Werte

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  • Schreibt einfach rein, was euch so einfällt. Ich mach mal den Anfang mit einem Gedicht und einer kleinen Fabel. Beides von Lessing:

    Lob der Faulheit

    Faulheit, itzo will ich dir
    Auch ein kleines Loblied bringen.
    O wie sau er wird es mir,
    Dich nach Würden zu besingen!
    Doch, ich will mein Bestes tun,
    Nach der Arbeit ist gut ruhn.

    Höchstes Gut! wer dich nur hat,
    Dessen ungestörtes Leben
    Ach! ich gähn ich werde matt
    Nun so magst du mirs vergeben,
    Daß ich dich nicht singen kann;
    Du verhinderst mich ja dran.

    [left]
    Der Besitzer des Bogens

    [/left]Ein Mann hatte einen trefflichen Bogen von Ebenholz, mit dem er sehr weit und sicher schoß, und den er ungemein wert hielt. Einst aber, als er ihn aufmerksam betrachtete, sprach er: »Ein wenig zu plump bist du doch! Alle deine Zierde ist die Glätte. Schade!« - »Doch dem ist abzuhelfen!« fiel ihm ein. »Ich will hingehen und den besten Künstler Bilder in den Bogen schnitzen lassen.« - Er ging hin; und der Künstler schnitzte eine ganze Jagd auf den Bogen; und was hätte sich besser auf einen Bogen geschickt als eine Jagd?
    Der Mann war voller Freude. »Du verdienest diese Zieraten, mein lieber Bogen!« - Indem will er ihn versuchen; er spannt, und der Bogen - zerbricht.

    Gruß

    "Wir sind alle Sternenstaub, daher teilen wir alle dieselben Vorfahren, wir sind die Sterne. Und wir sind die Brüder der wilden Tiere und die Lilien auf dem Felde sind unsere Vettern." Trinh Xuan Thuan
  • Frisch Fromm Fröhlich Frei

    Faulheit als deutscher Wert? Passt das deiner Meinung nach? Im zweiten Gedicht sind wir doch eher die, die den Ebenholzbogen nutzen, bevor er beschnitzt wurde. Die Deutschen empfinde ich doch eher praktisch ausgerichtet..... aber dichten und denken kann man ja mal ;)

    [IMG:http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/thumb/f/fc/Friedrich_ludwig_jahn.jpg/180px-Friedrich_ludwig_jahn.jpg]
    Die vier „F“ sind die Anfangsbuchstaben der Worte von „Turnvater“ Jahn, die lauten:

    FRISCH nach dem Rechten und Erreichbaren streben, das Gute tun, das Bessere bedenken und das Beste wählen

    FREI sich halten von der Leidenschaften Drang und von der Vorurteile Druck und des Daseins Ängsten

    FRÖHLICH die Güter des Lebens genießen, nicht in Trauer vergehen über das Unvermeidliche, nicht im Schmerz erstarren, wenn die Schuldigkeit getan ist, und den Mut fassen, sich über das Mißlingen der besten Sache zu erheben

    FROMM die Pflichten erfüllen, leutselig und volklich, und zuletzt die letzte, den Heimgang


    Fromm ?( naja, war wohl so damals, aber wenn man mal von diesem Wort absieht, gar nicht übel.

    Gruss Larah
  • Die drei F's, sind mir auch neu.... Wo das Fromm aber sicher weniger die Bedeutung katholischer Frömmigkeit zu kommt.

    Larah schrieb:

    Faulheit als deutscher Wert? Die Deutschen empfinde ich doch eher praktisch ausgerichtet..... aber dichten und denken kann man ja mal
    Nein. Wer sollte denn Faulheit als Wert besingen? Hm zum zweiten, langsam, nicht überstürzt lesen, kennst du keine Fablen? Das zweite ist eine.... Nicht wörtlich nehmen, in Ruhe lesen, zurücklehnen und nach dem suchen, was vermittelt werden soll. Fabeln vermitteln Werte in der Regel dadurch, das es gerade so läuft, wie es nicht laufen soll und man dann Lehre daraus ziehen soll. Es gehört quasi immer noch ein gedachtes 'und die Moral der Geschicht ist' dazu. So lassen sich Werte darstellen, die sich nicht immer auf ein Wort runter brechen lassen, vor allem aber sind sie nicht all so sehr 'Zeigefingerhebend'. Ich mag diese Fabeln von Lessing, liegt vielleicht auch daran das ich als Kleinkind viele Fabeln und Legenden erzählt bekommen habe. Übrigens, nicht ohne Grund kommen oft Tiere drin vor. Weils so schön ist, noch eins von Lessing:

