[Hochschulen] "Neue Form von Korruption"

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    • [Hochschulen] "Neue Form von Korruption"

      "Neue Form von Korruption"

      Auftragsforschung an Unis wird mit subtilen Mitteln vom Geldgeber beeinflusst, stellt der Politologe Thomas Kliche fest. Interview BERND KRAMER

      taz: Herr Kliche, Sie haben den Einfluss der Industrie auf die Pharmaforschung untersucht. In Köln hält die Universität einen Kooperationsvertrag mit dem Bayer-Konzern unter Verschluss. Wie finden Sie das?

      Thomas Kliche: Ich ärgere mich. Die Forschung wird zunehmend fremdgesteuert. Es gibt Metaanalysen, die industriefinanzierte Studien mit denen unabhängiger Forscher vergleichen, und das Ergebnis ist eindeutig: Die Forschung wird sehr wohl vom Geldgeber beeinflusst. Forscher mit Geld von Unternehmen finden häufiger die gewünschten Wirkungen und interpretieren ihre Ergebnisse netter zugunsten der Pillen. {weiter auf taz.de]
    • Ein sehr interessanter Artikel.

      Ich werde mit einem anderen Artikel ergänzen. Dieser wurde angesichts des Hintergrundes geschrieben, dass Google an der juristischen Fakultät der Humbold-Uni zu Berlin ein Institut für Internet- und Gesellschaftsforschung gegründet hat.

      Es bestand natürlich sofort der Vorwurf, dass Google Einfluss auf die Forschung nehmen wollen wird etc.

      Wie dieser Artikel aufzeigt, ist die ganze Lage etwas subtiler.

      philipbanse.de/wp/googles-inst…schaft-ein-armutszeugnis/

      Ich werde hier (der Übersichtlichkeit der Diskussion halber) nur die Absätze zitieren, die sich direkt mit diesem Thema "Einfluss der Wirtschaft auf die Forschung" beschäftigen; lest euch aber ruhig den ganzen Artikel durch - er ist wirklich interessant.

      Natürlich wird Google ihnen nicht vorschreiben, was sie zu erforschen oder zu unterschlagen haben; natürlich behaupten alle, sie seien unabhängig und würden ihre Arbeiten nicht von Google abnicken lassen. Das wäre ja auch noch schöner.

      Das Problem ist aber: Die Schere im Kopf fängt an zu schnippeln, lange bevor irgend jemand irgendwas verbieten könnte.

      Wenn ein Wissenschaftler Vollzeit und zu 100 Prozent von Google finanziert zu – sagen wir – Datenschutz forscht, dann wird er irgendwann vor der Frage stehen, wie er mit Googles Diensten umgeht. Natürlich ist Verschweigen keine Option. Die Gewichtung ist aber mindestens ebenso wichtig: Muss man die Buzz-Pleite heraus heben? Wie hoch hängt man die Datensammelei der Android-Telefone? Wie genau schaut man sich Google Plus an?

      Nie wird Google irgendwas unterdrücken wollen – das passiert von ganz alleine, weil sich die Forscher fragen werden, wie sehr sie den Geldstrom gefährden wollen, der sie komplett finanziert: Ist wirklich nötig, Google schon im Titel der Studie anzugreifen? Kritisieren, klar das machen wir, aber reicht´s nicht vielleicht auch im letzten Kapitel?

      Und das Fatale ist: Selbst, wenn es den Wissenschaftlern gelingt, sich so zu entscheiden, als wäre es nicht ihr Geldgeber, den sie anpinklen: Den Verdacht der Befangenheit werden sie nicht los.
      Erst wenn der letzte Programmierer eingesperrt und die letzte Idee patentiert ist, werdet ihr merken, dass Anwälte nicht programmieren können.