hat mich schon immer begleitet. Musik kann jede Stimmung transportieren und zum explodieren bringen. Eine Hardcore-Esoterikerin meinte
irgendwann zu mir, dass Musik nur negative manipulative Eigenschaften hat, außerdem würde sie das Gehör schädigen. Mag ja sein, wenn ich so die Mainstream Sender höre (zwangsläufig an der Arbeit) kann ich dem nur zustimmen. Doch ich, als fast fanatischer Musikkonsument, lasse mich von Musik nur positiv beeinflussen. Ich kann mich noch ziemlich gut erinnern, als ich zum ersten Mal die Dire Straits hörte, Live Konzert im Londoner Wembley Stadion, muss so 85/86 gewesen sein, ich ein pubertierender Teenager. Oh Mann, „Romeo and Juliet“ oder “Sultans of Swing”, die Gitarre von Mark Knopfler, ich lag auf meinem Bett, sah die Blätter von Kastanienbaum im Hof, hatte das Fenster geöffnet und hörte das Konzert auf Mittelwelle in meinem ollen Kofferradio, meinen ersten Mono-Radiorekorder kaufte ich für 465 Ostmark erst 2 Jahre später. (da musste ich richtig lange für sparen und war dann stolz wie Oscar...) Ich glaub’ Rias Berlin (Radio im amerikanischen Sektor „Der Sender für ein freies Deutschland“) hat das damals live übertragen. Mein Bett stand zu dieser Zeit im Internat einer Schule für Körperbehinderte. Ich weiß noch genau als am nächsten Morgen mein Freund Ronny zu mir kam und sagte: „ Boahh...die geile Gitarre, hast du das auch gehört?, so wurden wir Fans der Dire Straits. Ich bin es noch heute. Wir durften damals übrigens nicht offiziell Westradio hören. Das wurde im Internat sehr streng gehandhabt. Wurden wir erwischt, drohte Tadel bis hin zum Verweis. Und gerade Rias-Berlin stand so was von auf dem Index, weil die immer ihre Brüder im „armen“ Osten motiviert haben. Einmal in der Woche kam auf Bayern 3 die Hitparade, die Hälfte der Insassen des Internats saß um den Rekorder des Einzigen herum, der einen besaß und einer musste Wache halten, falls ein Erzieher kommen sollte. Ich stand damals auch auf Depeche Mode, lief nur in schwarzen Klamotten herum und versuchte die Frisur von Dave Gahan zu imitieren. Die älteren Herrschaften im Bus fanden mich damals ganz offensichtlich zu provokant, aber das war mir egal, ich liebte diese Musik, die Mode.............den Westen. Hatte mal jemand eine eingeschmuggelte Bravo dabei, ganz egal wie alt, sie wurde nach und nach von der gesamten Schule gelesen, einzelne Bilder wurden für 10 Mark, Poster für 40 Mark und Starschnitte für 100 Mark verkauft, selbst die Deckblätter wurden verwertet. Manchmal haben wir eine Schuldisco veranstaltet, da wurden dann unsere Hitparadenmitschnitte auf Kassette inkl. aller
Unterbrechungen von Moderatoren zum Besten gegeben. Falco mit „Jeanny“ durfte ich nur einmal spielen, danach hatte ich einen Termin beim Direx, der mich fragte, ob ich wüsste wovon dieses Lied handelte......es lief zum Schluß darauf hinaus, dass die gesamten Klassen 7 bis 10 der Schule eine Aufklärungsstunde über Sexualität in der Aula über sich ergehen lassen mussten. Ostmusik zu hören war im übrigen absolut verpönt bei uns, nur Sachen aus dem Westen taugten was. Ich hörte das erste Mal bewusst Musik aus der DDR als ich mich zum FDJ (Freie Deutsche Jugend)-Objekt „Schulfunk“ meldete. Die Schule war in jedem Raum und jedem Gang mit Lautsprechern versehen und die Sendezentrale war im Direktorenzimmer. Ich hatte den Auftrag die Pausen mit Propaganda und Musik zu füllen. Selbstverständlich durfte ich nur Ostmusik spielen. Und so begab ich mich auf die Suche................und bin bei Karat und den Puhdys, bei Karussel und City hängengeblieben. Ich interviewte „Führungspersönlichkeiten“ der Schule und spielte von den Puhdys „Das Buch“ von Karat „Schwanenkönig“ und von City „Casablanca“. Diese Lieder liebe ich nach wie vor noch immer, seinerzeit ist mir die Aussage dieser Werke bewusst geworden. Sie haben den Wunsch nach
Freiheit transportiert. An den Bonzen vorbei, die davon nichts, aber auch gar nichts bemerkt haben. „Das Buch“ von den Puhdys spielten sie dann auch bei einem Fahnenappell im Ferienlager.........ich werde diesen Abend nie, niemals vergessen. es war Sommer `88 und wir waren in einem Ferienlager in der Nähe von Berlin. Es war ein perfekter Sommer und im Lager waren neben uns ganzen Ossi-Kindern auch Jugendliche aus dem Westen. Die Führung der DDR hatte eine Gruppe von DKP (Deutsche Kommunistische Partei) Kindern eingeladen. Das war natürlich der Hit. Wie gesagt, alles aus dem Westen war gut. Ich hatte mich in das schönste Mädchen der Welt verliebt, sie wurde noch schöner weil sie aus dem Westen kam. Ach Dani...... Sie mochte mich auch und so schwebte ich den ganzen Tag herum.