    Der Esel und der Wolf


    Ein Esel begegnete einem hungrigen Wolfe. "Habe Mitleid mit mir", sagte der zitternde Esel, "ich bin ein armes krankes Tier; sieh nur, was für einen Dorn ich mir in den Fuß getreten habe!"
    "Wahrhaftig, du dauerst mich", versetzte der Wolf. "Und ich finde mich in meinem Gewissen verbunden, dich von deinen Schmerzen zu befreien."
    Kaum ward das Wort gesagt, so ward der Esel zerrissen.


    Immer wieder zitiert, oft leicht verfälscht und gerade heute in der hochtechnisierten Gesellschaft von enormer Bedeutung ist natürlich 'Der Zauberlehrling' von Gothe, wenn auch sehr bekannt soll er hier nicht fehlen:

    Der Zauberlehrling.

    Hat der alte Hexenmeister
    Sich doch einmal wegbegeben!
    Und nun sollen seine Geister
    Auch nach meinem Willen leben.
    Seine Wort’ und WerkeMerkt’ ich, und den Brauch,
    Und mit Geistesstärke
    Thu’ ich Wunder auch.

    Walle! Walle
    Manche Strecke,
    Daß, zum Zwecke,
    Wasser fließe,
    Und mit reichem vollem Schwalle
    Zu dem Bade sich ergieße.

    Und nun komm, du alter Besen!
    Nimm die schlechten Lumpenhüllen;
    Bist schon lange Knecht gewesen;
    Nun erfülle meinen Willen!
    Auf zwey Beinen stehe,
    Oben sey ein Kopf,
    Eile nun und gehe
    Mit dem Wassertopf!

    Walle! walle
    Manche Strecke,
    Daß, zum Zwecke,
    Wasser fließe,
    Und mit reichem vollem Schwalle
    Zu dem Bade sich ergieße.

    Seht, er läuft zum Ufer nieder;
    Wahrlich! ist schon an dem Flusse,
    Und mit Blitzesschnelle wieder
    Ist er hier mit raschem Gusse.
    Schon zum zweytenmale!
    Wie das Becken schwillt!
    Wie sich jede Schale
    Voll mit Wasser füllt!

    Stehe! stehe!
    Denn wir haben
    Deiner Gaben
    Vollgemessen! –
    Ach, ich merk’ es! Wehe! wehe!
    Hab’ ich doch das Wort vergessen!

    Ach das Wort, worauf am Ende
    Er das wird, was er gewesen.
    Ach, er läuft und bringt behende!
    Wärst du doch der alte Besen!
    Immer neue Güsse
    Bringt er schnell herein,
    Ach! und hundert Flüsse
    Stürzen auf mich ein.

    Nein, nicht länger
    Kann ich’s lassen;
    Will ihn fassen.
    Das ist Tücke!
    Ach! nun wird mir immer bänger!
    Welche Miene! welche Blicke!

    O, du Ausgeburt der Hölle!
    Soll das ganze Haus ersaufen?
    Seh’ ich über jede Schwelle
    Doch schon Wasserströme laufen.
    Ein verruchter Besen,
    Der nicht hören will!
    Stock, der du gewesen,
    Steh doch wieder still!

    Willst’s am Ende
    Gar nicht lassen?
    Will dich fassen,
    Will dich halten,
    Und das alte Holz behende
    Mit dem scharfen Beile spalten.

    Seht, da kommt er schleppend wieder!
    Wie ich mich nur auf dich werfe,
    Gleich, o Kobold, liegst du nieder;
    Krachend trifft die glatte Schärfe.
    Wahrlich! brav getroffen!
    Seht, er ist entzwey!
    Und nun kann ich hoffen,
    Und ich athme frei!

    Wehe! wehe!
    Beide Theile
    Stehn in Eile
    Schon als Knechte
    Völlig fertig in die Höhe!
    Helft mir, ach! ihr hohen Mächte!

    Und sie laufen! Naß und nässer
    Wird’s im Saal und auf den Stufen.W elch entsetzliches Gewässer!
    Herr und Meister! hör’ mich rufen! –
    Ach da kommt der Meister!
    Herr, die Noth ist groß!
    Die ich rief, die Geister,
    Werd’ ich nun nicht los.

    "In die Ecke,
    Besen! Besen!
    Seyd’s gewesen.
    Denn als Geister
    Ruft euch nur, zu seinem Zwecke,
    Erst hervor der alte Meister."

