Vergleich: Katana - Deutsches Langschwert

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    • Zusätzlich kann man noch sagen, dass eigentlich alles, was über die Ausbildung der Samurai gesagt wurde, auch für europäische Ritter galt (nur in anderer Form). Natürlich hieß der Ehrenkodex der Ritter nicht Bushido, sondern bestand aus den ritterlichen Tugenden, dem Rittereid und der Bibel. Natürlich trainierten Ritter ebenfalls dauernd das Kämpfen, das war schließlich ihre Aufgabe. Da muss man aber differenzieren. Raubritter sind zum Beispiel nicht an die Konventionen in einem Ritterorden gebunden. Selbstverständlich beginnt die Ausbildung zum Ritter ganz genau wie die der Samurai im Kindesalter. Es ist ein langer Weg vom Pagen über den Knappen zum Ritter. Zusätzlich zur Ausbildung an den unterschiedlichsten Waffen des europäischen Mittelalters kam noch das Reiten, Jagen, Schwimmen, die Dichtkunst und das musizieren mit Instrumenten wie der Laute oder dem Psalter.
      Wo wir sind, da ist immer auch Ägypten.
      ~☤~
    • Ich denke, man kann das nicht so pauschal bewerten; es kommt immer auf die Qualität des Stahls, des Schmiedes sowie des Kriegers, der das jeweilige Schwert bedient an.

      Hier bspw. kommt man zu anderen Ergebnissen:

      Die Menschen werden durch den Mythos, nicht durch Befehle, von Fabeln, nicht durch die Logik bewegt. Irwin Edelman
    • Naja ist ja auch die Frage mit welcher Intention man solche "Tests" macht, Leute die fest davon überzeugt sind, das Katana sei ja so viel besser, werden auch warscheinlicher zu diesem Ergebnis kommen, Leute jedoch die neutraler an die Sache rangehen, werden andere Ergebnisse bekommen.
      Der Typ in dem Video sagte ja auch, wenn es um Leben und Tod geht, würde er immer das europäische Langschwert nehmen und ich kann mir auch denken warum. Erstmal ist es länger und wer schonmal Zweikampf mit Schwertern gemacht hat, weiß, dass je länger desto besser, zum anderen ist es zweischneidig, was mehr Techniken ermöglicht, desweiteren sind der Griff und Parierstange wiederum für weitere Techniken einsetzbar und das für mich wichtigste scheint, es ist stabiler als das Katana und wenn das Katana im Kampf sich beim blossen Schlag von Schwert auf Schwert so verbiegt wie in dem Test da, dann ist der Träger im Kampf danach ziemlich geliefert.
      Ich glaub denen im anderen Test ja, dass das Katana schärfer ist aber es geht ja nicht nur um Schärfe, denn im Gegenzug ist es weicher und geht leichter kaputt und was nützt mir im Kampf ein schärferes aber dafür kaputtes Schwert?
      Mit dem Katana könnte man das Langschwert kaum parieren, weil man immer Angst haben muss, dass es kaputt geht.
    • Bersenker schrieb:

      Naja ist ja auch die Frage mit welcher Intention man solche "Tests" macht, Leute die fest davon überzeugt sind, das Katana sei ja so viel besser, werden auch warscheinlicher zu diesem Ergebnis kommen, Leute jedoch die neutraler an die Sache rangehen, werden andere Ergebnisse bekommen.


      Damit magst du wohl recht haben.

      Der Typ in dem Video sagte ja auch, wenn es um Leben und Tod geht, würde er immer das europäische Langschwert nehmen und ich kann mir auch denken warum. Erstmal ist es länger und wer schonmal Zweikampf mit Schwertern gemacht hat, weiß, dass je länger desto besser,


      Das dagegen ist schlicht Unsinn. Wenn dies so stimmen würde, hätten sie wohl früher 3m-Schwerter benutzt. Zudem kommt es immer auf die örtlichen und räumlichen Gegebenheiten an; in meiner Wohnung bspw. wenn du ein Langschwert hättest oder auch ein Katana und ich ein Wakizashi würde ich jeder Auseinandersetzung gelassen entgegensehen - egal wie geübt du auch sein magst (Raumhöhe ca. 2,25m). Zudem solltest du bedenken, dass die Römischen Legionen die damals bekannte Welt nicht zuletzt mit dem Gladius erobert haben, der technisch gesehen auch ein Kurzschwert ist.

      zum anderen ist es zweischneidig, was mehr Techniken ermöglicht,


      Das ist der springende Punkt - die Technik! Im fernöstlichen Schwertkampf ist parieren eher die Ausnahme, die Regel ist Aneinandervorbeigleiten und dabei wirkungsvolle Hiebe anzubringen.

      desweiteren sind der Griff und Parierstange wiederum für weitere Techniken einsetzbar


      Jedoch nur bei Paraden und in der Mensur s.o.

      und das für mich wichtigste scheint, es ist stabiler als das Katana und wenn das Katana im Kampf sich beim blossen Schlag von Schwert auf Schwert so verbiegt wie in dem Test da, dann ist der Träger im Kampf danach ziemlich geliefert.