Ja und dann standen wir in einer lauen Sommernacht zum Fahnenappell, in unseren blauen FDJ-Hemden auf einer grünen Wiese, ringsum Wald, die Grillen zirpten, ein sachter Wind wehte, hunderte von Fackeln brannten und wir sollten der Opfer des zweiten Weltkrieges gedenken. Zum Abschluß lief dann eben jenes Lied „Das Buch“. Es ist für mich nach wie vor ein bombastisches, epochales Meisterwerk, auch wenn die Botschaft recht simpel verpackt ist. Aber es hat sich mir genau an diesem Abend eingebrannt. Und als der Appell vorbei war, lief ich mit meiner Angebeteten Hand in Hand zurück zum Lager. Wenn ich einen perfekten Abend beschreiben sollte, das war einer..............(Wenn ich dieses Lied höre, kann ich den ganzen Abend wieder sehen und sie riechen.....hach wundervoll) ..*heeuuul* Wer nie diese Wirkung von Musik gespürt hat, kann eigentlich nichts fühlen.

Normales Radio hörte ich dann schon nicht mehr, mein Interesse daran erlosch eigentlich schon als Modern Talking ständig auf Nummer1 war und seit Prince mit „Kiss“ habe ich den Glauben an gute Musik im Radio verloren.

Meine erste Platte im Westen 1989, noch kurz vor der Wende war von Herbert Grönemeyer „4630 Bochum“, sie sollte auch ein paar Jahre später meine erste CD werden. Die letzte von mir neu gekaufte Schallplatte war von AC/DC „The Razors Edge“. Ich fiel zu Anfang der 90er ziemlich viel in Discos rum, wie wohl so jeder Jugendliche, aber die Musik fand ich nur grauselig, die konnte ich nur im Suff ertragen. Dann bin ich eines Tages in einem Irish Pub gelandet, da liefen die Pogues, Hothouse Flowers, Runrig, Christy Moore und so weiter. Ich hatte meine Musik gefunden. Mittlerweile höre ich fast alles was nicht im Radio läuft, von Klassik, Blues, Soul bis hin zu deutschen Liedermachern. Ich will das jetzt gar nicht zu lange ausführen, ich brauche Musik wie die Luft zum atmen und es wäre absolut schrecklich, wenn ich irgendwann keine mehr hören könnte. Ein Instrument habe ich bedauerlicherweise nicht erlernt und so bleibt mir nur der Konsum. Es gibt so unglaublich viel
gute und wundervolle Musik. Man darf nur kein Radio hören.

In so manchen Augenblicken habe ich schon gedacht, Du lebst unter anderem, um Musik zu fühlen...................und so schlecht ist die ganze
Illuison gar nicht, wenn nur solche Stimmungen bleiben..........


Puhdys Das Buch bei Clipfish.........>>>>>>>>>>>>


<<Schmalz aus>>

@Shiva, ich war mal auf einem Festival, da hat eine Frau (von Wild Silk) gesungen, das Mädchen hat noch herrlicher gesungen als es schön war. Es waren irgendwelche Volkslieder „Ich hab heut Nacht geträumet“ oder so ähnlich. . Mir standen die Tränen in den Augen..............war wie eine Erinnerung an etwas schönes, geniales und längst vergangenes..............Nur Ihre Stimme war präsent, ich denke eine ähnliche Situation, wie die von Dir beschriebene.

Grüße

Kai