet, ein paar hochglanzpolierte Stahlfesseln auf dem Rücken eines Pferdes anzuziehen; es wurde ihm auf verschlagene Art und Weise erklärt, daß die Eisen ein Zeichen von Souveränität wären. Törichterweise glaubte er seinem listigen Schmeichler, und als sich die Ketten fest um seine Gliedmaßen schlossen, wurde er abgeführt, um von Ungeziefer zerfressen zu werden, während er eine Mühle in einem spanischen Verlies drehte. Was diese glitzernden Stahlfesseln für den indianischen Häuptling waren, sind Verfassungen, Gesetze, moralische Prinzipien und hebräisch beherrschte Kulturen für die Nationen der Erde. Tatsächlich wurde die Menschheit im Namen von Fortschritt und sozialem Wachstum in stinkende Verliese gelockt, wo sie unaufhörlich für nichts schuftet, in Dunkelheit, Verzweiflung und voller Schuldgefühle. Wie der spanische Offizier, schmeicheln auch die Herren der Erde den Betrogenen zuerst, um sie einfacher anketten zu können. Wer spricht heutzutage ohne ein höhnisches Lachen über diese „souveränen Leute“? Und doch war es einst als ein Ausdruck voller Bedeutsamkeit gedacht. Ihre „Souveränität“ ist nun anerkannter Schwindel und ihre Freiheit ein Traum.
      Es sollte daher klar sein, daß der Mensch oder die Nation, die ihre Freiheit behalten oder wirklich sicher sein möchte, keine Vorschrift als endgültig akzeptieren darf – nichts Geschriebenem oder Gesagtem, nichts Lebendem oder Totem glauben darf – weder besonderen Jehovas, noch weinenden Erlösern glauben darf – weder an wütende Teufel, noch an teuflische Philosophien – weder an Geister, noch an Idole – weder an Gesetze, noch an Frauen oder Männer.
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      Derjenige, der zu sich selbst sagt: „Ich muß glauben, ich darf nicht in Frage stellen.“, ist kein Mann, sondern bloß feige und geistig beschnitten. Derjenige, der an etwas glaubt, „weil es überliefert wurde“, ist ein Knecht in seinem Herzen; und derjenige, der an etwas glaubt, „weil es so geschrieben steht“, ist ein Narr voller Torheit. Scharfsinnige Geister zweifeln alle Dinge an und halten sich nur an das, was nachweisbar die Wahrheit ist.
      Die Regeln des Lebens finden sich nicht in Korans, Bibeln, den Zehn Geboten oder Verfassungen. Dort finden sich eher die Regeln der Dekadenz und des Todes. Das „Gesetz der Gesetze“ ist nicht in hebräischen Buchstaben geschrieben oder auf Tafeln aus Stein, sondern im Herzen eines jeden Menschen. Derjenige, der irgend einem Maßstab von Richtig und Falsch gehorcht, außer dem, welcher von seinem eigenen Gewissen aufgestellt wurde, betrügt sich selbst und begibt sich in die Hand seiner Feinde, die ständig darauf lauern, ihn an ihre Mühlsteine zu binden. Und im allgemeinen sind die gefährlichsten Feinde eines Menschen seine Nachbarn.
      Große Menschen lachen verächtlich über spirituelle Gebote und sehen keine Veranlassung dazu, sich vor den Entscheidungen irgend eines menschlichen Tribunals zu fürchten. Sie stehen über jedem Gesetz. Gesetze und Vorschriften sind nur für unterworfene Knechte. Der freie Mensch benötigt sie nicht. Er mag Gebote und Vorschriften erstellen, um damit Abhängige zu binden und zu kontrollieren, aber er beugt sich selbst nicht vor seinen eigenen Erfindungen, außer zum Schein.
      Gesetzesbücher und Goldene Regeln wurden gemacht, um Sklaven und Narren daran zu fesseln. Sehr nützlich sind sie, um die Herden von verurteilten Straftätern zu kontrollieren, welche die Fabriken füllen und die Felder bearbeiten. Alle moralischen Prinzipien sind daher die Diener, und nicht die Herren der Starken. Macht erstellte moralische Prinzipien, und Macht schafft sie wieder ab.
      Kein Mensch steht unter der Verpflichtung, irgend etwas oder irgend jemandem zu gehorchen. Nur Sklaven müssen gehorchen, weil sie Lumpen sind von Geburt an. Moralische Prinzipien werden nur in einer unmoralischen Gemeinschaft benötigt, quasi eine Gemeinschaft, die im Zustand der Unterjochung gehalten wird.
      „Fürchte Gott, zügle deinen Geist und gehorche dem Gesetz“ sind exzellente Ratschläge eines Philosophen an einen Bauerntölpel, aber wenn sie allen Ernstes an einen Menschen von inhärenter Macht gerichtet werden, wird dieser in stiller Verachtung darüber lächeln, weil er sich darüber im Klaren ist, daß der Weg zu Sieg und Ruhm nicht durch Gethsemanes führt, sondern über gefallene Feinde, Ruinen von rivalisierenden Verbänden und Schlachtfelder. „Demut im Geiste“ erachtet er als bequemen Aberglauben; sehr nützlich, um das Leben seiner Sklaven, Frauen und Kinder zu regeln, aber ansonsten ungültig.
