Mehr als zwei Jahrhunderte sind seit jener Zeit vergangen, in der diese geheimnisvolle Persönlichkeit europaweit in Erscheinung trat. Denn ihr offiziell im Sterberegister der Sankt-Nikolaus-Kirche in Eckernförde verzeichnetes Ableben, am 27. Februar 1784, erfolgte (wie aus diesem Datum unschwer zu ersehen ist) bereits im 18. Jahrhundert. Und doch gibt es (und gab es) im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte nicht wenige Menschen, die glaubhaft behaupteten, dem angeblich Verstorbenen lange nach seinem angeblichen Tod wahrhaftig begegnet zu sein. Für die vielen Verehrer dieses außergewöhnlichen Mannes durchaus verständlich: denn für sie ist es Gewissheit, dass der vielfach als 'Wundermann' und 'Unbegreiflicher' bezeichnete immer noch lebt und schlechthin als unsterblich bezeichnet werden muss. Der so genannte Graf von Saint-Germain.
Zwar leitete der Betreffende seinen Namen von einem berühmten französischen Adelsgeschlecht ab, und seine Wiege schien an irgendeinem Fürstenhof gestanden zu haben, aber letztendlich dürfte es eher höchst ungewiss sein, dass der Graf von Saint-Germain derjenige war, für den er sich auszugeben beliebte. Zeitlebens war er bestrebt, seine eigentliche familiäre Herkunft, sein tatsächliches Alter sowie den Ort seiner Geburt geheim zu halten. Vielmehr war er, um davon abzulenken, in der Zeit seines Auftretens (in welchen Ländern Europas das auch geschah) bestrebt, seine Umwelt, die Menschen, denen er begegnete, mit seinen außergewöhnlichen Fähigkeiten und Kenntnissen zu verblüffen. Sein Sprachtalent schien universell zu sein, und er besaß zudem ein ungemein vielfältiges Wissen. So beherrschte er die Kunst, Blei in Gold zu verwandeln ebenso wie die Fertigkeit, Edelsteine 'aus der Retorte' herzustellen. Hauptsächlich aber war der Graf von Saint-Germain 'im Dienst der Krone', jener Frankreichs (gelegentlich aber auch im Auftrag der Herrschenden in Preußen oder Österreich), unterwegs. Was zur logischen Folge hatte, dass dieser angebliche Aristokrat fast ständig auf Reisen war. Als Agent oder Geheimkurier, Diplomat oder als getarnter Angehöriger verschiedenster Geheimbünde. Saint-Germain, der sowohl den Freimaurern, Rosenkreuzern, Illuminaten, Kabbalisten als auch den Maltesern als tätiges oder beratendes Mitglied angehörte, bewältigte derartige delikate Aufgaben auf seine spezielle Art und Weise: er wechselte hierfür 'je nach Erfordernis' Aussehen, Kleidung und Persönlichkeit. Und selbstverständlich bediente er sich für seine wechselnden Identitäten auch jeder Menge falscher Namen und Titel. Rund achtzig Pseudonyme waren ihm dabei nachzuweisen.
In esoterischen, okkultistischen Kreisen sah (und sieht) man in ihm einen 'Wiedergänger'. Eine Person also, der es vorbehalten scheint, das Mittel gefunden zu haben, nie mehr zu altern, und die zudem die Möglichkeit vorfindet, 'durch die Zeit' zu reisen. Das würde bedeuten, dass der Graf von Saint-Germain nach wie vor existiert, uns theoretisch irgendwo und irgendwann einmal begegnen könnte. Tatsächlich gibt es mehrere Hinweise, die auf den geheimnisvollen Graf hinzudeuten scheinen. Wobei der 'Wiedergänger', wie gewohnt, unter verschiedenen, aber auch seinem eigentlichen Namen in Erscheinung trat.
Drei Beispiele mögen dies untermauern. 'Nennt mich Showman oder Televisionär...' Glückliche Umstände haben uns das Tagebuch eines einfachen Landsknechtes erhalten, das dieser im Jahre 1618 niederschrieb. Darin ist von einem gewissen Montsalveri die Rede, der gegenüber seiner Umwelt ein recht merkwürdiges Verhalten an den Tag legte. Den Tagebuchnotizen des Landsknechtes zufolge, kam jener Montsalveri eines Tages in ein Wirtshaus und erregte dort, aufgrund seiner eigentümlichen Aussagen und seines nicht weniger ungewöhnlichen Auftretens, großes Aufsehen unter den Gästen. Dies solange, bis die Wirtin ihre Neugier einfach nicht mehr bezähmen konnte und von dem Fremden wissen wollte: 'Sind Sie vielleicht ein Zauberkünstler?' Montsalveri musste bei dieser naiven Frage lächeln und gab zur Antwort: 'Nennet es so, Madame, doch werdet Ihr mich nicht auf Messen, Märkten oder dergleichen finden. Ich treibe meine Künste aus freier Profession. Nennet mich Showman, Televisionär oder wie Ihr sonst es möget. Der Name hierfür ist Schall und Rauch...' Wer in unserer, von den elektronischen und Print-Medien durchdrungenen Zeit so antworten würde, dann könnte man ihn sicher verstehen. Aber das Tagebuch jenes Landsknechtes wurde vor rund 380 (!) Jahren geschrieben, und dieser einfache, uns heute unbekannte Mann begegnete den ihm rätselhaft erscheinenden Fremden somit im 17. Jahrhundert! Was veranlasste diesen, sich schon damals der Bezeichnung 'Televisionär' oder 'Showman' zu bedienen?
