Begründer der modernen Evolutionstheorie
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Charles Robert Darwin, englischer Wissenschaftler, begründete die moderne Evolutionstheorie mit seiner Erklärung, dass der Artenwandel und die Entstehung neuer Arten durch natürliche Selektion realisiert werde. Seine Arbeiten beeinflussten Biologie und Geologie grundlegend und gewannen auch Bedeutung für das moderne Denken.
Darwins Theorie
Für die Entwicklung der Evolutionstheorie spielte Darwins Besuch auf den Galapagos-Inseln eine bedeutende Rolle. Zum Zeitpunkt des Besuches der Beagle war nur eine einzige der Inseln bewohnt. Die Bevölkerung bestand fast ausschliesslich aus Strafgefangenen und lag bei ungefähr 200 Personen, "governed by an Englishman, Nicholas Lawson, in the name of the state of Ecuador. Whalers visited regularly to obtain water and to collect some of the giant tortoises for food."
Abgesehen davon waren die Inseln jedoch völlig sich selbst überlassen, was sie zum idealen Forschungsobjekt für Charles Darwin machte. Für die Entwicklung der Evolutionstheorie war zudem von Bedeutung, dass die Inseln vom Festland weit entlegene Vulkaninseln darstellen, die im Laufe der Geschichte nur von relativ wenigen Arten erreicht worden sind. Diese wenigen Arten differenzierten sich jedoch auf den einzelnen Inseln des Archipels und auch innerhalb dieser Inseln stark heraus.
So gibt es auf den Galapagos-Inseln für jede Insel eine andere Rasse der Riesenschildkröte Testudo elephantopus, die jeweils eine eigene Form des Rückenpanzers entwickelt hat. Sogar 13 verschiedene Arten haben sich aus jenen Finken entwickelt, die vor Jahrtausenden aus Südamerika auf die Galapagosinseln verschlagen wurden. Diese heute nach Charles Darwin benannten "Darwin-Finken" hatten sich im Laufe der Zeit verschiedenen Lebenweisen und -räumen optimal angepasst. Die Farben der Finken unterscheiden sich ebenso wie die Formen ihrer Schnäbel, die dem Verzehr von Insekten, Beeren oder dem Stochern in Baumrinden angepasst sind.
Eine ähnliche Entdeckung hatte Darwin zuvor bereits auf den Falklandinseln vor der Ostküste Patagoniens gemacht, die er im März 1833 und im März 1834 mit der Beagle besucht hatte, "where foxes were found to differ between islands in small but significant ways." [BOWLBY, 1990]
Die später vielfach tradierte romantische Vorstellung, Darwin hätte auf den Galapagosinseln die Evolutionstheorie "erfunden", entspricht sicher nicht der Realität. Nicht umsonst dauerte es noch über zwanzig Jahre nach seiner Rückkehr nach England, bis er diese bahnbrechende Theorie in seinem Werk "On the Origin of Spezies by Means of Natural Selection" der Öffentlichkeit vorstellte. Auf den Galapagosinseln konnte Darwin allerdings noch keine Theorie entwickeln, "but he was raising some radical questions." [BOWLBY, 1990]
Während der nächsten zwanzig Jahre entwickelte Darwin mit Hilfe der Aufzeichnungen die "Evolutionstheorie", deren Kurzzusammenfassung wohl folgende Punkte beinhalten muss: Darwin behauptet, dass "die Arten während einer langen Deszendenzreihe modifiziert worden sind. Dies ist hauptsächlich durch die natürliche Zuchtwahl zahlreicher, nacheinander auftretender, unbedeutender günstiger Abänderungen bewirkt worden, in bedeutungsvoller Weise unterstützt durch die vererbten Wirkungen des Gebrauchs und Nichtgebrauchs von Theilen, und, in einer vergleichsweise bedeutungslosen Art, nämlich in Bezug auf Adaptibildungen, gleichviel ob jetzige oder frühere, durch die direkte Wirkung äusserer Bedingungen und das unserer Unwissenheit als spontan erscheinende Auftreten von Abänderungen." [DARWIN, 1988]
Darwin, insbesondere aber seine AnhängerInnen sahen die ständige Konkurrenz, den ständigen Kampf aller Individuen innerhalb einer Art um die bestmögliche ökologische Anpassung und den Kampf zwischen den Arten für den eigentlichen Motor der Evolution. Darwin geht davon aus, dass "die Struktur eines jeden organischen Gebildes auf die wesentlichste, aber oft verborgene Weise zu der aller anderen organischen Wesen in Beziehung steht, mit welchen es in Concurrenz um Nahrung oder Wohnung kommt, oder vor welchen es zu fliehen hat, oder von welchen es lebt." [DARWIN, 1988]
Und diese Konkurrenz ist nun eben für Darwin der Hauptmotor für die Evolution. Mit seinem späteren, zweiten Hauptwerk "Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl" übertrug Darwin selbst diese Thesen bereits teilweise auf den Menschen.
Aus vorzüglich drei nachfolgend aufgeführten natürlichen Gegebenheiten können sich nach Darwin in einem kontinuierlichen Prozess neue Arten bilden.
