Die Zeit - "Misstraut allen Noten!"

  • Die Zeit - "Misstraut allen Noten!"

    Auf diesen Artikel bin Ich gestern abend gestoßen und Ich muss sagen, dass der mit allem was gesagt wird recht hat. Ich habe mich in einem Artikel über "Schule und Noten" jedenfalls noch nie so bestätigt gefühlt! Das ist glaube Ich der richtige Sündstoff für manche Geister.. Hrhrhr, es lebe das Individuum! :thumbup:
    Oder wie Twisted Sister singen würden: "We're not gonna take it, anymore!"
    ;)

    Nun zum Artikel:


    13.07.2006

    Jörg Laus Plädoyer für Zensuren in der Schule hat unter Pädagogen eine heftige Debatte ausgelöst. Eine Streitschrift

    Nach Pisa zeigte sich die aufgeklärte Öffentlichkeit einig: Es ist ein Skandal, dass das deutsche Schulsystem ein Viertel seiner Schüler ohne zureichende Basiskompetenzen ins Leben entlässt. Betroffen sind vor allem Kinder aus den unteren sozialen Schichten und aus Migrantenfamilien. Mehr als ein Drittel aller 15-jährigen Schüler/-innen hat im Laufe ihrer Schulzeit die demütigende Erfahrung von Zurückstellung und Sitzenbleiben erlebt. Die Folgen belegt er-neut eine aktuelle Befragung der Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Uni Köln: Nach der Angst, ihre Eltern zu verlieren, rangiert unter Jugendlichen die Furcht, in der Schule schlechte Leistungen zu erbringen, an zweiter Stelle.

    Kinder wollen wissen, wo sie stehen, schreibt Jörg Lau in der ZEIT Nr. 27/06. So weit, so gut. Nur: Sagt eine 3 in Deutsch dem Schüler wirklich, wo er steht? Sie signalisiert ihm doch allenfalls, dass er etwa im Durchschnitt seiner Klasse liegt. Aber zeigt sie, dass er in geübten Diktaten nur wenige, in freien Texten dagegen viele Recht-schreibfehler hat, dass er flüssig vorlesen kann, aber Informationen aus Sachtexten nur ungenügend versteht? In der Note verdunstet die Vielfalt des individuellen Leistungsspektrums, der Rest kommt in eine Schublade.

    Und selbst deren Etikett kann täuschen. Gerade lese ich in einer Fallstudie unseres Projekts »Lernbiografien im schulischen und außerschulischen Kontext«, dass die 13-jährige Billy in Mathematik zwischen 3 und 5 steht, nachdem sie bei ihrer letzten Lehrerin jahrelang eine 1 hatte. Weiß Billy dank der Noten tatsächlich, wo sie »wirklich steht«? Und was ist beim Klassenwechsel von Marc? Eben noch bekam er in seiner leistungsstarken Klasse eine 4, da steigt er nach dem Umzug der Familie auf eine 2. Weil er jetzt mehr kann?

    In der Expertise Sind Noten nützlich – und nötig? für den Grundschulverband hat unsere Arbeitsgruppe an der Uni Siegen eine Vielzahl empirischer Studien ausgewertet. Sie zeigen, dass verschiedene Lehrer Leistungen nach ganz unterschiedlichen Kriterien und anhand unterschiedlicher Maßstäbe bewerten. Gibt man dieselben Arbeiten einer größeren Zahl von Lehrern und Lehrerinnen zur Bewertung, streuen die Noten über die ganze Skala von 1 bis 6. Und das nicht nur im Aufsatz, sondern auch in Rechtschreibung und in Mathematik. Für den einen ist der Lösungsweg wichtig, für den anderen zählt nur das richtige Ergebnis. Merkmale der Person wie soziale Herkunft und ethnische Zugehörigkeit, wie Geschlecht und Sprachgewandtheit führen sogar zu systematischen Verzerrungen.

