Depublizierung - Das Internet soll vergessen

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    • Depublizierung - Das Internet soll vergessen

      www.tagesschau.de/inland/rundfunkaenderungsstaatsvertrag
      Staatsvertrag zwingt zum Löschen von Online-Inhalten
      Warum Sie nicht mehr finden, was Sie suchen

      Was heute irgendwo auf der Welt ins Netz gestellt wird, kann in der Regel bis auf weiteres abgerufen werden. Was einmal veröffentlicht wurde, vergrößert die universelle Bibliothek im Netz. Jeder Mensch mit Internet-Anschluss hat so freien Zugang zu vielfältigen Informationen, zu Entwicklungen aktueller und vergangener Ereignisse überall auf der Welt, in Deutschland oder vor der eigenen Haustür.

      Beschränkung der Öffentlich-Rechtlichen

      Für die öffentlich-rechtlichen Onlineangebote gilt das künftig eingeschränkt. Denn nur ein Bruchteil der Inhalte, die erhalten werden könnten, darf auch im Netz bleiben. So sind dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk mit dem 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrag enge Grenzen im Internet gesetzt worden. Seit dem 1. Juni 2009 regelt der Vertrag, dass in gebührenfinanzierten Angeboten viele Inhalte verboten sind und die erlaubten nur noch für begrenzte Zeit online bleiben dürfen. Die öffentlich-rechtlichen Anbieter haben bis zum 31. August 2010 Zeit, die Vorgaben des Gesetzes umzusetzen.

      Unterschiedliche Fristen fürs Verweilen im Netz

      Alle tagesschau.de-Inhalte haben spätestens mit dem 1. September 2010 eine "Verweildauer". Das heißt, sie dürfen nur noch für eine bestimmte Frist im Netz bleiben. Bei vielen Inhalten beträgt diese Verweildauer ein Jahr, zum Beispiel bei den meisten Meldungen und dafür ausgewählten einzelnen Tagesschau-Beiträgen. Viele Tagesschau-Sendungen und das Nachtmagazin bleiben als komplette Sendung dagegen nur sieben Tage on demand abrufbar.

      Eine Ausnahme bilden die Tagesschau-Sendungen um 20.00 Uhr und die Tagesthemen. Sie gelten als fortlaufende zeitgeschichtliche Archive und dürfen unbegrenzt angeboten werden. Gleiches gilt für Inhalte von zeitgeschichtlicher und kulturgeschichtlicher Bedeutung. Sie dürfen unbefristet in einem eigens auszuweisenden Archiv online bleiben. Eine weitere spezielle Regel gilt für Inhalte, die sich mit Wahlen befassen. Sie dürfen für die Dauer der Legislaturperiode angeboten werden.

      Die Einzelheiten sind im so genannten Verweildauerkonzept geregelt - einem Teil des Telemedienkonzeptes. Die Erstellung dieser Konzepte schreibt der Rundfunkstaatsvertrag vor.

      Rund 80 Prozent der Inhalte nicht mehr abrufbar

      Während viele Verlage damit beginnen, ihre Archive für die Allgemeinheit zu öffnen, muss tagesschau.de den größten Teil seines mit Gebührenmitteln erstellten Online-Archivs löschen. Betroffen sind ca. 80 Prozent der Inhalte. Zusätzlich problematisch: Auch das Löschen kostet Geld, denn es muss eigens organisiert und programmiert werden. Da die Budgets in den Telemedienkonzepten gedeckelt sind, gehen die Lösch-Kosten zu Lasten neuer Inhalte.

      Verweildauerkonzept:
      Details darüber, wie lange tagesschau.de-Inhalte online bleiben dürfen, sind im Verweildauerkonzept festgelegt. Es ist Teil des Telemedienkonzeptes, das tagesschau.de dem Rundfunkrat des NDR vorgelegt hat. Dieser hat in einem so genannten Dreistufentest geprüft, ob tagesschau.de dem öffentlich-rechtlichen Auftrag entspricht, welchen qualitativen Beitrag das Angebot zum publizistischen Wettbewerb leistet und welcher Aufwand dafür erforderlich ist. Am 25.06.10 hat der NDR-Rundfunkrat das Telemedienkonzept von tagesschau.de gebilligt.