      Wann kommt bei einem realen Kampf eine Situation wie in diesem Test vor? (Schwert liegt an zwei Punkten sicher auf, nicht weit darunter befindet sich ein massiver Holzblock) Einmal von 100 000 Kämpfen schätze ich mal.

      Ich glaub denen im anderen Test ja, dass das Katana schärfer ist aber es geht ja nicht nur um Schärfe, denn im Gegenzug ist es weicher und geht leichter kaputt und was nützt mir im Kampf ein schärferes aber dafür kaputtes Schwert?
      Mit dem Katana könnte man das Langschwert kaum parieren, weil man immer Angst haben muss, dass es kaputt geht.


      Wie gesagt ist einfach die Technik anders. Ein geübter, geschickter und flinker Fechter mit einem Rapier und einem Schwertbrecher von guter Qualität wird sich wohl gegen beide durchsetzen, wie ich das sehe. Wie oben schon erwähnt kann man solche Dinge nicht pauschal bewerten.

      LightDrop
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    • Ich denke, man kann das nicht so pauschal bewerten; es kommt immer auf die Qualität des Stahls, des Schmiedes sowie des Kriegers, der das jeweilige Schwert bedient an.
      Ich finde das gar nicht pauschal, sondern im Gegenteil ziemlich differenziert beobachtet. Hier wird nicht gesagt, dass das eine Schwert besser als das andere ist. Klar kommt es immer auf die Umstände an, aber hier fand ein direkter Vergleich mit direkt vergleichbaren Waffen von jeweils guter Qualität statt. Das sind beides keine Dekowaffen, nicht mal normale Schaukampfwaffen, sondern richtige, handgeschmiedete Schwerter. Der Schmied ist offensichtlich ein weltweit anerkannter Experte und beherrscht sowohl sein Metier, als auch den orientalischen und okzidentalischen Schwertkampf. Es hat sich halt herausgestellt, dass mit europäischen Schwertern mehr Techniken möglich sind (Zusätzlich zu den europäischen Techniken sind auch die Katana-Techniken möglich. Für diese benötigt man nämlich keine stumpfe Schwertseite), die Schwerter genau so scharf und leicht zu führen waren und das europäische Schwert eben stabiler ist. Durch die erhöhte Länge hat man ganz einfach auch Reichweitenvorteile, das hat Bersenker schon richtig erkannt. Da kann man mit Wakizashi so viel säbeln wie man will, wenn der Gegner mit einem Langschwert nach einem sticht (auf engem Raum sind Hiebe eben nicht immer möglich). Da kommt man einfach nicht an ihn ran. Da man ein Langschwert auch einhändig führen kann, hat der Besitzer vielleicht sogar noch einen Schild. Ein längeres Schwert ist auch ein wenig schwerer, aber da man damit trainiert ist, sind die paar Gramm kein Problem, sondern im Gegenteil, ein Vorteil, weil man dadurch mehr Wucht hat.
      Wann kommt bei einem realen Kampf eine Situation wie in diesem Test vor? (Schwert liegt an zwei Punkten sicher auf, nicht weit darunter befindet sich ein massiver Holzblock) Einmal von 100 000 Kämpfen schätze ich mal."
      In einem wirklichen Kampf kommt es häufiger vor, dass Schwerter sogar gegeneinander prallen. Dadurch wirkt auf beide Schwerter sogar eine höhere Energie, als wenn man ein Schwert auf ein unbewegliches anderes schlägt. Das führt zu einer noch stärkeren Deformation des Katanas. Dass sich bei so leicht deformierbaren Schwertern auch ein Kampfstil entwickelt, der diese Deformationen vermeiden soll, ist logisch, aber nur nützlich, wenn der Gegner auch das gleiche Schwert verwendet.

      Zu dem amerikanischen Video dort: Ich habe es schon vor ein paar Tagen gesehen. Das ist eine reißerische Pseudo-Reportage, dagegen ist ja der Discovery-Channel noch gemäßigt.
      Hier mal ein paar Gegenbeispiele, qualitativ minderwertig, da privat produziert, aber inhaltlich viel wertvoller:

















      Wo wir sind, da ist immer auch Ägypten.
      ~☤~

      Dieser Beitrag wurde bereits 4 mal editiert, zuletzt von Illuminatus ()

    • Ich denke das Hauptproblem liegt einfach darin, dass es noch nie jemand ernsthaft ausprobiert hat.
      In dem Welt der Wunder Video wurde das ja auch dargestellt, da haben einfach alle "Experten" immer behauptet es wäre möglich mit dem Katana ein anderes Schwert durchzuschlagen aber in der Praxis sah man dann, dass ein Katana wohl nicht die geringste Chance hat.
      Zugegeben, der Test war auch ein wenig "unfair", denn das durchzuschlagende Schwert war wohl ein europäisches Exemplar, hätte man mit dem Katana versucht ein anderes Katana durchzuschlagen und dazu noch von der Seite oder von Hinten wo es weicher ist, dann hätte man es vielleicht schaffen können.
      Aber andererseits ist es schon sinnvoll den worst Case zu simulieren, welchen das Langschwert ja auch gemeistert hat.

      Ein anderer Faktor warum es nie ausprobiert worden ist, ist wohl, dass brauchbares Equipment dafür sehr teuer ist, denn wer will schon sein 10 000 Dollar-Schwert zerdeppern also bleibt das irgendwelchen TV-Sendern überlassen die ein größeres Budget haben.