      „Ich setze meine Hoffnungen in gar nichts.“, verkündete Goethe, und meisterliche Geister aller Zeitalter haben es nie anders gemacht. Dieser unausgesprochene Gedanke zeigt allen wahrhaft großen Menschen ihre deutliche Überlegenheit gegenüber der hirnlosen, lärmenden Herde. Die „gewöhnlichen Leute“ mußten stets mit irgend einem hölzernen oder goldenen Idol zum Narren gehalten werden – einer Verfassung, Verkündung oder Lehre. Konsequenterweise sind die meisten von ihnen schon immer geistige Knechte gewesen, die unter dem Einfluß einer starken Illusion leben und sterben. Sogar in dieser Stunde werden sie zum Narren gehalten und hypnotisiert, und ein Großteil von ihnen muß auf diese Weise weiterleben, bis die Zeit nicht mehr ist. Tatsächlich sind die Massen der Menschheit nichts als das Sediment, aus dem sich die wertvolleren Elemente schon seit langer Zeit genährt haben. Sie sind völlig unfähig zu echter Freiheit, und wenn man sie ihnen gewähren würde, würden sie sich auf direktem Wege wieder einen Meister erwählen oder tausend Meister in 24 Stunden. Herrschaft ist Recht – Herrschaft ist natürlich – Herrschaft ist ewig, aber nur für diejenigen, die sie nicht stürzen und unter ihren Hufen zu zertrampeln vermögen. Ist es keine Tatsache, daß die Wählerstimmen von zehn Millionen einseitigen Persönlichkeiten im echten Leben nur das Gewicht einer Distel haben, wenn sie gegen die weitsichtigen Gedanken und die Tapferkeit von zehn starken, schweigsamen Menschen aufgewogen werden?
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      Es ist allgemein bekannt und eine universelle Tatsache, daß die schwärzesten Lügen schon immer mit den prächtigsten und prachtvollsten Würden ausgestattet wurden. Aus diesem Grunde ist es die Pflicht eines jeden mutigen Menschen, alle geheiligten Dinge, alle gesetzlichen Angelegenheiten, alle verfassungsmäßigen Vorschriften und alle heiligen Dinge mit besonderem Mißtrauen zu betrachten. „Ich lehne ab und ich bestätige“ ist die Parole materieller Freiheit. „Ich glaube und ich gehorche“ ist die Losung von Leibeigenen. Glaube ist ein Lakai, ein Speichellecker – Zweifel ist ein Schöpfer, ein Meister. Derjenige, der unantastbare Wahrheiten ablehnt, trägt eine dreifach gepanzerte Rüstung, er ist in der Tat unverwundbar. Andererseits wurde argumentiert, daß jeder Glaube und jede Philosophie ein Körnchen Wahrheit enthält; aber das gleiche gilt auch für jeden Irrsinn.
      Starke Menschen lassen sich beim Erreichen ihrer Ziele durch nichts abschrecken. Sie steuern direkt aufs Ziel zu, und dieses Ziel ist Schönheit, Reichtum und weltliche Macht. Die Aufgabe der Macht ist es, die Machtlosen zu kontrollieren und auszubeuten, denn machtlos zu sein bedeutet kriminell zu sein. Die Welt wäre in der Tat ein Haus des Schreckens, wenn alle Männer „gut“ wären und alle Frauen keusch.
      Soweit menschliche Scheinwerfer bisher in die Dunkelheit vorgedrungen sind, welche den Ursprung der Nationen verhüllt, sehen wir die Unterwerfer und die Unterworfenen, die Plebejer und die Patrizier, die Häuptlinge, die regierten und die Knechte, die gehorchten. Und es gibt in den meisten modernen und sozialen Entwicklungen keinen berechtigten Grund, anzunehmen, daß auf diese uralte und natürliche Unterteilung menschlicher Tiere in Kasten von Überlegenen und Unterlegenen, Souveränen und Knechten jemals verzichtet werden kann. Die Peitsche des Sklavenhalters knallt seit Urzeiten und sie wird bis zum letzen Tage knallen. In jedem Königreich, jeder Republik und jeder Demokratie auf der Erde findet sich – in der ein oder anderen Form – der Meister und der Sklave, der Herrscher und der Beherrschte. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich lediglich die Namen geändert, die Grundlagen sind die gleichen geblieben. Königreiche mögen sich ändern, aber Könige sterben niemals aus. Es gab Herrschaft seit jeher und wird sie immer geben. Wir bauen, wie unsere Väter gebaut haben. Veränderung ist weder Fortschritt, noch zum Vorteil der Menschen.
