Gedichte

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    • Mondscheinlerche

      Von dem Lager heb' ich sacht
      meine müden Glieder;
      eine warme Sommernacht
      draussen stärkt sie wieder.

      Mondschein liegt um Meer und Land
      dämmerig gebreitet;
      in den weissen Dünensand
      Well' auf Welle gleitet.

      Unaufhörlich bläst das Meer
      eherne Posaunen;
      Roggenfelder, segenschwer,
      leise wogend raunen

      Wiesenfläche, Feld und Hain
      zaubereinsam schillern;
      badend hoch im Mondenschein
      Mondscheinlerchen trillern.

      "Lerche sprich, was singst du nur
      um die Mittnachtsstunde?
      Dämmer liegt auf Meer und Flur
      und im Wiesengrunde."

      Will ich meinen Lobgesang
      halb zu Ende bringen,
      muss ich tag- und nächtelang
      singen, singen, singen!"


      Gerhart Hauptmann

      Hiddensee, den 29. Juli 1885

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von fivemilesout () aus folgendem Grund: Titel vergessen

    • "Nehmt Eure Sprache ernst! Wer es hier nicht zu dem Gefühl einer heiligen Pflicht bringt, in dem ist nicht einmal der Keim für eine höhere Bildung vorhanden."
      "Es wurde bisher grundsätzlich immer nur die Wahrheit verboten."

      Friedrich Nietzsche
    • Auch aus den Ghaselen:

      Du bist der Schreiber und die Schrift bist du,
      Tint' und Papier und Schreibestift bist du.

      Du bist die Sternenschrift am Himmel dort,
      Im Herzen hier die Liebeschrift bist du.

      Das Blatt, das treibt, das ausgetriebne Lamm,
      Der Trieb, der Treiber und die Trift bist du.

      Du bist die Ruh', die Unruh' bist du auch,
      Das Gift und auch das Gegengift bist du.

      Du Ebb' und Flut, Windstill' und Sturm und Meer,
      Schiffbruch und Schiff, und der drin schifft, bist du.

      Was kann ich treffen? Was kann treffen mich?
      Was trifft der Sinn, und was ihn trifft, bist du.

      (Moulana Galal ad-Din Rumi)

      Die Übersetzungen, die ich hier von ihm einstelle, sind übrigens auch von Rückert.

      Alles Wissen ist vergeblich ohne die Arbeit, und alle Arbeit ist sinnlos ohne die Liebe. ♥ [Khalil Gibran]
    • Schöne

      Schöne,
      wie im kühlen Gestein
      das Wasser des Quells
      als ein üppiger Blitz aus Gischt entspringt,
      so ist das Lächeln in deinem Gesicht,
      du Schöne.

      Schöne,
      mit feinen Händen und schlanken Füßen
      wie ein Silberpferdchen,
      leichten Ganges, Blüte der Welt,
      so sehe ich dich,
      du Schöne.

      Schöne,
      mit einem kupfernen Wuschelnest
      auf deinem Kopf, einem Nest
      von der Farbe dunklen Honigs,
      worin mein Herz lodert und ruht,
      du Schöne.

      Schöne,
      deine Augen haben nicht Raum genug in deinem Gesicht,
      nicht Raum genug auf der Erde.
      Länder gibt es, Flüsse gibt es
      in deinen Augen,
      mein Vaterland ist in deinen Augen,
      ich durchwandere sie,
      sie spenden Licht der Welt,
      die ich durchwandere,
      du Schöne.

      Schöne,
      deine Brüste sind wie zwei Brote,
      aus Kornerde und Goldmohn
      gemacht,
      du Schöne.

      Schöne,
      deine Taille,
      sie wurde geformt von meinem Arm,
      wie von einem Fluß, der tausend Jahre lang
      deinen lieblichen Leib umströmte,
      du Schöne.

      Schöne,
      nichts läßt sich vergleichen mit deinen Hüften,
      vielleicht hat die Erde
      irgendwo an geheimem Ort
      die Wölbung und den Duft deines Körpers,
      irgendwo vielleicht,
      du Schöne.