Aber das war längst nicht alles, was die erstaunten und sicher auch verwirrten Bauern des Jahres 1618 zu hören bekamen. Wusste doch besagter Montsalveri auch noch mancherlei aus dem Jahre 2000 (sic!) zu berichten. Ob ihm das Gesinde glaubte oder sich lediglich amüsieren wollte, bleibt dahingestellt. Einige der Landsknechte wollten jedenfalls mehr von dem eigenartigen Besucher erfahren: 'Erzählen Sie uns doch etwas aus Ihrem Leben', begehrten sie zu wissen und der Angesprochene zierte sich keineswegs, dies zu tun:
'Gerne komme ich euren Wünschen nach, denn in ein paar Jahrtausenden sammelt sich so manches an.' Wir müssen dem gewissenhaften, anonym gebliebenen Tagebuchschreiber noch nachträglich dankbar sein, dass er das von Montsalveri Berichtete tatsächlich zu Papier gebracht hat auch wenn er das Wiedergegebene (wie auch die übrigen Wirtshausgäste inklusive der Wirtin) in seiner Bedeutung nicht zu verstehen vermochte. Wie sollte er auch, wenn er da von seltsamen Wagen erfuhr, die imstande waren, sich ohne von Pferden gezogen zu werden aus eigener Kraft rasend schnell vorwärts zu bewegen? Wie sollte er sich Fahrzeuge vorstellen können, die in beliebige Richtungen fliegen? Völlig absurd musste ihm und den anderen Zuhörern die Behauptung des Fremden erscheinen, in ferner Zukunft würde es sogar Maschinen geben, die selbständige Denkprozesse durchführen könnten. Computer und ähnliches waren damals, verständlicherweise, doch völlig undenkbar...
Doch Montsalveri ließ es mit derartigen Utopien noch längst nicht genug sein. Kaum hatte er seine phantastischen Aufzählungen jener wundersamen Dinge beendet, forderte er die erstaunten Bauern auf, ihm ein bestimmtes Pergament zu unterschreiben. Aber keineswegs mit einem damals gebräuchlichen Federkiel. Vielmehr holte der Unbekannte plötzlich ein kleines, undefinierbar scheinendes Etwas aus seiner Rocktasche und forderte die ratlos Umherstehenden auf, sich dieses unerklärlichen Schreibgerätes zu bedienen: 'Schreibet ruhig damit es stammt aus dem Jahre 2000!' Zögernd, aber nichtsdestotrotz von Neugier beseelt, tat einer nach dem anderen das Gewünschte. Ohne 'das Ding' in ein Tintenfass eintauchen zu müssen, kritzelte jeder der Anwesenden seinen Namen auf den Pergamentbogen. Danach steckte Montsalveri sein Schreibzeug wieder ein und war im nächsten Augenblick spurlos verschwunden! Den verblüfften Bauersleuten kam es vor, als hätte den rätselhaften Besucher ein Erdloch verschluckt. Verzweifelt suchte man nach dem Fremden in allen Räumlichkeiten des Gasthauses. Kein Winkel des Gebäudes wurde vergessen. Aber alle Mühe war vergebens der geheimnisvolle Gast schien sich buchstäblich in Luft aufgelöst zu haben. Worum hatte es sich bei jenem seltsamen Schreibzeug, das der Tagebuchschreiber (mangels geeigneter Bezeichnung) als 'Spänlein' angegeben hatte, gehandelt? Um eine Art (oder Abart) von Utensilien, die uns heute als Kugelschreiber geläufig ist? Und 'Montsalveri'? Hieß der Besucher wirklich so? Oder handelte es sich bei diesem Namen lediglich um eines der vielen Pseudonyme des Grafen von Saint-Germain? War der so genannte 'Wiedergänger' wieder einmal 'durch die Zeit' gereist?
