Der Weg durch die Dornenhecke

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  • Der Weg durch die Dornenhecke

    Im Märchen von Dornröschen wird eine Dornenhecke beschrieben, „die jedes Jahr höher ward und endlich das ganze Schloss umzog und darüber hinauswuchs, dass gar nichts mehr davon zu sehen war, selbst nicht die Fahne auf dem Dach. Es ging aber die Sage in dem Land von dem schönen, schlafenden Dornröschen, denn so ward die Königstochter genannt, also dass von Zeit zu Zeit Königssöhne kamen und durch die Hecke in das Schloss dringen wollten. Es war ihnen aber nicht möglich, denn die Dornen, als hätten sie Hände, hielten fest zusammen, und die Jünglinge blieben darin hängen, konnten sich nicht wieder losmachen und starben eines jämmerlichen Todes.“

    (zitiert nach: http://gutenberg.spiegel.de/?id=5&xid=969&kapitel=66 )

    In der Esoterik begegnet uns manchmal eine ganz ähnliche „Dornenhecke“, wenn wir nach dem Seelenanteil suchen, der IN UNS „schläft“. Dieser schlafende Anteil befindet sich nicht in einem Schloss, aber der Zugang zu diesem inneren Anteil ist für uns üblicherweise auch verSCHLOSSen. Und er schläft auch nicht in einem Turm, aber man könnte ihn durchaus als einen „höheren Seelenanteil“ bezeichnen. Im Laufe der Jahrhunderte wurden viele Systeme und Theorien entwickelt, wie man den Zugang zu diesem höheren Seelenanteil finden könnte. Aber die Systeme entwickelten sich weiter, mutierten davon, und aus den Wurzeln der alten esoterischen Lehren entstanden immer wieder neue Seitentriebe, die sich immer weiter verästelten und die das alte Wissen immer mehr überwucherten. Wenn man nach dem Seelenanteil sucht, der IN UNS schläft, dann kann es einem so ähnlich ergehen wie den Königssöhnen im Märchen: Es besteht die Gefahr, dass man irgendwo in dieser Hecke hängen bleibt und dass man sich in den hochkomplexen Lehren und Symbolssystemen hoffnungslos verheddert.

    Das Märchen beschreibt in einer bildhaften Sprache ein ganz typisches Problem, das uns begegnen kann, wenn wir uns auf den esoterischen Weg begeben. Aber die Art und Weise, wie das Problem im Märchen dargestellt wird, ist gleichzeitig auch schon der erste Schritt auf dem Weg zur Lösung. Das Märchen verwendet nämlich eine relativ einfache Symbolik, und dadurch kann es uns helfen, dass wir den Einstieg in die Symbolsprache der Märchen und Mythen finden. Je mehr wir diese Sprache verstehen, umso mehr verstehen wir auch, was der höhere Seelenanteil uns sagen will, denn dieser „schläft“ nicht wirklich, sondern er redet zu uns in einer ganz ähnlichen Sprache. Wir haben nur den Eindruck, dass er schläft, weil wir ihn nicht mehr erkennen und weil wir seine Sprache nicht mehr verstehen. Wenn man lernt, wie man den höheren Seelenanteil erkennen und verstehen kann, dann kann der Eindruck entstehen, als würde dieser Seelenanteil in uns erwachen. Aber genau genommen ist es nicht unser höherer Seelenanteil, der in uns erwacht, sondern es ist unser Bewusstsein bzw. unsere Wahrnehmungsfähigkeit für den höheren Seelenanteil.