    [left]
    und hier kommt noch die Maus . ;)

    Gruß
    [/left]
    "Wir sind alle Sternenstaub, daher teilen wir alle dieselben Vorfahren, wir sind die Sterne. Und wir sind die Brüder der wilden Tiere und die Lilien auf dem Felde sind unsere Vettern." Trinh Xuan Thuan
  • Aufrichtigkeit


    auf - richtig - keit


    Die Bedeutung kennen wir schon, doch wie seltsam ist dieses Wort zusammen gesetzt.

    auf: im Sinne von oben -
    richtig: im Sinne von -recht? Vielleicht doch eher "aufrecht"
    keit: dieser Anhang macht aus einem Adjektiv ein Substantiv

    Ist eher dieses Wort passender:

    Wahrhaftigkeit


    wahr - haftig - keit


    Es geht schon wieder los, mit dieser seltsam zusammen gesetzten Sprache:

    wahr: Wahrheit
    haftig: -heften, kleben, verbunden sein
    keit: Das kennen wir schon.

    Also der Wahrheit verbunden, ja geradezu verpflichtet. Ein Wert den man nur noch selten findet wie auch die


    Redlichkeit


    Ich weiß was das bedeutet, aber was hat das mit der Stammform "reden" zu tun, oder wandle ich hier auf dem Holzweg? Passend wäre auch

    Rechtschaffenheit


    recht - schaffen - heit


    Dies erklärt sich von selbst:
    Recht
    schaffen
    heit - um in diesem Fall aus einem Verb, welches wir zusammen gesetzt auch als Adjektiv verwenden, eben wieder ein Substantiv zu machen.

    Na, und wann habt ihr zum letzten Mal diese Worte gehört?

    Gruß, EO
    nenn mich EO
    zu Ende denken
  • waterbrunn schrieb:

    Redlichkeit

    REDE Licht Heit

    Re ist sowohl die Energie bzw. das Licht was auf einen selbst zurückgespiegelt wird, als auch das Ra - also den Sonnengott, den Gott des Lichts der zu Rah als Strahl des Lichtes wird. Das Ra-d wurde deshalb auch in einigen als Symbol der Sonne brennend den Berg hinuntergerollt.
    Am Anfang war das Wort - der WERT.... auch das drückt sich in Re-de aus, denn wird doch die Rede, in der sich das Charisma des Sprechers ausdrückt das Licht und die Quelle der Sonne asgedrückt. Der Sonnenlogos wurde nicht umsonst von vielen Kulturen als Gott verehrt, drückt doch er die gebündelte Kraft des Lichts aller Menschen aus.
    Somit ist Redlichkeit ein Hinweis darauf, welcherart unsere Rede sein sollte. Sie sollte vom Licht (der Wahrheit und Wahrhaftigkeit) besselt sein, vom göttlichen Licht in jedem Menschen. Insofern fördert Redlichkeit auch unsere Rückkehr zu dieser Quelle. Womit der Kreis wieder geschlossen wäre :)

    Ja, stimmt schon, solche Worte hört man nicht oft. Ich liebe die deutsche Sprache, weil sich in ihr solch herrliche Vielschichtigkeit finden läßt.

    Gruss Larah
  • Gefunden ( Johann Wolfgang von Goethe )

    Ich ging im Walde
    so vor mich hin,
    Und nichts zu suchen,
    Das war mein sinn.

    Im Schatten sah ich
    Ein Blümchen stehn,
    Wie Sterne leuchtend,
    Wie Äuglein schön.

    Ich wollt es brechen,
    Da sagte es fein:
    Soll ich zum Welken
    Gebrochen sein?

    Ich grub's mit allen
    Den Würzlein aus,
    Zum Garten trug ich' s
    Am hübschen Haus.

    Und pflanzt es wieder
    Am stillen Ort;
    Nun zweigt es immer
    Und blüht so fort.


    Die Frösche ( Johann Wolfgang von Goethe )

    Ein grosser Teich war zugefroren;
    Die Fröschlein in der Tiefe verloren,
    Durften nicht ferner Quaken noch springen,
    Versprachen sich aber, im halben Traum
    Fänden sie nur da oben Raum,
    Wie Nachtigallen wollen sie singen.

    Der Tauwind kam , das Eis zerschmolz,
    Nun ruderten sie und landeten stolz
    Und saßen am Ufer weit und breit
    Und quakten wie vor alter Zeit.

    Gruss