Landwirte haben Absprachen bei Milchpreisen getroffen

  • Landwirte haben Absprachen bei Milchpreisen getroffen


    In der Debatte um höhere Milchpreise wird immer deutlicher, dass der Preisanstieg auf Druck der heimischen Milchwirtschaft zustande gekommen ist. Eine höhere Nachfrage nach Milchpulver in Asien hat hingegen ebenso weinig Einfluss auf die deutschen Preise wie der zunehmende Anbau von Pflanzen für Biodiesel, den die Landwirte angeblich der Milchproduktion vorziehen.

    Ausschlaggebend ist offenbar eine "Absprache für eine langfristige Milchstrategie" der deutschen Milchviehhalter. Dies sagte der Grünen-Europapolitiker Friedrich Wilhelm Graefe zu Baringdorf am Sonntag dem Tagesspiegel. Tatsächlich haben die Molkereien mit den großen Handelsketten höhere Erzeugerpreise vereinbart. Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) hatte bereits im Frühjahr den Molkereien offen mit Lieferstopps gedroht, sollten die Erzeugerpreise nicht bis zum Herbst 2007 auf 40 Cent pro Kilogramm angehoben werden. "Diese Sache wird professionell betrieben. Der Druck sitzt den Handelsketten im Nacken", sagt Graefe, der selbst dem BDM angehört. Er hält die Forderungen des Verbandes, dessen 18 000 Mitglieder nach eigenen Angaben rund 50 Prozent der deutschen Milch produzieren, für gerechtfertigt. Preise unter 30 Cent wie sie bisher üblich waren, trieben die Landwirte in den Ruin. Die großen Discountketten hätten über Jahre die Preise in den Keller gedrückt, da sie Milch als Lockvogelprodukt eingesetzt hätten. "Der Skandal ist nicht die Preiserhöhung, sondern die bisherigen Dumpingpreise des Handels", sagte der EU-Politiker. Allerdings wundert auch er sich über das Ausmaß der aktuellen Preiserhöhung von 40 bis 50 Prozent für Milchprodukte wie Butter und Quark. "Möglicherweise wird hier getestet, wie weit man gehen kann, oder es wird bereits Spielraum eingebaut, für den Fall, dass die Erzeugerpreise tatsächlich auf 40 Cent steigen."



    Quelle: Pressemitteilung Der Tagesspiegel

    Milch ist eines der wichtigsten Nahrungsmittel. Welche Auswirkungen kommen auf uns zu mit den teuren Preisen, da die Palette an Milchprodukten sehr groß ist.
    Erschreckenderweise wird in manchen Grundschulen anstatt Milch, den Kindern Cola als Getränk angeboten.
    Die Vollkommenheit ist unerreichbar. Gewiß ist die Vollkommenheit unerreichbar. Sie hat nur den Sinn, deinen Weg wie ein Stern zu leiten. Sie ist Richtung und Streben auf etwas hin.
    - Antoine de Saint-Exupéry, Die Stadt in der Wüste
  • Schuld ist u.a. die EU

    Hier ist noch ein interessanter Artikel zu diesem Thema!

    Quelle: Hans Weidenbach


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    Milchpreisschock[/left]


