Dazu gehören z. B. die Wissenschaftsgeschichte, die Wissenschaftstheorie, die Wissenschaftsethik, die Wissenschaftsökonomie oder die Erkenntnisästhetik.
In einem erweiterten Sinn bezeichnet der Begriff allgemein solche Wissenschaften, die sich allgemein mit den Phänomenen Wissen und Erkenntnis beschäftigen,
wie etwa die Wissenssoziologie oder auch die Erkenntnistheorie.
Die verschiedenen Arten von Metawissenschaften
Die Metawissenschaften lassen sich nach Paál (2003) ihrerseits wissenschaftlich klassifizieren. Er begreift Erkenntnisprozesse als ein System, das drei Arten von Elementen enthält:
Subjekte — Erkenntnisse — Gegebenheiten
Die Subjekte sind wir: die forschenden, lehrenden und lernenden Menschen, die etwas wissen wollen über die äußeren Gegebenheiten, die Welt an sich. Allerdings lehrt die Erkenntnistheorie, dass sich diese Welt an sich prinzipiell nicht unmittelbar zugänglich ist. Unser Erkenntnisse – Wahrnehmungen, Begriffe, Theorien, Daten oder Modelle, anhand derer wir die Welt beschreiben – sind deshalb immer Konstrukte. Sie stehen zwischen uns und den Gegebenheiten. Sie mögen zwar einen Bezug zur Realität haben. Doch liefern sie kein authentisches Bild der Wirklichkeit.
Deshalb die Kluft zwischen Erkenntnissen und Gegebenheiten.
Die verschiedenen Arten von Metawissenschaften unterscheiden sich nun darin, mit welchen Aspekten im Erkenntnisprozess sie sich befassen.
Genauer: welche Beziehungen innerhalb des vorgestellten Systems sie untersuchen.
Die erste Art von Metawissenschaften kann man als Wissenssoziologie im weitesten Sinn bezeichnen. Sie untersucht die Beziehungen zwischen den Subjekten. Die Wissenssoziologie umfasst weit mehr als nur die Soziologie der Wissenschaften im engeren Sinne. Ihr sind vielmehr alle Disziplinen zuzurechnen, die sich mit der sozialen Dimension von Wissen befassen. Dazu gehören Wissenschafts- und Geistesgeschichte, Bildungsökonomie, Technikfolgenabschätzung sowie die sich mehr auf die Medien und den Journalismus konzentrierenden Kommunikationswissenschaften. Die wissenssoziologischen Metawissenschaften betrachten Wissen als gesellschaftliches Gut und fragen danach, wie neue Erkenntnisse entwickelt, übernommen, akzeptiert und verteilt werden, wie mit ihnen umgegangen wird, und welche sozialen Folgen sie haben. Die Erkenntnistheorie behandelt die Beziehung zwischen Erkenntnissen und Gegebenheiten. Sie denkt darüber nach, mit welchen Methoden wir zu Erkenntnissen gelangen können; was überhaupt unsere Erkenntnisse mit den wahren Gegebenheiten zu tun haben; und unter welchen Bedingungen sie die Wirklichkeit angemessen beschreiben. Die Erkenntnisästhetik befasst sich mit Beziehungen zwischen den Subjekten und ihren Erkenntnissen.
Anhand welcher Kriterien beurteilen wir Erkenntnisse? Wann sind Erkenntnisse attraktiv? Wovon hängt es ab, ob uns etwas interessant erscheint, und warum wir uns mit manchen Dingen lieber beschäftigen als mit anderen?
Wann ist Lernen schön?
Naturphilosophie, Kulturphilosophie, Realphilosophie
Aus der Systematik der Metawissenschaften lässt sich aber noch eine weitere Gruppe von Fragen ableiten. Denn was ist mit den Beziehungen der Erkenntnisse bzw. der Gegebenheiten untereinander? Sie lassen sich einer Disziplin zuordnen, die gewöhnlich Naturphilosophie genannt wird. Sie denkt darüber nach, wie die Welt beschaffen ist und beschäftigt sich somit "eigentlich" mit den Beziehungen zwischen den Gegebenheiten. Zu den klassischen Fragen der Naturphilosophie gehört die Kosmologie, die Entstehung des Universums und des Lebens sowie die Frage nach der Natur des menschlichen Bewusstseins.
Da die Wissenschaft aber aus den genannten erkenntnistheoretischen Gründen nichts Zuverlässiges über die Gegebenheiten sagen kann, kann sie nur versuchen, die Beziehungen zwischen den Gegebenheiten zu ergründen, indem sie sinnvolle Beziehungen zwischen den Erkenntnissen herstellt und auf diese Weise zu Metaerkenntnissen gelangt.
Diese Erkenntnisse müssen sich nicht zwangsläufig auf natürliche Phänomene beziehen.
Ebenso wie die Naturphilosophie versucht, die wesentlichen Merkmale der Natur, the nature of nature zu ergründen,
lassen sich aus sozial- und geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen kulturphilosophische Ideen über the nature of culture ableiten.
Natur- und Kulturphilosophie sind bisweilen eng miteinander verknüpft, wenn man etwa an die philosophischen Fragen denkt, die die Hirnforschung oder die Anthropologie aufwerfen.
Deshalb lassen sich beide Arten von Themen zusammenzufassen und in Anlehnung an Hegel mit dem übergeordneten Begriff Realphilosophie zu operieren.
Hegel selbst verwendete diesen Ausdruck in Abgrenzung zur "reinen" Logik: Realphilosophie war für ihn die Anwendung der Logik auf die reale Welt.
Die Realphilosophie in diesem Sinne fragt dort weiter, wo die empirische Wissenschaft an ihre Grenzen stößt. Sie ist keine Metawissenschaft im Sinne einer "Wissenschaft vom Wissen".
Doch beruht sie wie die Metawissenschaften darauf, dass sie reflektiert und interpretiert, was die Wissenschaft hervorbringt.
Und wenn man daran denkt, wie stark die Kognitions- und Neurowissenschaften die moderne Erkenntnisphilosophie prägen, wird klar,
dass die Realphilosophie durchaus einige metawissenschaftliche Fragestellungen einschließt.
Insofern bietet es sich an, auch sie - mit den genannten Einschränkungen - zu den Metawissenschaften zu zählen.
Literatur: Paál, Gabor: Was ist schön? Ästhetik und Erkenntnis. Würzburg 2003.
Im Anhang ein Dokument zum Thema "Informatik als übergreifende Metawissenschaft" von der Technischen Universität Dortmund
Die Vollkommenheit ist unerreichbar. Gewiß ist die Vollkommenheit unerreichbar. Sie hat nur den Sinn, deinen Weg wie ein Stern zu leiten. Sie ist Richtung und Streben auf etwas hin.
- Antoine de Saint-Exupéry, Die Stadt in der Wüste
- Antoine de Saint-Exupéry, Die Stadt in der Wüste