    Jörg Lau hat Recht: Verbale Beurteilungen sind nicht objektiver. Aber sie beanspruchen dies auch nicht – und sie machen die Subjektivität des Lehrerurteils durchsichtig und diskutierbar. Natürlich ist es nicht damit getan, Ziffern durch Wörter zu ersetzen. Die Chance von Berichten liegt aber darin, dass sie können, was mit Noten nicht gelingen kann: konkret beschreiben und damit erkennbar machen, wo genau die Stärken und Schwächen in einem Lernbereich liegen und vor allem, wie die Leistungen sich entwickeln, das heißt, was ein Schüler dazugelernt hat und was seine nächsten Lernaufgaben sind.

    Wir haben in mehreren Untersuchungen festgestellt, dass Kinder mit Erfahrungs- und Kompetenzunterschieden von drei bis vier Entwicklungsjahren in die Grundschule kommen. Dieser Abstand bleibt über die Schulzeit hinweg erhalten. »Karawaneneffekt« haben wir diesen im Grunde erfreulichen Tatbestand genannt: Alle Kinder lernen erheblich dazu! Aber wer als Erster ins Rennen gegangen ist, kommt eben häufig auch als Erster im Ziel an. Und da soll man vergleichend bewerten? Leistung ist doch, was der Einzelne aus seinen Möglichkeiten gemacht hat. Der Zuwachs an Können und Wissen ist zu würdigen, wenn wir Leistung anerkennen wollen

    Wohlgemerkt: Wir reden nicht über Sportler, die sich bei deutschen Meisterschaften oder bei Olympischen Spielen vergleichen, weil sie sich in ihren ganz besonderen Begabungen und Fähigkeiten aneinander messen wollen – und dies freiwillig. Wir reden auch nicht von der Ausbildung für einen Beruf, in der es darum geht, Dritte vor den Unzulänglichkeiten eines inkompetenten Handwerkers oder Arztes zu schützen. Wir sprechen über die allgemeinbildenden Schulen, in die die Kinder in einer besonders verletzlichen Phase ihrer Entwicklung gehen müssen.

    TEIL 2

    Statt ein Viertel von ihnen als Versager ab-zustempeln, sollten wir sie für ihr zukünftiges Leben stark machen. Wie aber fühlt sich ein Schüler, der lernt und lernt, dadurch mehr und mehr kann, aber immer nur gesagt bekommt: Die anderen sind »besser« als du? Unsere Gesellschaft kann es sich einfach nicht leisten, alle diejenigen mit Fünfen und Sechsen abzumeiern, die wegen geringerer Begabung oder wegen misslicher Zufälle in ihrer Bildungsbiografie ihre Schullaufbahn mit dem Handicap eines mehrjährigen Rückstands starten.

    Eltern und Kinder brauchen und wollen Noten? Warum kommen dann andere Länder, die bei Pisa, Timss und Iglu sogar erfolgreicher waren als Deutschland, über viele Schuljahre ohne Noten aus? Wollen Schüler und ihre Eltern dort etwa nicht wissen, »wie gut sie sind?« Meine Gegenthese: In Deutschland brauchen wir die Verrechenbarkeit von Ziffernnoten, weil wir Kinder ständig aussortieren: Zurückstellung am Schulanfang; Sitzenbleiben; Überweisung in die Sonderschule für »Lernbehinderte«; Aufteilung auf die Schularten der Sekundarstufe. Nur weil die Auslesefunktion der Schule so tief im Denken aller verankert ist, scheint es kaum jemanden zu interessieren, wie sicher Noten die Leistungen der Schüler und ihre voraussichtliche Entwicklung wirklich erfassen. Dabei zeigt nicht nur Pisa, dass sich die Leistungsverteilungen von Gymnasium-, Real- und Hauptschule breit überlappen. Auch Tests erlauben keine verlässlicheren Prognosen. Deshalb wurden zum Beispiel die Schulreifetests schon vor Jahren abgeschafft. Zwar war für Kinder, die als »nicht schulreif« diagnostiziert wurden, das Risiko größer, in der Grundschule Schwierigkeiten zu bekommen, als für »schulreife«. Aber die große Mehrheit von ihnen war erfolgreich, wenn sie trotz des negativen Testurteils eingeschult wurden.