      Schöne, meine Schöne,
      deine Stimme, deine Haut, deine Nägel,
      Schöne, meine Schöne,
      dein Sein, dein Licht, dein Schatten,
      Schöne,
      dies alles ist mein, Schöne,
      all dies ist mein, du Meine,
      wenn du gehst oder ruhst,
      wenn du singst oder schläfst,
      wenn du leidest oder träumst,
      immer,
      wenn du nahe bist oder fern,
      immer
      bist du mein, meine Schöne,
      immer.

      Pablo Neruda (1904-1973)
    • ^^

      Gedicht, du Seelenblütenflaum,
      Gedicht, du Lebensflutenschaum,
      Gedicht, du Äolsharfenklingen,
      Du Flügelschlag von Engelschwingen,
      Du Lethetrank, du Ahnungsblitz,
      Du Sommernacht mit milder Vollmondhelle,
      Du Rosenduft, du Himmelsblau der Seele,
      Gedicht, Gedicht, mein Morgenstern...


      Friedrich Halm (1806 - 1871),
      eigentlich Eligius Franz Joseph Freiherr von Münch-Bellinghausen,
      österreichischer Dramatiker, Lyriker, Novellist, und Intendant des Hoftheaters

      Alles Wissen ist vergeblich ohne die Arbeit, und alle Arbeit ist sinnlos ohne die Liebe. ♥ [Khalil Gibran]
    • sind gemalte Fensterscheiben!
      Sieht man vom Markt in die Kirche hinein,
      Da ist alles dunkel und düster;
      Und so sieht's auch der Herr Philister:
      Der mag denn wohl verdrießlich sein
      Und lebenslang verdrießlich bleiben.

      Kommt aber nur einmal herein!
      Begrüßt die heilige Kapelle;
      Da ist's auf einmal farbig helle,
      Geschicht' und Zierrat glänzt in Schnelle,
      Bedeutend wirkt ein edler Schein;
      Dies wird euch Kindern Gottes taugen,
      Erbaut Euch und ergötzt die Augen.

      von Johann Wolfgang von Goethe

      [IMG:http://www.gif-paradies.de/gifs/natur/blumen/blumenbouquets/blumenbouquets_0004.gif]
      "Nehmt Eure Sprache ernst! Wer es hier nicht zu dem Gefühl einer heiligen Pflicht bringt, in dem ist nicht einmal der Keim für eine höhere Bildung vorhanden."
      "Es wurde bisher grundsätzlich immer nur die Wahrheit verboten."

      Friedrich Nietzsche
    • Otto Julius Bierbaum (1865-1910)

      Ich ... war ... einmal

      Oft weiß ich ganz genau: Ich ... war ... einmal;
      Ich habe schon einmal all dies gesehn;
      Der Baum vor meinem Fenster rauschte mir
      Ganz so wie jetzt vor tausend Jahren schon;
      All dieser Schmerz, all diese Lust ist nur
      Ein Nochmals, Immerwieder, Spiegelung
      Durch Raum und Zeit. – Wie sonderbar das ist:
      Ein Fließen, Sinken, Untertauchen und
      Ein neu Empor im gleichen Strome: Ich
      Und immer wieder ich: Ich ... war ... einmal.

      Alles Wissen ist vergeblich ohne die Arbeit, und alle Arbeit ist sinnlos ohne die Liebe. ♥ [Khalil Gibran]
    • Von jedem, der Dir durch das Leben schritt,
      bleibt eine Spur in deiner Seele hangen.
      So bringst du am Gewand ein Stäubchen mit
      von jedem Wege, den du bist gegangen.
      Die eine Spur ist warme Sonnenpracht,
      die andere glänzend kalt, wie Nordlichtflammen,
      noch eine düster wie Gewitternacht,
      wenn du auch längst vergaß't woher sie stammen.
      Da ist kein Ton, der ganz und gar entschwebt,
      zu seiner Zeit wird er durch's Herz dir klingen,
      so wie das Staubatom sich wieder hebt,
      wenn Sonnenstrahlen dein Gewand durchdringen.
      So hüte dich, daß jemals deine Hand,
      dein Wort dir möge schlimmen Dienst verrichten!
      Es könnte sein, ein Pfeil von dir entsandt
      kehrt lang nachher zurück, dich zu vernichten.
      Lass lichte Spur dir folgen, wie dem Schwan.
      streu edles Korn auf allen deinen Wegen:
      kommst später du auf selber Stelle an,
      so lachen goldne Saaten dir entgegen.
      Emanuel Geibel