    Konsequenz 1: Die Frage nach dem historischen Kern

    Was würden wir von einem Schüler halten, der sein Englisch-Übungsbuch ablehnt, weil die darin enthaltenen Geschichten frei erfunden sind? Diese Begründung mag absurd klingen. Schließlich geht es bei einem solchen Übungsbuch nicht darum, ob diese Geschichten wahr sind oder erfunden. Es geht darum, dass der Schüler an diesen Geschichten die Sprache erlernen soll. Aber tatsächlich bleiben viele Menschen auf dem esoterischen Weg an einem ganz ähnlichen Problem hängen, weil sie die mythischen Geschichten nicht als „Übungstexte“ verwenden, sondern weil sie bei diesen Geschichten nach einem historischen Kern suchen. Im Fall von Dornröschen wird z.B. darüber spekuliert, ob die Sababurg im Reinhardswald das historische Vorbild für das Dornröschenschloss gewesen sein könnte. Für die Nutzung als „symbolischen Übungstext“ ist diese Fragestellung jedoch völlig irrelevant. Sie lenkt sogar vom eigentlichen Ziel hab. Die Frage nach dem historischen Kern mag natürlich im konkreten Fall bei Dornröschen nicht als so schwerwiegend und bedeutungsvoll erscheinen, aber im Bereich der religiösen Mythen wird zum Teil ganz erbittert über diese Frage gestritten. Einerseits gibt es sehr viel Kritik an den mythischen Geschichten, weil diese bei historischen Details sehr fehlerhaft und widersprüchlich sind. Und andererseits gibt es Menschen, die trotz aller Fehler und Widersprüche darauf beharren, dass sich alles genau so ereignet hat, wie es in den heiligen Schriften steht. Es sind zwei unterschiedliche Arten, wie man an diesem Thema hängen bleiben kann – aber letztendlich kommt man in beiden Fällen nicht weiter.

    Konsequenz 2: Die Frage der Beweisbarkeit

    Wenn man eine Sprache erlernt, dann kann man beim Lesen eines Textes eine Bedeutungsebene wahrnehmen, die man vorher nicht erkennen konnte. Man entwickelt also im Vergleich zu vorher eine „erweiterte Wahrnehmungsfähigkeit“. Die Bedeutung des Textes, die man nun zusätzlich wahrnehmen kann, kann man jedoch in einem physikalischen Sinne weder messen noch wiegen. Trotzdem käme vermutlich niemand auf die Idee, die Existenz dieser Bedeutungsebene zu leugnen oder zu behaupten, die Bedeutung des Textes sei nur eine Sache des Glaubens. Mit der Symbolsprache verhält es sich ganz ähnlich. Auch diese Sprache eröffnet uns eine erweiterte Wahrnehmungsfähigkeit – und auch diese ist keine Frage des Glaubens. Genau darin unterscheidet sich übrigens echte Esoterik von den üblichen Religionen. Echte Esoterik ist im Gegensatz zu den Religionen kein spekulatives Glaubenssystem, sondern ein spirituelles Erkenntnissystem.

    Die Konsequenz, die sich aus der anderen Sichtweise ergibt

    Es hängt von unserer Sichtweise ab, ob wir an diesen Problemen hängen bleiben wie an einer Dornenhecke oder ob wir die nützlichen Aspekte erkennen.

    Die mythischen Geschichten enthalten vieles, was frei erfunden ist. Das ist wahr – aber daran muss man nicht hängen bleiben. Als „symbolische Übungstexte“ sind sie nämlich trotzdem nutzbar.

    Die erweiterten Wahrnehmungsmöglichkeiten, die sich aus der Symbolsprache ergeben, sind nicht beweisbar (ebenso, wie es auch nicht beweisbar ist, dass eine Geschichte lustig oder spannend ist). Auch das ist wahr. Diese Wahrnehmungsebene ist jedoch erkennbar und erlebbar, wenn man sich auf diese Sprache einlässt.

    Und in ganz ähnlicher Weise lösen sich auch viele andere Probleme auf: Viele esoterischen Konzepte sind z. B. nicht wissenschaftlich begründbar und erscheinen uns dadurch als ziemlich willkürlich. Warum gibt es beispielsweise vier Elemente (Feuer, Luft, Wasser, Erde)? Warum nicht drei oder fünf? Aber ebenso könne man sich auch fragen: Warum gibt es in unserer Grammatik vier Fälle? Auch dafür gibt es keinen rationalen Grund. Um die esoterische Symbolsprache nutzen zu können, muss man nicht an die Vier-Elemente-Lehre „glauben“ – ebenso, wie man bei der deutschen Grammatik auch nicht an die vier Fälle „glauben“ muss. Diese Strukturen sind keine „Glaubensinhalte“, sondern Hilfsmittel, mit denen man Ideen darstellen und vermitteln kann.

