In einem anderen Thread wurde die Behauptung aufgestellt, die Gemeinschaft der Physiker w?rde in verschw?rerischer Art und Weise die Relativit?tstheorie wider besseren Wissens aufrechterhalten und Kritik diesbez?glich unterdr?cken. Da ich selbst Physiker bin, m?chte ich in diesem Thread er?rtern, welchen Sinn eine solche Verschw?rung haben k?nnte und inwieweit sich dieses Bild der Wissenschaftler mit der Realit?t deckt.
Zun?chst m?chte ich einige Worte zum Arbeitsalltag eines Physikers in der Forschung verlieren : Wenn eine Gruppe von Physikern ein Experiment durchgef?hrt und ausgewertet hat, werden die Ergebnisse in sogenannten "Papers" ver?ffentlicht. Dies sind im Schnitt zwei- bis f?nfseitige Artikel, in welchen der experimentelle Aufbau, die erhaltenen Daten, die Auswertemethodik und die Schlussfolgerungen dargestellt sind. Auf diese Weise wird das Wissen weitergegeben.
Wenn also eine Arbeitsgruppe sich entschliesst, zu einem beliebigen Thema ein Experiment durchzuf?hren, steht am Anfang die Recherche : Man sucht sich alle Papers heraus, welche sich ebenfalls mit diesem Thema befassen, und informiert sich ?ber die bereits durchgef?hrten Experimente, ?ber eventuelle experimentelle Schwierigkeiten, welche bereits von anderen Gruppen gel?st wurden etc. Weiterhin enth?lt jedes Paper die Namen und zugeh?rigen Forschungseinrichtungen von jedem Physiker, der massgeblich an diesem Experiment beteiligt war; das erleichtert die Kontaktaufnahme bei eventuellen R?ckfragen, beispielsweise zum experimentellen Aufbau.
Nat?rlich existieren auch rein theoretische Papers, wenn man beispielsweise ein neues mathematisches Modell f?r einen bestimmten Sachverhalt gefunden hat, wird dies ebenfalls in den daf?r vorgesehenen Zeitschriften ver?ffentlicht.
Man sieht bereits recht deutlich, was passiert, wenn eine Gruppe gef?lschte Daten ver?ffentlicht : Sp?testens, wenn sich die n?chste Gruppe mit dem gleichen Thema befasst, fliegt der Schwindel auf.
Weiterhin ist klar : Als Physiker ist man auf die Arbeit der Kollegen angewiesen. Man kann nicht bei jedem neu aufgebauten Experiment das Rad neu erfinden, und oft steckt der Teufel im Detail. Wenn man als Physiker keine M?glichkeit h?tte, auf die Erfahrungen der anderen zur?ckzugreifen, w?rde Forschung sehr viel l?nger dauern.
Nun stellt sich mir die Frage : Was h?tte die Gemeinschaft der Physiker davon, eine falsche und nicht funktionierende Theorie aufrechtzuhalten ? Was w?re die Motivation f?r ein so sinnloses und destruktives Verhalten ? Man w?rde die Forschung, also die eigene Zunft behindern und t?uschen, und auf diese Weise die Forschung in unzul?ssiger Weise torpedieren. Wozu ? Welches Interesse h?tte ein Physiker daran ?
Desweiteren stelle ich folgendes Argument zur Diskussion : Physiker sind Menschen, und sie streben (wie wir alle) nach Anerkennung, Ruhm und Reichtum. Wenn ein Physiker nun ein Experiment entdecken w?rde, welches Einsteins Relativit?tstheorie eindeutig widerlegt, w?re ihm der Nobelpreis sicher. Was h?lt einen Physiker davon ab, dieses Experiment zu ver?ffentlichen ? Wie soll man sich das vorstellen - auf der ganzen Welt arbeiten Physiker, auch an der Relativit?tstheorie - unterliegen diese einer kollektiven Gehirnw?sche ? Ist ein solches Szenario ?berhaupt denkbar ?
KURZ : Welchen Sinn h?tte eine Weltverschw?rung von Physikern ? Wozu sollte man wider besseren Wissens eine falsche Theorie aufrechterhalten ? Welches Ausmass m?sste eine solche Verschw?rung haben ? Ist ein solches Modell der Forschergemeinschaft ?berhaupt vorstellbar ?
Ich freue mich auf eine angeregte Diskussion.
Freundliche Gr?sse,
M.C.