      "Nehmt Eure Sprache ernst! Wer es hier nicht zu dem Gefühl einer heiligen Pflicht bringt, in dem ist nicht einmal der Keim für eine höhere Bildung vorhanden."
      "Es wurde bisher grundsätzlich immer nur die Wahrheit verboten."

      Friedrich Nietzsche
    • Als Gott den lieben Mond erschuf,
      gab er ihm folgenden Beruf:

      Beim Zu- sowohl wie beim Abnehmen
      sich deutschen Lesern zu bequemen,



      ein
      [IMG:http://www.diaware.de/bilder/schrift/_a.gif] - formierend und ein [IMG:http://www.diaware.de/bilder/schrift/_z.gif]
      das keiner schwer zu denken hätt*.


      Befolgend dies war der Trabant
      ein völlig deutscher Gegenstand. :)
      Christian Morgenstern


      "Nehmt Eure Sprache ernst! Wer es hier nicht zu dem Gefühl einer heiligen Pflicht bringt, in dem ist nicht einmal der Keim für eine höhere Bildung vorhanden."
      "Es wurde bisher grundsätzlich immer nur die Wahrheit verboten."

      Friedrich Nietzsche
    • Das letzte Lied

      Fern ab am Horizont, auf Felsenrissen,
      Liegt der gewitterschwarze Krieg getürmt.
      Die Blitze zucken schon, die ungewissen,
      Der Wandrer sucht das Laubdach, das ihn schirmt.
      Und wie ein Strom, geschwellt von Regengüssen,
      Aus seines Ufers Bette heulend stürmt,
      Kommt das Verderben, mit entbundnen Wogen,
      Auf alles, was besteht, herangezogen.

      Der alten Staaten graues Prachtgerüste
      Sinkt donnernd ein, von ihm hinweggespült,
      Wie, auf der Heide Grund, ein Wurmgeniste,
      Von einem Knaben scharrend weggewühlt;
      Und wo das Leben, um der Menschen Brüste,
      In tausend Lichtern jauchzend hat gespielt,
      Ist es so lautlos jetzt, wie in den Reichen,
      Durch die die Wellen des Kozytus schleichen.

      Und ein Geschlecht, von düsterm Haar umflogen,
      Tritt aus der Nacht, das keinen Namen führt,
      Das, wie ein Hirngespinst der Mythologen,
      Hervor aus der Erschlagnen Knochen stiert;
      Das ist geboren nicht und nicht erzogen
      Vom alten, das im deutschen Land regiert:
      Das läßt in Tönen, wie der Nord an Strömen,
      Wenn er im Schilfrohr seufzet, sich vernehmen.

      Und du, o Lied, voll unnennbarer Wonnen,
      Das das Gefühl so wunderbar erhebt,
      Das, einer Himmelsurne wie entronnen,
      Zu den entzückten Ohren niederschwebt,
      Bei dessen Klang, empor ins Reich der Sonnen,
      Von allen Banden frei die Seele strebt;
      Dich trifft der Todespfeil; die Parzen winken,
      Und stumm ins Grab mußt du daniedersinken.

      Erschienen, festlich, in der Völker Reigen,
      Wird dir kein Beifall mehr entgegen blühn,
      Kein Herz dir klopfen, keine Brust dir steigen,
      Dir keine Träne mehr zur Erde glühn,
      Und nur wo einsam, unter Tannenzweigen,
      Zu Leichensteinen stille Pfade fliehn,
      Wird Wanderern, die bei den Toten leben,
      Ein Schatten deiner Schön' entgegenschweben.