    Je mehr sich diese Probleme auflösen und je mehr wir die nützlichen Aspekte erkennen, um so mehr verwandeln sich die Dornen in Blumen – genau so, wie es auch im Märchen beschrieben wird:

    „Als der Königssohn sich der Dornenhecke näherte, waren es lauter große schöne Blumen, die taten sich von selbst auseinander und ließen ihn unbeschädigt hindurch, und hinter ihm taten sie sich wieder als eine Hecke zusammen.“
    Dateien
  • RE: Der Weg durch die Dornenhecke

    Ja. Interessant wäre vielleicht auch eine Parallele zur biblischen "brennenden Dornbusch"-Geschichte.
    In der Bibel gibt es zumindest 3 Verständnisebenen. Einmal die historische, dann die populär-religiöse (im Sinne einer theologisch-wissenschaftlichen Ethik) und dann die esoterisch-symbolische (die wohl am interessantesten ist). Vielleicht finden sich diese Ebenen auch in vielen Märchen oder heiligen Texten wieder. Sicher ist, dass Märchen nicht zum Spaß oder zur bloßen Unterhaltung erfunden wurden. Das hatte System, weil sich esoterische Wahrheiten eben viel länger halten wenn sie zudem noch spannend vermittelt werden. Und meiner Meinung nach enthalten moderne Märchen (im Fernsehen z.B., vor allem auch Science-Fiction oder Fantasy) teilweise ebensoviel Symbolik wie die älteren, was auf Drehbuchautoren mit entsprechendem Hintergrundwissen schließen lässt.

    Das Dornröschen Maria im brennenden Dornbusch
    Wo wir sind, da ist immer auch Ägypten.
    ~☤~
  • RE: Der Weg durch die Dornenhecke

    Hallo Illuminatus

    > Interessant wäre vielleicht auch eine Parallele zur biblischen "brennenden Dornbusch"-Geschichte.

    Der brennende Dornbusch in der Moses-Geschichte ließe sich durchaus in diese Richtung interpretieren, dass sich das Göttliche in einem schwer zugänglichen Bereich offenbart bzw. in einem schwer „fassbaren“ Bereich. Man sollte sehr vorsichtig sein, wenn man in einen Dornbusch reinfässt.

    Ganz spontan fällt mir in diesem Zusammenhang auch eine Stelle aus der Schöpfungsgeschichte ein. Nach der Vertreibung heißt es:

    1. Mose 3.17 ... verflucht sei der Acker um deinetwillen! Mit Mühsal sollst du dich von ihm nähren dein Leben lang. 3,18 Dornen und Disteln soll er dir tragen, und du sollst das Kraut auf dem Felde essen.

    Hier werden auch Dornen erwähnt. In der materiellen Welt ist das Ernten der Früchte mit sehr viel Mühsal und Leid verbunden. Und das gilt im übertragenen Sinne auch für die Früchte der Erkenntnis. Der Dornenbusch könnte also ein Symbol sein, das für den „dornigen“ Erkenntnisweg steht, den wir hier in der Materie zu gehen haben.

    Die geistigen Prinzipien, die sich im Materiellen offenbaren, können wir natürlich erst dann erkennen, wenn wir das Materielle wieder „vergeistigen“. Hier kommt nun das Symbol des „Feuers“ ins Spiel. Der Dornenbusch nährt die Flammen, aber die Flammen verbrennen ihn nicht. Das würde also bedeuten: Die Erfahrungen aus dem dornigen Erkenntnisweg nährt diesen Vergeistigungsprozess, aber der Vergeistigungsprozess löst diese Erfahrungen natürlich nicht auf.

    Dieser Deutungsansatz könnte also passen.