Aus einer (uns heute näher gerückten) Zukunft dem Jahre 2000 direkt retour ins 17. Jahrhundert? Welche Manipulationsmöglichkeiten, die Zeit und ihre Epochen betreffend, waren diesem Mann gegeben? Hat er auch in unserem Jahrhundert (dem zwanzigsten) seine Spuren hinterlassen? So unglaublich das auch scheinen mag es könnte tatsächlich so gewesen sein... Ungewöhnliches aus Feldpostbriefen Zeitlebens hat er nicht begriffen, was ihm da widerfahren ist. Wir verdanken es zwei von ihm geschriebenen Feldpostbriefen, dass mysteriöse Geschehnisse aus ihrem Dunkel ins Licht gerückt worden sind. Der oberbayrische Schreinermeister Andreas Rill, von ihm ist hier die Rede, schrieb sie im Jahre 1914 an seine Angehörigen in der Heimat, und er erzählte in den beiden Schreiben vom 24. und 30. August von der Bekanntschaft mit einem Zivilisten, den der Leutnant seiner Kompanie an der Schwarzwälder Vogesenfront festgenommen und an der Flucht gehindert hatte. Der Fremde beherrschte mehrere Sprachen und unterhielt sich mit den Kompanieangehörigen vorzugsweise deutsch und französisch. Doch das war es nicht, was Andreas Rill in Erstaunen versetzte. Was die Soldaten dem Fremden einfach nicht glauben wollten, worüber sie lachten und ihn deshalb als 'spinnad' (phantasierend) bezeichneten: Der unbekannte Zivilist vermöchte offenbar in die Zukunft zu schauen.
Hatten der Schreinermeister Rill und seine Kameraden in jenen Augusttagen fest angenommen, dieser eben begonnene Krieg würde spätestens bis Weihnachten beendet sein, und sah sich unser bayerischer Soldat im Geist bereits wieder mit seinen Lieben im Heimatort Untermühlhausen vereint, so widersprach dem die Behauptung des Fremden, dieser Krieg der Erste Weltkrieg würde noch Jahre dauern und viele Opfer fordern. Der bewusste Feldpostbrief, der die Aussagen des Kriegsgefangenen enthält und nachweislich von dem oberbayerischen Schreinermeister verfasst worden ist, hat jeder Überprüfung standgehalten und gilt als echt. Andreas Rill hat somit sein seltsames Erlebnis dokumentarisch festgehalten und der Nachwelt überliefert. Der Chronist starb 1952 als 71jähriger. Was den Schreinermeister so maßlos verblüffte und in Erstaunen versetzte, waren die zahlreichen Angaben des Fremden, die sich ausschließlich auf zukünftige Ereignisse bezogen. Der Krieg, behauptete der Gefangene, sei für Deutschland verloren, er würde ins fünfte Jahr gehen, dann gäbe es Revolution. Aber auch dadurch würde nichts besser werden. Das Volk wäre allerdings plötzlich reich, und es hätte dann jeder so viel Geld, dass er es zum Fenster hinauswerfen könnte, und niemand würde es aufheben.
In dieser Zeit würde im äußersten Russland der Antichrist geboren werden, aber erst in den fünfziger Jahren in Erscheinung treten. Doch zuvor würde sich ein Mann aus der niederen Stufe in Deutschland bemerkbar machen. Er huldigte der Gleichmacherei, und das Volk hätte nichts mehr zu reden. Seine Befehle würden mit einer Strenge durchgesetzt, dass es den Leuten das Wasser bei allen Fugen heraus triebe. Es würde ihnen mehr genommen als gegeben werden, ohne dass sie es merkten. Jeder Tag brächte neue Gesetze, und viele Menschen erlitten dadurch manches oder stürben gar. Diese Zeit begänne circa 32 (= 1932) und dauere neun Jahre. Aber der nachfolgende Krieg würde für diesen Mann schlecht enden, ebenso für seinen Anhang. Für den biederen Andreas Rill waren diese Voraussagen 'böhmische Dörfer'. Er wusste damals nichts von bevorstehenden Umstürzen, nichts von heraufdämmernden Inflationen, und spätere Diktatoren wie Stalin und Hitler stellten für ihn unbekannte Faktoren dar. Rill nahm die Prophezeiungen des Unbekannten nicht ernst, auch nicht jene, in denen von einem dritten Weltkrieg die Rede war. Er würde 28 oder 58 Tage dauern: 'Ich habe es nicht mehr in Erinnerung', entschuldigte sich der Bayer, als er am 7. August 1947 dem aus seinem Heimatdorf stammenden Pater Balthasar Gehr von den merkwürdigen Äußerungen des Fremden berichtete.
Russland würde gegen die Türkei, Deutschland, Polen und Frankreich kämpfen, während England und Amerika 'mit sich selbst beschäftigt' wären. Als wir ihn bedrängten, sagte er nur immer wieder: ,Wenn ihr wüsstet, was ihr vor euch habt, würdet ihr große Augen machen!', verwunderte sich der Schreinermeister auch noch im Rückblick auf das ihm Prophezeite. Wer war jener Seher gewesen? Wer besaß die ungewöhnliche Gabe, in die Zukunft schauen zu können? War der sprachgewandte Zivilist womöglich gar aus der Zukunft gekommen? Als Zeitreisender? Andreas Rill hat uns den Namen dieses Mannes leider nicht überliefert. Wahrscheinlich kannte er ihn gar nicht. Aber einen Namen muss der Fremde zweifellos gehabt haben. Hatte er ihn damals bewusst verschwiegen? Rill registrierte in seinen Feldpostbriefen immerhin die Tatsache, dass der Unbekannte perfekt Deutsch und Französisch sprechen konnte. Sollte es sich hierbei tatsächlich um den Grafen von Saint-Germain gehandelt haben? Gut möglich. So er in der Lage gewesen sein sollte, jederzeit die Barrieren der Zeit zu überwinden. Machte sich der 'Wiedergänger' auch vor nunmehr sechsundzwanzig Jahren, im Januar 1972, bemerkbar?