      Und stärker rauscht der Sänger in die Saiten,
      Der Töne ganze Macht lockt er hervor,
      Er singt die Lust, fürs Vaterland zu streiten,
      Und machtlos schlägt sein Ruf an jedes Ohr, –
      Und da sein Blick das Blutpanier der Zeiten
      Stets weiter flattern sieht, von Tor zu Tor,
      Schließt er sein Lied, er wünscht mit ihm zu enden,
      Und legt die Leier weinend aus den Händen.
      Heinrich von Kleist

      Kozytus > Fluß in der Unterwelt (Mythologie)
      Parzen > Nornen /Schicksalsgöttinen / Mythologie)
      [IMG:http://www.lokis-mythologie.de/bilder/bilder%20goetter/norns.jpeg]
      "Nehmt Eure Sprache ernst! Wer es hier nicht zu dem Gefühl einer heiligen Pflicht bringt, in dem ist nicht einmal der Keim für eine höhere Bildung vorhanden."
      "Es wurde bisher grundsätzlich immer nur die Wahrheit verboten."

      Friedrich Nietzsche
    • Die Zeit geht nicht

      Die Zeit geht nicht, sie stehet still,
      Wir ziehen durch sie hin;
      Sie ist ein Karavanserai,
      Wir sind die Pilger drin.

      Ein Etwas, form- und farbenlos,
      Das nur Gestalt gewinnt,
      Wo ihr drin auf und nieder taucht,
      Bis wieder ihr zerrinnt.

      Es blitzt ein Tropfen Morgentau
      Im Strahl des Sonnenlichts;
      Ein Tag kann eine Perle sein
      Und ein Jahrhundert nichts.

      Es ist ein weißes Pergament
      Die Zeit und Jeder schreibt
      Mit seinem roten Blut darauf
      Bis ihn der Strom vertreibt.

      An dich, du wunderbare Welt,
      Du Schönheit ohne End',
      Auch ich schreib meinen Liebesbrief
      Auf dieses Pergament.

      Froh bin ich, daß ich aufgeblüht
      In deinem runden Kranz;
      Zum Dank trüb' ich die Quelle nicht
      Und lobe deinen Glanz!
      Gottfried Keller
      "Nehmt Eure Sprache ernst! Wer es hier nicht zu dem Gefühl einer heiligen Pflicht bringt, in dem ist nicht einmal der Keim für eine höhere Bildung vorhanden."
      "Es wurde bisher grundsätzlich immer nur die Wahrheit verboten."

      Friedrich Nietzsche
    • Die Gedanken sind frei...

      Die Gedanken sind frei,
      Wer kann sie erraten,
      Sie fliehen vorbei,
      Wie nächtliche Schatten.
      Kein Mensch kann sie wissen,
      Kein Jäger erschießen
      Mit Pulver und Blei.
      Die Gedanken sind frei!

      Beleget den Fuß
      Mit Banden und mit Ketten
      Daß von Verdruß
      Er sich kann nicht retten,
      So wirken die Sinnen,
      Die dennoch durchdringen.
      Es bleibet dabei:
      Die Gedanken sind frei.

      Ich denke was ich will
      Und was mich beglücket,
      Doch alles in der Still',
      Und wie es sich schicket.
      Mein Wunsch, mein Begehren
      Kann niemand verwehren,
      Es bleibet dabei:
      Die Gedanken sind frei!

      Ich werde gewiß
      Mich niemals beschweren,
      Will man mir bald dies,
      Bald jenes verwehren;
      Ich kann ja im Herzen
      Stets lachen und scherzen;
      Es bleibet dabei:
      Die Gedanken sind frei

      Und sperrt man mich ein
      In finsteren Kerker,
      Ich spotte der Pein
      Und menschlicher Werke.
      Denn meine Gedanken
      Zerreißen die Schranken
      Und Mauern entzwei,
      Die Gedanken sind frei!

      Wird gleich dem Gesicht
      Das Sehen versaget,
      So werd ich doch nicht
      Von Sorgen geplaget.
      Ich kann ja gedenken,
      Was soll ich mich kränken?
      Es bleibet dabei:
      Die Gedanken sind frei.