      @LightDrop
      Dein Argument von wegen Länge ist nicht entscheidend, weil die römischen Legionen die Welt mit dem Kurzschwert erobert haben, stimmt so nicht, ich sagte ganz klar, dass in einem Zweikampf derjenige mit der längeren Waffe immer im Vorteil ist und Legionen waren keine Zweikämpfer, sie machten den Reichweitennachteil durch Formation, Masse und große Schilde wieder gut.
      Auch auf engen Räumen ist man mit längeren Waffen im Vorteil, man kann ja wei Illuminatus schon sagte auch zustechen, wobei das Langschwert da auch wieder einen leichten Vorteil hat, denn es ist auch zum zustechen gebaut, das Katana ist primär eine Schnittwaffe und durch die Zweischneidigkeit muss man das Langschwert nicht jedesmal drehen.
      Man sieht auch, dass immer längere Waffen entwickelt wurden, besonders beliebt waren Speere und Hellebarden, weil der Reichweitenvorteil einfach unschlagbar war und für den Fall, dass man doch mal in den Nahkampf kam, hatten die Soldaten dann Kurzschwerter oder Dolche dabei.

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      Desweiteren muss man wohl sagen, dass das Langschwert noch einen großen Vorteil hat, denn es kann auch als Schlagwaffe verwendet werden kann also ich denke die Kämpfe haben früher so ausgesehen, dass man nicht geschnitten hat, da die Rüstungen wohl sehr stabil waren und in der Hektik des Kampfes man sowieso nicht die wunden Punkte sauber treffen konnte, sondern einfach draufgeknüppelt hat, denn durch die bloße kinetische Energie des Aufpralls konnte man den Gegner auch lahmlegen, diese Möglichkeit fällt bei dem Katana eher flach.

      Also würde ein Samurai einem europäischen Ritter gegenüberstehen müsste er, um zu gewinnen, schneller sein, einen wunden Punkt in der Rüstung finden und den schnell präzise und sicher treffen und den Gegner damit ausschalten, denn ansonsten würde er einfach niedergeknüppelt werden. Man sieht ja auch in den Tests, dass von einer Vollmetallpanzerung praktisch alles abprallt, da nützt es auch nichts, wenn das Katana minimal mehr eindringt, denn entweder es dringt 100% ein oder man läuft lieber weg, denn das Katana ist eine Schnittwaffe und wenn man nicht schneiden kann, was will man da machen?
      Ich denke, das Langschwert ist unterm Strich einfach besser, weil es vielseitig ist, es ist zum Schneiden, Schlagen, Stechen und Parieren gut, das Katana ist nur zum Schneiden und Stechen gut.
    • Achja mir fällt grad noch ein Argument pro europäischer-Ritter ein, denn die Rüstungen waren primär gemacht um vor Schnitten zu schützen, weil Schnitte das gefährlichste waren, aufgrund von Infektionen usw und da Katanas primär Schnittwaffen waren, waren diese Rüstungen somit der perfekte Schutz und mit einem Schild zusätzlich, war man gleich doppelt sicher vor dem Samurai.
      Ich denke auch, dass das Anwendungsgebiet der Samurai ein völlig anderes war, das Katana war eine Erweiterung zu den Kampfkünsten und eine Waffe die wohl ständig getragen wurde, die volle Kampfmontur hingegen nicht und auch die Gegner waren meistens einfache Leute und keine schwer gepanzerten Krieger mit schweren Waffen oder eben andere Samurai, daher brauchten die Samurai nicht "aufrüsten" da ihre Waffe für den Zweck schon perfekt war.
      Zusätzlich wurde das einfache Volk unterdrückt, so dass der Samurai kaum Gegenwehr zu erwarten hatte, sieht man ja auch darin, dass Bauernwerkzeuge zu Waffen umfuntioniert wurden um damit gegen Samurais vorzugehen, weil richtige Waffen verboten waren und nur der Samuraiklasse zugänglich waren, was wieder ein Grund war, für die Samurai nicht aufzurüsten.

      Desweiteren ist/war die Kultur im japanischen Raum eher von Stolz, Ehre, Prestige und Sturheit geprägt, was sich unter anderem in dem Unwillen ausdrückte, sich zu verändern und neuen Gegebenheiten anzupassen, die meisten wären lieber gestorben als zuzugeben, dass ihr Stil nichts taugt. Sie hätten und haben auch bessere europäische Waffen aus Prinzip nicht verwendet, was ja auch dazu führte, dass sie zugrunde gegangen sind.
    • Bei Wikipedia gibt es mittlerweile eine kleine Sammlung der Mythen über das Thema Katana. Hier der Artikel im Spoiler:
      Katana: Mythen und Missverständnisse (Wikipedia)

      Japanische Schmiede genossen seit jeher eine große Wertschätzung, und der japanische Kaiser Go-Toba (1180–1239) hatte sogar selbst die Schwertschmiedekunst erlernt und teilte die Schmiede des Reiches in Rangklassen ein, von denen die erste besondere Privilegien hatte. Ebenso wird von berühmten Schwertschmieden wie Masamune, Muramasa und anderen berichtet, deren Schwerter eine spirituelle Kraft besaßen, die sie anderen Schwertern überlegen machte. In späteren Zeiten – insbesondere im Tokugawa-Shogunat der Edo-Periode – wurde das Katana zur „Seele des Samurais“ verklärt. Allerdings waren zu dieser Zeit die großen kriegerischen Auseinandersetzungen in Japan bereits beendet und die Samurai mussten ihre Sonderstellung im neu entstandenen rigiden Ständestaat durch Abgrenzung von den niederen Ständen rechtfertigen.