    Testwerte und Ziffernnoten täuschen eine diagnostische Scheinpräzision vor, die ihren Kredit weit überziehen. Vor allem bei der Entscheidung über Einzelfälle. Hinzu kommt: Kinder mit vergleichbaren Voraussetzungen entwickeln sich in der Regel besser, wenn sie nicht zurückgestellt, sondern eingeschult werden, wenn sie nicht wiederholen müssen, sondern versetzt werden, wenn sie in der Regelschule bleiben, statt auf die Sonderschule zu gehen, und wenn sie eine höhere Schulform in der Sekundarstufe besuchen dürfen. So werden Noten zur Selffulfilling Prophecy. Nicht nur wegen des Pygmalion-Effekts, also der Steigerung oder Dämpfung der Leistungszuversicht durch externe Rückmeldungen. Auch die äußeren Lernbedingungen haben einen großen Einfluss. Zukünftiger Schul- und Lebenserfolg ist eben nicht aus individuellen Voraussetzungen berechenbar.

    Aber auch über die Wirkung der »harten Währung« Noten auf die Begabten und sozial Begünstigten sollte man nachdenken. Dazu gibt es ebenfalls empirische Studien. Ein Lernen aus Interesse an der Sache leidet nicht nur unter der Bestrafung durch schlechte Noten. Es lässt auch nach, wenn Schüler sich als abhängig erleben von externen Belohnungen.

    Sicher: Menschen lernen auch, wenn jemand sie mit Zuckerbrot und Peitsche dazu antreibt. Aber solche Antreiber können nicht ein Leben lang neben ihnen stehen. Und sie sollen es auch nicht. Schule ist nicht nur der Ort, an dem Wissen und Können vermittelt werden, sie ist auch der Raum, in dem sich die individuelle Persönlichkeit und soziales Verhalten entwickeln. Nur wenn Selbstständigkeit gefordert und ermöglicht wird, können Kinder lernen, selbstständig zu werden.

    Die hierarchische Schule der Kaiserzeit passt nicht mehr in eine demokratische Gesellschaft. Sie ist politisch überholt. Und sie lebte von Annahmen über »Begabung«, über »Leistung« und ihre Erfassung, die sich wissenschaftlich längst nicht mehr halten lassen. In der Fachwelt ist dies seit mehr als 40 Jahren bekannt – und zwischenzeitlich immer wieder bestätigt worden. Wir brauchen keine technisch perfektionierte Selektion, sondern diagnostisch fundierte Förderhilfen, wie sie der Grundschulverband unter dem Stichwort »Pädagogische Leistungskultur« entwickelt hat (ZEIT Nr. 50/05).

    * Hans Brügelmann, 59, Autor des Buches »Schule verstehen und gestalten«, ist Professor für Erziehungswissenschaft an der Universität Siegen.

    Quelle: Die Zeit.de

  • Bitte nicht für Schüler engagieren Eine bayerische Lehrerin fördert ihre Kinder so gut, dass sie exzellente Noten haben

    Ich denke, das Ganze ist noch weit schlimmer
    Wenn gutes Abschneiden der Schüler als Problem dargestellt wird, liegt das Problem beim Schulsystem, nicht bei der Lehrerin.

    MÜNCHEN - taz. Kurz vor Ende des bayerischen Schuljahres fasste Sabine Czerny einen Entschluss. Die Lehrerin entschloss sich, ihren Lehrerkollegen zu erklären, dass nicht sie es ist, die falsch tickt, wenn 91 Prozent der Kinder ihrer Klasse sich für eine weiterführende Schule qualifizieren. Sondern dass es das Schulsystem ist, das nicht ganz richtig sein kann, wenn es ein derart gutes Abschneiden als Problem darstellt.

    Also verfasste die Lehrerin Sabine Czerny einen offenen Brief ans Kollegium. Darin legte sie dar, warum sie alle darunter zu leiden hätten, wenn das System mittelmäßige Notenschnitte erzwinge. Nur zu dem Zweck, damit Realschule und Gymnasium, aber auch die ungeliebte Hauptschule mit ausreichend Kindern im Alter von zehn Jahren bestückt werden können.