      Ich liebe den Wein,
      Mein Mädchen vor allen,
      Die tut mir allein
      Am besten gefallen.
      Ich sitz nicht alleine
      Bei einem Glas Weine,
      Mein Mädchen dabei:
      Die Gedanken sind frei.

      Drum will ich auf immer
      Den Sorgen entsagen
      Und will dich auch nimmer
      Mit Willen verklagen.
      Man kann ja im Herzen
      Stets lachen und scherzen
      Und denken dabei:
      Die Gedanken sind frei!



      "Um 1780 wurde der Text zum ersten Mal auf Flugblättern veröffentlicht. Im Zeitraum zwischen 1810 und 1820 entstand die Melodie dazu, und das Lied wurde in der Sammlung 'Lieder der Brienzer Mädchen' in Bern gedruckt. Im Jahr 1842 wurde das Lied in 'Schlesische Volkslieder' von Hoffmann von Fallersleben und Ernst Richter veröffentlicht, diese letzte Version stammt von Hoffmann von Fallersleben. Die grundlegende Philosophie ist bereits aus der Antike bekannt. Das Kernmotiv des späteren Liedtextes findet sich schon im 13. Jahrhundert unter anderem bei Freidank (Bescheidenheit, 1229)." [wiki]

      Alles Wissen ist vergeblich ohne die Arbeit, und alle Arbeit ist sinnlos ohne die Liebe. ♥ [Khalil Gibran]
    • Rainer Maria Rilke

      Natur ist glücklich (einfach wunderbar)

      Natur ist glücklich. Doch in uns begegnen

      sich zuviel Kräfte, die sich wirr bestreiten:

      wer hat ein Frühjahr innen zu bereiten?

      Wer weiß zu scheinen? Wer vermag zu regnen?



      Wem geht ein Wind durchs Herz, unwidersprechlich?

      Wer faßt in sich der Vogelflüge Raum?

      Wer ist zugleich so biegsam und gebrechlich

      wie jeder Zweig an einem jeden Baum?



      Wer stürzt wie Wasser über seine Neigung

      ins unbekannte Glück so rein, so reg?

      Und wer nimmt still und ohne Stolz die Steigung

      und hält sich oben wie ein Wiesenweg?



      Aus: Die Gedichte 1910 bis 1922 (München, Frühjahr 1919)
    • Frühling

      Frühling läßt sein blaues Band
      Wieder flattern durch die Lüfte
      Süße, wohlbekannte Düfte
      Streifen ahnungsvoll das Land
      Veilchen träumen schon,
      Wollen balde kommen
      Horch, von fern ein leiser Harfenton!
      Frühling, ja du bist's!
      Dich hab ich vernommen!

      (Eduard Mörike, aus: "Maler Nolten")

      [IMG:http://farm2.static.flickr.com/1143/1397275424_17c2912afb.jpg]

      Alles Wissen ist vergeblich ohne die Arbeit, und alle Arbeit ist sinnlos ohne die Liebe. ♥ [Khalil Gibran]
    • Ich sitze versunken in Gedanken
      in meiner Klause still allein,
      möcht mit dem Sonnenstrahl, dem blanken,
      recht schnell in meiner Heimat sein.

      Der Krieg ist aus. Aus tausend Wunden
      liegt blutend da mein Vaterland.
      Ich aber denk in allen Stunden
      an Schlesien, an den Oderstrand.

      Auch ich mußt's Heimatland verlassen,
      mußt fort vom alten Heimathaus.
      Ich kann es immer noch nicht fassen,
      man wies uns aus der Heimat aus.

      Ich denke of an Schlesiens Berge
      und an die schönen Täler all.
      Dort, wo im Geisterreich der Zwerge
      sein Zepter führt Herr Rübezahl.

      Ich denke an die grünen Wälder,
      den alten Zobten grün und blau.
      Der nur gedient als Wettermelder,
      an Hirschberg und an Schreiberhau.

      An Görlitz mit der Landeskrone,
      an Grünberg mit dem gold'nen Wein,
      an Bunzlau mit dem guten Tone,
      und Laubans Taschentücher fein.