      Eines der häufigsten Missverständnisse besagt, dass der Stahl einer Klinge unglaublich oft gefaltet werde, wodurch sie angeblich überlegene Kräfte und Qualität gewinnen soll. Hierbei wird aber oft die Anzahl der Faltvorgänge mit der Anzahl der Lagen verwechselt. Die Anzahl der Lagen entspricht zwei hoch der Anzahl der Faltvorgänge, ein sechs Mal gefalteter Barren hat also bereits 26 = 64 Lagen und somit besteht schon ein 20-fach gefalteter Barren aus mehr als 1 Million Lagen. Ebenso ist im Westen die irrige Vorstellung verbreitet, dass für das japanische Schwert die Kombination von Stahl und Eisen gemeinsam gefaltet und zur Klinge ausgeschmiedet werde. Dieser Faltprozess (Gärben) betrifft aber die Vorstufe, nämlich das Herstellen der Barren von Schneidenstahl und Kernstahl, die dann zur Rohklinge verschweißt werden. Dieses Missverständnis beruht möglicherweise auf einer falschen Analogie zum Damaszenerstahl, der jedoch mit einer völlig anderen Schmiedetechnik gefertigt wird.

      Das mehrfache Falten und Bearbeiten dient vor allem dazu, den vom Herstellungsprozess des Stahls bedingten unterschiedlichen Kohlenstoffgehalt über die komplette Klingenlänge gleichmäßig zu verteilen. Nur so kann man sichergehen, dass die fertig geschmiedete Klinge im Härteprozess und natürlich später im Kampfeinsatz nicht springt und zu Bruch geht. Die sich daraus ergebende oberflächliche Stahlstruktur – Hada (auch Hamon) genannt – die gelegentlich der Maserung von Holz ähnelt (Mokume- und Itame-Hada), ist also eher ein Nebenprodukt. Mit der Zeit wurden aber die verschiedenen Arten des Hada nach den Schemata der Muster klassifiziert (zum Beispiel Ayasugi-Hada, Masame-Hada) und bilden ein wichtiges Merkmal bei der Beurteilung eines Schwerts.


      Das Katana in den Medien

      Durch das Aufleben der Romantik in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde die Verklärung des europäischen Mittelalters, des Nahen und Fernen Ostens wieder populär. Vor allem die japanische Kultur übt auf die Rezipienten des westlichen Kulturkreises eine anhaltende Faszination aus, die vor allem durch japanische Filme, Anime und Manga gespeist wird. Die Darstellung der Samurai und ihrer Schwertkämpfe sowie Duelle der Manga- und Anime-Protagonisten trugen wesentlich zur Entstehung vieler Missverständnisse bei, die bis heute meist kritiklos angenommen werden. In den letzten zehn Jahren ist eine mediale Tendenz zur Verklärung der japanischen Schmiedekunst erkennbar, die auch bei populärwissenschaftlichen Formaten – angeboten von National Geographic, History Channel und Discovery Channel – ihren Niederschlag findet.

      Häufig wird, auch von Fachleuten in populärwissenschaftlichen Veröffentlichungen, die Meinung vertreten, dass das japanische Schwert den Höhepunkt der Schwertschmiedekunst der gesamten Menschheitsgeschichte darstelle. Diese Behauptung hält aber der archäologischen, metallografischen und historischen Quellenlage nicht stand. Die oben erwähnte Laminatstruktur der japanischen Klingen ist nichts Ungewöhnliches oder Einzigartiges, denn bereits die keltischen Schwerter des 5. Jahrhunderts v. Chr. (knapp tausend Jahre vor der selbstständigen Eisenverhüttung in Japan) weisen ein zielgerichtetes Verschweißen verschiedener Stahlsorten auf. Untersuchungen an römischen und germanischen Schwertern (Spathae und Gladii) zeigen ebenfalls oft komplexe Damaststrukturen.[2] Besonders die wurmbunten europäischen Klingen des Frühmittelalters sind in ihrer Komplexität kaum zu überbieten. Das belegt vor allem die Forschung von Stefan Mäder, der im Rahmen eines Projekts frühmittelalterliche Klingen in Japan von Fachleuten polieren ließ.[3] Die Ergebnisse belegen eindeutig, dass selbst die Saxe aus feinst gegärbtem Stahl mit gleichmäßiger Kohlenstoffverteilung bestanden, aus verschiedenen Stahlsorten zusammengesetzt, verschweißt (duktiler Kernstahl und kohlenstoffreicher Schneidenstahl) und selektiv gehärtet wurden. Selektive Härtungen wurden ebenfalls an spätrömischen Spathae aus dem Nydam-Schiff festgestellt. Demnach sind weder Laminatklingen noch Raffiniertechniken oder die selektive Härtung etwas exklusiv Japanisches oder „Außergewöhnliches“. Nahöstliche und zentralasiatische Schmiede besaßen ihrerzeit ein ebenfalls umfangreiches Know-How wie ihre japanischen und europäischen Kollegen und verwendeten mindestens dieselben Verfahren zur Herstellung hoch qualitativer Schwertklingen.[4] Schwerter in gleicher Qualität wie die japanischen wurden in Europa seit den Zeiten des Römischen Imperiums hergestellt, parallel zu Indien und Persien, wo die Tiegelstahl-Produktion bereits in der Antike einen Höhepunkt erreichte.[5] Historisch lassen sich weder eine Überlegenheit des japanischen Schwerts allen anderen gegenüber noch irgendwelche speziellen Eigenschaften des Klingenmaterials belegen.