    Die Geschichte von Sabine Czerny ist nicht nur deswegen ungewöhnlich, weil sie per offenem Brief mit ihren Kollegen in so wichtigen Fragen kommuniziert. Die Geschichte der 36-jährigen Lehrerin ist es vor allem deshalb, weil sie schief dafür angeschaut wird, dass sie ihren Job offensichtlich gut macht. Seit einem halben Jahr ist die Pädagogin Anfeindungen ihrer Rektorin ausgesetzt, weil 25 SchülerInnen ihrer vierten Klasse in einer klassenübergreifenden Vergleichsarbeit in Mathematik einen Schnitt von 1,8 erreicht hatten. In einer Heimat- und Sachkunde-Probe schafften sie kurz darauf sogar einen Schnitt von 1,6. Beinahe erleichtert notierte Czerny nach einer Prüfung in Deutsch eine 2 vor dem Komma - und ertappte sich dabei, zu bedauern, dass einer ihrer wenigen Fünferschüler wegen Umzugs die Klasse verlassen würde.

    Aus dem Rektorat waren wegen der ungewöhnlich guten Notenschnitte Vorwürfe laut geworden. Entweder sage sie Ergebnisse vor - oder sie korrigiere falsch. Die Leiterin des zuständigen Schulamtes dementiert auf Nachfrage vehement, dass man von Amts wegen Notenschnitte vorgebe. Aber sie vergisst nicht, gleich im nächsten Satz zu ergänzen, dass eine Schulleiterin die "verdammte Pflicht" habe, einem so ungewöhnlich guten Schnitt nachzuforschen. Es gebe halt viele Möglichkeiten zu beeinflussen, direkt oder indirekt.

    Solche mehr oder weniger offenen Unterstellungen kränkten Sabine Czerny zutiefst. Die Grundschullehrerin hatte innerhalb der vergangenen zehn Jahre an mehreren Schulen unterrichtet, überall mit großem Erfolg. Dafür hat sie hart gearbeitet. Hat neben dem Schulalltag jahrelange Fortbildungen in unterschiedlichen pädagogischen, medizinischen und psychologischen Richtungen absolviert. Sie wollte besser verstehen, wie man Kinder fürs Lernen begeistern kann.

    Sabine Czerny weiß zahlreiche Eltern hinter sich, die sie als pädagogisch und fachlich herausragend loben. Einmal sogar fuhr ein Vater ins Schulamt, um das Wort für die von den Kindern heiß geliebte Pädagogin zu ergreifen. "Mit welchem Recht kommen Sie überhaupt hierher?", herrschte man ihn dort an. Als sie selbst versuchte, ihre Pädagogik zu erklären, wies man sie an, sie solle nicht so "anmaßend" auftreten.

    Czernys Erfolge machen offenbar nervös. Schon an der Vorgängerschule hatten die auffälligen Lernzuwächse mit einer zweiten Klasse zur Konfrontation mit dem zuständigen Schulrat geführt. "Sie haben sich an das Niveau der Parallelkollegen anzupassen!", wies der Mann seine Lehrerin an. Für die brach in diesem Moment eine Welt zusammen: Sich anzupassen - das hätte ja bedeutet, absichtlich schlechtere Resultate zu produzieren, nicht bessere.

    Den Vorgesetzten aus dem Schulamt störte, dass sich die Eltern der Parallelklassen beschwert hatten. Was lag da für den braven, bayerischen Schulbeamten näher, als mal eben für Ruhe zu sorgen? Czerny verwies einmal mehr auf ihre innovativen Methoden, ihre Hinwendung zu jedem einzelnen Kind, doch das nützte ihr nichts. Im Gegenteil. Fortan eilte ihr zuverlässig der Ruf voraus, aufsässig zu sein.