      In Neusalz spann man feste Zwirne
      und Sagans Tuche sind bekannt.
      In Glogau gab's von Äpfeln. Birnen
      den guten Most vom Oderstrand.

      Auch Sprottau, Lüben möcht ich nennen,
      auch Fraustadt, dann den Schlesiersee.
      Steinau und Wohlau muß man kennen,
      Bad Trebnitz mit der Hedwigshöh.

      In Haynau möcht ich wieder weilen,
      in Liegnitz gar zu gerne sein,
      Zur Stadt der Gurken möcht ich eilen,
      möcht essen eine Bombe fein.

      Das alte Goldberg möcht ich grüßen,
      und Jauer mit den Würstchen klein.
      Auch Schweidnitz mit dem Schöps, dem süßen,
      und Striegau mit dem Bauch von Stein.

      Bad Salzbbrunn möcht ich wieder sehen,
      mein Waldenburg, mein Landeshut,
      möcht in Neurode wiederstehen,
      und Glatz, wo schmeckt die Rose gut.

      Möcht wieder einmal Kroatzbeer trinken,
      Schüttbodenkümmel als Likör.
      Dem alten Schlegel möcht ich winken,
      wo diese Sachen kommen her.

      Von Langenbilau zeugt sein Leinen,
      und Nickel gabs bei Frankenstein.
      In Strehlen mach man aus den Steinen,
      die Würfel für das Pflaster fein.

      Auch Münstergerg sei nicht vergessen,
      Gemüse man dort konserviert,
      in Wartha kann man Kuchen essen,
      den man mit Honig fabriziert.

      In Reichenbach gabs große Werke,
      in Glogau rühmt man Gänsebrust.
      In Neiße, höre zu und merke,
      gab es Konfekt, es war 'ne Lust.

      Aus Oppeln sah man eifrig schaffen,
      desgleichen war in Brieg der Fall,
      und Kosel mit dem Oderhafen
      ist sehr bekannt doch überall.

      Jetzt muß ich Beuthen, Gleiwtz preisen,
      auch Hindenburg gehört dazu,
      wo man die Kohle und das Eisen
      an jedem Tag grub ohne Ruh.

      Bei Rathor begann die Grenze,
      bei Neustadt war es ebenso.
      Ich wünscht, dass weiterhin erglänze
      der Annaberg so stolz und froh.

      Nun grüße ich in Schlesiers Kleide
      die Perle von den Bädern all,
      Kudowa, Reinerz und Allheise,
      Bad Warmbrunn noch auf jeden fall.

      Doch weiter gehen die Gedanken,
      nach Silberberg und Wölfelsgrund,
      wo die Forellen, die silberblanken,
      dir schmecken gut zu jeder Stund.

      Ich denke an Schlesienss Metropole,
      an dich mein altes Breslau, lieb.
      Mit deiner Oder, deiner Ohle,
      ich glaub, dass es nichts Schöneres gibt.

      Mein Schlesien! Heimat meiner Lieben,
      dein denk ich bis zur letzten Stund.
      Bis es mal heißt, man wird geschieden
      von diesem alten Erdenrund.

      Dann will ich still von dannen gehen,
      doch eine Bitte schließ ich ein:
      Noch einmal möcht ich Schlesien sehen
      und nöchte dort begraben sein.

      Zu diesem Gedicht haben viele Menschen beigetragen und es ist über Jahre an Strophen gewachsen - ich besitze es komplett aus dem Nachlass meines Vaters.

      Weise alte Eule auf der Eiche,
      Sahst gar viel von Deinem Reiche;
      Sprichst Du kaum, vernimmst Du umso mehr:
      Gäb was drum, wenn ich solch weiser Vogel
      wär.

      (Anonym)
      "Nehmt Eure Sprache ernst! Wer es hier nicht zu dem Gefühl einer heiligen Pflicht bringt, in dem ist nicht einmal der Keim für eine höhere Bildung vorhanden."
      "Es wurde bisher grundsätzlich immer nur die Wahrheit verboten."