      Letztlich finden sich bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts keine wissenschaftlichen Veröffentlichungen, in der von grundsätzlich minderwertigem Ausgangsmaterial und schlechter Verarbeitung historischer europäischer Klingen die Rede ist. Historisch überlieferte Berichte die Schmiedekunst der Kelten (Diodori Siculi Bibliotheca historica) und Franken[6] betreffend lassen keine Unterlegenheit der europäischen Stahlerzeugnisse anderen Kulturkreisen gegenüber erkennen. Bereits im 19. Jahrhunderts erkannte man, dass die Schmiedeverfahren der europäischen Antike (Kelten, Römer) prinzipiell dieselben waren wie die heute noch in Japan praktizierten.[7] Auch konnte man materialwissenschaftlich nachweisen, dass moderner homogener Industriestahl rein technisch jeglichem Schweißverbund qualitativ überlegen ist.[8] Ab den 1920er Jahren sind wissenschaftliche metallografische Studien über alte Klingen verfügbar.[9]

      Es kann also festgestellt werden, dass alle historischen und modernen wissenschaftlichen Quellen die gute Stahlqualität und das ausgeprägte schmiedetechnische Können der europäischen Schmiede seit der Antike bezeugen. Die angeblich schlechte Stahlqualität und unzureichende Schmiedekunst der europäischen Schmiede ist im Grunde ein Produkt der populären Massenkultur der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als die japanische Schmiedekunst durch die Medien dem breiten Publikum zugänglich wurde. Der Kontrast zwischen überlieferter japanischer Schmiedetechnik und der romantischen Vorstellung von Europäern der Antike und des Mittelalters als „ungebildeten Barbaren“ wurde von der Filmindustrie erfolgreich in Szene gesetzt und vom breiten Publikum als „historisch“ empfunden. Auch die angebliche Überlegenheit der Damaste oder Tiegelstähle gegenüber homogenem Gärbstahl lassen sich bis heute nicht wissenschaftlich belegen, sondern haben ihren Ursprung in der Romantik des 19. Jahrhunderts und nicht zuletzt in der romantischen Literatur von Walter Scott. Der Mythos von der Unterlegenheit der europäischen Stahlproduktions- und Schmiedetechnologie hat also keinerlei seriöse Quellen.


      Primäre Eigenschaften

      Des Weiteren wird behauptet, dass das Katana wegen seines weichen duktilen Kerns und der sehr harten (bis zu 61 HRC) Schneide praktisch unzerstörbar sei und mit gleicher Effektivität Stahl und organische Materialien schneide. Dieses Bild vom japanischen Schwert stammt aber gänzlich aus Anime und der romantischen Verklärung der japanischen Legenden. Abgesehen davon, dass wärmebehandelter Stahl von 45–58 HRC einen ebensolchen Stahl nicht schneiden, sondern höchstens brechen kann, widerspricht eine solche Sichtweise den Gesetzen der Physik. Es sind eine Vielzahl von japanischen und europäischen historisch-literarischen Quellen belegbar, die von verbogenen, schartigen und zerbrochenen Schwertwaffen berichten.[10][11][12][13] Es gibt zwar auch Berichte über Einsatz gegen Metall (mit ernsten Folgen für die Waffe), aber eine Fähigkeit, „Stahl wie Butter zu schneiden“ oder „Seidentücher in der Luft durchschneiden“, lässt sich nirgendwo historisch belegen, was angesichts moderner Tests und metallografischer Untersuchungen der alten Schwertwaffen auch nicht verwundert.[14] Darstellungen in Filmen, Computerspielen und Anime, in denen mit einem Hieb und ohne nennenswerten Materialwiderstand Steine, solide Metallgegenstände oder Plattenrüstungen entzwei geschnitten werden, sind Fiktion. In Betracht der Druck- bzw. Zugfestigkeit und Härte von Eisen, Stahl sowie Gesteinen sind solche Schnitte physikalisch nicht möglich.

