Aber ob man sie verrühren, verquirlen, aufkochen oder überbacken soll – das ist bisher noch nicht geklärt.
Geschichtlicher Hintergrund des Begriffes
Der etymologische Ursprung des Wortes „Bildung“ liegt wahrscheinlich im Feld der Theologie. Hier lässt er sich auf mittelalterlichen Theologen Meister Eckhart zurückführen, der von der „Bildung des Menschen durch Gott sprach“. Als unbestrittener Urvater der modernen Auffassung von Bildung gilt Wilhelm von Humboldt, der auf der Schwelle zwischen dem 18. Und dem 19. Jahrhundert die wohl weitreichendste Bildungsreform des deutschen Sprachraumes durchführte. Und nach dem Urvater selbst, ist Bildung „die Anregung aller Kräfte des Menschen, damit diese sich über die Aneignung der Welt entfalten und zu einer sich selbst bestimmenden Individualität und Persönlichkeit führen“. Bildung ist also mehr als Wissen; man könnte viel eher sagen, dass Wissen eines der Werkzeuge von Bildung ist.
Der Philosoph Hans-Georg Gadamer unterstreicht dieses, wenn er sagt, dass Bildung sich nicht auf die Aneignung von Wissen und das Erlernen von technischen Fähigkeiten beschränken lässt, sondern sich auch auf die Entwicklung der Talente und Potentiale eines Individuums bezieht. Bildung ist viel eher ein Prozess der Individualisierung, durch den sich die Persönlichkeit und die Rolle innerhalb eines sozialen Systems ausbilden können. Nach Johann Gottfried Herder ergibt sich daraus folgend Bildung als Aushandlungsprozess zwischen Ausbildung und Sozialisation.
Bildung als Mittel der Identitätsbildung
Den engen Zusammenhang zwischen den beiden theoretischen Konzepten „Bildung“ und „Identität“ bekräftigt der Philosoph Henning Kössler in seinem Werk „Bildung und Identität“ (1989). Darin beschreibt er Bildung als den „Erwerb eines Systems moralisch erwünschter Einstellungen durch die Vermittlung und Aneignung von Wissen derart, dass Menschen im Bezugssystem ihrer geschichtlich-gesellschaftlichen Welt wählend, wertend und stellungnehmend ihren Standort definieren, Persönlichkeitsprofil bekommen und Lebens- und Handlungsorientierung gewinnen“. Dabei kann der Hinweis auf die Moral auf die enge Beziehung des fraglichen Konzeptes mit dem der „Erziehung“ hinweisen. Eine Unterscheidung, wie sie zwar im Deutschen vorkommt, die aber beispielsweise im Englischen zu einem Begriff, dem der „education“, verschmilzt.
Eigenschaften gebildeter Menschen?
Um den Begriff näher zu beschreiben sind bisher auch einige Versuche unternommen worden, Bildung anhand von Kriterien-Listen festzulegen. So gilt zum Beispiel nach dem deutschen Pädagogen Hartmut von Hentig als gebildet, wer folgende Charaktereigenschaften bzw. Fähigkeiten aufweist:
* Abscheu und Abwehr von Unmenschlichkeit
* Die Wahrnehmung von Glück
* Der Wille und die Fähigkeit sich zu verständigen
* Ein Bewusstsein von der Geschichtlichkeit der eigenen Existenz
* Wachheit für letzte oder unentscheidbare Fragen
* Selbstverantwortung und Verantwortung in der res publica
Dies lässt sich beispielsweise auch durch eine Liste von Zielen, die als eine Orientierung für die Gestaltung von Bildungsmaßnahmen dienen kann, ausdrücken:
* Fähigkeiten der Lebens- und Alltagsbewältigung
* Verantwortungsbewusstsein, Kompromiss- und Friedensfähigkeit
* Kreativität und Selbstbeherrschung
Die Bildungs-Formel
Kurz: Das Konzept der Bildung umfasst die Gesamtheit der Fähigkeiten und Eigenschaften einer Persönlichkeit,
die sich in einem permanenten Entwicklungsprozess befinden. Darin einbezogen sind auch die Konzepte, die man meist im engeren Sinne unter ‚Bildung‘ versteht:
* Wissen – im Sinne von ‚Kenntnis von etwas haben‘
* Intellektualität – bezogen auf besonderes künstlerisches und wissenschaftliches Wissen (vom lateinischen intellegere = verstehen)
* Kultiviertheit – als die im sozialen Kontext ausgebildete gepflegte und sozial-erwünschte Lebensweise
* Weisheit - bezogen auf die Reife der Persönlichkeit und die Art und Weise der Handlungen
Dazu addiert man dann noch:
* Individuelle Anlagen der Persönlichkeit sowie
* Zeitliche, räumliche und soziale Bedingungen
und erhält damit eine Mischung, die man als die persönliche Bildung des Individuums bezeichnen kann. Ein Konstrukt, das zu den Grundrechten gehört und nur (wenn überhaupt) in Relation zum unmittelbaren Umfeld bewertet und gesehen werden kann.
Im Anhang habe ich ein pdf mit einem Artikel aus dem Fokus hochgeladen, welcher den geschichtlichen Hintergrund etwas ausführlicher darlegt.
Was ist nun Bildung wirklich und wie organsiert man die Umsetzung in Theorie und Praxis?
Wie vermittelt man sie den Kindern?
Wer entscheidet was richtig oder falsch ist?
Wie können wir ein Höchstmaß an Individualität zur kreativen Potentialentwicklung gewährleisten,
ohne in den Bereich des Sozialdarwinismus zu verfallen?
Wie können wir ein Gemeinschaftsgefühl erzeugen in Form gegenseitiger Hilfe und Solidarität ohne
in einen Einheitsbrei oder einer Gleichschaltung zu verfallen?
Deutschland wurde mal das Land der Dichter und Denker genannt.
Unzweifelbar ist das Know-How welches sich durch die Bildung entwickelt unser größter Rohstoff,
daher sollten wir mit einem großen Augenmerk unsere Energie besonders in dem Bereich der Bildung und ihrer Vermittlung stecken.
Ich persönlich sehe Bildung als das wichtigste Thema an, welches direkten Einfluss in alle anderen Themenbereich hat.
Wer also sich eine blühende Deutsche Kultur wünscht und vom Land der Dichter und Denker träumt,
der sollte nicht mehr in der Vergangenheit schwelgen sondern daran mitwirken, dass Bildung wieder den Stellenwert zugesprochen bekommt,
wie zu einer Zeit als die Bildung zum Aufstieg Preußens geführt hat.
Liebe Grüße
ABRAXAS
Die Vollkommenheit ist unerreichbar. Gewiß ist die Vollkommenheit unerreichbar. Sie hat nur den Sinn, deinen Weg wie ein Stern zu leiten. Sie ist Richtung und Streben auf etwas hin.
- Antoine de Saint-Exupéry, Die Stadt in der Wüste
- Antoine de Saint-Exupéry, Die Stadt in der Wüste