Die Wissenschaft vom Menschen
Die kulturelle Anthropologie setzt sich volkskundlich mit dem Menschen in seinem Verhältnis zur Kultur auseinander. Kulturanthropologen verstehen sich als Wissenschaftler, deren Ziel die Entwicklung übergreifender theoretischer Fragestellungen und Begriffe ist. Die wissenschaftliche kulturanthropologische Arbeit soll empirisch, problemorientiert und gegenwartsbezogen sein.
Der kulturanthropologische Kulturbegriff umfasst sowohl soziale Geflechte und deren Sitten und Bräuche, wie auch die Produktion von technischen Hilfsmitteln, die der Mensch benötigt, um in seiner Umwelt leben zu können. Kultur wird also nicht in Gegensatz zu Zivilisation gesetzt, sondern bezeichnet die Gesamtheit der menschlichen Umgebung. Der Mensch wird dabei gleichzeitig als kultureller Schöpfer wie als Geschöpf der Kultur gesehen. Der Austausch zwischen Kulturen wird unter dem Aspekt dieser Wechselwirkung betrachtet. Dabei werden transnationale Kulturen ebenso beleuchtet wie Subkulturen.
In zweckrationalen Definitionen wird Kultur weitgehend als Hochkultur betrachtet, welche bestimmten Gesetzmässigkeiten folgt. In wertrationalen Definitionen wird Kultur als etwas Umfassendes gesehen, Bedeutungen, Handlungen und Deutungen der Menschen werden berücksichtigt.
(Quelle: wikipedia.de)
Links:
» Wikipedia-Portal: Volkskunde
» Evifa - Virtuelle Fachbibliothek Ethnologie
» Blog: Ethnologie in den Medien
» Deutsche Gesellschaft für Völkerkunde e.V.
Aus: Frank Robert Vivelo, Kulturanthropologie - Eine grundlegende Einführung
Die Archäologie der Seele
Die philosophische Anthropologie ist die Disziplin der Philosophie, die sich mit dem Wesen des Menschen befasst. Die moderne philosophische Anthropologie ist eine sehr junge philosophische Fachrichtung, die erst im frühen 20. Jahrhundert als Reaktion auf den Verlust von Weltorientierung entstand:
Die philosophische Anthropologie reflektiert auf den Menschen schlechthin, auf das Wesen des Menschen, also auf das (vorgegebene) "Ewige" in ihm und an ihm. Sie sieht vom konkreten Menschen ab und zielt auf die Abstraktion und das Universale. Zugleich besteht die Grundsituation der philosophischen Anthropologie darin, dass der Mensch nach dem Menschen fragt. Sie ist also auch immer Selbstreflexion und hat aufgrund der Gegenüberstellung von Innenperspektive des Subjekts und Außenperspektive des Beobachters teilweise auch eine dialektische Fragestellung.„Wir sind in der ungefähr zehntausendjährigen Geschichte das erste Zeitalter, in dem sich der Mensch völlig und restlos problematisch geworden ist: in dem er nicht mehr weiß, was er ist; zugleich aber auch weiß, dass er es nicht weiß.“ (Max Scheler)
Die philosophische Anthropologie betrachtet den Menschen vom Boden metaphysischer Grundgewissheiten, die selbst nicht ihr Gegenstand sind. Sie behandelt weder Fragen der Erkenntnistheorie, noch das Leib-Seele-Problem, noch Fragen von Freiheit und Determinismus. Sie ist auch nicht unmittelbar normativ, d.h. aus ihr können ethische Aussagen nur unter Hinzuziehung außeranthropologischer Wahrheiten abgeleitet werden, da ansonsten ein naturalistischer Fehlschluss drohen könnte. Andererseits ist die Feststellung, dass der Mensch immer mit Normen lebt, eine anthropologische Tatsache.
Im Mittelpunkt der philosophischen Anthropologie steht die Lebenssituation des Menschen. Dabei werden naturwissenschaftliche, soziologische sowie alle weiteren relevanten einzelwissenschaftlichen Erkenntnisse beachtet und - wo sinnvoll - integriert. Andererseits haben die Erkenntnistheorie ebenso wie die Einzelwissenschaften immer anthropologische Implikationen. Einzelwissenschaften im Umfeld der philosophischen Anthropologie sind die sog. Humanwissenschaften, zu denen insbesondere die Biologie, die Primatologie, die Neurowissenschaften, die Psychologie, die Sprachwissenschaften, die Ethnologie, die Paläontologie, die Soziologie und auch die Geschichtswissenschaften sowie eine Vielzahl von Variationen aus diesen Fächern wie die Soziobiologie oder die Evolutionäre Psychologie gehören. Zu jeder dieser Fachrichtungen gibt es auch eine spezifische Anthropologie wie etwa eine medizinische, eine pädagogische, eine historische oder eine theologische Anthropologie.
Die philosophische Anthropologie wird auch heute noch oftmals mit der kritischen Frage konfrontiert, wieso es bei der Vielzahl dieser humanwissenschaftlichen Fächer auch noch einer philosophischen Anthropologie bedürfe und ob deren Fragestellung nicht durch die anderen philosophischen Disziplinen abgedeckt sei. Obwohl die Fachwissenschaften ein breites Bild vom Menschen entwerfen, geben sie keine integrierende Zusammenschau, insbesondere nicht aus einer 'übergeordneten' Perspektive. Es bleiben eine Reihe von Fragen offen, so etwa:
- Welche Stellung hat der Mensch im Kosmos?
- Inwieweit gehört Kultur zur Natur des Menschen?
- Welche Fähigkeiten und Eigenschaften sind in welchem Maße im Kontext der Lebenswelt entstanden?
- Ist der Mensch von Natur aus gut?
- Ist Altruismus eine Frage der (geistigen) Vernunft oder der (materiellen) Evolution?
- Was bedeutet die Gebundenheit des menschlichen Denkens an die Sprache?
- Gibt es geschlechtsspezifische Wesensmerkmale?
- Welche Rolle spielt die Selbstverwirklichung in der Arbeit für den Menschen?
- Sind Kreativität und Phantasie Wesensbestimmungen des Menschen?
- Was bedeutet das menschliche Streben nach Wissen und Verstehen?
- Gibt es für den Menschen einen Sinn des Lebens?
- Ist der Mensch zur Freiheit fähig bzw. 'verurteilt'?
- Sind aus Aggressivität des Menschen entstehende Kriege und Gewalt prinzipiell überwindbar?
- Kann man aufgrund der Individualität eines jeden Menschen überhaupt allgemeingültige Wesensaussagen machen?
(Quelle: wikipedia.de)
Links:
» Wikipedia-Artikel: Metaphysik
» Philosophische Anthropologie (Einführung, Literatur, Links)
» Plattform Anthropologie – Datenbank deutschsprachiger anthropologischer Forschung
[IMG:http://dkcmzc.chemie.uni-mainz.de/%7Epfeiffer/aag/aagmt/flammarion.gif]
aus: Camille Flammarion: L'Atmosphere, 1888, Holzstich, hier nachkoloriert.
Alles Wissen ist vergeblich ohne die Arbeit, und alle Arbeit ist sinnlos ohne die Liebe. ♥ [Khalil Gibran]