    So sah sie sich zum Ende dieses Schuljahres gezwungen, einmal darzustellen, wofür sich bislang kaum jemand wirklich interessiert hatte: Warum ihre Kinder so gut gelernt hatten - und wie kontraproduktiv die gängige Benotungspraxis sei, die schon bei der Vermittlung einfacher Grundlagenstoffe notwendigerweise Verlierer produziere. Es sei widersinnig, schrieb sie, wenn es "Sitzplätze gibt, die eine bestimmte Zahl tragen". Nämlich maximal drei Stühle mit der Ziffer 1, höchstens sechs Stühle mit der Ziffer 2, jeweils bis zu neun mit den Ziffern 3 und 4 und auch bis zu fünf Stühle mit den Ziffern 5 und 6.

    Denn sie, die LehrerInnen, seien dadurch gezwungen, die Kinder auf diese Stühle zu platzieren. So aber breche man das Engagement jedes schwächeren Schülers, der könne lernen wie verrückt und bekomme doch wieder nur eine schlechte Note - weil eben der Schnitt stimmen müsse. "Ein Fünferschüler bleibt ein Fünferschüler, einfach weil es Fünferschüler geben muss."

    In ihrem Plädoyer für eine andere Lern- und Bewertungskultur appellierte sie: "Bitte, machen wir uns bewusst, dass es hier keinen objektiven Maßstab gibt, der die tatsächliche Leistung misst! Wir erstellen Proben mehr oder weniger bewusst von vornherein unter dem Gesichtspunkt, dass der Schnitt stimmen soll, bzw. passen den Notenschlüssel im Nachhinein entsprechend an, das heißt, wir produzieren schlechte Kinder."

    Kinder im Grundschulalter aber identifizierten sich mit den Noten, viele, so schrieb sie, stellten irgendwann ihre Bemühungen ein, resignierten oder würden verhaltensauffällig. Das gehe vor allem Kindern aus sozial schwachen oder problematischen Familien so. Die bräuchten eher ihre Hilfe als Lehrerin und Aussicht auf sichtbare Erfolge statt ständiger demoralisierender Rückmeldungen wie von einer Richterin. Auch das Vertrauensverhältnis zu den Eltern leide, wenn man denen einerseits erzähle, wie wichtig Förderung sei, andererseits aber genötigt werde, schlechte Noten zu vergeben.

    Was Sabine Czerny da beschrieb, hat viel mit dem Namen Gauß zu tun - und mit einem System, das die nach dem Mathematiker benannte ,,Normalverteilung" zur Norm erhebt. Gauß hatte beobachtet, dass in der Natur Extreme selten sind, die breite Mitte dafür umso öfter auftritt. Er hätte seine Beobachtung allerdings nicht unbedingt in einer Lerngruppe machen können.

    Wie falsch es ist, Notengebung am Maßstab eines vermeintlich naturgesetzhaft sich ergebenden Mittelwerts auszurichten, dämmerte irgendwann auch der Kultusministerkonferenz (KMK). Die schrieb dementsprechend 1968 eine sogenannte kriterienbezogene Benotung vor statt der bis dahin gültigen Orientierung am Leistungsdurchschnitt der Klasse. Benotet werden darf in allen deutschen Bundesländern seitdem nur, in welchem Maße ein Schüler die ,,Anforderungen" erfülle. In jüngster Zeit propagiert man sogenannte kriteriale Leistungsmessung, der Bewertungsmaßstab bleibt jedoch ebenso unklar. Die individuelle Leistungsnorm, die den persönlichen Lernfortschritt zugrunde legt, wird gar nicht erst erwähnt.

    Wer da dächte, dass der KMK-Beschluss von 68 immerhin ein gewisser Fortschritt sei, dem hält der Erziehungswissenschaftler Hans Brügelmann von der Universität Siegen entgegen: "Die soziale Norm ist nicht zulässig - sie wird aber um der Selektion willen erzwungen." Horst Bartnitzky, Vorsitzender des Grundschulverbandes, hat seinerseits beobachtet, dass Lehrer zwar selten so massiv attackiert werden wie die Pädagogin Sabine Czerny, erklärt dies aber auch mit vorauseilendem Gehorsam. "Die Lehrer spüren den Druck", sagt der Diplompädagoge und einstige Grundschulrektor, "und handeln ihm gemäß." [...]


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