    Die Geschichte von Dornröschen erinnert mich auch sehr stark an die „Dornenkrone“ bei der Kreuzigung. Und immerhin geht es in beiden Geschichten um das gleiche Motiv: „Tod und Auferstehung“.

    > In der Bibel gibt es zumindest 3 Verständnisebenen. Einmal die historische, dann die
    > populär-religiöse (im Sinne einer theologisch-wissenschaftlichen Ethik) und dann
    > die esoterisch-symbolische (die wohl am interessantesten ist).

    Stimmt. Diese dreistufige Herangehensweise wird als der „dreifache Schriftsinn“ bezeichnet. Der Theologe Origenes beschrieb ihn so:

    Dreifach also muss man sich die „Sinne“ der heiligen Schriften in die Seele schreiben: Der
    Einfältige soll von dem „Fleische“ der Schrift erbaut werden – so nennen wir die auf der
    Hand liegende Auffassung –, der ein Stück weit Fortgeschrittene von ihrer „Seele“, und der
    Vollkommene [...] erbaut sich aus „dem geistlichen Gesetz“, „das den Schatten der
    zukünftigen Güter enthält“ (vgl. Röm. 7,14 und Hebr. 10,1). Wie nämlich der Mensch aus
    Leib, Seele und Geist besteht, ebenso auch die Schrift, die Gott nach seinem Plan zur Rettung
    der Menschen gegeben hat.

    (Origenes: Vier Bücher von den Prinzipien, herausgegeben, übersetzt, mit kritischen und
    erläuternden Anmerkungen versehen von Herwig Görgemanns und Heinrich Karpp, 3.
    Auflage, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 1992, Buch IV, 2,4, Seite 709)

    Ähnliche Konzepte, die jedoch jeweils um einen vierten Schriftsinn erweitert sind, finden wir in auch der Kabbala und sogar im kath. Katechismus.

    > Vielleicht finden sich diese Ebenen auch in vielen Märchen oder heiligen Texten wieder.

    Ja, das kann ich auf jeden Fall bestätigen - ganz speziell bei einigen Märchen der Brüder Grimm, bei der Schneekönigin von Andersen, bei der ägyptischen, griechischen und nordischen Mythologie, bei den Kindheitslegenden von Buddha, ...

    In diesem etwas umfangreicheren PDF-Dokument (3 MB) zeige ich übrigens, dass man biblische Texte und deutsche Volksmärchen nach den gleichen Konzepten interpretieren kann:

    http://www.scribd.com/doc/8129212/Elias-Erdmann-Blicke-in-eine-andere-Wirklichkeit-ebook-Esoterik

    (Einige Teile dieser Antwort habe ich per Cut&Paste aus dieser Datei übernommen, weil es exakt um diese Thematik geht.)

    > Sicher ist, dass Märchen nicht zum Spaß oder zur bloßen Unterhaltung erfunden wurden.
    > Das hatte System, weil sich esoterische Wahrheiten eben viel länger halten wenn sie zudem
    > noch spannend vermittelt werden.

    Ganz sicher hat hierbei auch die Redaktionsarbeit der Brüder Grimm eine wichtige Rolle gespielt. Die Brüder Grimm sahen nämlich in den Märchen spätere Überbleibsel älterer Mythen und hatten das Ziel, die „Trümmer des Mythos“ aus den verschiedenen Fassungen zusammenzusuchen, um eine Art Urform zu rekonstruieren (vgl. Max Lüthi: Märchen).

    > Und meiner Meinung nach enthalten moderne Märchen (im Fernsehen z.B., vor allem auch
    > Science-Fiction oder Fantasy) teilweise ebensoviel Symbolik wie die älteren, was auf
    > Drehbuchautoren mit entsprechendem Hintergrundwissen schließen lässt.

