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Guttenberg bekommt Ärger mit Bundestag
Verteidigungsminister zu Guttenberg (CSU) weist Plagiatsvorwüfe, seine Doktorarbeit betreffend, scharf zurück. Doch immer neue Details kommen ans Licht. Nun schaltet sich der Bundestag ein.
Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hat laut "Spiegel" eine zehnseitige Ausarbeitung des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages beinahe unverändert in seine Doktorarbeit übernommen. Das Papier hatte er dem Bericht zufolge in seiner Funktion als CSU-Abgeordneter selbst in Auftrag gegeben.
Nach "Spiegel"-Informationen verfasste der Ministerialrat Dr. Dr. Ulrich Tammler 2004 für Guttenberg die Ausarbeitung «Die Frage nach einem Gottesbezug in der US-Verfassung und die Rechtsprechung des Supreme Court zur Trennung von Staat und Religion». Tammler habe seine Arbeit an dem zehnseitigen Papier am 13. Mai 2004 beendet und dann an das Abgeordnetenbüro Guttenbergs weitergeleitet, heißt es in dem Bericht.
Obwohl Abgeordnete des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages nur im Rahmen ihrer mandatsbezogenen Arbeit nutzen dürfen, habe Guttenberg den Text nahezu vollständig in seine Dissertation eingefügt. Änderungen Guttenbergs an dem Text fänden sich kaum. Tammler selbst werde namentlich in keiner von Guttenbergs Quellenangaben zitiert. Lediglich die Arbeit des Wissenschaftlichen Dienstes erwähnt Guttenberg auf Seite 391 seiner Promotionsschrift.
Die Opposition hat bereits Auskunft darüber verlangt, inwieweit Guttenberg für seine Doktorarbeit den Wissenschaftlichen Dienst eingespannt hat. Der SPD-Abgeordnete Burkhard Lischka richtete an Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) in einem Brief die Frage, wie oft und zu welchen Themen Guttenberg als CSU-Parlamentarier zwischen 2002 und 2007 dort juristische Ausarbeitungen und Literaturlisten bestellt habe.
Guttenberg hatte in seiner Promotionsarbeit den Wissenschaftlichen Dienst als Sekundärquelle für eigene Vorträge zitiert, an einer Stelle auch als Primärquelle. In einer Fußnote Guttenbergs heißt es laut Medienberichten, die Ausarbeitung des Dienstes sei in seinem Auftrag erfolgt. Noch am Mittwoch hatte er betont: "Sollte jemand auf die Idee kommen zu behaupten, Mitarbeiter meines Büros hätten an der wissenschaftlichen Erarbeitung meiner Dissertation mitgewirkt, stelle ich fest: Dies trifft nicht zu."
Der Wissenschaftliche Dienst recherchiert für Abgeordnete in Ausübung ihres Mandats. "Der Deutsche Bundestag behält sich sämtliche Rechte an Arbeiten des Wissenschaftlichen Dienstes vor. Veröffentlichung und Verbreitung bedürfen grundsätzlich der Zustimmung der Abteilungsleitung", heißt es in den Nutzungsrichtlinien.
(dpa, N24 - 19.02.2011)
Wie ein schlechter Witz mutet da das Motto von Herrn Guttenberg auf seiner HP an: "Verantwortung verpflichtet"...
An dem Motto konnte man schon vor den Plagiatsvorwürfen zweifeln:
Die Fehler des Herrn Guttenberg - ein Kommentar bei zeit.de
Im Internet hat sich "GuttenPlag" formiert und scannt das Internet nach weiteren Textabschriften:
www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,746560,00.html
[IMG:http://www.spiegel.de/images/image-182320-panoV9free-lmly.jpg]
Interesante Hintergründe nachzulesen bei zeitgeist-online.de:
Das Guttenberg-Dossier
Teil 1: Der Zögling
Teil 2: Guttenberg, der „junge Führer“ – die Atlantikbrücke und ihr Young-Leaders-Programm
"Der demnächst erscheinende Teil 3 wird sich mit den Zielen und dem Treiben des Aspen-Instituts beschäftigen,
in dessen Young-Leaders-Programm unser [ehem.] Wirtschaftsminister [und jetziger Kriegsminister] ebenfalls aufgenommen wurde."
"Think Tanks" - "Denkfabriken"
Das Aspen-Institut ist in der Tat auch einen genaueren, kritischen Blick wert.
