In meiner Heimatstadt Helmstadt gab es für die jungen Autobesitzer folgendes Ritual: Samstag Vormittag fuhr man zur Tanke am Postberg und machte den Wagen klar fürs Wochenende. Dann fuhr man kurz vor Mittag von dort den Postberg rauf, rechts die Kornstrasse runter, unten auf dem Markt gleich wieder recht den Papenberg rauf um dann am Fuß des Postberges diesen wieder rechts hoch zu fahren, wieder an der Tanke vorbei und die nächste Runde! Dabei waren die Fenster runtergedreht und die Musik laut aufgerissen. Und auf diesen vielfachen Runden schaute man, ob man irgend jemand Bekanntes traf, der nach dem Einkauf nach Hause strebte.
Als ich letztes Jahr wieder einmal auf Stippvisite da war, habe ich das auch gemacht, 2 Runden und es war nur noch einer, der auf dem Bürgersteig stehen blieb und mir nachschaute. Ja, früher war alles besser, sogar die Zukunft!
In Herdorf, dem Heimatort meiner Frau haben die Eingeborenen die Angewohnheit in den Wohngebieten zu Fuß auf der Strasse zu gehen. Nicht, das die Bürgersteige zu schmal wären, nein, die machen das alle so. Man ist also gut beraten langsam und vorsichtig zu fahren und nicht zu schwungvoll abzubiegen. Man könnte einen Fußgänger treffen.
In Münster gibt es auf der Münzstraße, kurz vor dem alten Kiffe-Pavillion eine Stelle mit einer kleinen Verkehrsinsel, die den Fußgängern die Überquerung dieser 2 spurigen, dicht befahrenen Straße erleichtern soll. Dort ist kein Zebrastreifen, aber die Fußgänger tun so, als wäre dort einer. Sie latschen stumpf auf die Straße, egal ob ein Auto kommt, oder nicht. Ich war zuerst irritiert, aber dann habe ich eingesehen dass es sich wohl um ein Gewohnheitsrecht handelt, noch aus der Zeit, als der Autoverkehr deutlich geringer war. So was ähnliches wie ein Wildwechsel oder ein Elefantenweg, wobei Elefanten gegenüber Autos überzeugendere Argumente haben, als Fußgänger.
Bei mir in Lengerich haben die Eingeborenen eine wirklich unangenehme Gewohnheit. In den Wohngebieten, beim links Abbiegen mit dem Auto von einer Hauptstraße in einen Nebenstraße fahren sie, wie mit dem Fahrrad, einfach quer durch die Gegenfahrbahn und nicht wie notwendig im weiten Bogen um auf ihrer Spur zu bleiben. Wenn ich hier meine Straße zur T-Kreuzung hoch fahre muss ich immer wieder eine Wagenlänge vor dem üblichen Haltepunkt abrupt bremsen, weil wieder einer meiner Nachbarn von rechts kommend schräg durch meine Spur zieht.
Heute habe ich diese Verhalten zum ersten Mal beim Abbiegen von der Nebenstraße in eine Hauptstraße erlebt. Ich wollte nach rechts in die Nebenstraße einbiegen und musste eine Vollbremsung machen, weil mir halb auf meiner Spur eine jungen Frau entgegenkam, die quasi auf Luftlinie, dem kürzesten Weg links abbiegen wollte. Und während ich da so quer stand ruderte sie mit wilden Lenkmanövern um mich rum. Alles nette Leute, aber wenn sie Links abbiegen, gehen sie mir ganz schön auf die Nerven!
Na, und wie sieht es in deinem Dorf aus?
Gruß, EO
nenn mich EO
zu Ende denken
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