Friedrich Schiller

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  • Friedrich Schiller

    [size=x-large]Deutsche Größe
    Zur Feier der Jahrhundertwende
    [/size]...

    Darf der Deutsche in diesem Augenblick, wo er ruhmlos aus seinem tränenvollen
    Kriege geht, wo zwei übermütige Völker ihren Fuß auf seinen Nacken setzen, und
    der Sieger sein Geschick bestimmt - darf er sich fühlen? Darf er sich seines
    Namens rühmen und freuen? Darf er sein Haupt erheben und mit Selbstgefühl
    auftreten in der Völker Reihe?
    ...
    J a er darfs! Er geht unglücklich aus dem Kampf, aber das, was seinen Wert
    ausmacht, hat er nicht verloren. Deutsches Reich und deutsche Nation sind
    zweierlei Dinge. Die Majestät des Deutschen ruhte nie auf dem Haupt seiner
    Fürsten. Abgesondert von dem Politischen hat der Deutsche sich einen eigenen
    Wert gegründet, und wenn auch das Imperium untergegangen, so bliebe die
    deutsche Würde unangefochten.
    ...
    Deutsche Größe bleibt bestehn.
    Sie ist eine sittliche Größe, sie wohnt in der Kultur und im Charakter der Nation die
    von ihren politischen Schicksalen unabhängig ist. - Dieses Reich blüht in
    Deutschland, es ist in vollem Wächsen und mitten unter den gotischen Ruinen einer
    alten barbarischen Verfassung bildet sich das Lebendige aus . . . und indem das
    politische Reich wankt hat sich das geistige immer fester und vollkommener
    gebildet.
    ...
    Das ist nicht des Deutschen Größe
    Obzusiegen mit dem Schwert,
    In das Geisterreich zu dringen
    Männlich mit dem Wahn zu ringen
    Das ist seines Eifers wert.
    ...
    Höhern Sieg hat der errungen
    Der der Wahrheit Blitz geschwungen,
    Der die Geister selbst befreit
    Freiheit der Vernunft erfechten
    Heißt für alle Völker rechten
    Gilt für alle ew´ge Zeit.
    ...
    Ewige Schmach dem deutschen Sohne
    Der die angeborne Krone
    Seines Menschenadels schmäht
    Der sich beugt vor fremden Götzen,...

    ...
    Nach dem Höchsten soll er streben - die Natur und das Ideal.
    ...
    Dem, der den Geist bildet, beherrscht,
    muß zuletzt die Herrschaft werden,
    denn endlich an dem Ziel der Zeit,
    wenn anders die Welt einen Plan,
    wenn des Menschen Leben irgend nur Bedeutung hat,
    endlich muß die Sitte und die Vernunft siegen,
    die rohe Gewalt der Form erliegen -
    ...
    [size=x-large]Friedrich Schiller[/size]


    Zusätzlich:

    Er ist erwählt von dem Weltgeist, während des Zeitkampfs / an
    dem ewgen Bau der Menschenbildung zu arbeiten, / zu bewahren
    was die Zeit bringt . . . Alles was Schätzbares bei andern Zeiten
    und Völkern aufkam, mit der Zeit entstand und schwand, hat er
    aufbewahrt, es ist ihm unverloren, die Schätze von Jahrhunderten.
    Nicht im Augenblick zu glänzen und seine Rolle zu spielen,
    sondern den großen Prozeß der Zeit zu gewinnen. Jedes Volk
    hat seinen Tag in der Geschichte, doch der Tag des Deutschen ist
    die Ernte der ganzen Zeit -


    Jedem Volk der Erde glänzt
    Einst sein Tag in der Geschichte,
    Wo es strahlt im höchsten Lichte
    Und mit hohem Ruhm sich kränzt,
    [Doch des Deutschen Tag wird scheinen . . .]
    Wenn der Zeiten Kreis sich füllt,
    Und des Deutschen Tag wird scheinen
    Wenn die Scha[ren] sich vereinen
    In der Menschheit schönes Bild!
  • Zensur oder was? ;)

    "Friedrich Schiller
    Gedankengedichte


    (ZUR FEIER DER JAHRHUNDERTWENDE / DEUTSCHE GRÖSSE)

    [Aus dem Entwurf]

    Darf der Deutsche in diesem Augenblick, wo er ruhmlos aus seinem tränenvollen Kriege geht, wo zwei übermütige Völker ihren Fuß auf seinen Nacken setzen, und der Sieger sein Geschick bestimmt - darf er sich fühlen? Darf er sich seines Namens rüh- men und freuen? Darf er sein Haupt erheben und mit Selbst- gefühl auftreten in der Völker Reihe?

    -------------------------- Wo der Franke wo der Brite Mit dem stolzen Siegerschritte Über seinen Nacken tritt? -------------------------- Schweigend in der Ferne stehen Und die Erde teilen sehen -------------------------- Traurig mit gesenktem Blick Keine freie Bürgerkrone Wie der Franke seinem Sohne Keinen Lorbeer mit zurück.

    J a er darfs! Er geht unglücklich aus dem Kampf, aber das, was seinen Wert ausmacht, hat er nicht verloren. Deutsches Reich und deutsche Nation sind zweierlei Dinge. Die Majestät des Deutschen ruhte nie auf dem Haupt s[einer] Fürsten. Abgesondert von dem Politischen hat der Deutsche sich einen eigenen Wert gegründet, und wenn auch das Imperium untergegangen, so bliebe die deut- sche Würde unangefochten.

    -------------------------- Stürzte auch in Kriegesflammen Deutschlands Kaiserreich zusammen Deutsche Größe bleibt bestehn.