      Als ein exklusives Attribut des japanischen Schwertes wird gern seine angeblich phänomenale Schärfe angegeben. Diese Behauptung wird aus der Tatsache abgeleitet, dass die Härte der Schneide des Katanas für gewöhnlich die der europäischen Originale übersteigt (55–58 HRC gegen 64–67 HRC des jap. Katanas).[15][16] Die Härte der Schneide hat aber tatsächlich keine Auswirkung auf die Schärfe an sich – hier werden Schnitthaltigkeit und Schärfe verwechselt. Der weiche Kern und der Klingenrücken des Katanas sorgen außerdem dafür, dass sich die Waffe bei Belastung schnell verbiegt, denn nur so kann die Spannung absorbiert werden und die harte Schneide intakt bleiben. So erklären sich auch viele Scharten und Verbiegungen an historischen japanischen Klingen. Bei steiferen Klingen und höherer Härte des Kerns steigt erwartungsgemäß die Gefahr der Ausbrüche an der Schneide bei zu hohen Belastungen. Die häufig zitierte „Härte bei gleichzeitiger Elastizität“ ist also ein Kompromiss und keine Vereinigung zweier gegensätzlicher Eigenschaften.

      Auch gibt es die Meinung, dass Katanas im Vergleich zu anderen Schwertern sehr dünn seien, was zu einer steilen Klingengeometrie und somit außerordentlichen Schnittleistung führe. Dabei werden oft ausgerechnet europäische Schwertwaffen als extrem dick angenommen; möglicherweise nur, weil die sichtbar breiteren Klingen automatisch auch für dicker gehalten werden, oder wegen der aufgrund ihrer Schlagkante dick erscheinenden Fechtwaffen, die beim Szenenfechten und Schaukampf verwendet werden. Tatsache ist aber, dass eine Nihonto-Klinge 6 bis 9 Millimeter dick ist und diese Dicke bis zum Ort (Kissaki) hin kaum abnimmt, während europäische Schwerter an der Klingenwurzel bis 8 mm und im Ortbereich zuweilen nur 2 mm Dicke aufweisen.[17][18][19] Japanische Schwerter sind also tatsächlich dicker als z.B. die Originalschwerter des europäischen Mittelalters.

      Letztendlich hängt die Schärfe eines Schwertes von seiner Klingengeometrie ab, auf die die Klingendicke lediglich einen indirekten Einfluss hat.


      Fechtsystem und Einsatzgebiet

      Das dem Katana zugehörige Fechtsystem Kenjutsu wird in populärwissenschaftlichen Printmedien und TV-Sendeformaten oft sehr unpräzise behandelt. Die Grenzen zwischen Kendō, Kenjutsu und Aikidō werden meist verwischt und so ein moderner Sport wie Kendō oft irrtümlich als „uralte Schwertkampfkunst“ bezeichnet. Die Vorstellung der Öffentlichkeit über den japanischen Schwertkampf basiert größtenteils auf Samurai-Filmen, Hollywood-Darstellungen des fernen Ostens oder besonders bei den jungen Rezipienten auf Anime-Serien wie Naruto oder Kenshin. Vorstellungen eines intrinsischen Tötungspotentials einer Waffe stammen aus Computerspielen und haben mit realem Blankwaffengebrauch nichts gemein. Aufgrund dieser Tendenz und der weiträumigen Verbreitung der Missverständnisse aus dem 18. und 19. Jahrhundert bezüglich der europäischen Schwertwaffen wird oft die Meinung geäußert, das Katana sei in puncto Geschwindigkeit allen anderen Schwertern überlegen wegen seines im Vergleich zu anderen Klingenwaffen angeblich geringen Gewichts. Wenn man aber die Tatsache betrachtet, dass ein durchschnittliches Katana ebenfalls wie das europäische Kampfschwert (Typ X bis XIV nach der Oakeshott-Klassifikation) um 1100–1200 Gramm gewogen hat, bleibt die o.e. Behauptung zumindest zweifelhaft. Den Säbel (0,9–1,1 kg), das Rapier (bis 1,4 kg) und das römisch-germanische Spatha (0,6 bis 1,2 kg) gab es ebenfalls in Gewichten unter 800 Gramm (Bsp: das russisch-kaukasische Schaschka). Damit befindet sich das Katana gewichtsmäßig eher im mittleren Bereich. Die beidhändige Führung bei einer durchschnittlichen Klingenlänge um die 70 cm hat in anderen Kulturkreisen ebenfalls ihre Entsprechungen (z. B. das europäische lange Messer). Hiermit existieren in Wirklichkeit keine logisch nachvollziehbaren Gründe für eine bedeutend schnellere Fechtweise mit dem Katana als bei anderen historischen Fechtstilen. Argumente wie die historische Abwesenheit hochentwickelter Fechtlehren und qualitativer gebrauchstüchtiger Waffen bei anderen Völkern außerhalb des sino-japanischen Kulturkreises entsprechen aus wissenschaftlicher Sicht nicht den archäologisch und historisch belegten Tatsachen.