      Friedrich Nietzsche
    • Bertolt Brecht: "Kälbermarsch"

      Hinter der Trommel her
      Trotten die Kälber
      Das Fell für die Trommel
      Liefern sie selber.


      Der Metzger ruft. Die Augen fest geschlossen
      Das Kalb marschiert mit ruhig festem Tritt.
      Die Kälber, deren Blut im Schlachthof schon geflossen
      Sie ziehn im Geist in seinen Reihen mit.

      Sie heben die Hände hoch
      Sie zeigen sie her
      Sie sind schon blutgefleckt
      Und sind noch leer.

      Der Metzger ruft. Die Augen fest geschlossen
      Das Kalb marschiert mit ruhig festem Tritt.
      Die Kälber, deren Blut im Schlachthof schon geflossen
      Sie ziehn im Geist in seinen Reihen mit.

      Sie tragen ein Kreuz voran
      Auf blutroten Flaggen
      Das hat für den armen Mann
      Einen großen Haken.

      Der Metzger ruft. Die Augen fest geschlossen
      Das Kalb marschiert mit ruhig festem Tritt.
      Die Kälber, deren Blut im Schlachthof schon geflossen
      Sie ziehn im Geist in seinen Reihen mit.

      (aus: "Schweyk im Zweiten Weltkrieg")

      Alles Wissen ist vergeblich ohne die Arbeit, und alle Arbeit ist sinnlos ohne die Liebe. ♥ [Khalil Gibran]
    • Bundeslied für den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein

      Bet' und arbeit'! ruft die Welt,
      bete kurz! denn Zeit ist Geld.
      An die Türe pocht die Not -
      bete kurz! denn Zeit ist Brot.

      Und du ackerst und du säst,
      und du nietest und du nähst,
      und du hämmerst und du spinnst -
      sag' o Volk, was du gewinnst!

      Wirkst am Webstuhl Tag und Nacht,
      schürfst im Erz- und Kohlenschacht,
      füllst des Überflusses Horn,
      füllst es hoch mit Wein und Korn.

      Doch wo ist dein Mahl bereit?
      Doch wo ist dein Feierkleid?
      Doch wo ist dein warmer Herd?
      Doch wo ist dein scharfes Schwert?

      Alles ist dein Werk! o sprich,
      alles, aber nichts für dich!
      Und von allem nur allein,
      die du schmied'st die Kette dein?

      Kette, die den Leib umstrickt,
      die dem Geist die Flügel knickt,
      die am Fuß des Kindes schon
      klirrt - o Volk, das ist dein Lohn.

      Was ihr hebt ans Sonnenlicht,
      Schätze sind es für den Wicht;
      was ihr webt, es ist der Fluch
      für euch selbst - ins bunte Tuch.

      Was ihr baut, kein schützend Dach
      hat's für euch und kein Gemach;
      was ihr kleidet und beschuht,
      tritt auf euch voll Übermut.

      Menschenbienen, die Natur
      gab sie euch den Honig nur?
      Seht die Drohnen um euch her!
      Habt ihr keinen Stachel mehr?

      Mann der Arbeit, aufgewacht!
      Und erkenne deine Macht!
      Alle Räder stehen still,
      wenn dein starker Arm es will.

      Deiner Dränger Schar erblaßt,
      wenn du, müde deiner Last,
      in die Ecke lehnst den Pflug,
      wenn du rufst: Es ist genug!

      Brecht das Doppeljoch entzwei!
      Brecht die Not der Sklaverei!
      Brecht die Sklaverei der Not!
      Brot ist Freiheit, Freiheit Brot!
      Georg Herwegh

      [IMG:http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/2/23/Stamps_of_Germany_%28DDR%29_1967%2C_MiNr_1293.jpg/220px-Stamps_of_Germany_%28DDR%29_1967%2C_MiNr_1293.jpg]
      "Nehmt Eure Sprache ernst! Wer es hier nicht zu dem Gefühl einer heiligen Pflicht bringt, in dem ist nicht einmal der Keim für eine höhere Bildung vorhanden."
      "Es wurde bisher grundsätzlich immer nur die Wahrheit verboten."