      Hintergründe
      Über das Löschen von Internet-Archiven [ndr]
      Telemedienkonzept für tagesschau.de genehmigt
      Dreistufentest für Fortgeschrittene [ard.de]

      Der zwölfte Rundfunkänderungsstaatsvertrag (pdf)
      Danach: Telemedienkonzept für tagesschau.de (pdf)

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      Das Nachrichtenarchiv der Tagesschau wurde inzwischen geleakt.
      Videos legal sichern kann man mit dem Programm Mediathek.

      Blog-Artikel dazu: meine-url-ist-laenger-als-deine.de/?p=3513


      Alles Wissen ist vergeblich ohne die Arbeit, und alle Arbeit ist sinnlos ohne die Liebe. ♥ [Khalil Gibran]
    • Ich finde es ja überhaupt überaschend, das die öffentlich rechlichen überhaupt die Ersten sind, die den Sprung ins Web 2.0 gewagt und geschafft haben. Schaut euch mal um, die privaten haben den Sprung schlicht verpennt. Web 2.0 ist schlicht die Zukunft, ich kann schauen was ich will und wann ich will. Und fernseher die auf videoportale schalten sind in der Entwicklung / erste Modelle gibt es schon. Da haben die öffentlich rechtlichen einmal was richtig gemacht. Das darf aber nicht sein! Schon kommen die Bürokraten und weltfremde Gesetzgeber, die das wieder zunichte machen. Öffentlich rechliche Sender die was richtig machen? Das darf einfach nicht sein!

      Das depublizieren treibt die Dummeheit noch auf die Spitze. Selbst wenn man aktzeptieren würde, das man sich im web 2.0 zurückzieht. Nur eine Sekunde. Wir vergessen einmal das sie spätestens dann wieder zurück einziehen müsste, wenn das web 2.0 das Fernsehen fast vollständig verdrängt hat. Wir aktzeptieren eine Sekunde den ernsthaften Rückzug aus den Web 2.0 ! Dann aber für depublizieren Geld rauszuschmeisen ist der Gipfel an Dummheit. Das Internet vergisst nicht! Das sollte man heute ab 6 Jahre aufwärts wissen. Nein, ab dann, wo ein Kind ins Netz gelassen wird, sollte es das Kind wissen. Diese dämlichen Bürokraten wissen um diese Binse offenbar nicht. Die Tageschauarchive werden nämlich nicht gelöscht, nur die Internetseite unter der ich sie aufrufen kann ändert sich. Trotz oder gerade wegen dem depublizieren. Je nachdem wie man das sehen will.

      Diese Aktion kommt etwa folgender Situation gleich: Man verstreut weltweit Flugblätter. Und dann fällt einen ein, man wollte das gar nicht. Statt den Fehler zu aktzeptieren, er wurde halt gemacht, starte man eine weltweite Flugblatteinsammelaktion und hofft so alle zum verschwinden zu bringen. (Alleine wegen einen solchen Aufriss, werden die Flugblätter erst recht interessant)

      Gruß
      "Wir sind alle Sternenstaub, daher teilen wir alle dieselben Vorfahren, wir sind die Sterne. Und wir sind die Brüder der wilden Tiere und die Lilien auf dem Felde sind unsere Vettern." Trinh Xuan Thuan

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Phasenverschobener ()

    • Ich empfinde das sowohl als dumm, als auch für eine absolute Frechheit.
      Erst wird man gezwungen zu zahlen (GEZ) und dann werden einem die von den Geldern
      finanzierten Inhalte nichtmal dauerhaft zur Verfügung gestellt.
      Die Vollkommenheit ist unerreichbar. Gewiß ist die Vollkommenheit unerreichbar. Sie hat nur den Sinn, deinen Weg wie ein Stern zu leiten. Sie ist Richtung und Streben auf etwas hin.
      - Antoine de Saint-Exupéry, Die Stadt in der Wüste