1. Variabilität der Individuen einer Population, die genetisch festgelegt sind
2. Nachkommenüberschuss
3. Natürliche Selektion der Bestangepassten
- Darwin ging davon aus, dass ein Evolution stattfand, das bedeutet, dass die heute lebenden Arten nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt gemeinsam geschaffen wurden.
- Darwin deutete die abgestuften Ähnlichkeiten zwischen den Organismen als Beleg für eine gemeinsame Abstammung (Deszendenz).
- Darwin ging davon aus, dass die Evolution in kleinen Schritten ablief und dass keine Sprünge auftraten.
- Darwin versuchte zu zeigen, dass im Lauf der Zeit Wesen entstanden, die es vorher noch nicht gab.
- Für Darwin war die Selektion der Hauptmechanismus, der eine Evolution, wie er sie sich vorstellte, ermöglichte.
Kritik am Darwinismus
Darwin erntete für seine Thesen nicht nur grosses Interesse, sondern auch scharfe Kritik. Es sollte Jahrzehnte dauern ehe seine Evolutionstheorie zur dominanten Strömung innerhalb des wissenschaftlichen Diskurses werden sollte. Die ersten Jahrzehnte erntete Darwin vor allem Kritik aus den Reihen christlicher Wissenschafter und Theologen, die weiterhin an der Schöpfungslehre festhalten wollten, also die in der Bibel dargestellte Schöpfung der Arten und insbesondere des Menschen durch Gott als wissenschaftliche Wahrheit betrachteten.
Wenn diese Kritik an Darwin durch die fortschreitende Säkularisierung Europas hierzulande mittlerweile auch völlig unbedeutend geworden ist, so heisst das nicht, dass sie völlig verschwunden wäre. Insbesondere in den USA - mit ihren starken fundamentalischen Strömungen in den evangelikalen Kirchen und eigenen "christlichen Universit?ten" - ist die Evolutionstheorie Darwins noch keineswegs gesellschaftlich anerkannter wissenschaftlicher Standard. Duane T. Gish, der auf der Universität von Kalifornien in Berkeley Biochemie studiert hatte und heute einer der Direktoren des "Institute for Creation Research" und Professor am Christian Heritage College in San Diego ist, konnte etwa in einem auch auf Deutsch erschienen Buch nach langen Abhandlungen über Fossilienfunde und das "sprunghafte Auftreten neuer Arten schliessen: "`Im Anfang schuf Gott..` ist immer noch die modernste Aussage, die über unsere Herkunft gemacht werden kann!" [GISH, 1982]
Wesentlich ernstzunehmendere Einwände stammen von Theoretikerinnen und Wissenschafterinnen, die zwar nicht die allgemeine Evolutionstheorie in Frage stellen, sprich die Entwicklung allen Lebens aus einem gemeinsamen Ursprung bejahen, aber die Motivationen und Spielregeln der Veränderungen wie sie Darwin annimmt, ablehnen.
So gibt es heute etwa Einwände, dass sich bei komplizierten Organen, wie den menschlichen Augen, nicht nur ein einzelnes Organ zweckmässig ändern kann, sondern zahlreiche Merkmale gleichzeitig und gleichsinnig ändern müssen. Auch ist es umstritten, ob sich die Entstehung neuer Arten durch kleine, schrittweise Mutationen ergeben oder durch sprunghafte Makromutationen.
Die Motivationen und Antriebe für die Evolution, wie sie Darwin, bzw. die DarwinistInnen annehmen, stellt auch der russische Anarchist und Universalgelehrte Peter Kropotkin in Frage. In seinem erstmals 1902 erschienenen Buch "Gegenseitige Hilfe in der Tier- und Menschenwelt" berichtet Kropotkin von seinen Reisen in Sibirien, auf denen er, obwohl er "emsig darauf achtete, nicht jenen erbitterten Kampf um die Existenzmittel zwischen Tieren, die zur gleichen Art gehören, entdecken [konnte]. Und es war dieser Kampf, der seitens der meisten Darwinisten - keinesfalls aber ständig von Darwin selbst - als das typische Kennzeichen des Kampfes um das Dasein und als Hauptfaktor der Entwicklung betrachtet wurde." (KROPOTKIN, 1975)
Kropotkin sieht in dieser Kampfschrift gegen den Sozialdarwinismus nicht den "suvival of the fittest" als Motor der Evolution, sondern stellt fest, dass die "gegenseitige Hilfe ein wichtiges progressives Element der Evolution darstellt." [KROPOTKIN, 1975]
Unabhängig davon, ob nun aber die Thesen Darwins für die Tier- und Pflanzenwelt Gültigkeit beanspruchen können oder nicht, erscheint es mir wichtig, dass sie keinesfalls den Anspruch erheben dürfen, auch im Bereich menschlicher Gesellschaften gültig zu sein. Der Mensch ist eben nicht nur ein von seiner Biologie determiniertes Wesen, sondern ein Wesen mit Kultur, Bewusstsein, Reflexionsfähigkeit und Gesellschaft. Als solches kann er seine Geschichte in die Hand nehmen und seine Gesellschaft so formen, wie er sie nun einmal haben will.
Wer also eine Gesellschaft des "survival of the fittest" als natürlich betrachtet, macht damit in Wirklichkeit keine Aussage über die Beschaffenheit der Welt, sondern über jene Gesellschaft, die er/sie haben möchte.
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