      Friedrich Nietzsche

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    • Prinz Eugen

      Prinz Eugenius, der edle Ritter,
      Wollt' dem Kaiser wied'rum kriegen
      Stadt und Festung Belgerad.
      Er ließ schlagen einen Brukken,
      Daß man kunnt' hinüber rucken
      Mit d'r Armee wohl vor die Stadt.

      Als der Brucken war geschlagen,
      Daß man kunnt' mit Stuck1 und Wagen
      Frei passiern den Donaufluß,
      Bei Semlin schlug man das Lager,
      Alle Türken zu verjagen,
      Ihn'n zum Spott und zum Verdruß.

      Am einundzwanzigsten August soeben
      Kam ein Spion bei Sturm und Regen,
      Schwur's dem Prinzen und zeigt's ihm an,
      Daß die Türken futragieren2,
      So viel, als man kunnt' verspüren,
      An die dreimalhunderttausend Mann.

      Als Prinz Eugenius dies vernommen,
      Ließ er gleich zusammenkommen
      Sein' Gen'ral und Feldmarschall.
      Er tät sie recht instruieren,
      Wie man sollt' die Truppen führen
      Und den Feind recht greifen an.

      Bei der Parol' tät er befehlen,
      Daß man sollt' die Zwölfe zählen,
      Bei der Uhr um Mitternacht.
      Da sollt' all's zu Pferd aufsitzen,
      Mit dem Feinde zu scharmützen3,
      Was zum Streit nur hätte Kraft.

      Alles saß auch gleich zu Pferde,
      Jeder griff nach seinem Schwerte,
      Ganz still rückt' man aus der Schanz'.
      Die Musketier' wie auch die Reiter
      Täten alle tapfer streiten:
      's war fürwahr ein schöner Tanz!

      Ihr Konstabler auf der Schanzen,
      Spielet auf zu diesem Tanzen
      Mit Kartaunen groß und klein;
      mit den großen, mit den kleinen
      Auf die Türken auf die Heiden,
      Daß sie laufen all' davon!

      Prinz Eugenius auf der Rechten
      Tät als wie ein Löwe fechten,
      Als Gen'ral und Feldmarschall.
      Prinz Ludewig ritt auf und nieder'.
      Halt't euch brav, ihr deutschen Brüder,
      Greift den Feind nur herzhaft an!

      Prinz Ludewig, der mußt' aufgeben
      Seinen Geist und junges Leben,
      Ward getroffen von dem Blei.
      Prinz Eugen war sehr betrübet,
      Weil er ihn so sehr geliebet,
      Ließ ihn bring'n nach Peterwardein.

      Geschichte


      [IMG:http://3.bp.blogspot.com/_TJsRm2hMsOs/TMEYfb4L0EI/AAAAAAAAAXo/CSK0NWPWen0/s1600/prinz_eugen_der_edle_ritter_454.JPG]
      "Nehmt Eure Sprache ernst! Wer es hier nicht zu dem Gefühl einer heiligen Pflicht bringt, in dem ist nicht einmal der Keim für eine höhere Bildung vorhanden."
      "Es wurde bisher grundsätzlich immer nur die Wahrheit verboten."

      Friedrich Nietzsche
    • minnesänger der geschichte .....

      halo jo,
      wo hast du diesen text, die noten zu dem lied ausgegraben?

      tja,ohne eugen sähe wien heute anders aus mit seinen militärischen erfolgen schuf er die voraussetzungen für eine gewaltige bautätigkeit in der residenzstadt. die im zuge der türkenkriege entstandenen schäden wurden beseitigt, vor allem aber errichtete die führungsschicht, kirche und adel, eine reihe von prunkbauten, die machtfülle und reichtum zur schau stellen sollten.
      Dateien
      • prunkbauten.jpg

        (339,13 kB, 2 mal heruntergeladen, zuletzt: )
      "In der Natur sind Schwarze Löcher kaum zu finden. Nur in unseren Köpfen wimmelt es davon"
      Zitat: George Greenstein

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