    Sie ist eine sittliche Größe, sie wohnt in der Kultur und im Charakter der Nation die von ihren politischen Schicksalen un- abhängig ist. - Dieses Reich blüht in Deutschland, es ist in vollem Wächsen und mitten unter den gotischen Ruinen einer alten barbarischen Verfassung bildet sich das Lebendige aus . . . und indem das politische Reich wankt hat sich das geistige immer fester und vollkommener gebildet.

    Finster zwar und grau von Jahren, Aus den Zeiten der Barbaren Stammt der Deutschen altes Reich. Doch lebendge Blumen grünen Über gotischen Ruinen ----------------------- gleich. ------------------------------- Das ist [nicht] des Deutschen Größe Ob[zu]siegen mit dem Schwert, In das Geisterreich zu dringen Männlich mit dem Wahn zu ringen Das ist s[eines] Eifers wert. Schwere Ketten drückten alle Völker auf dem Erdenballe Als der Deutsche sie zerbrach Fehde bot dem Vatikane Krieg ankündigte dem Wahne Der die ganze Welt bestach. Höhern Sieg hat der errungen Der der Wahrheit Blitz geschwungen, Der die Geister selbst befreit Freiheit der Vernunft erfechten Heißt für alle Völker rechten Gilt für alle ewge Zeit.

    Nicht aus dem Schoß der Verderbnis, nicht am feilen Hof der Könige schöpft sich der Deutsche eine trostlose Philosophie des Eigennutzes, einen traurigen Materialism . . . Darum blieb ihm das Heilige heilig. Keine Hauptstadt und kein Hof übte eine Tyrannei über den deutschen Geschmack aus. Paris. London. So viele Länder und Ströme und Sitten, so viele eigene Triebe und Arten. Das köstliche Gut der deutschen Sprache die alles ausdrückt, das Tiefste und das Flüchtigste, den Geist, die Seele, die voll Sinn ist ... Die Sprache ist der Spiegel einer Nation, wenn wir in diesen Spiegel schauen, so kommt uns ein großes treffliches Bild von uns selbst daraus entgegen. Wir können das Jugendlich-Griechische und das Modern-Ideelle ausdrücken.

    Mag der Brite die Gebeine Alter Kunst, die edeln Steine Und ein ganzes Herkulan (--) Gierig nach dem Kostbarn greifen Und auf seiner Insel häufen Was ein Schiff nur laden kann Ewig werden sie Verbannte Bleiben an dem fremden Strande, Nie [im Leben] heimisch sein ---------------------------- Denn der Witz hat mit dem Schönen Mit dem Hohen nichts gemein! Ewige Schmach dem deutschen Sohne Der die angeborne Krone Seines Menschenadels schmäht Der sich beugt vor fremden Götzen, Der des Briten toten Schätzen [ . . . und des Franken . . . ] lüstern späht

    Nach dem Höchsten soll er streben - die Natur und das Ideal. Er verkehrt mit dem Geist der Welten. Ihm ist das Höchste bestimmt, die Menschheit die allgemeine in sich zu vollenden, und das Schönste, was bei allen Völkern blüht, in einem Kranze zu vereinen - und so wie er in der Mitte von Europens Völkern sich befindet, so ist er der Kern der Menschheit, jene sind die Blüte und das Blatt. Er ist erwählt von dem Weltgeist, während des Zeitkampfs / an dem ewgen Bau der Menschenbildung zu arbeiten, / zu bewahren was die Zeit bringt . . . Alles was Schätzbares bei andern Zeiten und Völkern aufkam, mit der Zeit entstand und schwand, hat er aufbewahrt, es ist ihm unverloren, die Schätze von Jahrhunderten. Nicht im Augenblick zu glänzen und seine Rolle zu spielen, sondern den großen Prozeß der Zeit zu gewinnen. Jedes Volk hat seinen Tag in der Geschichte, doch der Tag des Deutschen ist die Ernte der ganzen Zeit -

    Jedem Volk der Erde glänzt Einst sein Tag in der Geschichte, Wo es strahlt im höchsten Lichte Und mit hohem Ruhm sich kränzt, [Doch des Deutschen Tag wird scheinen . . .] Wenn der Zeiten Kreis sich füllt, Und des Deutschen Tag wird scheinen Wenn die Scha[ren] sich vereinen In der Menschheit schönes Bild!

    Dem, der den Geist bildet, beherrscht, muß zuletzt die Herr- schaft werden, denn endlich an dem Ziel der Zeit, wenn anders die Welt einen Plan, wenn des Menschen Leben irgend nur Bedeu- tung hat, endlich muß die Sitte und die Vernunft siegen, die rohe Gewalt der Form erliegen - und das langsamste Volk wird alle die schnellen flüchtigen einholen. Die andern Vöiker waren dann die Blume, die abfällt -

    Wenn die Blume abgefallen [bleibt die goldne Frucht übrig, bildet sich,] schwillt die Frucht der Ernte zu. Und im lochrichten Gefäße Rinnt - -
    "
    Oft und viel zu lachen,

    den Respekt intelligenter Menschen

    und die Zuneigung der Kinder zu gewinnen,

    die Anerkennung ehrlicher Kritiker zu gewinnen

    und den Betrug falscher Freunde zu erdulden,

    Schönheit zu schätzen,

    das Beste in anderen zu finden,

    die Welt ein wenig besser zurückzulassen,

    ob durch ein Kind, einen kleinen Garten

    oder einen verbesserten gesellschaftlichen Zustand,

    zu wissen, dass nur ein Leben leichter war, weil Du lebtest:

    Das bedeutet Erfolg.

    - Ralph Waldo Emerson -