      Jeder, der frei sein möchte, muß seine Macht demonstrieren. Unveränderlich ist die Basis aller weltlichen Größe. Wer sich erhöht, soll erhöht werden, und derjenige, der sich selbst erniedrigt, soll rechtmäßig zwischen den Hufen der Herde zertrampelt werden. „Die Demütigen“ eignen sich nur als Hundefutter. Mut schließt jede Tugend mit ein, Demut jedes Verbrechen. Demjenigen, der Angst hat, sein Leben zu riskieren, darf niemals gewährt werden, irgend etwas zu gewinnen.
      Menschliche Rechte und Unrechte werden nicht durch Gerechtigkeit bestimmt, sondern durch Macht. Verkleidet es wie ihr wollt, das nackte Schwert ernennt seit jeher die Könige und stürzt sie auch wieder. Alle anderen Theorien sind Lügen und Täuschungen.
      Wenn du also Reichtum und Ehre, Macht und Ruhm erlangen willst, mußt du praktisch, rational und gnadenlos sein. Du mußt den Weg zum Erfolg – vorzugsweise – über die Hälse deiner Feinde antreten. Ihr Fall ist dein Aufstieg. Nur die Mächtigen können frei sein, und Macht ist außerhalb von Moral. Das Leben ist real, das Leben ist ernst, und weder Himmel noch Hölle sein letztendliches Ziel. Und Liebe und Freude, und Geburt und Tod, und Schicksal und Kampf sind ewig.
      Diese Erde ist ein unermeßlicher Wirbel von sich bekämpfenden Atomen – ein wahrhaft mörderischer Kampfplatz. Jedes Molekül, jedes Tier kämpft um sein Leben. Und du mußt für deines kämpfen – oder aufgeben. Sieh dich daher vor, daß dein Schnabel und deine Sporen, deine Fänge und deine Klauen so scharf wie Stahl sind, und so effektiv, wie die Wissenschaft sie machen kann.
      Obwohl das Überleben des am besten Angepaßten der Lauf der Dinge ist, ist dennoch Feigheit die große Untugend unseres verdorbenen Zeitalters. Feigheit zersetzt das Gehirn und das Blut unserer Nation, aber die Menschen haben gelernt, diese schreckliche Unsicherheit hinter scheinheiligem Gewinsel von „Humanität“ und „Güte“ zu verbergen. Anstatt Blut fließen nur Worte, und anstatt schrecklicher Hiebe werden nur Wortgefechte ausgetauscht.
      Wie fruchtbar ist diese verkommene Welt für kleingeistige Nichtsnutze, die ihre infantilen Albernheiten in alle Ewigkeit mit irgendwelchen plausiblen Phrasen und den üblichen Vorwänden entschuldigen?
      Courage, sage ich! Courage, nicht Güte, ist das große Bedürfnis – Courage, die weder Blechinstrumente, noch Kerzen, noch Blasorchester, noch kreischende Massen benötigt, um sie in die Tat umzusetzen.
      Aber Courage, die ihren Weg alleine beschreitet, so unerschrocken, als wenn sie zu „Sieg und Tod“ inmitten der bedrohlichen Schritte bewaffneter Legionen marschiert.
      Courage, die sich an der Gefahr ergötzt – Courage, die keine Verzweiflung kennt! Courage, die stolz und herausfordernd den Tod belächelt!
      Courage, welche dem wahnsinnigen Haßgeschrei der Massen ebenso abgeneigt ist, wie ihrem dummen Gegröle und ihrem „kolossalen Applaus“.
      Courage, die nicht um Pardon bittet, auch wenn sie ein Messer an der Kehle hat – Courage, die hartnäckig, unnachgiebig, eigensinnig und gnadenlos ist!
      Courage, die niemals wankt und niemals aufgibt!
      Courage, die mit äußerster Geringschätzung auf all die Gebote der Sklaven herabschaut, auf Richtig und Falsch, auf Gut und Böse!
      Courage, die sich entschlossen hat zu erobern – oder zugrunde zu gehen!
      Das ist die Art der Courage, an der es dieser Welt fehlt. Das ist die Art der Courage, die durch aktives Mitwirken das Überleben derer unterstützt, die sich am besten anpassen, das Überleben der Besten.
      Das ist die Art der Courage, die niemals die Mühle eines Meisters gedreht hat.
      Das ist die Art der Courage, die sie auch niemals drehen wird.
      Das ist die Art der Courage, die eher stirbt, als sie zu drehen.

      Als Svipdag an der Burgmauer ankam, war das Tor geschlossen, denn es war üblich, um Erlaubnis zu bitten, die Kriegsspiele zu sehen oder an ihnen teilzunehmen. Svipdag machte sich nicht die Mühe, sondern brach das Tor auf und ritt in den Hof ein.
      Königin Yisa sagte: „Dieser Mann wird hier willkommen sein.“
      Alte nordische Sage
      "Nehmt Eure Sprache ernst! Wer es hier nicht zu dem Gefühl einer heiligen Pflicht bringt, in dem ist nicht einmal der Keim für eine höhere Bildung vorhanden."
      "Es wurde bisher grundsätzlich immer nur die Wahrheit verboten."

      Friedrich Nietzsche