    Ganz speziell folgende Fantasy-Filme kann ich in diesem Zusammenhang empfehlen:

    - Der Tag des Falken (USA 1985, Richard Donner)
    - Dinotopia (USA/Großbritannien/Deutschland 2002, Marco Brambilla)
    - Hinter dem Horizont (USA 1998, Vincent Ward)
    - Der dunkle Kristall (USA/Großbritannien 1982, Jim Henson, Frank Oz )
    - Jagd auf den Schatz der Riesen (USA 2001, Brian Henson)
    - Matrix (nur Teil 1) (USA 1999, Larry und Andy Wachowski)
    - Momo (Bundesrepublik Deutschland 1986, Johannes Schaaf)
    - Die unendliche Geschichte – Teil 1 (Bundesrepublik Deutschland 1984, Wolfgang Petersen)
    - Die unendliche Geschichte – Teil 2 (Deutschland 1990, George Miller)
    - Always (USA 1989, Steven Spielberg; wenig Symbolik, trotzdem sehr interessant)

    Im Zusammenhang mit der esoterischen Deutung von Märchen, Mythen und Fantasyfilmen wurde ich im Laufe der letzten Jahre immer wieder auf J. R. R. Tolkiens „Herrn der Ringe“ angesprochen. Dessen Verfilmung ist ganz unbestritten ein beeindruckendes Meisterwerk, aber für eine esoterische Interpretation ist der Stoff leider ziemlich ungeeignet. Es gibt bestenfalls Einzelmotive, die man deuten oder wiedererkennen kann. Der Film und auch die Romanvorlage verwenden zwar etliche Motive aus der nordischen Mythologie und es gibt auch Anklänge an den „Ring der Nibelungen“, aber auf der symbolischen Ebene transportiert der Film keinerlei esoterisches Wissen. Das Gut-böse-Schema bleibt eindimensional, und wenn es überhaupt so etwas wie eine Botschaft gibt, dann ist es diese: „Widerstehe den Verführungen der Macht.“ Tolkien hat sich im Vorwort seines Romans sogar ganz ausdrücklich gegen eine allegorische Deutung seines Romans ausgesprochen:

    Was irgendwelche tiefere Bedeutung oder „Botschaft“ betrifft, so gibt es nach der Absicht des Verfassers keine. Das Buch ist weder allegorisch noch aktuell.

    (J. R. R. Tolkien, Der Herr der Ringe, Band 1, Verlagsgemeinschaft Ernst Klett, Stuttgart,
    1981, 9. Auflage der kartonierten Sonderausgabe, Seite 11)

    Dabei unterschied Tolkien Anwendbarkeit und Allegorie: Die Anwendung eines Motivs liege in der Freiheit des Lesers, die Allegorie wolle hingegen eine ganz bestimmte „Bedeutung“ vermitteln. Daher ist auch kaum zu erwarten, dass man in der Symbolik des Romans eine ganz bestimmte esoterische Botschaft entdecken oder entschlüsseln kann.

    Herzliche Grüße

    Elias
  • RE: Der Weg durch die Dornenhecke

    Moin Elias,

    der Herr der Ringe mag für esoterische Deutungen wenig hergeben. anders ist es da mit dem Silmarillion bestellt, das ich gerade lese. Das Silmarillion ist das kein ausgearbeiteter ROman, sondern eher ein schriftstellerisches Konzept, das die Schöpfung von Mittelerde und die Vorgeschichte zum Herrn der Ringe beschreibt, von der Schöpfung des Universums bis zur Erstelllung der Erde. Darüber hinaus wird die Schöpfung der Elbenstämme und dann eben die Schöpfung des Menschen beschrieben.

    Die Schöpfung des Universums nach Tolkien erinnert mich stark an die indischen Überlieferungen und das, was Rudi in seinem Buch "Auf ein Wort" beschreibt.

    Das Buch trägt also mehr "historische" Wahrheit in sich als unsere "offiziellen" Überlieferungen, die nur einen sehr Zeitraum der menschlichen Geschichte abdecken.

    Gruß, EO
    nenn mich EO
    zu Ende denken
  • RE: Der Weg durch die Dornenhecke

    Hallo waterbrunn,

    das Silmarillion kann ich leider in dieser Hinscht nicht beurteilen, denn ich habe es noch nicht gelesen. Ich glaube jedoch nicht, dass Tolkien selbst esoterisches Wissen hatte. Aber es wäre natürlich denkbar, dass er rein intuitiv entsprechende Motive aus der Mythologie aufgegriffen und weiterverarbeitet hat.