Auf französischem Boden? Ein Alchimist im Fernsehen? Selbst erfahrene Fachleute schüttelten damals verständnislos die Köpfe, während sie der Darbietung eines jungen Mannes folgten, die dieser vor den TV-Kameras eines Pariser Fernsehstudios in eindrucksvoller Weise zelebrierte. Niemand der Anwesenden und auch keiner der unzähligen TV-Konsumenten vermochte plausibel zu erklären, auf welche Weise der Studiogast sein alchimistisches Experiment abgewickelt hatte. Begonnen hatte es mit der Anfrage eines etwa 25jährigen Franzosen, der sich bei einer Pariser Fernsehstation gemeldet und als Richard Chanfray vorgestellt hatte. Selbstbewusst machte er den überraschten TV-Bossen das Angebot, vor laufender Kamera und unter lediglicher Zuhilfenahme eines gewöhnlichen Campingkochers, Blei in Gold verwandeln zu können. War man dort zunächst skeptisch bis unwillig, dem jungen Möchtegern-Alchimisten kostbare Sendezeit zur Verfügung zu stellen, siegte schließlich die Neugier. Zudem erwartete man sich einen spektakulären Reinfall des Monsieur Chanfray und so stimmten die Herren schließlich zu, dessen unglaubwürdiges Experiment zu gestatten. Was niemand ernsthaft angenommen hatte, trat tatsächlich ein: Ein simpler Campingkocher genügte dem außergewöhnlichen Studiogast voll und ganz, und obwohl man ihm sowohl im Studio selbst als auch vor den Fernsehschirmen scharf auf die Finger sah, vermochte niemand während der Darbietung einen Taschenspielertrick wahrzunehmen. Richard Chanfray verwandelte vor aller Augen Blei in Gold! Danach lieferte er sogar noch eine 'Draufgabe': Mit verschiedenen, von ihm ins Studio mitgebrachten Ingredienzien braute er auf besagtem Miniherd auch noch ein Getränk, das er, nach dessen Fertigstellung, hochtrabend als 'Lebenselixier' bezeichnete.
Damit waren aber der Überraschungen noch nicht alle. Nach vollendetem Experiment stellte sich der junge Mann in Positur und verkündete seinem überraschten Publikum: 'Zwar nenne ich mich mit meinem bürgerlichen Namen Richard Chanfray aber in Wirklichkeit bin ich... der Graf von Saint-Germain!' Der unverfrorene Bluff eines Hochstaplers? Haltlose Publicity eines Angebers, der auf diese Weise ins Showgeschäft einzusteigen hoffte? Oder am Ende vielleicht doch das wahrheitsgemäße Eingeständnis jenes Mannes, dem als 'Wiedergänger' keine Zeitschranken gesetzt zu sein scheinen? Wie auch immer: Seit jenem außerordentlichen 'Gastspiel' in dem Pariser Fernsehstudio an einem Januarabend des Jahres 1972, hat man von dem ominösen Monsieur Chanfray nichts mehr gehört. Er scheint von der Bildfläche verschwunden zu sein. Aus gutem Grund?
Niemand vermag das zu sagen nur ein kleiner Nachtrag sei hier noch hinzugefügt: Als man das so genannte Elixier später in einem Labor genauer analysierte, stellte sich seine absolute Verwendbarkeit heraus. Allerdings: Eine Massenproduktion des Getränks wäre aufgrund seiner kostspieligen Beimischungen zu teuer gekommen. Gerüchte und Legenden Zu jenen Besonderheiten, deretwegen der vielseitige und umtriebige 'Wiedergänger' besonders gerühmt und (vornehmlich beim weiblichen Geschlecht) begehrt wurde, gehört zweifellos die Fama, Saint-Germain sei im Beisitz eines einzigartigen Wundermittels, das ihm gleichsam als Jungbrunnen diene, und was beigetragen habe, sein augenblickliches Alter (das damals auf etwa fünfzig Jahre geschätzt wurde) gleichsam zu 'konservieren'. In diesem Zusammenhang ist uns ein historischer Dialog überliefert, den Saint-Germain mit seiner damaligen Gönnerin, der Mätresse des französischen Königs Ludwig XV., Madame de Pompadour, nachweislich geführt hat. dass uns dieses Gespräch in vollem Umfang erhalten blieb, ist dem indiskreten Verhalten jener Frau zu verdanken, die als Erste Hofdame des königlichen Paares fungierte, damals aber nicht davor zurückscheute, dem vertraulichen Gespräch ihrer Herrin mit dem in außerordentlicher Audienz empfangenen adeligen Besucher, hinter einem Paravent verborgen, zu lauschen.