      Es gibt auch Missverständnisse, die in die andere Richtung gehen; so wird oft behauptet, dass Nihontō reine Hiebwaffen darstellten und nur zur Bekämpfung ungepanzerter Gegner geeignet waren. Dabei spielt die Tatsache eine große Rolle, dass heute nahezu alle authentischen japanischen Schwerter für sportliche Aktivitäten wie Tameshigiri und Iaido geschmiedet werden. Die sogenannten Koto-Schwerter („alte Schwerter“, grob gesagt vor und während des 16. Jahrhunderts hergestellt) weisen eine hohe Variabilität auf, was Klingengeometrie, Krümmung, Balance und Gewicht angeht, wobei das Grundkonzept des Nihonto immer gleich blieb. Ihre primäre Aufgabe war die Bekämpfung der japanischen Rüstungen, die unter anderem Eisen und Stahl (z. B. Helme) enthielten. Deswegen sind die klassischen japanischen Schwerter aus der Zeit der Kriege und Auseinandersetzungen vor dem Tokugawa-Shogunat bestens an die Rüstungen der damaligen Zeit angepasst und eignen sich also für mehr als nur zum Schneiden weicher Ziele.[20] Eine wichtige Unterscheidung; das Katana entstand in seiner heutigen Form erst im 17. Jahrhundert, die Schlacht-Schwerter vor dem Tokugawa-Shogunat waren in der Regel keine Katanas und wurden entsprechend anders eingesetzt.

      Das konkrete Einsatzgebiet des Katanas wird sehr oft vernachlässigt oder verzerrt. Es wird unter anderem angegeben, dass das Katana sich bestens zur Bekämpfung jeglicher Art von Rüstung eigne und in nahezu jeder erdenklichen Kampfsituation eingesetzt werden könne. Solche Vorstellungen lassen aber zu deutlich den Einfluss der modernen Samurai- und Ninja-Filme erkennen, die gewöhnlich mit der historischen Kriegsführung nichts zu tun haben. Bis zur Edo-Zeit waren die Samurai primär berittene Bogenschützen, wobei ihr Schwert Tachi nur in einer Notsituation eingesetzt wurde. Erst durch eine Verordnung des Shoguns Tokugawa Ieyasu wurde das im 15. Jahrhundert aus dem Uchigatana hervorgegangene Katana als „Seele des Samurais“ verklärt, wobei die klassischen Kriege zu Ross in voller Rüstung für immer in die Vergangenheit rückten. Das Katana an sich war somit von vornherein eine persönliche Duellwaffe für schwach oder gar nicht gerüstete Gegner, welches ihre endgültige Form (Montierung, Politur, Gestaltung) erst im 17. Jahrhundert erlangte. Hiermit kam das Katana des 17. bis 19. Jahrhunderts so gut wie gar nicht in Berührung mit Lamellenpanzern, Brustpanzern oder traditionellen Ōyoroi-Rüstungen der früheren Zeiten. Ihre angeblichen panzerbrechenden Eigenschaften oder die universelle Eignung für alle Belange des Schlachtfeldes entbehren hiermit jeglicher historischer Grundlage. Im Gegensatz dazu sei vermerkt, dass die europäischen Schwerter des Hoch- und Spätmittelalters, zentralasiatische Säbel sowie nahöstliche Klingenwaffen bei der Bekämpfung von Kettenpanzern, Lamellenpanzern oder gar Plattenrüstungen oft Spitzenbelastungen ertragen mussten, die bei japanischen Rüstungen so nie auftreten konnten – das Durchhauen eines Kettenpanzers oder Durchstechen der Plattenrüstung an der entsprechenden Stelle stellt sehr hohe Anforderungen an das Klingenmaterial und die Wärmebehandlung der Klinge. Der Aufbau und die Härtung des Katanas sind hiermit rein technisch ungeeignet zur Bekämpfung von Plattenrüstungen oder Kettenpanzern, diese konkrete relativ junge Schwertart (nicht zu verwechseln mit Tachi oder Nihontō an sich) diente ausschließlich repräsentativen Zwecken und als Duellwaffe gegen ungepanzerte Gegner.


      Metallurgische Hintergründe

      Eines der häufigsten Argumente, das die Überlegenheit der japanischen Klingen belegen soll, ist die Behauptung, dass die Eisenluppe – Tamahagane[21] – aus dem japanischen Rennofen (Tatara) besonders rein sei oder durchgehend hohe Mengen an Legierungsbestandteilen wie Molybdän, Vanadium oder Wolfram enthielte. Die Rohluppe aus dem Rennofen ist jedoch ein Zufallsprodukt, dessen Gehalt an Schlacke und Kohlenstoff sehr weit auseinander liegen kann. Demzufolge ist jedes Stück Tamahagane absolut individuell. Das Fachwissen des Schmiedes erlaubt diesem die Auswahl geeigneter Stücke, die möglichst schlackenfrei sein und einen Kohlenstoffgehalt zwischen 0,8–1,3 % besitzen sollen. Das japanische Eisenerz in Form des „satetsu“ (Eisensand) war qualitativ gesehen nur von mittelmäßiger bis minderer Qualität, weshalb auch die langwierigen Raffiniertechniken durch Falten und Ausschmieden zur Reinigung des Stahls notwendig waren (siehe Yoshihara, Tanimura). Die Qualität des japanischen Stahls und das große Können der japanischen Schmiede besteht also eher in ihrer Fähigkeit, aus mittelmäßigen Ausgangsmaterialien qualitativ gute bis sehr gute Klingen zu schmieden. Das erklärt auch, warum die japanischen Schmiede zur Zeit des Namban-Handels und danach gern europäischen Exportstahl („Namban-Tetsu“) verwendeten. Die Qualität der japanischen Klingen gründet demnach nicht auf der Qualität des Ausgangsmaterials als solchem.