    Herzliche Grüße

    Elias
  • RE: Der Weg durch die Dornenhecke

    Elias Erdmann schrieb:


    In der materiellen Welt ist das Ernten der Früchte mit sehr viel Mühsal und Leid verbunden. Und das gilt im übertragenen Sinne auch für die Früchte der Erkenntnis. Der Dornenbusch könnte also ein Symbol sein, das für den „dornigen“ Erkenntnisweg steht, den wir hier in der Materie zu gehen haben.

    Die geistigen Prinzipien, die sich im Materiellen offenbaren, können wir natürlich erst dann erkennen, wenn wir das Materielle wieder „vergeistigen“. Hier kommt nun das Symbol des „Feuers“ ins Spiel. Der Dornenbusch nährt die Flammen, aber die Flammen verbrennen ihn nicht. Das würde also bedeuten: Die Erfahrungen aus dem dornigen Erkenntnisweg nährt diesen Vergeistigungsprozess, aber der Vergeistigungsprozess löst diese Erfahrungen natürlich nicht auf.


    Der Dornbusch ist vielleicht am bedeutendsten für uns, wenn wir in ihm den menschlichen Körper sehen (nicht nur der grobstoffliche). Dieser ist das Produkt seiner Erfahrungen oder Erkenntnisse, wie du ja sagtest. Das Feuer ist die göttliche, zweischneidige, transmutierende Kraft, die durch etwas körperliches genährt wird, aber den Körper nicht vernichtet. Zweischneidig, weil Feuer in "missbrauchter" Form eben auch verbrennen kann. In diesem Fall könnte jedoch das Produkt (die Asche) wiederum als Dünger für die Pflanze selbst fungieren. Vernichtet wird nie etwas.
    Das Schloss steht wohl für die Herrschaft der geistigen Prinzipien. Hier wohnt die Jungfrau Dornröschen alias Maria. Welche hier vielleicht für das noch nicht offenbarte Selbst steht... oder die Rose, die Erfüllung des Ewigen Wunsches.

    Elias Erdmann schrieb:


    Die Geschichte von Dornröschen erinnert mich auch sehr stark an die „Dornenkrone“ bei der Kreuzigung. Und immerhin geht es in beiden Geschichten um das gleiche Motiv: „Tod und Auferstehung“.


    Dieses Prinzip findet sich durchweg bis zu den ägyptischen Initiationsriten und vermutlich noch wesentlich weiter.
    Dornen sind ja ähnlich wie ein Kreuz (sie kreuzen den normalen Wuchs einer Pflanze). Das Kreuz steht in der Passionsgeschichte und auch heute sprichwörtlich für das Leid der Welt, oder aber die Welt selbst, die laut dem Buddhismus sowieso nur Leid ist.
    Leid aber... leitet den Weg zur Himmelsleiter (die auch Querhölzer/Stufen hat). Schon allein weil man auf Dauer lernen sollte, das Leid zu vermeiden.
    Somit ist der Dornbusch auch ein Symbol für die Schöpfung als ganzes, die große "Illusion" voller Dornen an denen man hängenbleibt. Die Dornen aber sind wichtig, da sie am Ende zur Auferstehung führen (die Jakobsleiter führt ins Himmelreich, Odin wird am Baum aufgehängt und findet die Runen [oder hängt sich selbst auf, wie auch Jesus sein eigenes Kreuz trägt]). Wichtig ist hier wohl die Freiwilligkeit, mit der man bereit ist, sein Schicksal in die eigene Hand zu nehmen und das schwere Paket auf sich zu nehmen, quasi zu kämpfen mit den Dornen. Möglicherweise hat man auch am Ende gar keine Wahl als dies freiwillig zu tun... naja das sind wohl die Römer und Leviten, die die zwingende Rolle darstellen. Zwang zur Freiwilligkeit, klingt paradox, aber ich glaube es gerade deshalb.