Und das keineswegs allein: Ihr zur Seite vernahm auch Ludwigs Kriegsminister, Marschall de Belle-Isle, was der Pompadour auf dem Herzen lag. Viele Jahre später brachte dann die bewusste Hofdame, Madame du Hausset, jene Erinnerungen sogar zu Papier und veröffentlichte sämtliche Indiskretionen in ihren 1824 erschienenen Memoiren. Der Pompadour war es bei der Unterhaltung mit dem geheimnisumwitterten Grafen einzig und allein um eines gegangen: Sie wollte sein 'Lebenselixier' erwerben, um sich damit ihre Schönheit und ihren Liebreiz zu erhalten und damit ihre bestimmende Position an der Seite von Ludwig XV. Der Graf von Saint-Germain hatte sehr schnell erkannt, aus welchem Grund er zur Audienz bei der Pompadour gebeten worden war. Ihre Einladung kam ihm (was die Vertraute des Königs aber nicht ahnte) durchaus gelegen. War es dem als 'Wundermann' sowohl in aristokratischen Kreisen als auch bei den gewöhnlichen Bürgern verschrienen Alchimisten doch geglückt, ein rosafarbenes, kristallklares Wässerchen im Labor herzustellen, das er als wirksames 'Lebenselixier' anpries. Mit Hilfe des Getränkes sei es dem Grafen gelungen, sein Alter aufzuhalten und somit sein jugendliches Aussehen zu bewahren.
Madame de Pompadour empfing Saint-Germain mit charmantem Lächeln, kam aber sehr rasch auf den eigentlichen Grund des vertraulichen Besuchs zu sprechen. Insgeheim nahm sie ihren Gast und dessen wundersame Talente, die man ihm allseits zusprach, nicht sehr ernst. Dennoch war sie bestrebt, dessen 'Lebenselixier' käuflich zu erwerben. Es konnte ja sein... Zunächst aber versuchte sie, das dem Grafen vorauseilende Gerücht ad absurdum zu führen, dieser sei bereits mehrere tausend Jahre am Leben, habe Christus persönlich kennen gelernt und mit der ägyptischen Kleopatra soupiert. Deshalb stellte sie ihrem ungewöhnlichen Gast die Suggestivfrage, um ihn damit in Verlegenheit zu bringen: 'Wie sah Franz I. eigentlich aus? Das war ein König, wie ich ihn hätte lieben können.' Der betreffende Monarch hatte Frankreich zu einer Zeit regiert, in der ihr Besucher schwerlich bereits gelebt haben konnte: König Franz I. regierte Frankreich nämlich im 16. Jahrhundert von 1494 bis 1547. Mehr als zweihundert Jahre waren inzwischen vergangen. Aber Saint-Germain ließ sich nicht erschüttern. Ungerührt entgegnete er: 'O ja, seine Majestät war wirklich sehr liebenswert...', und dann ließ er eine ziemlich genaue Beschreibung der äußeren Erscheinung des Regenten folgen.
Madame de Pompadour war bass erstaunt, schilderte ihr doch der gräfliche Besucher geradezu detailverliebt das Aussehen von Franz I. Angefangen von seinen Gesichtszügen bis hin zu der Figur des Königs. 'Leider hatte er ein zu hitziges Temperament', meinte Saint-Germain dann mit bekümmerter Miene, um bedauernd hinzuzufügen: 'Das machte es mir in der Folge unmöglich, Franz I. vor all dem Unglück, das ihn später ereilte, zu bewahren. Ich hätte ihm gar zu gerne einen trefflichen Rat gegeben aber er hätte ihn wohl nicht befolgt.' Madame de Pompadour war verblüfft. Und wahrscheinlich verstand sie auch die nachfolgende kritische Bemerkung des Grafen, die zu einem Gutteil auch ihrem Liebhaber, König Ludwig XV. zu gelten schien: 'Überhaupt sieht es so aus, als würde insgesamt ein Verhängnis über den Fürsten dieses Landes walten. Denn in besonders kritischen Situationen scheinen ihre Ohren die Ohren des Geistes verschlossen zu sein, taub und ignorant gegenüber selbst den besten Ratschlägen.'
Saint-Germains Unverfrorenheit reizte Ludwigs schöne Mätresse zu Widerspruch. Sie versuchte, ihr Gegenüber systematisch 'festzunageln'. Listig begehrte sie von ihm zu wissen: 'War der Hof von Franz I. eigentlich sehr schön?' Darüber konnte der Graf doch wohl kaum etwas in Erfahrung gebracht haben, war sie sich sicher. Der aber war nicht in Verlegenheit zu bringen. 'Dort war es wirklich sehr schön', entgegnete er und fügte hinzu: 'Allerdings: die Königshöfe seiner Enkel Franz II., Karl IX. sowie Heinrich III. (sie hatten in dieser Reihenfolge im Verlauf des 16. Jahrhunderts regiert) übertrafen an Schönheit den ihres Großvaters bei weitem. Vor allem zur Zeit der Maria Stuart und der Margarete von Valois war der Hof des jeweiligen Monarchen geradezu ein Zauberland sowie ein wahrer Tempel der Genüsse nicht nur der leiblichen, sondern auch der geistigen.' Der Graf von Saint-Germain schien geradezu in Erinnerungen zu schwelgen.