      Was die angeblichen Legierungsbestandteile angeht, so sind diese bei metallografischen Untersuchungen nicht in signifikant erhöhten Mengen festgestellt worden.[22] Abgesehen davon, dass ein Rennofen nicht die zur Herstellung von niedrig bzw. hochlegierten Stählen erforderliche Temperatur aufbringen kann, weisen moderne Stähle trotz aller möglicher Kombinationen oben genannter Elemente keine „erstaunlichen Eigenschaften“ auf, die oft dem japanischen Stahl durch die Medien zugeschrieben werden. Das Vorhandensein von Molybdän und Vanadium in signifikant hohen Anteilen sowie von Nano-Strukturen[23] im japanischen Stahl ist eigentlich bisher nicht nachgewiesen worden; es ist im Grunde eine falsche Analogie zu Wootz und der Rolle des Vanadiums als Karbid-Bildner,[24] die einer wenig sorgfältigen Berichterstattung der Medien verschuldet ist.

      Quelle: de.wikipedia.org/wiki/Katana#M…nd_Missverst.C3.A4ndnisse

      Hier ein Ausschnitt aus einem Artikel über Schwerter von der Seite der Technischen Fakultät der Universität Kiel:
      Magische Schwerter (TF Uni Kiel)
      Man sollte lieber mal die andere Seite sehen: Die Erfolgsgeschichte des japanischen Schwerts führte zur "Stasis", zur Lähmung der Weiterentwicklung der Metallurgie.
      Durch Versuch und Irrtum hatte man ein ziemlich optimales Produkt hingekriegt. Man hatte aber nicht den kleinsten Schimmer einer Ahnung warum die Sache funktionierte.
      Jede Abweichung von der in kleinsten Details feststehenden Technologie war ein Sakrileg; das durfte nicht sein. "Fortschritt" gab es nur noch in unwesentlichen Details - z.B. am Design des Griffs - und minimalste Änderungen lösten ähnlich heftige Emotionen aus wie heutzutage Längenvariationen in cm Bereich bei Rocksäumen und Hosenbeinen.

      Kein Japaner wird das jemals zugeben, aber als Commodore Matthew Perry von der United States Navy am 8. Juli 1853 Japan zur "Öffnung" zwang (mit Kriegsschiffen), waren die Standardsäbel, die seine Soldaten herumschleppten, den japanischen Schwertern wohl kaum unterlegen - und diese Säbel waren noch deutlich schlechter als die einige Jahrzehnte später üblichen Gußstahlsäbel.
      Wobei man sich darüber klar sein muß, dass "besser" oder "schlechter" in diesem Zusammenhang zwei verschiedene Dinge bedeutet:

      1. Welches "Schwert" würde in einen Kampf "gewinnen"?
      2. Welches Schwert hat die besseren technischen Daten?

      Auf beide Fragen gibt es aber keine eindeutigen Antwort. Welches Schwert "gewinnen" würde hängt von der Kampftechnik ab. Ein japanischer Samurai hätte trotz metallurgisch wohl "besseren" Schwerts keine Chance gegen einen Ritter in voller Rüstung mit seinem vergleichweise primitiven "Breitschwert"-Prügel.
      Es gibt auch kaum harte Daten zur zweiten Frage; einige Zahlen finden sich im Link.

      Eines aber soll deutlich gesagt werden: Kein Schwert - japanisch, magisch, modern - kann die tollen Dinge tun, die in den Legenden (und im Internet) bis heute fortleben.
      Ein Seidentuch, das auf die Schneide eines Damaszenersäbels fällt, wird nicht durchschnitten. Kein Schwert durchschlägt eine Stahlrüstung (durchstoßen - OK), und wenn zwei ordentliche Schwerter mit den Schneiden aufeinanderprallen, haben beide kräftige Scharten. Wer mit seinem Schwert auf einen Stein oder Amboß haut, hat danach ein gebrochenes oder beschädigtes Schwert, und immer noch einen Stein oder Amboß.

      Was man aber schon sagen kann ist:
      Die Metallurgie der "Kelten" war mindestens genauso weit entwickelt wie die der Japaner - nur schon viel hundert Jahre früher. Ihre "Torsionsschweißdamastschwerter" waren extrem kompliziert aufgebaut, wie ihre japanischen Kollegen von atemberaubender Ästhetik, und nach manchen antiken Berichten extrem "gut" und entsprechend begehrt. Es ist möglich, dass die Kelten eine extrem komplizierte Technik entwickeln mußten, weil ihr "Raseneisenerz" ziemlich schlecht ist (d.h. viel P und S enthält)

      Der noch ältere römische "Gladius" (ein Kurzschwert zum Stechen) und der "Spatha" (das Langschwert der Offiziere) waren wohl auch nicht schlecht; obwohl nicht besonders kompliziert aufgebaut (man weiß aber nicht sehr viel darüber). Möglicherweise profitierten die Römer vom Zugriff auf gutes spanisches Erz.

      Quelle: tf.uni-kiel.de/matwis/amat/mw1…anced/t4_1_3.html#_dum_37


      Und hier noch mal die Reportage aus dem Startbeitrag. Das Video wurde wohl gelöscht:





      Wo wir sind, da ist immer auch Ägypten.
      ~☤~

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