    Elias Erdmann schrieb:


    Ähnliche Konzepte, die jedoch jeweils um einen vierten Schriftsinn erweitert sind, finden wir in auch der Kabbala


    Die Kabbala lässt sich auch irgendwie in der weitläufigen Symbolik unterbringen, da die hebräischen Buchstaben ja auch in ihrer Form interpretiert werden können... und in ihrer Konstellation und ihrem numerischen Wert. Eine unglaublich kompliziert scheinende Wissenschaft, die laut irgendwelcher Autoritäten in diesem Gebiet doch soo einfach ist. Genau wie Mathematik, sieht kompliziert aus, aber wenn man's versteht, war's schon immer einfach, nur wusste man es nicht.

    Elias Erdmann schrieb:


    > Vielleicht finden sich diese Ebenen auch in vielen Märchen oder heiligen Texten wieder.

    Ja, das kann ich auf jeden Fall bestätigen - ganz speziell bei einigen Märchen der Brüder Grimm, bei der Schneekönigin von Andersen, bei der ägyptischen, griechischen und nordischen Mythologie, bei den Kindheitslegenden von Buddha, ...


    Vielleicht wären die Veden noch zu ergänzen... wohl der ganze "indo-germanische" Kulturkreis... von Asien weiß ich diesbezüglich noch nichts. Muss mal das Tao Te King studieren.


    Elias Erdmann schrieb:


    zeige ich übrigens, dass man biblische Texte und deutsche Volksmärchen nach den gleichen Konzepten interpretieren kann


    Das würde ich so unterschreiben, ohne bisher das Dokument gelesen zu haben (lese gerade noch anderes, komm aber auch noch dazu).

    Ich schreibe mir die Filme raus und schau sie mir bei Gelegenheit an. Die Serien Star-Trek und Stargate SG1 sind auch nicht zu unterschätzen... Star-Trek scheint Priorität auf Vermittlung von universellen Gesetzmäßigkeiten zu setzen, in Stargate SG1 sieht es so aus als würde damit einiges an Hintergrundwissen auch politischer Natur vermittelt (es geht sehr tief und teilweise in die Vergangenheit) werden. Wobei man in beiden Serien beides findet, man benötigt nur eine spezielle "Brille" und mit Sicherheit ein paar Schlüssel-Infos als Ansatz. Ohne den richtigen Schlüssel bleibt man da blind und sieht nur eine Sci-Fi-Serie die man so oder so sehen kann. Star-Trek (Enterprise) und Stargate SG1 haben schon diverse unterschwellige Gemeinsamkeiten. Auch scheinen die Folgen beider Serien fast immer in sich abgeschlossen (also ohne offenes Ende, aber immer mit der Option einer Fortsetzung). Ganz im Gegensatz zu vielen anderen Serien... aber ich mags lieber abgerundet.


    Elias Erdmann schrieb:


    Im Zusammenhang mit der esoterischen Deutung von Märchen, Mythen und Fantasyfilmen wurde ich im Laufe der letzten Jahre immer wieder auf J. R. R. Tolkiens „Herrn der Ringe“ angesprochen. Dessen Verfilmung ist ganz unbestritten ein beeindruckendes Meisterwerk, aber für eine esoterische Interpretation ist der Stoff leider ziemlich ungeeignet.


    Hat mich auch gewundert. Ich fand das Buch ganz spannend, aber viel Symbolik schien mir auch nicht drin vorzukommen. Manche ziehen Parallelen zum 2. Weltkrieg und Hitler als Sauron oder ähnliches. Vielleicht lässt sich das politisch deuten, wenn man sich in die Zeit Tolkiens zurückversetzt. Wobei die 9 schwarzen Reiter und andere vorkommende Zahlen vielleicht durchaus numerologisch zu sehen wären?
    Wo wir sind, da ist immer auch Ägypten.
    ~☤~
  • RE: Der Weg durch die Dornenhecke

    Hallo Illuminatus

    > Der Dornbusch ist vielleicht am bedeutendsten für uns, wenn wir in
    > ihm den menschlichen Körper sehen (nicht nur der grobstoffliche).
    > Dieser ist das Produkt seiner Erfahrungen oder Erkenntnisse, wie du
    > ja sagtest.