Auch wenn sie ihn immer noch für einen Hochstapler hielt, musste Madame de Pompadour über so viel Keckheit ihres Gastes lachen. 'Wie es scheint, haben Sie das alles mit eigenen Augen gesehen', versuchte sie Saint-Germain weiter zu provozieren. Dieser hatte natürlich längst erkannt, worauf es seine hohe Gastgeberin angelegt hatte. Scheinbar gleichmütig gab er ihr aber zu verstehen: 'Madame, mein Gedächtnis ist stark und funktioniert immer noch gut...' Dann setzte er mit einem maliziösen Lächeln hinzu: 'Zudem habe ich die französische Geschichte eingehend studiert.' Damit war die Altersfrage, die die Pompadour gerne aufgeklärt hätte, weiterhin unbeantwortet geblieben. Hatte nun ihr gräflicher Besucher das zuvor Wiedergegebene selbst erlebt oder lediglich einen Anschauungsunterricht seiner großen Besessenheit gegeben?
Längst war Ludwigs Mätresse klar geworden, dass eigentlich nicht sie, sondern Saint-Germain die Fäden des Gespräches steuerte, was sie zunehmend verärgerte. Wie, um ihre Ratlosigkeit noch zu erhöhen, gab ihr der Graf in provokanter Weise zu verstehen: 'Bisweilen, Madame, erlaube ich mir durchaus den Spaß, die Leute zwar nicht glauben zu machen, jedoch glauben zu lassen, dass ich bereits in den ältesten Zeiten gelebt habe...' 'Und doch weigern Sie sich standhaft, mir Ihr wirkliches Alter zu nennen', schmollte die schöne Frau. 'Andererseits aber geben Sie sich gerne für sehr alt aus. Jedenfalls behauptet das auch die mir bekannte Gräfin von Gergy. Sie war vor gut fünfzig Jahren Botschafterin in Venedig und will Ihnen dort begegnet sein. Damals, so erzählte sie mir kürzlich, hätten Sie genauso ausgesehen wie heute. Wie erklären Sie sich das?' Saint-Germain zögerte keinen Augenblick mit der Antwort. Scheinbar unbeirrt von diesem offensichtlichen Widerspruch meinte er zustimmend: 'Sie haben recht, Madame. Ich habe die Gräfin von Gergy tatsächlich vor langer Zeit in Venedig persönlich kennen gelernt.' Die Pompadour schüttelt verständnislos ihren Kopf: 'Aber dann müssten Sie ja, nach meiner Einschätzung, weit über hundert Jahre alt sein?!' Saint-Germain blieb ungerührt. Schmunzelnd meinte er nur: 'Das scheint mir nicht unmöglich zu sein aber wie ich gerne gestehe, scheint es doch weit wahrscheinlicher, dass die verehrte Dame Unsinniges vermutet und sich geirrt haben könnte.' Madame de Pompadour ließ nicht mehr locker.
Jetzt war sie bei ihrem eigentlichen Thema. Ungeachtet der ungeklärten Altersfrage hob sie neuerlich an: 'Aber die Gräfin Gergy erzählte mir auch etwas von einem Elixier, das Sie besäßen, und das Sie ihr damals verehrt hätten. Dieses Elixier sei, so gestand sie mir ein, von wunderbarer Wirkung gewesen und hätte sie, nachdem sie es konsumiert hatte, lange Zeit aussehen lassen, als wäre sie nicht älter als vierundzwanzig Jahre...' Das nunmehrige Schweigen ihres Gastes deutete die Pompadour als Bestätigung des Berichtes der Gräfin. Deshalb setzte sie fort: 'Warum verehren Sie nicht auch dem König eine Kostprobe Ihres verjüngenden Elixiers?' Der Graf machte ein bekümmertes Gesicht. 'Ach, Madame', meinte er abwehrend, 'wenn ich mich von Ihnen überreden ließe, dem Regenten Frankreichs eine mir unbekannte Arznei zu überlassen, dann müsste ich ja lebensmüde oder wahnsinnig sein.' Aber Saint-Germains Gastgeberin ließ nun nicht mehr locker, und schließlich gelang es ihr, des Elixiers teilhaftig zu werden.
Der Graf überreichte ihr ein Kristallfläschchen mit einer köstlich duftenden rosafarbenen Flüssigkeit. 'Zwei Tropfen täglich genügen, teure Marquise', schmeichelte ihr Saint-Germain mit gekonntem Charme. 'So werdet Ihr Eure jugendliche Schönheit beibehalten.' Gierig nach Schätzen Was für Madame de Pompadour das 'Lebenselixier' Saint-Germains gewesen war, bedeutete für ihren königlichen Liebhaber die unstillbare Sehnsucht nach Reichtum und Macht. Ludwig XV. hatte, nachdem der Graf seiner Mätresse die Aufwartung gemacht hatte, auch von dem Gerücht vernommen, der aristokratische Besucher sei als hervorragender Alchimist ebenso imstande, nach Belieben jede Menge von Edelsteinen herzustellen. Das ermunterte Frankreichs Herrscher, diesen (im Volksmund längst als 'Wundermann' hoch gelobten) Alleskönner gleichfalls zur Audienz nach Versailles zu bitten, um sich diese Kunstfertigkeit von dem Betreffenden selbst persönlich bestätigen zu lassen.