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    Wie uns die EU in den Ruin treibt
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    Die „Bild“-Zeitung will die Schuldigen längst ausgemacht haben: „Warum trinken die Chinesen uns die Milch weg?“, schlagzeilt das Blatt angesichts des rasanten Preisanstiegs. Anzunehmen ist, dass Peking von der Springer-Presse demnächst auch dafür verantwortlich gemacht wird, wenn hier zu Lande Fleisch und Brot teurer werden. Zwar wirkt sich die gestiegene Nachfrage aus China, Indien, Russland und den in die Europäische Union neu aufgenommenen Staaten aus Mittel- und Osteuropa auf den Preis bei Milchprodukten aus. Der Hauptgrund für die Teuerung aber ist die EU-Agrarpolitik, die das Angebot verknappt.
    Dem jetzigen Preissprung um bis zu 50 Prozent bei Milchprodukten (die Zentrale Markt- und Preisberichtstelle geht von einem Anstieg der Preise für Butter um 1,40 Euro pro Kilogramm und für Quark um 50 Cent pro Kilo aus) könnten nach Angaben von Marktexperten tatsächlich weitere Erhöhungen auch bei anderen Lebensmitteln folgen. So ist nach Meldungen des Zentralverbands der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) etwa mit einer Anhebung der Handels- und Endverbraucherpreise für Hähnchen- und Putenfleisch zu rechnen. „Nur so ist es möglich, die dramatisch gestiegenen Erzeugungskosten infolge nahezu inflationärer Preiserhöhungen von Futtergetreide abzufangen“, heißt es zur Begründung. Auch sagen Marktforscher einen Preisschub im Herbst bei Brotwaren voraus, denn der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks beklagt drastische Kostensteigerungen bei Mehl und Strom. Doch damit nicht genug. Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DVB) kündigte zudem die Verteuerung von Rind- und Schweinefleisch an.
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    Irrwitziges EU-Quotensystem



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    Während einst die Agrarpolitik der Europäischen Gemeinschaft/Europäischen Union Butterberge und Milchseen zur Folge hatte, bewirkt ein geradezu irrwitziges Quotensystem heute eine nachfragefeindliche Einschränkung der Produktion, von der zunehmend der innereuropäische Markt betroffen ist. Robert Kloos, Präsident der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) zeigt sich hilflos: „Wir haben keine Stellschrauben, um den Milchpreis zu beeinflussen.“ Die Agrarpolitik könnte den europäischen Markt infolge der Liberalisierung nicht vor hohen Preisen schützen.

    Es ist die EU-Agrarpolitik, die nun für die Engpässe auf dem Milchmarkt verantwortlich zeichnet. Aus der irrsinnigen Praxis der früheren Überschussproduktion wurde eine verbraucherfeindliche Reduzierung der Erzeugung. Schon seit 1984 hat das von Brüssel angewendete Instrument Quotensystem die Milchproduktion in einer Weise „reguliert“, die nur Kopfschütteln auslösen kann. Heute ist es so: Wer mehr Milch abliefert, als sein Kontingent erlaubt, wird von den Eurokraten zu hohen Strafen verdonnert. „Das Quotensystem hindert die Milchbauern seit zwei Jahren daran, am Wachstum des Weltmarktes teilzunehmen“, erklärt Erhard Richarts von der Zentralen Markt- und Preisberichtsstelle zur Misere. Die Europäische Kommission will das Druckmittel – entgegen aller Vernunft – beibehalten. Und da unter den Regierungen der EU-Mitgliedsstaaten in der Frage der Aufhebung keine Einigkeit besteht, dürfte sich in den kommenden Jahren nichts an diesem Missstand ändern.
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    Einkommensschwache besonders betroffen



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    Das Nachsehen haben insbesondere Geringverdiener und vor allem Kinder von Arbeitslosen und/oder Sozialhilfeempfängern. Viele werden bei den Milchprodukten infolge der drastischen Verteuerung Abstriche machen müssen, die eine gesunde Ernährung gefährden. Von Politikern des etablierten Parteien-Kartells können sie keine Unterstützung erwarten. Der Vorschlag, wenigstens für Kinder, die von Hartz-IV-Zahlungen abhängig sind, durch Aufstockung des Satzes einen „Ausgleich“ zu schaffen, wurde bereits von Rot-Schwarz abgelehnt. Und CDU-Generalsekretär Pofalla verstieg sich gar zu der Bemerkung, eine solche Anregung zum Wohle bedürftiger Kinder sei „absurd“. Es sei nicht nötig, Sozialhilfe oder Arbeitslosengeld-II-Bezüge der Teuerung einzelner Produkte anzupassen.
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    von Hans Weidenbach
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