    Ich hatte auch schon Ideen in diese Richtung.

    Mir ist aufgefallen, dass man aus der Genesis eine Baumstruktur herzuleiten kann, die ich als „Dreifachkreuz“ bezeichne und die so ähnlich aussieht wie der kabbalistische Lebensbaum.

    Diese Baumstruktur kann man auf unterschiedlichen Ebenen interpretieren – u.a. auch als der Aufbau des Menschen mit Geist, Seele und Körper. So kam mir die Idee: Könnte mit dem brennenden Busch eine solche „Baumstruktur“ gemeint gewesen sein?

    Nachdem ich selbst erlebt hatte, dass ich das „göttliche Feuer“ in dieser Baumstrukturen erkennen konnte, halte ich es durchaus für möglich, dass hier in gleichnishafter Form ein ganz ähnliches Erlebnis beschrieben sein könnte. Dieser Verdacht wird untermauert, weil es im weiteren Verlauf immer wieder um Strukturmerkmale dieser Baumstruktur geht (z.B., wenn man die Zehn Plagen den Elmenten zuordnet).

    > Somit ist der Dornbusch auch ein Symbol für die Schöpfung als ganzes, ...

    Das würde auch zu diesem Deutungsansatz passen. Die „Schöpfung als Ganzes“ wäre in diesem Fall eine andere Analogie, die auch mit dem Dreifachkreuz versinnbildlicht werden kann.

    > die große "Illusion" voller Dornen an denen man hängenbleibt.

    Auf diese Weise könnte man den aktuellen Deutungsansatz mit dem Deutungsansatz verknüpfen, den ich in meinem Text über den Weg durch die Dornenhecke gebracht habe.

    > Die Dornen aber sind wichtig, da sie am Ende zur Auferstehung führen ...

    Das „Hängenbleiben“ an diesem Gestrüpp kann durchaus für eine gewisse Zeit sinnvoll sein, weil man auf diese Weise gezwungen wird, sich mit einem Thema intensiver zu beschäftigen.

    > Zwang zur Freiwilligkeit, klingt paradox, aber ich glaube es gerade deshalb.

    Man könnte dieses Prinzip auch umdrehen: Die Freiheit, um das zu machen, was man zwangsläufig machen muss. ;)

    > Vielleicht wären die Veden noch zu ergänzen...

    Vermutlich auch, aber ich kenne die Veden viel zu schlecht, um dazu etwas sinnvolles sagen zu können.

    > wohl der ganze "indo-germanische" Kulturkreis...

    Nach meinen Recherchen läuft das auf eine Haupt-Achse Indien-Mesoptamien-Ägypten hinaus, wobei ich annehme, dass sich diese drei Kulturen mehrfach gegenseitig beeinflussten. Darüber hinaus gab es natürlich auch noch diverse Seitenlinien, z.B. in die nordische Mythologie.

    > Die Serien Star-Trek und Stargate SG1 sind auch nicht zu unterschätzen...

    Die neuen Star-Trek-Folgen kenne ich nur sehr ungenau. Stargate SG1 kenne ich gar nicht. Von einer Freundin habe ich aber schon öfters gehört, dass Stargate in dieser Hinsicht interessant sein könnte.

    Aber noch mehr Fernsehen würde ich zeitlich nicht mehr unterkriegen.

    > Manche ziehen Parallelen zum 2. Weltkrieg und Hitler als Sauron
    > oder ähnliches. Vielleicht lässt sich das politisch deuten, wenn
    > man sich in die Zeit Tolkiens zurückversetzt.

    Tolkien hat ja ganz konkret geschrieben, dass sein Werk weder allegorisch noch aktuell sei. Daraus schließe ich, dass er eine solche Deutung nicht beabsichtigt hatte. Trotzdem wäre es natürlich denkbar, dass unbewusst solche Motive eingeflossen sind.

    Herzliche Grüße

    Elias