Saint-Germain wußte von Ludwigs Gier nach Schätzen und gedachte, diese Chance für sich zu nutzen. Als er vor dem König erschien, und dieser ihm, scheinbar großzügig, auf Anhieb eine pompöse Behausung sowie festen Sold für dessen Entgegenkommen in Aussicht stellte, ihm bei der Vermehrung seines Vermögens behilflich zu sein, wies der Graf Ludwigs Ansinnen mit großer Geste zurück: 'Ich brauche weder Schloss noch Sold', beschied er seinem verblüfften Gastgeber 'denn ich bringe alles, was ich für meine Tätigkeit zu Gunsten Eurer Majestät benötige, selber mit: eine Schar Dienstboten und genügend Geld, um mir selbst ein Haus zu mieten.' Bei diesen großsprecherisch klingenden Worten griff Saint-Germain gleichzeitig in seine kunstvoll bestickte Tasche, um daraus im nächsten Augenblick eine Handvoll ungefasster Brillanten hervorzuholen und, wie beiläufig, auf das Ziertischchen in dem luxuriös ausgestatteten Empfangsraum in Versailles zu streuen. 'Hier sind einige Diamanten, die ich mir nunmehr gestatte, Eurer Majestät zum Geschenk zu machen. Ich habe sie eigenhändig hergestellt.' Ludwigs Ehrengast hatte den Charakter seines Audienzgebers richtig eingeschätzt. In den Augen Ludwigs glitzerte die Habgier, und er zögerte keinen Augenblick, Saint-Germains Einstandsgeschenk 'großzügig' anzunehmen.
Der Graf hatte sich damit am Hofe des Königs sowohl bei diesem als auch bei dessen bevorzugter 'Nebenfrau', Madame de Pompadour, mit den richtigen Gaben eingestellt. In der Folge avancierte er zum Ärger dort tätiger anderer hochgestellter Persönlichkeiten, etwa des Außenministers Herzog von Choiseul, der später auch gegen ihn integrierte zum unentbehrlichen Günstling bzw. Geheimkurier der französischen Krone. Saint-Germain war danach fast ständig kreuz und quer in Europa unterwegs und leistete als befähigter Diplomat Ludwig XV. und der Pompadour gute Dienste. Ein ungewöhnlicher Briefwechsel Einer, der im Frankreich des 18. Jahrhunderts ebenfalls hohes Ansehen in den adeligen Kreisen genoss, war der Dichter und Philosoph Frantois Marie Arouet besser bekannt unter seinem Künstlernamen Voltaire.
Auch dieser kluge Mann machte bald die persönliche Bekanntschaft des Grafen von Saint-Germain und stand mit diesem in späterer Folge in intensivem Briefwechsel. Leider ist uns aus dieser Korrespondenz nur ein einziges Schreiben nämlich das vermutlich letzte, das Voltaire an seinen gräflichen Freund adressiert hatte erhalten geblieben. Doch dieses allein ist schon wert, näher in Augenschein genommen zu werden. Voltaires Brief stammt vom 6. Juni 1761 und stellt unzweideutig die Reaktion des Dichters auf ein vorausgegangenes Schreiben Saint-Germains dar. Was die Zeilen so brisant macht, die damals an den Grafen gerichtet worden waren, ist der Umstand, dass jener dem mit ihm befreundeten Philosophen gewisse Prophezeiungen offen legte, die eine noch weit in der Zukunft liegende Zeit betrafen, von der der Graf von Saint-Germain eigentlich noch nichts wissen konnte. Es sei denn, er hätte auf irgendeine Weise die Möglichkeit wahrzunehmen gewusst, kommende Ereignisse vorauszusehen. Oder vielleicht sogar aus eigener Ansicht persönlich mitzuerleben! 'Ich beantworte Ihren Brief, Monsieur, den Sie mir im April geschrieben haben, worin Sie schreckliche Geheimnisse offenbaren, einschließlich des schlimmsten aller Geheimnisse, das es für einen alten Mann wie mich geben kann: die Stunde des Todes. Danke, Germain, Ihre lange Reise durch die Zeit wird von meiner Freundschaft für Sie erhellt werden, bis zum Moment, wenn sich Ihre Offenbarungen um die Mitte des 20. Jahrhunderts erfüllen werden.'
