Haben Leibniz und Newton abgeschrieben?

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  • Haben Leibniz und Newton abgeschrieben?

    Immer wieder wird ja davon geschrieben, dass viele bekannte Persönlichkeiten der Wissenschaftsgeschichte sich auf ältere Quellen berufen haben und oftmals auch alte Erkenntnisse als eigene ausgegeben haben. Zur Zeit kommt eine Diskussion über Newton und Leibnitz auf.

    Seht selbst:


    Der Entdeckerruhm der beiden Mathematiker gebührt offenbar einer Gelehrtengruppe aus dem indischen Kerala. Ein britischer Forscher hat Dokumente einer fernöstlichen Mathematik-Schule ausgewertet. Demnach brachten Jesuiten-Missionare das Wissen nach Europa.


    welt.de/wissenschaft/article11…Newton_abgeschrieben.html
    Die Vollkommenheit ist unerreichbar. Gewiß ist die Vollkommenheit unerreichbar. Sie hat nur den Sinn, deinen Weg wie ein Stern zu leiten. Sie ist Richtung und Streben auf etwas hin.
    - Antoine de Saint-Exupéry, Die Stadt in der Wüste
  • Ich glaube, das ist heute schwer zu beurteilen. Die Welt war nicht besonders vernetzt, es hätte sein können, dass Newtons Nachbar vor ihm ein Gravitationsgesetz aufgestellt hat, und er hat davon nichts mitbekommen. Auch wenn die Techniken der Differentialrechnung bereits in manchen Regionen bekannt waren, ist es heute wohl schwer nachzuvollziehen, wieviel Newton und Leibnitz davon wussten.

    Ein weiterer Aspekt : Beispiel Maxwell-Gleichungen. Oft wird fälschlicherweise angenommen, Maxwell hätte die vier Grundgleichungen des Elektromagnetismus aufgestellt, doch in Wahrheit stammen sie von Ampère, Faraday und Gauß; jeder hat für sich ein Gesetz gefunden. Maxwells Leistung bestand darin, den Gesamtkontext zu sehen, er fand auch das letzte Puzzleteil, welches die ungeklärten Inkonsistenzen beseitigte (Einführung der Verschiebungsflussdichte).
    Maxwell hat also nicht bloss "abgeschrieben", sondern er war halt der einzige, der den übergeordneten Kontext sah. Es ist schwer zu sagen, welche Leistung größer ist und mehr zählt, wenn das überhaupt von Belang ist.

    Vielleicht ist es bei Newton und Leibnitz ja ähnlich gewesen. Die Grundzüge der Differentialrechnung waren vielleicht bekannt, doch erst Newton und Leibnitz haben diese Theorie in eine nutzbare Form gebracht, und den Bezug zur Physik gefunden.
  • Ja das ist eine Möglichkeit. Wobei man ja mittlerweile auch weiß, dass einige auch ihre Erkenntnisse aus älteren Schriften haben. Während nach Außen hin orientalisches Wissen als verpönt da nicht christlich galt, wurden die Schriften selbst jedoch von Mönchen sorgsam studiert. Erst mit der Renessaince kamen ja einige antike Dinge zur Sprache. Wenngleich auch oft als Metaphern oder indirekt. Viele berühmte Alchemisten haben ja auch sehr alte Schriften gehabt. Ich denke sowohl das eine als auch das andere ist richtig.

    Wie das im Fall von Newton und Leibnitz war lässt sich heutzutage wohl eher schwer nachvollziehen. Da bleibt einiges Spekulation.
    Die Vollkommenheit ist unerreichbar. Gewiß ist die Vollkommenheit unerreichbar. Sie hat nur den Sinn, deinen Weg wie ein Stern zu leiten. Sie ist Richtung und Streben auf etwas hin.
    - Antoine de Saint-Exupéry, Die Stadt in der Wüste