Ich zitiere mal selektiv Wikipedia:
Nach eigener Darstellung ist das Institut eine "überparteiliche, private, nichtkommerzielle Denkfabrik, die die schwierigsten Fragen der aktuellen Politik untersucht" und sich dabei an Entscheidungsträger sowohl aus der Wirtschaft, Politik, als auch aus der Wissenschaft wendet. Aspen rekrutiert seine Mitarbeiter aus allen akademischen und diplomatischen Bereichen.
Das deutsche Aspen Institute hat circa 15 Mitarbeiter und befindet sich heute noch auf der Havelinsel Schwanenwerder auf dem Grundstück Inselstraße 10 in Berlin. Der Verein der Freunde des Aspen Instituts e. V. (der aus ungefähr 70 Privat- und 20 Firmenmitglieder besteht) und die Shepard Stone Stiftung sind die Hauptquellen von den "unzweckbezogenen" Einkünften des Instituts. Außerdem erhält das Institut "zweckbezogene“ Zuwendungen von einer Reihe von deutschen Firmen, von dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie und von dem US Department of State. Die letzteren Ressourcen finanzieren eine Reihe von Konferenzen und Tagungen für Führungskräfte zu aktuellen Themen der Wirtschaft, Politik und Kultur.
Aspen organisiert eine Reihe von privaten Programmen, die der Entwicklung einer Politik in bestimmten Sachgebieten gewidmet sind. Letztere sind nur auf Einladung zugänglich und erfolgen auf Anregung verschiedener Sponsoren. Im wesentlichen handelt es sich hier um die Organisation eines strategischen Dialogs über die wichtigsten Fragen der aktuellen Politik und um die Förderung des Dialogs zwischen Spitzenführungskräften und der Zivilgesellschaft in verschiedenen Ländern des Nahen Ostens.
Wie auch wir das u.a. mitfinanzieren: 2008 hat der Berliner Senat nach langem Hickhack um weitere Landesmittel/Zuschüsse dem Aspen-Institut z.B. für 3 Jahre die Miete erlassen. Augenfällig in diesem Zusammenhang ist auch die Standortwahl vom Aspen-Institut Deutschland: Schwanenwerder in Berlin auf dem Grundstück der ehemaligen Goebbels-Villa.
Auch an der Ausbildung der nächsten Generation Gleichgesinnter wird gearbeitet:
Aspen Institute Center for Business Education (CBE)
"Mission des Aspen Institute Center for Business Education (CBE) ist es, Führungspersönlichkeiten durch einen Dialog über die Werte und Ideale, welche zur erfolgreichen Bewältigung der politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen notwendig sind, zu fördern und dabei zu unterstützen. Das Institut stellt eine Informationsplattform zur Verfügung, auf der sich Führungskräfte weltweit austauschen können. Zur Umsetzung veranstaltet das CBE Seminare, die das Verständnis der modernen Manager über grundlegende Ideen und Werte von Führungsverantwortung und -aufgaben fördert. Unterstützt wird das CBE zum Beispiel von der Citigroup Foundation, Deloitte, Ernst & Young sowie Microsoft. Executive Director ist Judith Samuelson." (Textquelle)
Allg. Informationen:
Think Tanks in Deutschland - Berater der Politik?
Martin Thunert, Bundeszentrale für politische Bildung
Kritische Artikel:
Marktradikale Pressure Groups - Die Macher hinter den Kulissen
Hermann Ploppa
Aspen-Institut (mit Kuratoriumsliste), im Parteibuch Lexikon
dem parteiischen Wiki mit wertenden Informationen in deutlicher Sprache
Homepage des Aspen-Instituts Berlin: www.aspeninstitute.de
[IMG:http://farm1.static.flickr.com/215/474707547_4c2bcfa71f_b.jpg]
Friends of of the Aspen Institute
Adam Opel AG
Baker & McKenzie
Boeing International Corporation
Booz & Company, Inc.
Coca-Cola GmbH
Commerzbank AG
Daimler AG
Deutsche Börse AG
Deutsche Telekom AG
Dr. KADE Pharmazeutische Fabrik GmbH
Gillette Deutschland GmbH & Co. oHG
Knick Elektronische Messgeräte GmbH & Co. KG
Landesbank Berlin AG
Mayer Brown LLP
MSA Auer GmbH
Piepenbrock Service GmbH + Co. KG
Robert Bosch GmbH
Siemens AG
Entnommen dem "Annual Report 2009", S. 22, aspeninstitute.de/publication
Bild von geldoderleben, Flickr
Alles Wissen ist vergeblich ohne die Arbeit, und alle Arbeit ist sinnlos ohne die Liebe. ♥ [Khalil Gibran]
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