Drei Hinweise lassen uns nun hierbei aufhorchen: Jener auf die offensichtlich prognostizierte Todesstunde Voltaires, von der Saint-Germain anscheinend wusste und sie dem Dichterfreund mitgeteilt hatte. Die Andeutung Voltaires, wonach Saint-Germain eine 'lange Reise durch die Zeit' getätigt zu haben schien, und schließlich des Philosophen Bestätigung gewisser 'Offenbarungen' seines adeligen Briefpartners, die sich angeblich um 'die Mitte des 20. Jahrhunderts' (also etwa in den fünfziger Jahren) erfüllen würden. Worum es sich dabei konkret gehandelt haben dürfte, geht aus den Andeutungen Voltaires leider nicht hervor, doch erwähnt er zum Ende seines Schreibens zwei Errungenschaften, an welche zu seiner Zeit, Mitte des 18. Jahrhunderts, nicht einmal im Traum zu denken war. Heißt es doch in dem bewussten Brief ganz eindeutig: 'Die sprechenden Bilder sind ein Geschenk für die mir noch verbleibende Zeit, darüber hinaus könnte doch Euer wunderbares mechanisches Fluggerät Euch zu mir zurückführen...' Mit 'Adieu, mein Freund' und der Unterschrift des Schreibers: 'Voltaire, Edelmann des Königs', schließt jener sonderbare Brief des französischen Dichterfürsten an den Grafen von Saint-Germain.
Welche Möglichkeiten standen Letzterem zur Verfügung, um derartige, inzwischen tatsächlich eingetretene Entwicklungen im technischen Fortschritt der Menschheit vorhersehen zu können? Besaß der Graf mediale Einblicke in die geheimnisvolle 'Akasha-Chronik'? Jenes rätselhafte Gebilde, das in legendärer Überlieferung aus dem indischen Raum angeblich unseren Planeten unsichtbar umgeben soll und, gleich einem Videoband oder hochentwickelten Computer, in der Lage ist, alle Energie (somit sämtliche Geschehnisse, die es auf dieser Welt jemals gegeben hat und noch geben wird) aufzufangen und bis auf Abruf in sich zu 'speichern' bzw. aufzuzeichnen?
Ähnlich bestimmter menschlicher Schicksalsverläufe, wie sie beispiels- weise in Indiens aus alter Zeit stammenden 'Palmblatt-Bibliotheken' wiedergegeben werden, und wo auch die jeweiligen Todesstunden der davon betroffenen Menschen vermerkt sind! War Saint-Germain, so phantastisch es uns heute auch scheinen mag, womöglich ein Zeitreisender? War oder ist er nach Gutdünken imstande, beliebig oft die Jahrhunderte, vielleicht sogar die Jahrtausende zu überbrücken? Bestätigt sich, anhand Voltaires Andeutungen, unser Verdacht, dem Grafen unter Umständen heute noch begegnen zu können? War er jener 'Montsalveri' im 17. Jahrhundert ebenso wie jener unbekannt gebliebene Zivilist an der Vogesenfront Anfang des 20. Jahrhunderts, dem der aus Bayern stammende Schreinermeister Andreas Rill begegnete?
Und müssen wir letztlich auch die Behauptung jenes 25jährigen Franzosen akzeptieren, der zwar unter seinem bürgerlichen Namen Richard Chanfray im Pariser Fernsehen in Erscheinung trat, dort Blei in Gold verwandelte und sich zum krönenden Abschluss seiner alchimistischen Darbietungen als angeblicher Graf von Saint-Germain 'outete'? Was hatte es mit dem (laut Voltaire schriftlich bestätigten) 'mechanischen Fluggerät' des Grafen auf sich, von dem der greise Dichter annahm, dass Saint-Germain damit zu ihm zurückkehren könnte? Und was mit den ihm zum Geschenk gemachten 'sprechenden Bildern'? Worum könnte es sich dabei gehandelt haben? Es war im übrigen nicht die einzige Prophezeiung, die der Graf von Saint-Germain seinem Jahrhundert hinterließ.
Als er gegen Ende des 18. Jahrhunderts (etwa um 1788 ) zum zweiten Mal der österreichisch-ungarischen Monarchie und zwar deren Hauptstadt Wien seine Aufwartung machte (wobei er verschiedene alchimistische Gesinnungsfreunde größtenteils Freimaurer bzw. Rosenkreuzer besuchte), verkündete er ihnen zum Abschied folgende etwas kryptisch klingende Vorhersage: 'Ich scheide. Enthalten Sie sich, mich zu suchen. Einmal werden Sie mich noch sehen. Morgen Nacht reise ich; man bedarf meiner in Constantinopel, dann England, wo ich zwey Erfindungen vorzubereiten habe, die Sie im nächsten Jahrhundert haben werden: Eisenbahnen und Dampfschiffe. In Deutschland wird man deren bedürfen, denn die Jahreszeiten werden allmählich ausbleiben. Zuerst der Frühling, dann der Sommer. Es ist das stufenweise Aufhören der Zeit selber, als die Ankündigung des Unterganges der Welt. Ich sehe alles. Die Astronomen und Meteorologen wissen nichts, glauben Sie mir. Gegen Schluss des Jahrhunderts [gemeint war das 18.] verschwinde ich aus Europa und begebe mich in die Region des Himalaya. Ich muss rasten, mich ausruhen. Aber in einigen Jahrzehnten werde ich wieder von mir hören lassen...' Diese Worte finden sich vollinhaltlich in den so genannten 'Kleinen Wiener Memoiren', die der Okkultist Franz Gräffer im Jahre 1845 veröffentlichte. Lösen sie das Rätsel um den Grafen von Saint-Germain?